App im Playstore
Pfeil rechts
55

Hallo ihr Lieben,

aus gegebenem Anlass habe ich das Bedürfnis diesen Thread zu eröffnen.
Ich habe oftmals das Gefühl, dass ich Erwartungen von Menschen, die mir am wichtigsten sind, nicht gerecht werden kann.

Es fängt bei Freunden an, die erwarten, dass ich immer abrufbar bin. Immer Zeit habe und mich auch immer gut genug fühle, um mit ihnen alles zu erleben und geht weiter mit der Familie, die erwartet, dass ich als Mutter komplett funktioniere, meine Ängste niemals gegenüber meinem Sohn zeige und mich wie die perfekt Mutter (die Ich weiß Gott nicht bin) verhalte.

Ich würde mich freuen, wenn ihr alle mal erzählen mögt, wie es bei euch so ist. Was erwarten Freunde/Familie oder Bekannte von euch? Was ist für euch unmöglich umzusetzen und worüber macht ihr euch Gedanken und versucht es doch irgendwie.
Hier kann jeder seinen Ballast abladen, der mag.

Ich hoffe, es gibt das Thema nicht schon. Liebe Grüße von mir

18.06.2023 11:49 • 20.09.2023 x 3 #1


33 Antworten ↓


Meine Meinung ist, dass wenn man wirkliche Freunde hat und einen Partner, diese akzeptieren wie ich bin und es da sowieso keine Erwartungen in dem Sinne gibt. So etwas hatte ich bei meinen Eltern, mit denen ich mittlerweile jetzt schon länger keinen Kontakt mehr habe, da mir solche Leute gestohlen bleiben können.

Ich würde es auch sehr befremdlich finden, wenn man von mir verlangen würde dass es mir immer gut geht. Mein emotionaler Zustand ist etwas, der nur mit mir zu tun hat und nicht von den Wünschen jemand anderes abhängen sollte! Damit ist nicht gemeint, dass man anderen zur Last fällt weil es einem immer schlecht geht und die anderen einen auffangen müssen. Es ist glaube ich auch eine Altersfrage. Wenn man in seinen 20ern ist, treffen sich Freunde wahrscheinlich regelmäßig um irgendwas zu machen. Das wird aber irgendwann weniger, weil jeder einfach ruhiger wird und man mehr Zeit mit sich selbst verbringen will. Ich habe das an mir selbst gesehen, wie ich mich seit meinen 20ern immer verändert habe und nun gehe ich auf die 40 zu.

A


Welchen Erwartungen könnt ihr nicht gerecht werden?

x 3


Das ist ein Grundthema, das ganz viele Angsthasen mit sich rumschleppen.

Wahrscheinlich durch Prägung im Kindesalter verursacht.

Ich persönlich musste auch erstmals den Unterschied lernen, dass ich eigene Erwartung von der der anderen trennen lernen konnte.

Hier liegt m.E. ein grosser Unterschied. Und wenn man in sich reinhört, ist es gar nicht so einfach, zu erkennen, um welche Erwartungen es sich jetzt wirklich dreht.

Was auch immer Thema ist, dass man in andere viel reininterpretiert, was derjenige jetzt wohl erwartet oder denkt, und das dann als Wahrheit für sich interpretiert.

Das ist wirklich ein spannendes Thema, da man gerne alles miteinander verwurstelt, selbst eigenen Erwartungen kann man u.U. mal anderen anhängen.

Für mich mit eines der Themen des Selbstbewusstsein.

Zitat von Anduin:
und es da sowieso keine Erwartungen in dem Sinne gibt

Meinst du nicht, dass jeder Mensch eventuell Gebisse Erwartungen an jemanden hat? Auch wenn er es evtl. nicht ausspricht?
Zitat von Anduin:
So etwas hatte ich bei meinen Eltern,

Das finde ich traurig, aber auch sehr stark, dass du dich davon freimachen konntest. Ich glaube, das können die wenigstens.
Zitat von Anduin:
Ich würde es auch sehr befremdlich finden, wenn man von mir verlangen würde dass es mir immer gut geht

Ehrlich gesagt erwartet das niemand von mir. Sie erwarten halt, dass ich es trotz dessen schaffe.
Zitat von Anduin:
Es ist glaube ich auch eine Altersfrage.

Da stimme ich dir zum Teil zu. Es ist eine Altersfrage inwiefern man das zulässt. Ich handele nur noch nach meinem Empfinden. Aber beschäftigen tut es mich schon, wenn ich jemanden enttäusche. Und ich glaube nicht, dass das bei mir mit dem Alter besser wird.

ich habe schon immer gerne Zeit für mich gehabt und sie auch wirklich nur für mich genutzt. Egal was andere gesagt haben. Aber die Gedanken sind geblieben

Oh jaaa das Thema kenne ich nur zu gut. Ich springe da auch ganz stark drauf an. Vor allem im Job ist es schlimm bei mir. Aber auch wenn ich privat merke dass jemand enttäuscht ist, wenn ich etwas nicht mache oder nein sage.

Zitat von Icefalki:
Ich persönlich musste auch erstmals den Unterschied lernen, dass ich eigene Erwartung von der der anderen trennen lernen konnte.

Zum Glück kann ich das. Meine Erwartungen an mich selber sind nicht mehr riesig. Ich bin oft stolz auf mich, denn ich weiß, dass nichts selbstverständlich ist.
Zitat von Icefalki:
Was auch immer Thema ist, dass man in andere viel reininterpretiert, was derjenige jetzt wohl erwartet oder denkt, und das dann als Wahrheit für sich interpretiert.

Oh ja, das stimmt. Da interpretiert man schon einiges in Gesichtszüge hinein.. aber mir geht es primär um ausgesprochene Erwartungen.

Ich finde es echt schwierig.. manchmal möchte man der ganzen Welt gerecht werden und Fakt ist, dass man das nunmal nicht schafft. Das kann ich akzeptieren.

Aber vielleicht sind ausgesprochene Erwartungen manchmal sogar besser um einen wachzurütteln. Was kann ich wirklich schaffen, wenn die Menschen, die mich lieben, mir das zutrauen? Was ist nur eine Ausrede meinerseits/unsererseits..

Mmh dieses Problem bzw. diese Denkweise kenne ich selbst auch sehr gut.
Für mich stellt sich mittlerweile die Frage, erfülle ich Erwartungen der anderen, die sie wirklich haben, indem sie mir dies mitteilen oder sind das nur von mir gedachte Erwartungen der anderen, weil ich ja gar nicht weiß, ob sie wirklich diese Erwartungen von mir haben. Ich hoffe, du verstehst was ich meine.

Ich frage mich auch oft, ob ich diese Erwartungen überhaupt erfüllen muss, denn mich selbst setzt das ziemlich unter Druck und macht mich unglücklich.
Und wenn dich jemand so mag wie du bist, dann wird er dich so akzeptieren wie du bist und dann musst du auch keine Erwartungen erfüllen.

Zitat von Häkelini:
Vor allem im Job ist es schlimm bei mir.

Magst du das näher erklären? Erwartest du zu viel von dir oder sind es wirklich Leute, die dir ins Gesicht sagen, was sie sich von dir wünschen würden? Ich finde, da muss man differenzieren

Zitat von Afraid1992:
Magst du das näher erklären? Erwartest du zu viel von dir oder sind es wirklich Leute, die dir ins Gesicht sagen, was sie sich von dir wünschen ...

Ich erwarte sehr viel von mir selbst. Das ist ein generelles Problem. Ich bin aber auch sehr feinfühlig was andere Menschen angeht. Ich spüre, ob die was von mir erwarten.

Aber auf meiner letzten Stelle
wurden auch sehr hohe Erwartungen an mich gestellt. Klar sagt das einem keiner ins Gesicht (womit ich viel besser klar kommen würde), aber man merkt es ja schon was die Leute so an einen herantragen oder wenn man ständig noch mehr machen soll.

@Häkelini stimmt, sowas spürt man wirklich.

Ja, es gibt auch noch die Erwartungen, die man nicht überinterpretiert, die einem keiner sagt, sondern sie so zwischen den Zeilen stecken. Eigentlich sind die am schlimmsten.
Was würdest du sagen, bist du diesen Erwartungen gerecht geworden? Und wenn nicht, war es für dich in Ordnung?

Ich habe mal ein Beispiel von einer ausgesprochen Erwartung, die mich bis heute beschäftigt.
Ich hatte ja durch meinen niedrigen Blutdruck bedingt öfter mal Phasen, wo ich umgekippt bin. Zu dem Zeitpunkt habe ich mit meinem Sohn alleine gewohnt. Ich bin dann umgekippt und er ist durch den Knall runtergelaufen „mama, mama geht es dir gut?“ nach einiger Zeit kam dann „ich erwarte von dir, dass du mir rechtzeitig Bescheid sagst, wenn es dir nicht gut geht. Damit ich xy anrufen kann. Mama bitte, du musst mir das sagen, sonst mache ich mir Sorgen.“ das ist eine Erwartung, der ich aus Schutz meines Kindes gar nicht gerecht werden könnte. Ich kann ihm ja nicht täglich sagen, dass es mir schlecht geht. Aber das sind Erwartungen, die mich begleiten, verletzen..

Oder mein Opa, der mir vor seinem Tod gesagt hat, dass er erwartet, dass ich immer stark bin für die Familie. Auch das ist unmöglich zu erfüllen. Und war bestimmt auch nicht so als Druck für mich gemeint. Aber diese Erwartungen meine ich.. mit denen man nicht zurecht kommt, die man nicht ändern kann, aber die einen trotzdem sehr mitnehmen

Ich kann gewissen Erwartungen eine zeitlang gerecht werden, aber das geht dann auf Kosten meiner Gesundheit. So war es zumindest auf meiner Arbeit. Am Ende bin ich zusammen gebrochen.

Für mich ist es schwer aushaltbar wenn ich andere enttäusche. Das ist noch heute so. Aber an einigen Stellen muss ich da durch. Ich möchte ja nicht noch mal dass es mir so dermassen schlecht geht.

Zitat von LiesiSchniesi:
Und wenn dich jemand so mag wie du bist, dann wird er dich so akzeptieren wie du bist und dann musst du auch keine Erwartungen erfüllen.

Da hast du zu 100% recht

Ich kann leider seit einiger Zeit der Erwartung an mich selbst mal wieder nicht gerecht werden, dass meine ekelhaften (grundlosen) Angst- und Panikzustände mit körperlichen Symptomen jetzt doch bitte mal wieder besser werden sollen…

Mir hat es früher (bis ich so 40 war) extrem zugesetzt, dass ich die Erwartungen der Gesellschaft, eine Partnerschaft einzugehen und eine Familie mit Kindern zu gründen, nicht erfüllen konnte. Auch meine Mutter sprach dauernd von Enkelkindern, die sie gerne hätte. Ich empfand es so, dass sie sich für mich schämte, weil ich nicht so war wie, wie es eben von der Gesellschaft erwartet wird. Aber mit steigendem Alter wurde mir mir das immer mehr egal und ich stand zu meinem Leben so wie es für mich am besten war. Ansonsten habe ich mich noch nie um irgendweche Erwartungen von anderen an mich gekümmert. Ich wollte immer unabhängig sein, niemandem Rechenschaft über etwas ablegen wollen und nie irgendwelche Veranwortung für andere übernehmen. Das geht nur, wenn man alleine lebt und Distanz zu anderen hält. Das ist für mich die ideale Lebensform.

Mir fällt zu dem Thema meine Kindheit ein.
Ich weiß, dass ich den Erwartungen meiner Eltern nie gerecht wurde.
Es wurde zwar niemals darüber gesprochen, was sie von mir erwarten oder erhoffen.
Ich meine jetzt auch nicht z.B. schulische Leistungen. Schule war kein Problem.
Ich denke, meine Eltern, vielleicht auch eher nur meine Ma, haben sich gewünscht, dass ich mehr so bin wie sie. Dass ich mehr zu meiner Ma halte. ( meiner Meinung nach : noch mehr geht gar nicht ) Sie wollte immer gerne, dass wir die gleichen Kleider tragen, dass ich die selbe Frisur wie sie trage. Dass ich sie halt mehr hervorhebe, denn sie ist ja die Mutter. Sie hat öfter mal gesagt, dass sie die beiden Sängerinnen Margot und Maria Hellwig toll findet. Die kleiden sich auch immer gleich. Die sehen auch aus wie Zwillinge. Und dann sagte sie immer traurig, dass ihre Kinder ja nicht so seien.
Aber sie mochte selbst z.B. keine Umarmungen, keinen Kuß - dann hat sie immer ihre Lippen zusammengepreßt, wenn ich ihr z.B. zum Geburtstag einen Kuß geben wollte.
( Tja, wenn man selbst nichts geben kann und selbst nichts dazu tut, kann man auch nichts von anderen erwarten)
Aber das habe ich immer gespürt. Noch bis zuletzt, bevor sie verstarb.
Es war immer so eine Distanz zwischen uns. Absolut keine Herzlichkeit.
Bei meinem Pa war es eher so, dass ich ihm zu still war, denke ich. Bestimmte Äußerungen lassen mich das so denken. Meine ältere Schwester war sein Liebling, weil sie in der Hinsicht anders war. Er nannte sie raffiniert.
Aber ich war nun mal sehr schüchtern und konnte nicht anders sein.

Das unangenehmste ist eigentlich, zu sich zu stehen, nein zu sagen und dann auszuhalten, das das Gegenüber verstimmt ist.
Und dann nicht einknicken.
Ich erkläre mich immer sachlich und freundlich. Stress brauche ich nicht und ich möchte ja, daß mein Gegenüber mich auch langfristig versteht. Ich wünsche mir Empathie für meine Situation, für mein Nein. Also ist Kommunikation ganz wichtig.
Und dann aber auch Konsequenz.

My 5 Cent
Sponsor-Mitgliedschaft

Zitat von Afraid1992:
Meinst du nicht, dass jeder Mensch eventuell Gebisse Erwartungen an jemanden hat?

Ich glaube schon, aber es kommt halt darauf an in welcher Form und in welcher Intensität.
Du hast ja jetzt auch nicht so Beispiele genannt aus deinem Leben,
aber aus meiner Sicht ist es ein Entwicklungsprozess, dass man irgendwann dahin kommt, dass
einem einfach egal ist was andere wollen.

Die Frage ist ja auch: Wieso soll ich das tun/machen, was jemand anderes von mir will?

Klar, wenn ich mit meinem Partner zusammen lebe, dann ist natürlich klar, dass die Arbeit im Haushalt aufgeteilt wird und dass das auch jeder erfüllt - das meine ich nicht!

Aber wenn eine Freundin/Eltern etc der Meinung ist, ich MUSS an Datum XY an welchem Ort auch immer sein und zu dieser oder jener Uhrzeit, dann hab ich ein Problem!

Finde das Thema sehr interessant. Bei mir geht es hauptsächlich darum, was meine Familie ein Leben lang von mir erwartet. Meine Eltern haben mich nie so wirklich akzeptiert, wie ich bin. Meine Mutter wollte immer eine perfekt geleckte Tochter haben, ihr war und ist Aussehen das allerwichtigste, danach Geld und Status. Als ich mein erstes Studium abbrach, brach für sie die Welt zusammen und als mein Exmann noch krank wurde, hat sie sich für seine Depressionen geschämt. Bis heute denkt sie immer, ich wäre psychisch gesund, obwohl sie meine Ängste als Kind miterlebt hat. Meine Depressionen verdrängt sie entweder oder will sie nicht wahr haben. Sie schämt sich sogar dafür, dass mein Vater depressiv ist.
Als ich mein Studium dann noch mal abgeschlossen habe, da war kurz die Welt perfekt, aber nur kurz, denn ihren Traum als verbeamtete Lehrerin zu enden, habe ich nie erfüllt. Aber sie erzählte überall im Bekanntenkreis, dass ich Oberstudienrätin an einer Realschule wäre. Man könnte fast lachen, wenn es nicht so traurig wäre.
Dass ich die Stellen gewechselt habe wie die Unterhosen und immer wieder Zeiten ohne Arbeit hatte, das kehrt sie unter den Tisch. Ich habe noch nie die Erwartungen meiner Eltern wirklich erfüllt. Als ich mein Abi geschafft hatte, sagte meine Mutter nichts, mein Vater klopfte mir kurz auf die Schulter und sagte „ich bin stolz auf dich, mein Mädchen“. Das war das erste Lob überhaupt in meinem Leben.
Ich bin das schwarze Schaf in der Familie, die einzige, die wenig Geld hat und ein sehr unstetes Leben führt, besonders beruflich. Ich identifiziere mich aber nicht durch Arbeit, dennoch tut es weh, wenn auch meine Brüder mich abwertend behandeln deswegen. Sie behandeln mich seit der Trennung von oben herab, das ist mir zumindest erst vor kurzem klar geworden.
Lediglich der eine, der mit seinem coming out meine Eltern geschockt hat, hat es erlebt, wie es sich anfühlt, wenn man die Erwartungen nicht erfüllt.

Ich hoffe, das war jetzt okay so viel zu schreiben, aber es tat gut, mal Luft abzulassen.

Auch mir fällt bei diesem Thema meine Kindheit ein. Meine jetzige Krise wurde durch den Tod meiner Mutter, die letztes Jahr mit 91 Jahren starb, ausgelöst (mein Vater starb bereits 2001). Ich selbst bin auch nicht mehr jung, wurde in diesem Jahr 65. Nächstes Jahr gehe ich in Rente und bereite mich auf meinen letzten Lebensabschnitt vor. Der Tod meiner Mutter hat mich noch einmal mit der Frage konfrontiert, inwieweit ich tatsächlich mein eigenes Leben lebe und wie dies in meinem letzten Lebensabschnitt aussehen soll. Auch ich hatte Zeit meines Lebens das Gefühl, dass ich ihren Ansprüchen nicht genüge. Ein Studium brach ich ab, machte eine Umschulung und fand nur sehr holprig Anschluss im Berufsleben. Eine Familie habe ich nicht gegründet und habe auch keine Kinder. Zeit meines Lebens hatte ich Suchtprobleme. Zwei Monate nach dem Tod meiner Mutter schaffte ich es, mit dem Rauchen aufzuhören, darauf bin ich sehr stolz. Nun sind meine Eltern beide tot und ich könnte mich neu erfinden. Leider weiß ich noch nicht, wie ich mich neu erfinden kann und ob ich dazu den Mut finde.

A


x 4


Pfeil rechts



App im Playstore