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Hallo Leidensgenossen,

ich bin 36 Jahre alt und bei mir wurde mit ca. 22 Jahren eine Zwangsstörung diagnostiziert. Nach ein paar kurzen Sitzungen Therapie hat mich die Psychologin nach Hause geschickt und meinte bei mir wäre soweit alles in Ordnung.
Sie glaube es habe medizinische Gründe.

Mein Neurologe glaubt auch, dass es bei mir an einem Serotoninmangel liegt.
Also habe ich jetzt 14 Jahre lang Citalopram genommen und es hat mir mein Leben auch sehr vereinfacht. Die Nebenwirkungen wie Müdigkeit etc. habe ich dafür gerne in Kauf genommen.
Jetzt ging es mir diesen Sommer so gut, dass ich es gewagt habe die Tabletten abzusetzten. Ich habe sie über ca 8 Wochen ausgeschlichen aber vielleicht doch etwas zu schnell wenn man bedenkt wie lange ich es genommen habe.
Dass hatte ich ohne Arzt selber entschieden und es hat prima funktioniert.
Nach ca. 6 Wochen ohne Cita war ich dann beim Neurologen (vor 2 Wochen) und er fand es ok, dass ich es probiere.
Jetzt vor 2 Wochen kurz nachdem ich beim Arzt war hat aufgrund von einigen Sachen die bei mir beruflich schief gegangen sind, Pech und dem Fakt dass ich sehr bald Vater werde, mich eine ziemlich heftige Angstattacke gepackt. Diese hat mich jetzt 2 Wochen lang begleitet und ich habe es am Dienstag einfach nicht mehr ausgehalten und habe wieder mit Cita angefangen.
Seitdem ist es wieder etwas besser aber weit von dem entfernt wo ich mal war. Ich habe immer noch richtig starke Angst.
Dauert es jetzt wieder wie am Anfang 2 Wochen bis die volle Wirkung da ist?
Komischerweise sind meine Zwangsgedanken während dem Absetzen kaum stärker geworden, nur diese Angst hat mit einem Vorschlaghammer zugeschlagen....ich habe gelesen dass das eine Absetzreaktion sein kann. Aber ich weiß es eben nicht ob sich meine Zwangsgedanken jetzt nicht einfach in eine Angst umgewandelt haben oder ob es wirklich das Absetzten war/ist.

Wäre nett wenn mir jemand was dazu schreiben könnte.

Liebe Grüße
touareg

17.10.2014 06:22 • 23.10.2014 #1


13 Antworten ↓


G
Hallo lieber touareg,

schön dass dich dein Weg zu uns geführt hat.

Ja, dass wird sicher so sein, dass Citalopram wieder eine gewisse Anlaufzeit benötigen wird.

Nach 14 Jahren Einnahme waren 8 Wochen Ausschleichzeit doch etwas wenig.
Nur bedenke, es gibt Menschen, die angeboren zu wenig Serotonin im Gehirn zur Verfügung haben, die ein Lebtag lang SSRI benötigen um den zu schnellen Abbau in die Nervenzelle zu verhindern.

Du solltest aber dennoch noch einmal versuchen, dich mit einem anderen Therapeuten/tin zu treffen und mit ihm/ihr das Problem besprechen, eine Zweitmeinung wäre in deiner Situation sicher von Vorteil.

LG

Gerd

17.10.2014 07:27 • #2


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Große Probleme nach Absetzen von Citalopram

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Hallo Gerd,hallo Gemeinde,

kurzes Update. Habe heute morgen mit meinem Arzt telefoniert. Er meinte ich solle mir wieder die volle Ladung 30mg reinfahren bis ich die Panik unter Kontrolle habe und dann wieder runter auf 20mg was ich früher genommen habe.

Mir geht es jetzt schon etwas besser. Komme gerade vom Sport, der sehr hilfreich ist. Jegliche Art von Ablenkung hilft sehr, heute morgen war es eine kleine berufliche Reise für mein Geschäft (bin selbständig).

Es gibt für mich nichts schlimmeres als nachts wach im Bett zu liegen und zu grübeln, da dreh ich durch...

Bin ziemlich enttäuscht, dass es nicht geklappt hat mit dem absetzen. Mein Arzt meint es sei keine Niederlage, isses ja auch nicht, aber ich hatte mich so drauf gefreut wieder ohne auszukommen und mal wieder die Gefühlsamplitude etwas stärker ausschlagen zu lassen.
Mit Citalopram ist alles positive nie wirklich schön und alles negative nie wirklich schlimm. Hatte gehofft etwas mehr Glück zu fühlen, nur genau das Gegenteil war leider der Fall. Die letzten 2 Wochen waren der absolute Horror für mich.

Bin jetzt echt am überlegen ob ich das nochmal probieren soll....

Dein Vorschlag mit der erneuten Therapie ist mir auch schon mal durch den Kopf gegangen. Habe letzte Woche auch mal nach einer Selbsthilfegruppe geschaut, sieht aber bei mir aufm Land schlecht aus. Müsste dafür wohl in die Stadt.

Naja es war mir eine Lehre in Zukunft vorsichtiger auszuschleichen sollte ich nochmal den Mut finden es zu probieren.
Oder eben wie du schon sagst bin ich einer derjenigen die es einfach ihr Leben lang brauchen werden, so wie es mein Arzt vermutet.

liebe Grüße
touareg

18.10.2014 00:38 • #3


G
Hallo touareg,

Sport ist ein Faktor, denn du unbedingt beibehalten solltest, der Körper gehört gefordert, es dient auch dem Stressabbau.
Wer rastet, der rostet

Nun, ob du es noch einmal versuchen sollst, musst du aus dem Bauch heraus entscheiden, höre in dich rein, dein Körper wird dir die Antwort dazu geben.
Nur eines würde ich dir schon empfehlen, schau zuerst, dass sich deine Verfassung wieder stabilisiert hat, und versuche erst dann wieder den Angriff des Absetzens. Denn wenn du angeschlagen bist, wird dein Versuch kläglich scheitern, dazu brauchst du Stabilität und körperliches Wohlbefinden.

Zitat:
Mein Arzt meint es sei keine Niederlage


Das sehe ich auf alle Fälle auch so, es war keine Niederlage, sondern ein kurzer Rückzug zum Kraft tanken
Der nächste Angriff muss einfach mit mehr Geduld erfolgen, auch wenn das Ausschleichen 10-12 Monate dauert.
Gut Ding braucht Weile!

Liebe Grüße

Gerd

18.10.2014 07:20 • #4


KampfderAngst
Hallo touareg,
schön, dass es Dir wieder etwas besser geht!
Ich kenne das Gefühl der Niederlage, habe 2x versucht Opipramol auszuschleichen und 2x hats gekracht... Aber ich denke auch, dass es VIEL Zeit benötigt, wenn man die Medis schon lange nimmt. Mein Apotheker ( der allerbeste! ) hat mal gesagt, dass ich mir 1-2 JAHRE Zeit nehmen soll und ich nehme Opipramol jetzt seit 4 Jahren.
Versuch Dich nicht so unter Druck zu setzen! Vielleicht war es noch nicht an der Zeit...
Bei mir ist es im Moment so, dass ich mich vom letzten Absetzversuch erhole, aber ich nicht einfach weiter machen möchte wie sonst immer. Ich bin sonst auch immer arbeiten gegangen und habe alles schön verdrängt. Meine Tage waren immer voll mit Terminen, Verabredungen etc. Jetzt bin ich zu Hause und das ist richtig schwer, da ich mit meinen Ängsten, und mir alleine bin. Aber ich versöhne mich so langsam mit mir und höre auf das was mir die Angst sagen will. Natürlich würde ich am liebsten wieder zurück in mein altes Leben, aber dann stehe ich bald wieder am gleichen Punkt wie jetzt.
Bald gehe ich in eine Tagesklinik und dann mal schauen wie es wird.
Ich wünsche Dir viel Kraft und sende Dir liebe Grüße
Usambara

18.10.2014 10:37 • #5


T
Hallo!
vielen Dank für euren Zuspruch.
Merkwürdig ist, jetzt habe ich gestern wie der Arzt sagte, die 30mg eingenommen. Vorher waren es 3 Tage lang 10mg.
Heute Nacht und jetzt geht es mir schlechter als in den letzten Tagen mit den 10mg.
Kann das sein?

Ich habe im Beipackzettel was gelesen, dass es erstmal schlimmer werden kann. Meint ihr es liegt an der starken Erhöhung der Dosis das es mir jetzt die Angst nochmal richtig reindrückt?

Na hoffentlich krieg ich das jetzt schnell in den Griff. Ich werde in 2 Wochen Vater und da hab ich keine Zeit mehr mich um mich zu kümmern...

liebe Grüße
touareg

18.10.2014 11:40 • #6


G
Ja, der Körper muss sich jetzt wieder mit dem Serotoninüberschuss anfreunden, das geht in ein paar Tagen weg, dann gehts dir wieder gut.

Zitat:
Ich werde in 2 Wochen Vater und da hab ich keine Zeit mehr mich um mich zu kümmern...


Wenn dein kleines Mäuschen sich nicht entscheidet, früher zu kommen, dann geht sich das aus, ansonsten wirst du so schön abgelenkt sein, dass du keine Symptome spüren wirst.

Oder, dich hauts um, was einigen Männern bei der Geburt passiert, wenn sie dabei sind, dann spürst auch nix

18.10.2014 13:27 • #7


T
hehehe,
ja da hab ich auch ein bisschen Bedenken dass ich umfalle wenn einfach so neues Leben auf die Welt kommt.
Habe schon versucht mich damit auseinander zu setzen, aber es ist immer noch völlig abstrakt für mich.
Naja ich habe aber auch gute Hoffnung, dass die Kleine mich ablenken wird.

danke + Grüße
touareg

18.10.2014 18:02 • #8


T
Hallo liebe Forenleser,

nächstes Update:
Meine Nächte sind nicht schön, ich liege wach und grüble....tagsüber geht meine Psyche mal hoch und wieder runter.
Körperlich bin ich sehr schlaff und antriebslos. Habe öfter Kopfschmerzen, leichtes zittern etc. die wohl normalen Nebenwirkungen die auch hatte als ich Citalopram das erste mal nahm.

Was mich nur wundert, ich habe es damals wegen einer Zwangsstörung bekommen. Jetzt habe ich die Zwangsgedanken zwar auch noch aber nicht schlimm. Wirklich schlimm ist die Angst die mich jetzt seit fast 3 Wochen begleitet.
Ich habe echt Bammel dass ich mir was neues herangezüchtet habe. Diese Panik hatte ich vorher nicht.
Ich hoffe ja das es noch vom Absetzen kommt. Aber ich weiß es eben nicht.

Oh man, hätte ich das Medikament doch bloß nicht abgesetzt. Im Moment bereue ich es echt stark.

Meine Frau ist hochschwanger und würde echt Hilfe von mir gebrauchen, stattdessen bin ich derjenige der mehr Hilfe braucht....
Das verpasst mir zusätzlich ein schlechtes Gewissen.

Grüße
touareg

20.10.2014 19:24 • #9


K
hey tourag

wann soll denn euer Baby kommen?
frage nur weil ich selbst auch nächsten montag entbindungstermin habe
bist du beim Psychiater in Behandlung?

du sagst du bereust es abgesetzt zu haben,
ich kenne das vom reduzieren, der mist ging ab ner gewissen Dosis
wieder von vorne los und hab es immer wieder bereut reduziert zu haben

was wäre wenn du wieder mit dem ad anfängst?
anscheinend brauchst du es. oder hast zu schnell abgestzt

lg

20.10.2014 21:43 • #10


T
Hallo kadisha,

unsere Tochter soll am 05.11. geboren werden. Ich bin schon echt aufgeregt deswegen.

Mit den ADs hab ich schon wieder angefangen. Vor jetzt genau einer Woche, es geht langsam bergauf, aber ich kämpfe noch....
die Angst kommt schon noch immer wieder, aber nicht mehr ganz so heftig wie noch vor einer Woche, wo rationales Denken unmöglich war.
Schlafen fällt mir schwer....

liebe Grüße
touareg

21.10.2014 21:01 • #11


K
ja es dauert mindestens zwei Wochen. schwankt natürlich immer.

welche Dosierung hattest du zuletzt und mit welcher hast du jetzt wieder angefangen?

lg

21.10.2014 21:12 • #12


T
Hallo,

langfristig habe ich 20mg genommen bis ich ausgeschlichen habe (bzw. es versucht habe).
Jetzt habe ich die ersten 3 Tage 10mg genommen, dann auf Anraten meines Arztes 30mg die ich jetzt nehme.
Morgens nach dem Aufstehen fühle ich mich eigentlich am schlechtesten.....

LG
touareg

22.10.2014 07:19 • #13


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so mal wieder kurzer Zwischenbericht:

es geht bergauf. Allerdings habe ich natürlich immer noch zwischendurch Ängste und Panik, aber es ist einfacher geworden los zulassen.
Morgens leide ich unter relativ starken Magenschmerzen.
Das ist bei mir aber direkt mit der Psyche verbunden, da ich schon immer Probleme mit Magenschmerzen beantworte. Bin sozusagen Kostverweigerer wenn ich Probleme habe.
Morgens ist mein Magen völlig übersäuert und verkrampft. Eine Tasse Tee, eine Wärmflasche plus eine Pantoprazol helfen aber ganz gut.
Heute war der erste Tag an dem ich mich wieder getraut habe eine KFZ zu steuern. Das war die letzten Tage wegen Schwindel usw einfach nicht möglich/sicher.
Was interessant ist, kaum nehme ich seit 9 Tagen wieder Citalopram schon ändert sich meine Sexualverhalten. Reduzierte Libido usw...
Als ich es abgesetzt hatte war das anders.

Insgesamt aber geht es mir schon deutlich besser. Nur das Schlafen muss sich noch ein bisschen einpendeln. Liege viel wach (und da kommt unweigerlich wieder das blöde Gegrübel)

Grüße
touareg

23.10.2014 19:18 • x 1 #14


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