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-IchBins-
Momentan spüren meine Mutter und ich, wie es meinem Vater immer schlechter geht (87). Leider lässt er sich kaum etwas sagen. Weder will er Hilfe, noch sieht er ein, dass er welche benötigt.
Meine Mam ist überfordert und ich finde momentan keine Lösung. Würde meine Mutter aber gern unterstützen und frage mich, was ich tun soll, damit sie besser mit der Situation umgehen kann.

Leider ist mein Pap sehr stur und sehr negativ, spricht er dauernd davon, dass er bald sterben wird.
Wir wissen nicht, was wir dazu sagen sollen.

Meine Mutter erzählte mir gestern, dass sie Angst habe, wenn der Tag komme und sie nicht wüsste, was sie dann machen solle bzw. Leute im Umkreis hinter ihrem Rücken reden könnten. Ich habe ihr gesagt, dass sie ihr Leben nicht 24/7 als Betreuung für meinen Vater aufgeben darf.
Mein Vater will und geht trotzdem noch raus, aber er ist ziemlich wackelig auf den Beinen und ist schon ein paar Mal gestürzt.
Einerseits kann ich ihn verstehen, dass er noch raus will, andererseits können wir ihn nicht halten. Er will keinen Stock und keine Hilfe annehmen. Ich bin da momentan auch leider mit meinen Ideen am Ende.
Hat jemand Tipps oder ähnliche Erfahrungen gemacht?

13.11.2021 10:10 • 13.11.2021 x 1 #1


13 Antworten ↓


Abendschein
Hallo liebe @-IchBins- für Deine Mama da sein, das finde ich wichtig.

Meine Mama, auch weit über 80 Jahre alt, wollte nie einen Rollator nehmen, das ist was
für alte Leute, hat sie gesagt wir Kinder haben ihr den schmackhaft geredet.

Papa, möchtest du spazieren gehen? Ich gehe mit, dann zeigst du mir die Stadt, oder
wir gehen in den Park. Papa, du bist noch so gut zu Fuß, darf ich mich ein bißchen bei
dir einhaken? Es ist so schön, das du mein Papa bist, ich bin so gerne in deiner Nähe

Am 1. November waren mein Papa und ich auf dem Friedhof, es war das Jahr 2004,
ach jetzt wollte ich etwas erzählen, möchte aber nicht das Du traurig wirst, liebe
@-IchBins-

13.11.2021 11:32 • x 2 #2


A


Sorge um Vater - welche Lösung gibt es?

x 3


-IchBins-
Vielen Dank für deine lieben Worte, liebe @Abendschein
ich werde mich mal mit meiner Mam zusammen setzten und überlegen. Leider ist mein Papa so stur und meckert nur noch herum, das macht es nicht leichter. Man kann es ihm auch nicht recht machen. Gestern Abend hatte ich ihn mal beobachtet, er saß, wie immer in seinem Sessel und sein Gesicht sah so leidvoll aus. Das hat mich irgendwie traurig gemacht. Meine Mutter weist bereits schon leichte Züge einer Depression auf. Ich kann mir vorstellen, dass es nicht einfach ist, mit einem Menschen, der so ist wie mein Papa, zusammen zu leben.
Aber in dem Alter ist es schwer, den Eltern zu vermitteln, dass man sich auf das, was man noch hat, den Fokus legen sollte, gerade die letzten Tage, Wochen, Monate, vielleicht auch noch 1 Jahr wer weiß das schon.

13.11.2021 12:02 • x 2 #3


Abendschein
Vielleicht ist er gar nicht so stur, sondern stolz. Das finde ich immer schön, bei alten Menschen, sie sind
stolz und möchten ihr Zepter, nicht aus der Hand geben. Würde ich auch nicht gerne wollen. Du bist als
Tochter da und das spüren sie. Liebe geben, Liebe schenken, so wie sie es für Dich getan haben.

Meine Mama wurde Damals Depressiv, als mein Papa gestorben ist. Ich habe viel geredet, mit ihr,
Heute weiß ich, das das alles gar nicht richtig ankam. Heute weiß ich es besser, leider zu spät.

13.11.2021 12:20 • x 2 #4


-IchBins-
@Abendschein
meine Mam flüchtet quasi manchmal, weil sie es nicht ertragen kann. Das Problem ist, man kann nicht mehr richtig sprechen mit ihm, er versteht kaum, um was es geht und winkt gleich ab usw. Aber ich schätze, wir müssen versuchen, einen Weg zu finden, damit uns das nicht kaputt macht. Ich kann besser damit umgehen, meine Mutter nicht. Stolz, mmmh ich weiß nicht, ich denke eher, dass er Angst vor dem Sterben und eben vor einem Rollstuhl usw. hat. Es heißt, wer Angst vor dem Sterben hat, hat nicht richtig gelebt. Aber wenn ich zurück denke, hat er sich selbst oft Leid zugefügt. Er wusste es nicht besser.
Er hat viel für andere getan und blieb dabei auf der Strecke. Im Herzen ist ein guter Mensch, hat sich viel mit mir beschäftigt, als ich noch klein war. Zumindest war das an den Wochenenden möglich.
Vielleicht ist eine Betreuung nötig, wir werden uns nächste Woche mal mit der Krankenkasse in Verbindung setzten. Eine Betreuung für ein paar wenige Stunden für zu Hause.
Ich kann mir nicht annähend vorstellen, wie du dich gefühlt haben musst und nun ohne Eltern bist. Ich hoffe, du bist deshalb nicht einsam oder allein. Ich schick dir mal eine liebe Umarmung ein möglichst schönes Wochenende.

13.11.2021 12:42 • #5


Abendschein
Zitat von -IchBins-:
Ich kann mir nicht annähend vorstellen, wie du dich gefühlt haben musst und nun ohne Eltern bist. Ich hoffe, du bist deshalb nicht einsam oder allein. Ich schick dir mal eine liebe Umarmung ein möglichst schönes Wochenende.

Das hast Du aber lieb gesagt, dankeschön.

Ja es ist schwer und ich fühle mich oft Heimatlos, so ohne Wurzeln. meine Eltern fehlen mir so sehr.
Ich glaube das wird auch immer so bleiben, aber mit der Zeit wird es ruhiger.

13.11.2021 12:44 • x 2 #6


moo
Zitat von Abendschein:
Vielleicht ist er gar nicht so stur, sondern stolz. Das finde ich immer schön, bei alten Menschen, sie sind stolz und möchten ihr Zepter, nicht aus der Hand geben. Würde ich auch nicht gerne wollen.

Das finde ich eine wichtige und schön formulierte Einsicht. Ich habe meinen Vater, dem es längere Zeit ebenso ging, wie IchBins´ Dad, auch einfach so lange (sprichwörtlich) laufen lassen, bis sich die Unfälle derart häuften, bis es einfach nicht mehr ging.
Alles, was danach folgte, legte ich, soweit ich das Gefühl hatte, nicht eingreifen zu können (zu wollen?) in höhere Hände, wenn man so will.
Mein Vater war immer ein sehr guter, sozialer Mensch. Bestand jedoch auf seine Würde ebenso wie er sie allen Menschen zuerkannte. Seine wenigen Monate im Pflegeheim waren hart für ihn, doch ich hatte den Eindruck, er starb ungebrochen.
Nochmal - Dein Synonym Stolz für Stuhrheit finde ich ganz hervorragend und vor allem voller echtem Mitgefühl - danke!

13.11.2021 13:00 • x 4 #7


Schlaflose
Meine Cousine war in einer ähnlichen Situation. Ihr Vater hatte Alzheimer und war körperlich voll fit, aber geistig verwirrt. Er war mehrfach im Pyjama los zum Einkaufen und meine Cousine wurde auf der Arbeit angerufen, um ihn abzuholen. Die Mutter war zur gleichen Zeit körperlich sehr schlecht drauf und leicht dement. Es wurde ein Pflegedienst hauptsächlich für sie beauftragt, aber ihr Mann hat die Pfleger jedes Mal tätlich angegriffen und vertrieben. Es blieb nichts anderes übrig als beide ins Pflegeheim zu geben. Sie waren beide erst Anfang 70 und starben 5 Jahre später im Abstand von nur 2 Wochen.

13.11.2021 13:05 • x 2 #8


Icefalki
Zitat von -IchBins-:
Meine Mam ist überfordert


Dann muss ihr geholfen werden, der Vater scheint ja nicht einsichtig zu sein. Leider bin ich in dieser Richtung ziemlich energisch und hart, deswegen sage ich das jetzt gleich, da meine Wege nicht für alle akzeptabel sind.

Mein Weg ist totale Klarheit , genügend Hilfe von aussen und dann Absprache mit den Betroffenen. Dazu muss auch deine Muter sagen, was sie noch erträgt, was nicht. Und deinem Vater würde ich auch deutliche Worte sagen.

ABER, nochmals, mein Weg muss nicht der richtige sein. Klare Worte mag nicht jeder, oder kann damit umgehen.

13.11.2021 13:31 • x 2 #9


Luna70
Meine Erfahrung ist leider auch, dass Sturheit und Beratungsresistenz mit zunehmenden Alter nur noch schlimmer werden. Wenn er Hilfe von außen zulässt, dann nehmt alles was ihr kriegen könnt. Ein Familienangehöriger, der kürzlich gestorben ist, hat leider auch das verweigert und darauf bestanden, von seinen Töchtern gepflegt zu werden. Dann kann man sich gängeln lassen und das Spiel mitmachen oder klare Grenzen ziehen.

Ich würde an deiner Stelle für jede Entlastung sorgen, die machbar und finanzierbar ist. Eine Haushaltshilfe, die ein paar Stunden ins Haus kommt und ein Auge auf ihn hat, während sie im Haushalt was macht entlastet deine Mutter, sodass sie mal ohne Sorge vor die Tür gehen kann. Das wäre ja offiziell keine Hilfe für ihn und daher vielleicht akzeptabel.

Dieses Gerede vom baldigen Sterben kann eine Art Druck-Ausüben auf euch sein. Nach dem Motto, ich bin sowieso bald nicht mehr, bis dahin tanzt hier alles nach meiner Pfeife. Mach dir bewusst, dass jeder für seine Handlungen selbst verantwortlich ist. Wenn dein Vater sich entscheidet, stur und unbelehrbar zu bleiben, dann wird er genau so diese Welt verlassen. Das ist sehr bitter, aber daran wirst du nichts ändern können.

13.11.2021 13:50 • x 1 #10


I
Ich habe das auch alles mit meinem Vater erlebt.
Mein Vater (Demenz) hat weibliche Pflegerinnen nicht akzeptiert, hat sich aggressiv verhalten,
deren Tasche und Jacke vor die Haustür gelegt, damit sie gehen.
Erst mit einem männlichen Pfleger hat er dann Hilfe angenommen.
Nur so als Tip.
Klappt es denn mit der Körperpflege noch ?

13.11.2021 14:04 • x 1 #11


-IchBins-
@Luna70
Das kann auch sein dass er vom sterben redet um Druck auszuüben. Wir wissen nichts darauf zu antworten. Auf jeden Fall wäre Hilfe von außen gut und nötig. Ob er es annehmen wird bezweifeln wir. Das wird sicher nicht einfach aber so wie es jetzt ist geht es auch nicht.

13.11.2021 15:04 • #12


-IchBins-
Zitat von Orangia:
Klappt es denn mit der ...

Ja, er pflegt sich tatsächlich noch selbst und gründlich. Das Problem ist diese Wackeligkeit und die Sturzgefahr. Er war nach seinem Sturz auf dem Kopf gleich beim Arzt, der eine CT veranlasst hatte. Es war alles ok. Dann war er beim Neurologen, der meinte, dass das in dem Alter schon mal vorkommt, dass man sehr wackelig auf den Beinen sei. Er bekam Tabletten gegen Altersschwindel.
Alles andere macht er noch selbst, er wäscht auch auf und saugt Staub, macht sein Bett. Aber die Gefahr ist immer da.

13.11.2021 15:32 • #13


I
Zitat von -IchBins-:
Ja, er pflegt sich tatsächlich noch selbst und gründlich. Das Problem ist diese Wackeligkeit und die Sturzgefahr. Er war nach seinem Sturz auf dem Kopf gleich beim Arzt, der eine CT veranlasst hatte. Es war alles ok. Dann war er beim Neurologen, der meinte, dass das in dem Alter schon mal vorkommt, dass man sehr ...

Wenn deine Eltern lose liegende Teppiche haben, macht es Sinn sie wegzunehmen,
da sie eine Stolpergefahr darstellen. Viele ältere Menschen schlurfen ja auch und heben die Füße nicht mehr richtig.
Für draußen dann am besten einen Rollator besorgen, den gibt´s auf Rezept vom Arzt.
Meine Mutter ist auch 87 und sie hat den Rollator aus Eitelkeit erst abgelehnt, nun ist sie dankbar dafür.

13.11.2021 15:43 • x 1 #14


A


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