Hey Matthias,
dein Engagement in Ehren – aber mal ehrlich: So wie du’s formulierst, klingt das für Laien schnell wie ne unterschwellige Empfehlung à la „Wenn dein SSRI nicht wirkt, dann baller halt mehr rein, vielleicht brauchst du ja 120 mg.“
Und das ist einfach nicht ungefährlich.
Ja, es stimmt: Es gibt fast metabolizer, Raucher beeinflussen bestimmte Enzyme, und bei manchen Leuten reicht die Standarddosis nicht aus – aber: Das bedeutet nicht, dass man sich automatisch in Hochdosisbereiche dosieren sollte oder dass jeder, der auf 20 mg nix merkt, einfach zu wenig im Blut hat.
Blutspiegelkontrollen machen da sicher Sinn – aber der Tonfall, mit dem du das präsentierst („Nicht wenige Patienten…“ / „dann macht eine Erhöhung definitiv Sinn(offlabel Beitrag)“) klingt fast schon wie ne allgemeingültige Empfehlung.
Und ganz ehrlich: In einem Forum, wo viele psychisch belastet sind und verzweifelt nach Lösungen suchen, kommt sowas halt schnell als „Dann probier ich das auch mal“ an – und das kann richtig schiefgehen.
Wenn du deinen eigenen Verlauf schildern willst – super. Aber dann bitte als persönliche Erfahrung und nicht in diesem Modus. Wir brauchen hier mehr Differenzierung, nicht mehr Legitimierung für “vielleicht hilft ja mehr”.
Nur weil etwas bei Einzelnen Sinn gemacht hat, ist es noch lange kein Wegweiser für alle. Und gerade wenn’s um Medikamente geht, sollte man echt zweimal überlegen, wie man’s rüberbringt.
Und auch das mit dem Rauchen hast du bereits mehrfach betont, warum immer wieder? Weil du es selbst nicht schaffst aufzuhören und daher dein Spiegel zu niedrig ist (offlabel Beitrag)?
Und mal ganz ehrlich: Diese ständige Moral-Keule mit dem Rauchen nervt. Ja, Rauchen beeinflusst den Stoffwechsel. Ja, es kann den Medikamentenspiegel senken. Weiß inzwischen jeder hier – wurde in jedem Beipackzettel und jedem dritten Beitrag durchgekaut.
Aber ständig so zu tun, als wär Rauchen das Hauptproblem, während Leute hier mit Panikattacken, Zwangsgedanken, Depressionen oder Existenzängsten kämpfen, ist einfach fehl am Platz. Es gibt hier genug, die froh sind, überhaupt irgendwie durch den Tag zu kommen – und die brauchen gerade nicht auch noch den unterschwelligen Unterton von „Kein Wunder, dass dein Medikament nicht wirkt, du rauchst ja.“
Man kann aufklären, ohne zu belehren. Und wer selbst raucht, sollte vielleicht doppelt vorsichtig sein, bevor er das Thema so moralisch auflädt, als wär’s der Schlüssel zu jeder Behandlungslücke. Ist es nicht.
Heute 21:36 •
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