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L
Hallo,

ich würde gerne mal von meiner Wirkung mit Tavor bei Flugangst berichten und bin über Meinungungen / Ratschläge dazu sehr dankbar.
Für diejenigen, die vielleicht nicht so viel Text lesen möchten, habe ich die 3 wichtigsten Fakten sowie meine Fragen dazu rot markiert.

Ich leide seit ca. 20 Jahren unter extremer Flugangst. Ein Auslöser dafür ist mir nicht bekannt (als kleines Kind bin ich mit meinen Eltern immer geflogen und es hatte mir nie etwas ausgemacht). Die Angst war irgendwann da. Im Alltag bekomme ich immer wieder Kommentare, dass ich öfter fliegen müsse, dann würde sich das bessern. Genau das Gegenteil war bei mir der Fall. Immer wieder habe ich es versucht, in ein Flugzeug einzusteigen, und jedes Mal war das für mich noch schlimmer als beim Versuch zuvor. Das ist so schlimm, dass ich keinen Urlaub richtig genießen kann, weil ich permanent den Rückflug im Kopf habe.

Ich werde auch gerne gefragt, wovor genau ich Angst habe. Ob es die Angst vor dem Kontrollverlust, vor dem Abstürzen oder der Enge im Flieger sei. Ich würde sagen es ist insbesondere die Angst vor dem Abstürzen. Und da helfen mir auch leider keine Statistiken. Wenn ich im Flugzeug sitze, habe ich nicht nur Angst davor, sondern habe richtige Panik, weil ich das Gefühl habe, es könnte jeden Moment so weit sein. Es fült sich an als sei ich in Lebensgefahr und ich habe Todesangst. Das mag komplett lächerlich klingen, und mir ist selbst bewusst, dass das Quatsch ist, aber leider ist mein Verstand ausgeschaltet, sobald ich ein Flugzeug betrete oder weiß, dass ich das in den nächsten Tagen tun muss. Das Schlimmste daran ist der Start. Da habe ich Angst, dass das Flugzeug es noch nicht mal bis in die Luft schafft und noch vorher etwas Schlimmes passiert.
Ich glaube die Angst in den Tagen zuvor ist auch zusätzlich die Angst davor, dass es mir so extrem schlecht gehen wird.

Abgesehen vom Fliegen leide ich nicht an Ängsten und Erkrankungen. Ich bin auch allegemein kein Ängstlicher Mensch.


Am Dienstag bin ich von Deutschland nach England geflogen. Ca. eine dreiviertel Stunde vor dem Start nahm ich 1,0 mg Tavor Expidet. Die Wirkung spürte ich nach ca. 30 min deutlich. Ich wurde viel ruhiger, setzte mich auf meinen Sitz und döste sogar kurz ein. Das würde mir ohne dieses Medikament nie passieren.

Dann ging es los. Das Flugzeug beschleunigte auf der Startbahn und ich bekam trotz der Tavor plötzlich starke Panik. Es fühlte sich an, als ob der Körper so sehr Adrenalin ausgeschüttet hat, dass die Tavor-Wirkung irgendwie pausiert oder vorrübergehend fast komplett gedämpft wurde.
In der Luft war es dann so: immer wenn der Flug etwas ruhiger wurde, merkte ich die Wirkung der Tavor - ich wurde müde und konnte sogar schlafen. Sobald die Maschine aber etwas wackelte oder an Höhe korrigierte, war ich augenblicklich hellwach und panisch. Wenn es dann wieder ruhiger wurde, ging es wieder. So verlief der knapp zweistündige Flug und ich war trotz des Medikaments heilfroh, endlich wieder aus der Maschine steigen zu können.

Im Anschluss an den Flug stand ich aufgrund der Medikamentenwirkung den gesamten restlichen Tag noch etwas neben mir. Das äußerte sich folgendermaßen: ich hatte leichte Schwierigkeiten, mich auszudrücken, versprach mich häufig und konnte komplexeren Gedanken und Gesprächsthemen kaum mehr folgen. Und ich hatte das Gefühl, dass ich selbst am nächsten Morgen noch etwas platt war. KO, müde.

Morgen Nachmittag muss ich wieder fliegen. Ich hatte eigentlich die Hoffnung, dass das mit diesem Medikament angsfrei funktioniert. Ich konnte die letzte Nach kaum schlafen, bin heute wie gerädert und muss immer wieder mit Abscheu an morgen denken.

2011 hatte ich schon einmal Tavor Expidet vor einem Flug verschrieben bekommen. Da nahm ich aber 2,5 mg. Allerdings nicht sehr lange vor dem Start (der Arzt meinte, es wirke innerhalb von 10 Minuten. Das ist bei mir zumindest definitiv nicht der Fall). Ich hatte beim Start trotzdem Panik ohne Ende und war nach dem Flug stundenlang komplett ausgeknockt. Der Flug selber war trotzdem nicht angstfrei. Ich habe deshalb dieses mal nur 1,0 mg etwas früher genommen, in der Hoffnung, dass das besser klappt.


Sind 1,0 mg Tavor Expidet zu wenig?

Ist die Einnahme eine dreiviertel - 1 Stunde vor Abflug zu spät?

Wirkt das Medikament eventuell nicht richtig bei mir oder ist meine Angst einfach zu extrem?



Vielen lieben Dank für jeglichen Kommentar

21.07.2016 17:06 • 25.07.2016 #1


6 Antworten ↓


Schlaflose
Zitat von LobsterPatrol:
Vielen lieben Dank für jeglichen Kommentar


OK, dann sage ich dir, wie ich es halte: ich fliege einfach nicht. Es gibt so viele Ziele, wo man auch ohne Fliegen hinkommt. Nach England z.B. ist das ja wirklich kein Problem mit anderen Verkehrsmitteln hinzukommen. Und Ziele, wo man nur mit Fliegen hinkommt, reizen mich von vornherein nicht.
Mir wäre es egal, ob das Tavor wirkt. Wenn das Flugzeug abstürzt, hilft einem das ja auch nicht.

21.07.2016 17:49 • #2


A


Tavor bei Flugangst wirkte nicht - unterdosiert?

x 3


enten
Hallo Lobster,
denke mal das sich deine Flugangst chronifiziert hat.
Deine Flugangst ist mittlerweile so stark,dass sie die Wirkung der Tablette während des Fluges überlagert.
Wenn der Flug überlebt ist,spürst du wieder die Wirkung und legt dich für Stunden lahm.
Da du bereits auch die 2,5mg probiert hast würde ich von einer weiteren Erhöhung absehen.
Hast du vielleicht schonmal ein Flugangstseminar gemacht?(Lufthansa oder ähnl.)
Ansonsten würde ich eventl.eine Therapie in Angriff nehmen,die speziell auf Flugangst ausgerichtet ist.

21.07.2016 17:56 • #3


Icefalki
In meiner schlimmsten Zeit bekam ich mal ne Spritze, war ein Benzo. Hat mir gar nix geholfen.

Wer sich in Lebensgefahr wähnt, dessen Körper tut alles fürs Überleben.

Denke, das kann man mal so lapidar ausdrücken. Und dich völlig wegbeamen geht ja auch nicht.

Ich kann selbst auch noch nicht auf der Autobahn fahren. Muss ich auch nicht. Und wenn das alles ist, mich juckt das nicht mehr.

Also, entweder auf Flugreisen verzichten, oder tatsächlich ein Flugtraining absolvieren. Ich denke, dann muss man aber dranbleiben.

Solange du beruflich nicht aufs Fliegen angewiesen bist?

Ich muss ja auch nicht auf Berge kraxeln, wenn ich extreme Höhenangst habe. Als Dachdecker sieht das dann natürlich anders aus.

Dir Frage ist eben immer, mit was kann ich leben, und mit was nicht.

Muss jetzt gerade grinsen, musste heute meinen Chef heimfahren. Auf seine Frage, warum ich jetzt Nebenstraßen fahren, sagte ich, selbst schuld, erstens bin ich jetzt Chef im Auto und zweitens, ist es sein Pech, wenn er eine Neurotikerin einstellt. Wir haben herzlich gelacht.

Steh dazu, oder arbeite daran. Ist immer einem selbst überlassen, welche Prioritäten man setzt.

21.07.2016 18:48 • #4


L
Hallo und vielen Dank schon mal euch allen!

Chronifiziert trifft es sehr gut sowie auch der Rest der Beschreibung. Die Wirkung von Tavor wird von der Angst überlagert und nach dem Flug haut es mich um. Bzw. vielleicht nahm ich die Blättchen einfach zu spät und deshalb wirkt es eventuell in volle Breite erst nach der Landung? Es waren ja immer nur kurze Flüge von 1,5 - 2 Stunden.

Die 2,5 mg nahm ich erst unmittelbar vor dem Flug, weil der Arztmeinte, diese würde in 10 Minuten wirken. Der Flug damals ging nach Schweden und dauerte glaube ich auch um die 2 Stunden. Bei der Landung war ich laut meiner Begleitung etwas ruhiger, wobei ich die Landung genrell nie so extrem empfinde wie den Start.

Andererseits habe ich auch Bedenken, das Zeug viel früher zu nehmen. Dann haut es mich vorher um und in der Sicherheitskontrolle denken sie, ich hab mir sonst was eingeworfen und lassen mich nicht ins Flugzeug.

Ich habe bisher kein Flugangstseminar gemacht. Ich habe Bedenken, dass das meine Angst verstärkt anstatt zu helfen. Ich darf auch gar keine Reportagen anschauen oder Berichte lesen, in denen es um Flugzeuge geht. Ich habe da eine solch selekive Wahrnehmung, dass sich meine Flugangst in sämtlichen Details bestätigt fühlt.

Das Problem momentan ist aber in erster Linie, dass ich morgen (und am Monag sogar noch einmal) wieder einsteigen muss. Denn ich muss ja irgendwie wieder nach Hause kommen. Es geht allerdings nicht direkt nach Hause, sondern ich habe mich dazu breitschlagen lassen, zunächst nach Hamburg und dann nach Stuttgart zu fliegen. Diese Entscheidung bereue ich momentan total.

Momentan tendiere ich zu der Idee, 2 - 2,5 mg ca. 2 - 2,5 Stunden vorher zu nehmen. Das heißt, dass zwischen Einnahme und Star ca. 2, zwischen Einnahme und Landung ca. 4 Stunden vergehen. Hält die Wirkung normalerweis so lange an, oder ist da schon mit einem Wirkungsverlust zu rechen? Und wie lange dauert es denn überhaupt so im Schnitt bei den Expidets, zwischen Einnahme und Wirkung? Muss man die eigentlich so lange wie Möglich im Mund behalten oder ist das egal?

Ich werde auf jeden Fall mal Berichten, wie das so funktioniert hat.

21.07.2016 18:55 • #5


Dave09
Also lange im Mund behalten kannste die doch kaum. Bei mir waren die immer nach 2 Minuten oder so komplett aufgelöst.

Die Tavor jetzt im Notfall eher zu nehmen dürfte auch kein Risiko darstellen, da die Angst sich ja bis zum Start bei dir aufbaut.

Wenn du schon angebreitet durch die Kontrolle mußt, einfach vom Arzt ein Rezept in der Tasche haben, daß du auf die Einnahme angewiesen bist. Sediert stellst du im Flieger keine Gefahr da. Alk. oder Upper, wie Amphetamin und dessen Derivate, oder auch Dro., da wäre es schon heikel und könnte dir verweigert werden.

Muß selbst hier als Substanzfreak aber den anderen Usern recht geben. Der menschliche Geist übertüncht bzw. schaltet im Panikmodus jede Stoffwirkung aus. Ein Flugseminar, beruhend auf Schocktherapie und das Handling der Angst, ist für dich die einzige Lösung,

25.07.2016 19:49 • #6


Dave09
Ach und Wirkungsdauer oder HWZ ist ca. 7 Stunden, passt also von der Dauer immer noch.

25.07.2016 20:08 • #7





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Dr. med. Andreas Schöpf