Pfeil rechts
11

S
Hallo,

ich werden auf Grund meiner hypochondrischen Angststörung, meiner mittelschweren Depressionen und meiner ziemlich ausgeprägten Zwangsstörung in etwa einem Monat in Absprache mit meinem Psychotherapeuten von meinem Psychiater mit einem Antidepressivum aus der Gruppe der SSRI behandelt.

Ich habe mich lange davor gescheut, aber meine Psychologin rät mir seit längerem dazu und jetzt mache ich es halt.

Allerdings habe ich durch meine Hypochondrie natürlich auch starke Angst vor Nebenwirkungen und im allgemeinen habe ich bislang leider nur schlechtes gehört und gelesen über alle möglichen Antidepressiva.

Sind diese Medikamente wirklich so wirkungslos oder haben die bei vielen auch positive Effekte?


Liebe Grüße

24.07.2022 00:44 • 09.08.2022 #1


12 Antworten ↓


rednaxela
Hallo, dazu gibt es hier im Forum etliche Themen, die sich über sich Suchfunktion finden lassen. Zu SSRIs, aber auch zum dir verordneten Medikament.

Die Medikamente würden nicht zugelassen werden oder gar so oft verschrieben, wenn sie wirkungslos wären. Sie helfen mehrheitlich sehr gut und zuverlässig.

24.07.2022 00:58 • x 1 #2


A


Positive Erfahrungen mit SSRI?

x 3


S
@Alex_NRW vielen Dank für deine Antwort.

Leider gab es in all den anderen Beiträgen, zumindest in meiner Wahrnehmung, deutlich mehr negative Berichte als positive.

Auch finden sich im Internet viele Beiträge, bei denen sogar Ärzte und Wissenschaftler davon abraten, jegliche Antidepressiva zu nehmen.

Sie seien nicht wirkungsvoll, seien bloß Placebo, die Serotonin-Theorie würde gar nicht stimmen und daher sei die Einnahme sinnlos usw...

Dadurch bin ich einfach sehr verunsichert was ich machen soll und erhoffe mir eigentlich, dass es auch Menschen gibt, deren Leben sich durch die Einnahme von SSRIs positiv verändert hat.

24.07.2022 02:16 • x 2 #3


S
@Alex_NRW nachdem ich beispielsweise Beiträge wie diesen: https://www.depression-heute.de/seroton...widerlegt/

gelesen habe, habe ich eigentlich überhaupt keine Lust mehr und sehe auch keinen Sinn mehr darin, mich möglichen unerträglichen Nebenwirkungen auszusetzen.

24.07.2022 02:39 • x 1 #4


D
Hallo Sarah,

Ja die Serotonin Theorie wurde wiederbelegt, dass heißt aber nicht das die Medikamente an sich generell nicht wirken. Das war auch vor der Widerlegung NUR eine Theorie (eine Vermutung).

Man kann es und viele schaffen es auch ohne Medikamente und man kann nicht in Vorhinein sagen das diese oder ein anderes Medikamente bei einem wirkt, oder ob überhaupt bei jemandem sicher ein Medikament wirkt.

Was aber auch Fakt ist, sehr viele finden das richtige Medikament und es hilft Ihnen.

24.07.2022 08:10 • x 2 #5


E
Warum liest du dir das alles im Internet durch? Hast du durch die Therapie keine Skills an der Hand um das zu unterlassen?

Warum fängst du erst in einem Monat damit an?

Es gibt über 70 Antidepressiva und jedes davon hat Nebenwirkungen, das ist Fakt.

Du kannst welche bekommen, musst aber keine bekommen. Wenn welche auftreten sind diese meist nach 2 - 3 Wochen verschwunden.

Wenn du deine negative Einstellung beibehälst respektive auch nur in Google nachliest was alles auftreten kann, was denkst du was dann passiert wenn du ein AD einnimmst? Ich würde dir empfehlen an der Einstellung zu arbeiten und den Ärzten vertrauen.

24.07.2022 09:24 • x 1 #6


Icefalki
Ich sage es mal so und meine, das bezgl. Antidepressiva auch gelesen zu haben: Je heftiger die Depression, desto besser wirken Antidepressiva.

Aus eigenem Erfahren kann ich nur sagen, dass ich mich auch gesträubt habe, sowohl therapeutische als auch medikamentöse Hilfe einzusetzen. Im Nachhinein war das dumm, denn die Antidepressiva haben mich echt gerettet und natürlich auch die Therapie.

Aber ich musste erst ganz unten ankommen, um mir helfen zu lassen. Da einem dort eh alles egal wird, macht man sich auch keine Kopf wegen paar Nebenwirkungen. Da machste eh nix mehr.

24.07.2022 10:33 • x 3 #7


S
@Dom78 danke für deine Antwort.

Aber wenn die Serotonin Theorie widerlegt ist, dann kann doch ein Medikament dass ausschließlich den Serotonin Haushalt erhöht nichts an den bestehenden Krankheiten verändern, wenn diese ja offensichtlich überhaupt nicht mit dem Serotoninhaushalt in Verbindung stehen?

Oder verstehe ich das falsch?

24.07.2022 13:39 • #8


D
Zitat von Sarahx:
@Dom78 danke für deine Antwort. Aber wenn die Serotonin Theorie widerlegt ist, dann kann doch ein Medikament dass ausschließlich den Serotonin ...

Warum Medikamente (in deinem Beispiel, SSRI‘s) helfen, kann ich dir nicht sagen. Es ist mir auch nicht bekannt, dass die Forschung aktuell diese Frage beantworten kann.

Mit dem Eingriff in der Hirnchemie wird ein Prozess angestoßen. Rezeptoren werden dabei hinauf, herunter reguliert. Das Hirn versucht wieder ein Gleichgewicht zu erzeugen (Homöostase). Das Ergebnis dabei ist es im viele Fälle, eine Besserung der Krankheit.

Diese Umstellung (Umbau) braucht Zeit (in etwas vier bis sechs Wochen), deswegen auch die verspätete Besserung bzw. bis der Umbau beendet ist, die anfängliche Nebenwirkungen.

Bei manche reicht auch nicht nur den Serotonin Haushalt zu beeinflussen. Mit andere Medikamente werden auch andere Transponder beeinflusst (z.B. Nordadrenalin, Dopamin, etc.) was auch zu eine Besserung führen kann.

Im Endeffekt stimmt aber schon die Aussage: "man schluckt eine Blackbox".

Es ist aber sehr gut, dass du dich informierst und Medikamente kritisch betrachtest. Die Entscheidung dafür oder dagegen soll gut überlegt sein.

Ein Tipp: Wenn du dich dafür entscheidest, solltest du dich genauso gut mit das Thema "ausschleichen" auseinandersetzen. Das Ausschleichen Planen und dir genau Zeit dafür lassen. Den genauso wie dir keiner sagen kann, ob ein Medikament oder nicht, kann dir keiner sagen ob das Ausschleichen leicht oder schwer fällt. Und ein falsch Ausgeschlichen Medikament, birgt mMn. das größte Risiko. Viele schaffen es Problemlos in n paar Wochen davon loszukommen. Andere wiederum brauchen Jahren (wenn sie überhaupt irgendwann los kommen).

24.07.2022 15:43 • #9


S
@Dom78 wenn ein SSRI wirklich was nützen würde, würde ich dieses sogar gerne nehmen.

Aber im Internet findet man wie gesagt häufig Sachen wie Placebo Effekt und ähnliches.

Und auf Placebo-Pillen mit Nebenwirkungen kann ich verzichten, denn bei meiner negativen Einstellung und Hypochondrie wird sich sicherlich kein Placebo Effekt manifestieren können.

24.07.2022 21:42 • #10


D
Zitat von Sarahx:
@Dom78 wenn ein SSRI wirklich was nützen würde, würde ich dieses sogar gerne nehmen. Aber im Internet findet man wie gesagt häufig Sachen wie ...

Wenn es "nur" ein Placebo Effekt wäre, würde die Placebo Wirkung nicht sofort eintreten? Warum brauchen die Leute verschiedene Medikamente, oder verschiedene Dosen?

MMn. solltes du es erstmal mit Therapie versuchen. Bekommst du es damit im Griff ist es Perfekt. Vielleicht danach oder während der Therapie noch was auf pflanzlicher Basis testen.
Medikamente sollen in letzte Instanz in Frage kommen. Und wenn’s soweit ist, zögere nicht, den Sie können wirklich helfen. Und schau, das du ein guten Arzt hast, der dich gut Aufklärt und in dem du Vertrauen hast. Schwer zu finden aber nicht unmöglich.

24.07.2022 22:19 • #11


Drummerin
Hallo zusammen
ich habe von bezirkskrankenhaus Escitalopram in Tropfenform bekommen 2 MG wegen dem Herzfehler darf ich nicht mehr Tropfen nehmen. Weiß jemand zufällig ob man mit so einer niedrigen Dosis schon etwas merken kann ? Ich war gestern beim Hausarzt wegen PCR Test und mit ihm kann man überhaupt gar nicht mehr sprechen er ist nur genervt und frägt mich nicht mal wie es im Krankehaus war weil ich ja mehr als 3 Wochen war.... Zum einen meine ich es tut mir gut und zum anderen habe ich Angst dass es die Bauchproblematik noch verschlimmert glaub ich aber nicht .... Mein Hausarzt sagte ich soll bis zu 5 Tropfen nehmen aber die Oerärztin sagte nicht mehr als 2 Tropfen wegen dem Herzfehler die ist da übervorsichtig wars ich aber auch gut find weil mein Hausart ist das egal ob 2 MG oder 5MG. Meine Frage an Euch ich habe keinen Psychater möchte aber unbedingt die Tropfen weiter nehmen entweder bis zu 5 MG oder ganz absetzten oder es bei 2 MG lassen. Wie gehe ich vor ? weiß jemand zufällig wie schädlich Mirtazapin ist? Das wäre jetzt noch meine alternative....Weiß jemand zufällig was ich tn kann wenn meinHausarzt kein Gespräch macht ? ich möchte nicht wieder in die Tavor schine fallen weil ich einen Entzug hatte. Gestern aber wegen Corona brauchte ich im Notfall 0.5 MG Tavor weil ich so schmerzen habe und einfach nur Angst weil es so ohne fast nicht möglich ist habe Aber nicht vor dies wieder zu nehmen was soll ich aber denn machen wenn mein hausarzt immer genervt ist ? Und bei mir so wieso keine Diagnostik mehr gemacht wird was ich auch gut find allerdings kann man ja mal ultraschall machen oder auf den Bauch schauen ohne dass man gleich genervt ist ich habe ja auch einen Herzfehler er war gestern schon genervt wei ler abhorchnen musste! leider sind alle hausärzte komplett voll. Ich habe einen netten Internist an den ich mich jetzt dann mal hinwenden werde !

09.08.2022 09:06 • #12


Roman87
Hallo Sarahx,
ich würde einige negative Beispiele nicht repräsentativ für ein ganzes medizinisches Fach halten. Wenn du konkrete Aussagen zu Hypochondrie/Krankheitsangst und der Wirksamkeit von Psychopharmaka lesen möchtest, bietet sich das Hinzuziehen aktueller Fachliteratur zu dem Thema an, statt Meinungen zu konsultieren. Es kann auch sein, dass aufgrund deiner sensiblen Wahrnehmung, bewusst oder unbewusst, ein verlagerter Fokus auf negative Aussagen besteht. Ich habe mir die geringe Mühe gemacht und dir aus einem medizinischen Fachbuch (Stand von 2019) abgekupfert:

Auszug aus dem klinischen Arbeitsbuch Kognitive Verhaltenstherapie bei Hypochondrie von Dr. Gaby Bleichhardt und Prof. Dr. Florian Weck, Kapitel 4: Manualisierte Einzeltherapie, 4.4 Weitere Therapie und Therapieabschluss, 4.4.3 Pharmakotherapie:

Zitation-Anfang
Bisher liegen erst einige wenige Studien vor, die sich mit der Wirkung von Psychopharmaka bei Hypochondrie befassen. Aufgrund der Studien lässt sich leider auch kaum schlussfolgern, welches Medikament das Beste ist, sondern vielmehr, für welches überhaupt Wirksamkeitsnachweise vorliegen. Alle der getesteten Psychopharmaka sind Antidepressiva, und davon am besten untersucht wurden die selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI). Primäres Behandlungsziel aller im Folgenden berichteten Studien war die Reduktion der hypochondrischen Symptomatik.

Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI)
Mehr oder minder kleine Studien wurden bisher für die Wirkstoffe Fluoxetin, Fluvoxamin und Clomipramin publiziert. Eine größere randomisiert-kontrollierte Studie liegt für Paroxetin vor.

Fluoxetin
Für Fluoxetin liegt eine randomisiert- kontrollierte Doppelblind-Studie vor: Fallon et al. (1996) nahmen 25 Patienten in die Studie auf, von denen 5 wegen Erfolgen in einer zweiwöchigen Placebo-Vorphase oder wegen mangelnder Compliance ausgeschlossen werden mussten. Fünf weitere Patienten fielen während der 12-wöchigen Behandlungsphase aus, so dass die folgenden Aussagen nur für die verbleibenden 15 Patienten (60 %) gelten. Am Ende der Behandlung wurden 8 von 10 Patienten (80 %) mit Fluoxetin als deutlich verbessert eingeschätzt, jedoch galt dies auch für 3 von 5 Patienten (60 %) mit Placebo. Bei strengeren Erfolgskriterien verändern sich die Erfolgsraten auf 50 % vs. 16 %. Darüber hinaus berichten eine unkontrollierte Studie mit 10 von 14 Respondern (16 Patienten waren in die Studie aufgenommen worden) (Fallon et al. 1993) sowie zwei Veröffentlichungen über drei Kasuistiken über Erfolge mit Fluoxetin.

Fluvoxamin
Belege für Fluvoxamin finden sich bei Fallon (2001). In diese unkontrollierte Studie wurden 18 Patienten eingeschlossen. Nach der 6-wöchigen Behandlungsphase befanden sich noch 11 Patienten in der Untersuchung, von denen 8 (73 %) als Responder eingeschätzt wurden. Außer dieser Veröffentlichung findet sich eine weitere Kasuistik, in der über den Erfolg mit Fluvoxamin berichtet wird.

Paroxetin
Paroxetin wurde in einer unkontrollierten Studie von Oosterbaan et al. (2001) verwendet. Dieses Medikament erhielten zu Beginn 11 Patienten, und 8 von 9 Patienten, die die Studie beendeten, waren klinisch signifikant verbessert. Fünf Patienten lagen zum Abschluss mit ihren Fragebogenwerten im Bereich der Normalpopulation. In der bisher größten randomisierten kontrollierten Studie zur Wirksamkeit von Psychopharmakotherapie wurden 112 Patienten mit Hypochondrie der Behandlung mit Paroxetin oder kognitiver Verhaltenstherapie oder einer Wartekontrollgruppe zugewiesen (Greeven et al. 2007). Sowohl die kognitive Verhaltenstherapie als auch die Behandlung mit Paroxetin erwiesen sich als effektiv im Vergleich zur Wartezeit. Keine Unterschiede fanden sich allerdings zwischen den beiden aktiven Behandlungsbedingungen. Die beiden Behandlungsformen zeigten sich auch noch nach einem Katamnesezeitraum von 1,5 Jahren effektiv, die überwiegende Mehrzahl der Patienten der Medikamentenbedingung nahm zum Follow-Up- Zeitpunkt noch Antidepressiva ein (Greeven et al. 2009). Für den Erfolg mit Clomipramin finden sich zwei Kasuistiken.

Selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI)
Nefazodon
Eine erste Studie von Kjernisted et al. (2002) testete den Erfolg von Nefazodon. Es beendeten 9 von 11 Patienten die Therapie, und von diesen wurden 5 (56 %) als deutlich verbessert eingeschätzt. Fragebogenwerte für die Gesamtgruppe verändern sich im Verlauf der Behandlung für die Illness Attitude Scale signifikant, für den Whiteley-Index tendenziell.

Trizyklische Antidepressiva
Imipramin

In einer Studie mit Imipramin (Wesner und Noyes 1991) zeigten alle 8 über mindestens 4 Wochen behandelte Patienten mindestens moderate Veränderungen, ein Patient war danach symptomfrei. Zwei Patienten hatten die Behandlung abgebrochen. Darüber hinaus finden sich drei Kasuistiken, die über Erfolge von Imipramin berichten.

Zusammenfassung zur Pharmakotherapie
Im Vergleich zur Evaluation der kognitiven Verhaltenstherapie liegen erst wenige hochwertige Studien vor, die die Wirksamkeit einer Psychopharmakotherapie untersuchen. Üblicherweise kommen Antidepressiva zur Anwendung. Dabei wurden vor allem die selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer überprüft. Am besten untersucht ist Paroxetin, das sich vergleichbar effektiv zur kognitiven Verhaltenstherapie erwies. Allerdings ist hinsichtlich der Gabe einer pharmakotherapeutischen Behandlung bei krankheitsängstlichen Patienten zu bedenken, dass Medikamente das organmedizinisch ausgerichtete Modell der Patienten verstärken könnten. Bei Patienten, bei denen keine Erfolge durch eine Psychotherapie erzielt werden konnten, ist eine Pharmakotherapie zu erwägen. Einige der o. g. Untersuchungen berichten über einzelne Erfolge bei sog. Psychotherapie-Versagern.
Zitation-Ende

Für die Untersuchung der Wirkung von SSRI und anderen psychischen Störungen wie Panikstörung, generalisierte Angststörung und Depression gibt es sehr viel mehr Studien und Metaanalysen als lediglich zu Hypochondrie. Statistische Aussagekraft ist dennoch beachtlich und ein persönlicher Misserfolg mit dem einen Medikament sollte weder bedeuten, dass das Feld Medikamente für einen selber tot ist, noch, dass das ganze Fach Psychopharmaka wirkungslos ist. Kleine Info: Die Crème de la Crème im Studienbetrieb ist die so genannte randomisierte Doppelblindstudie und diese ist sehr aufwendig und kostspielig.

Viele Grüße
Matthias

09.08.2022 10:28 • x 1 #13


A


x 4





Auch interessant

Hits

Antworten

Letzter Beitrag


Dr. med. Andreas Schöpf