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Hallo ihr Lieben !

Danke schonmal für jeden der sich das Thema durchliest.

Am 01.04. dieses Jahres ist meine Oma mit 87 Jahren verstorben. Meine Oma
war wie eine 2. Mutter für mich (W29). Als Kind und Jugendliche habe ich den größten Teil meines Lebens bei ihr verbracht. Meine Oma war für mich da als mein Vater gegangen ist und auch sonst war sie immer eine Stütze und wir haben uns oft stundenlang über alles mögliche unterhalten.

Das Problem ist, ich werde mit ihrem Tod bzw mit dem Umstand wie sie gestorben ist einfach nicht fertig. Sie kam ins Krankenhaus aufgrund eines Sturzes. Erst sah es nach einer Woche so aus, als würde sie sich erholen. Meine Mutter drängte mich immer wieder dazu sie im Krankenhaus zu besuchen, aber ich habe es nicht getan. Erstmal aus Angst, weil ich sie nicht so da liegen sehen wollte. Sie hatte wohl extreme Schmerzen durch den Sturz, musste immer wieder von den Krankenschwestern bewegt werden, dabei soll sie sehr laut geschrien haben ( unter anderen nach ihrer Mutter) dazu kam noch die Demenzerkrankung. Ich wollte meine Oma nicht so sehen. Gleichzeitig dachte ich natürlich, dass sie nachhause kommt. Sie hat sich dann aber mit Corona infiziert und eines morgens kam die Nachricht das sie verstorben ist. Seitdem sehe ich alles nur noch wie durch einen Schleier. Ich führe Gespräche mit mir selbst, über Sachen die ich sonst mit ihr besprochen habe.

Aber das schlimmste sind die Vorwürfe, dass ich sie nicht besucht habe. Das ich nicht nochmal diese Freude machen konnte. Ich habe sie nochmal gesehen als sie aufgebahrt wurde und konnte mich verabschieden aber dennoch fühle ich mich wie der letzte Mensch. Als ich sie das letzte mal besucht habe, hat sie mich noch ganz fest gedrückt und geweint, mir kommt es hinterher vor wie eine Art Vorahnung.

Gerade jetzt zu Weihnachten ist es nochmal schlimmer , weil ich weiß es wird kein Spritzgebäck geben. Kein gemütliches Zusammensein. Keine Besuche. Einfach nichts.

Ich weiß einfach nicht wie ich damit fertig werden soll. Ich hab mir schon irgendwelche Apps auf dem Handy installiert, in der Hoffnung mit ihr nochmal Kontakt aufzunehmen. Ich weiß das das Blödsinn ist, aber ich wüsche mir einfach so sehr ihr nochmal sagen zu können das ich sie vermisse und wie lieb ich sie immer haben werde.

19.12.2023 02:46 • 19.12.2023 x 1 #1


2 Antworten ↓


Butterfly-8539
Zitat von GoldeneGans:
Hallo ihr Lieben ! Danke schonmal für jeden der sich das Thema durchliest. Am 01.04. dieses Jahres ist meine Oma mit 87 Jahren verstorben. Meine Oma war wie eine 2. Mutter für mich (W29). Als Kind und Jugendliche habe ich den größten Teil meines Lebens bei ihr verbracht. Meine Oma war für mich da als mein Vater ...

Bei deinem Schreiben kommen mir viele Erinnerungen hoch. Auch ich wuchs einen großteil bei meiner Oma auf.
Trigger

Bei mir war es etwas kunterbunt, also mit Stiefomas, Opas. Aber ich hatte meine Lieblingsoma, die auch VZ arbeiten war. Als sie aber in Rente war, verbrachte sie auch etwas Zeit mit mir. Ich mochte sie enorm gerne, obwohl sie nicht viel bieten konnte, da sie selber nichts hatte. Sie erlebte den Krieg mit und war selber mitten im Geschehen, wie auch die Großväter. Einer fiel damals, der andere hatte einen Lungensteckschuß.
Der eine Stiefopa wurde Dement, doch damals war das noch nicht so bekannt. Er lebte trotzdem weiterhin dahiem, bis es eben durch die vielen Schlaganfälle von Oma nicht mehr ging, da sie selber ein Pflegefall wurde. Ich kümmerte mich aber um alle, nach und nach, die auch noch Pflegefälle wurden. Das war für mich alles selbstverständlich. Da ich aber eine Freundin hatte, die es nicht verstand, wie ich arbeiten gehen konnte und danach nicht die Freizeit genoß, baden ging.......................... Sondern mich um die Angehörigen kümmerte, wurde ich oft negativ drauf angesprochen und leider wurde deshalb die Freundschaft gekündigt, da ich an einem vereinbarten Badetag paar Minuten später kam. Meine Oma war mir eben wichtiger, wie alle anderen Angehörigen auch, die auch für mich als Kind da waren. Darüber bin ich heute noch froh, auch wenn es eine sehr anstrengende, schwere Zeit war. Freunde kommen und gehen, aber die Familie bleibt, solange sie lebt. Mein Gewissen war zufrieden, doch mit dem Tod hatte ich bei fast allen enorm zu kämpfen. Vorallem als dann auch noch die Wohnungsauflösung nahte und ich nicht in anderen Persönlichkeiten herumwühlen wollte. Es war eine ganz komische Situation, denn der Holzboden knarrzte ständig, obwohl ich an ein paar Tagen alleine in einer Kammer ausräumte. Manchmal , da auch noch renoviert werden mußte, waren ihr Sohn auch da. Wenn ich aber alleine war, hatte ich das Gefühl sie schaut mir über die Schulter und will mit mir kommunizieren. Ich kann gar nicht darüber schreiben. Leute die es miterlebt haben, wissen was ich meine. Auch wie es war als mein Vater ging. Es geschahen Dinge, die schon ............................waren.
Das Thema Vorahnungen, davon kann ich ein Lied pfeiffen. Das belastet mich mein halbes Leben und viele bekamen das auch mit. Aber das ist eine andere Sache, über die ich mich lieber zurück halte.

Aber Ratschläge geben, wie du darüber besser hinwegkommst, ist nicht so einfach. Mir half es enorm fast täglich bei allen zum Grab zu gehen und Pflanzen zu setzen. Die Gräber waren alle über 18 Jahre immer sehr gepflegt und eines ist es heute noch. Nach 20 Jahren wurde aufgelöst, da diejenigen immer mehr verblaßten, doch im Herzen immer einen Platz behielten. Ich besuche trotz allem die Erdgräber, auch wenn einige nicht mehr mit dem Grabstein ............................
Drunter liegen sie trotzdem noch und das beruhigt mich. Die Auflösung war widerrum nicht einfach für mich, aber die Entscheidung dazu hatte ich nicht alleine. Finanziell muß es abgewogen werden und nach 20 Jahren ist es auch mal gut.

Vielleicht tut es dir gut in Erinnerungen zu schwelgen und in Gedanken mit ihr zu reden. Es dauert auf alle Fälle eine lange Zeit bis man darüber etwas hinweg kommt. Aber leichter wird es nicht, vorallem nicht, wenn noch weitere Familienmitglieder eines Tages gehen müssen. Es wird immer schwerer und einem wird mehr und mehr bewußt, das man das gewohnte, Wohlfühlnest verliert. Das Sterben ist eine saudumme Einrichtung! Ich hasse es.
Aber der einzige Trost bei meiner Oma war, das sie geistig nicht mehr viel mitbekam und alles durcheinander brachte. Leider hatte sie aber ein dermaßenes Leid, was mir auch wieder zusetzte. Hätte ihr so ein schreckliches Leid nie gewünscht. Bei anderen engsten Angehörigen war es so, das diese geistig völlig klar waren und mitbekamen wie der Körper nicht mehr ...............................
Der Wille war so stark, doch es ging einfach nicht mehr und sie bekamen live mit, das der Tod naht. Wir sahen uns an und wußten es ist eine Frage der Zeit, von Tagen, Wochen. Auch nicht schön. Der Mensch hat noch soviel vor, aber kann eben nicht mehr und muß das geistig voll verarbeiten.
Selbst ich weiß, das ich nicht großartige Chancen auf viele Jahre haben werde. Weiß, das es täglich schlechter wird, aber dann sage ich mir wieder, das keiner verschont werden wird. Bei dem einen geht´s schnell, der andere muß lange leiden. Geblieben ist aber keiner über 130 Jahre.

Ich hoffe du kannst einen Weg finden, ggf. durch Gegenstände, Briefe, Bilder, guten Erinnerungen, damit du es besser verarbeiten kannst. Du kannst dir auch vorstellen das deine Oma dich überall von oben hinbegleitet und an deiner Seite ist, wenn du sie brauchst. Stell dir den guten Film mit Patrick Swaz.... und Demi Moore vor. Ghost Der heitert etwas auf.

19.12.2023 03:28 • x 1 #2


Reconquista
Eine sehr traurige Geschichte. Erst einmal braucht es Zeit bis die Schmerzen und negativen Gedanken abklingen. Da musst du dir wirklich Zeit gönnen – solange es eben braucht. Überhaupt brauchst du jetzt alles an gutem Willen, was in dir ist. Damit kannst du den Tod deiner Großmutter verschmerzen und akzeptieren. Du solltest sie zunächst einmal gehen lassen. Ihre Zeit war gekommen und die Umstände sind nun einmal unvorhersehbar, für jede/n. Erlaube deiner Großmutter, dass sie gegangen ist und zwar auf diese Weise. Auch Dir selbst gegenüber solltest du Güte walten lassen und dir verzeihen, dass du sie - trotz der eindringlichen Aufforderungen - nicht mehr besucht hast. Das ist völlig in Ordnung. Du hattest Gründe dafür und diese Gründe sind vielschichtiger als auf den ersten Blick. Das gehört zu den erwähnten „Umständen“. Es sollte so sein. Dir Vorwürfe zu machen, ist kein Trauern. Trauere lieber in Liebe um die Großmutter, dafür ist die Weihnachtszeit eigentlich perfekt geeignet. Ich hoffe, dass dir deine Mutter keine Vorwürfe macht, das wäre nämlich schlecht und könnte das Trauern in Liebe übertönen. Sie hat ihre Mutter verloren und du deine Großmutter. Grund genug, an Weihnachten gemeinsam eine Kerze anzuzünden und ihrer zu gedenken. Vielleicht gibt es viele schöne Erinnerungen . . . das ist der Weg, nicht Vorwürfe und denken, es hätte anders sein sollen . . .

19.12.2023 03:52 • #3