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S
Ich habe seit etwa anderthalb Jahren Depressionen. Als ich letztes Jahr im Herbst meine ersten Antidepressiva bekam und einen Therapeuten fand, bei dem ich aber noch auf der Warteliste bin, schien endlich mal alles gut zu laufen. Leider hatte ich ein paar Monate später wieder Streit mit meinem Freundeskreis, was leider schon seit einer ganzen Weile immer öfter vorkommt. Und seitdem bin ich wieder in einem totalen Tief.

Wir hatten das Problem irgendwann mehr oder weniger geklärt und eine Zeitlang war alles okay, aber vor einer Woche gab es wieder Stress und ich habe beschlossen, dass ich mich von diesen Personen distanzieren will. Aber da ich sonst kaum Kontakte habe und leider auch kein gutes Verhältnis zu meiner Familie, fühle ich mich total einsam und überfordert, da mir jetzt niemand mehr beisteht.

Zugegeben war ich wohl auch recht abhängig von meinen Freunden, ich wollte oft ihre Bestätigung oder Unterstützung, weil ich mir selbst nicht ausgereicht habe. Jetzt fühle ich mich eben total verloren und erst recht wie ein Versager. Der Hauptgrund für das Auseinanderbrechen unserer Freundschaft war, dass ich zunehmend schlecht behandelt wurde, also ich hatte mittlerweile das Gefühl nur Teil der Gruppe zu sein, damit man jemanden hat über den man Witze reißen und den fertig machen kann, und diese Unterstützung, die ich gerade erwähnt habe kam gar nicht mehr. Ich muss auch zugeben, dass meine Freunde alle total erfolgreich zu sein scheinen und es naheliegend ist, dann mich immerzu zu blamieren und zu beleidigen, aber nur weil sie so perfekt sind müssen sie mich ja nicht runtermachen.

Nur wie man daran merkt, leide ich jetzt wieder besonders darunter, dass ich einfach nicht genug bin. Ich fand anfangs, dass meine Freunde mich völlig falsch wahrnehmen und besonders auf meinen Fehlenr und Schwächen rumreiten, aber jetzt habe ich tatsächlich das Gefühl, dass mich sonst nichts ausmacht außer diesen negativen Seiten. Und ich weiß nicht, wie ich diese Denkweise ändern soll.

Der Text ist vielleicht ein bisschen wirr, aber ich bin total aufgewühlt, weil ich so wütend und verletzt bin wegen der Dinge, die über und zu mir gesagt wurden und diese Woche scheint bei mir alles schief zu gehen.

15.02.2021 23:47 • 28.05.2023 #1


16 Antworten ↓


S
Ich denke, es ist eine gute Idee, die Nenschen zu meiden, die Dir nicht gut tun. Ändern kann man sie meistens leider nicht.

16.02.2021 00:59 • x 1 #2


A


Schwierige Beziehung zu Freunden und Einsamkeit

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Calima
Zitat von Sierra:
Zugegeben war ich wohl auch recht abhängig von meinen Freunden, ich wollte oft ihre Bestätigung oder Unterstützung, weil ich mir selbst nicht ausgereicht habe.

Könnte es daran gelegen haben, dass deine Freunde ihr Verhalten dir gegenüber geändert haben? Vielleicht wurde ihnen das einfach zu viel?

Wenn dir an den Leuten - oder an Einzelnen unter ihnen - etwas lag, solltest du das Gespräch suchen. Dich schmollend ins stille Kämmerlein zurückziehen, dich schlechtzumachen und dir leidzutun hilft dir nicht aus deinem Tief.

Vielleicht kannst du mit einem aus der Gruppe anfangen, dich auf einen Spaziergang verabreden und mal versuchen, die Sache zu klären?

16.02.2021 12:36 • x 3 #3


S
Ich habe bei mir festgestellt, dass ich gerne Probleme verdränge. Dazu noch Stress auf der Arbeit und Überarbeitung, da brodelt es in der Seele und irgendwann entsteht da draus eine Depression.

16.02.2021 14:14 • x 1 #4


S
Danke für eure Antworten.
Im Grunde standen wir uns gegenseitig immer bei, egal was passiert ist. Ich würde auch sagen, dass das auf Gegenseitigkeit beruhte und ich sie nicht nur benutzt habe oder ähnliches. Bevor ich allerdings Depressionen hatte, fing das eben an, dass häufiger Witze oder Sprüche kamen, die ich als beleidigend empfunden habe. Damals habe ich auch mehrmals das Gespräch gesucht, aber anfangs wurde nur darüber gelacht so von wegen, es wären ja nur Witze und ich soll kein Drama daraus machen und irgendwann steigerte sich das zu einem richtigen Streit hoch, wo meine Freunde teils wütend darüber waren, dass ich so sensibel geworden sei. Kann gut sein, aber dann finde ich es schade, dass ich da eben auf Unverständnis stoße.

Als dann meine Depressionen begannen, wurde das immer schlimmer, ich bekam ständig Vorwürfe, so selten erreichbar zu sein und keine Zeit für Treffen zu haben (was ich persönlich anders sehe, aber ich hatte mich zwischendurch schon zurückgezogen, wenn es mir nicht gut ging und meine Freunde kannten den Grund). Mein Selbstbewusstsein war total im Keller und immer, wenn ich das Gefühl hatte, keine gute Leistung auf der Arbeit erbracht zu haben oder generell zu nichts zu fähig zu sein, bestätigten eben diese Freunde mir das auch noch. Teils nicht ernst gemeint, teils schon.

Ich habe sicherlich eine zeitlang viel gejammert und ich kann auch ganz schön anstrengend sein, aber ich erkenne meine Freunde gar nicht mehr wieder, weil sie sonst immer ein nettes Wort für mich übrig hatten. Und jetzt bekomme ich nur noch Kritik, mit der ich nichts anfangen kann.

16.02.2021 16:00 • #5


Frau_Pübbels
Erstmal : niemand ist perfekt. Oder wir sind alle perfekt, so wie wir sind. Kann man sehen wie man will.
Klar ist das für Freunde anstrengend, wenn man jemanden im Freundeskreis mit Depressionen hat. Ich kann auch verstehen, dass man vielleicht mal genervt oder was auch immer ist.
Aber gute Freunde sollten doch Mitgefühl haben.
In meinem Freundeskreis sind alle irgendwie angeschlagen. Und ja, ich bin öfter mal genervt von Dingen, so wie man auch genervt von mir ist.
Aber man reißt sich zusammen, denkt drüber nach, dass der andere manchmal nicht anders kann und macht weiter.

Wo kommen wir denn hin, wenn niemand mehr Rücksicht nimmt?
Depressionen sind doch kein Witz. Das ist keine Kleinigkeit, wo ich noch verstehe, dass man sich lustig macht.

16.02.2021 16:07 • x 1 #6


S
Danke für den Beitrag, so sehe ich das auch. Und mir ging es beispielsweise bis vor kurzem wieder besser, also ich fühlte mich wieder wie ich selbst, und trotzdem kamen dauernd blöde Sprüche und ich hatte auch das Gefühl, dass sie meine Krankheit gar nicht ernst nehmen, weil ich ja dann wieder die Alte war.

Und das mit dem Perfekt sein... Ja das ist es eben. Ich denke meine Freunde reden nicht gern über ihre Schwächen, oder spielen sie runter, aber es klingt eben immer alles so, als wäre was falsch mit mir weil ich Depressionen habe und ei anderen nicht. Dabei bin ich auch nur ein Mensch, wenn auch ein kranker.

Und gerade deswegen mache ich mir ohnehin schon ständig Vorwürfe wegen allem möglichen. Und dann muss ich mir auch noch dauernd anhören, dass ich ja immer so schnell beleidigt wäre und so faul und so schwach. Ich habe das Gefühl, ich darf mich gar nicht mehr mögen, weil jeder was gegen mich sagt.

16.02.2021 23:18 • #7


Frau_Pübbels
Deinen letzten Absatz kann ich so gut nachvollziehen.
Ich hatte so Freunde auch.
Mein Freund macht sich darüber auch lustig, aber eher liebevoll und dann macht er es gut. Da geht das.
Du bist nicht faul und schwach. Dir geht es einfach nicht gut.
Gute Freunde zu finden hat soo schwer. Und ich habe festgestellt, dass sich gleich und gleich wohl besser gesellt.
Sprich : ich hab nur noch psychisch angeschlagene Freunde. Die verstehen einen.
Aber das kam einfach so, ich suche da nicht gezielt nach. Wer das nie durchgemacht hat, versteht das auch nur schwer.

16.02.2021 23:34 • x 1 #8


FeuerWasser
Zitat von Sierra:
aber nur weil sie so perfekt sind müssen sie mich ja nicht runtermachen.

Ich glaube, dass deine Freunde vllt. mit deiner Situation überfordert sind und altersbedingt nicht anders reagieren können und/oder wollen. Es fehlt an Reife und Lebenserfahrung. Keiner ist perfekt! Bei den vermeintlich Perfekten läuft es auch nicht rund, der Unterschied ist nur, dass man es dir anmerkt und die anderen ihre Probleme besser verbergen und es einfacher ist über andere zu lachen als bei sich selbst zu bleiben.

Diese Leute sind was für eine Schönwetter Freundschaft aber das sind keine Freunde mit Tiefgang, an die man sich wenden kann wenn man wirklich ein Problem hat. Mit denen kannst du feiern und lachen und damit hört es auch schon schnell auf.

17.02.2021 11:21 • x 1 #9


S
Ja, so scheint mir das auch. Früher konnten wir ja über alles lachen, aber das waren dann eben auch Witze, die ich wirklich als solche verstanden habe. Jetzt scheinen die das extra so zu verpacken, damit sie mich runterziehen können und gleich eine Ausrede dafür haben...
Was ich mich jetzt aber trotzdem frage...darf ich auf mich stolz sein? Auf das was ich bisher geschafft habe und dass ich immer noch weitermache? Meine psychischen Probleme machen nur einen kleinen Teil von mir und ich finde es schade, dass keiner mein wahres Ich sieht und mich richtig versteht. Darf ich überhaupt zu mir stehen und sagen, andere nehmen mich nicht so wahr wie ich wirklich bin? Oder steckt nicht doch irgendwie Wahrheit in denen ganzen Vorwürfen..

17.02.2021 15:44 • #10


FeuerWasser
Zitat von Sierra:
Was ich mich jetzt aber trotzdem frage...darf ich auf mich stolz sein? Auf das was ich bisher geschafft habe und dass ich immer noch weitermache? Meine psychischen Probleme machen nur einen kleinen Teil von mir und ich finde es schade, dass keiner mein wahres Ich sieht und mich richtig versteht.

Natürlich kannst du auf dich stolz sein. Psychische Erkrankungen im Allgemeinen sind oft sehr kräftezehrend. Sich aus dem Kreislauf heraus zu arbeiten ist nicht einfach. Ich würde diese Entwicklung mit diesen Leuten nicht als negativ betrachten sondern eher aus Chance darauf neue Menschen kennenzulernen die besser zu dir- und zu deiner Lebenssituation passen. Leute die über dich lachen sind kein Verlust, das ist etwas was dir schadet.

17.02.2021 15:48 • x 1 #11


S
Zitat von Sierra:
Als dann meine Depressionen begannen, wurde das immer schlimmer, ich bekam ständig Vorwürfe, so selten erreichbar zu sein und keine Zeit für Treffen zu haben (was ich persönlich anders sehe, aber ich hatte mich zwischendurch schon zurückgezogen, wenn es mir nicht gut ging und meine Freunde kannten den Grund).


Oh das kenn ich. Aber meine Freunde wussten nicht, wie es um mich stand, weil ich mir vieles selber nicht erklären konnte, ständig diese Müdigkeit und zum Beispiel einen Kaffees trinken gehen: was soll ich mit denen denn quatschen, wenn ich nichts zu erzählen habe?
Soll ich mir von den anderen anhören, wie toll die Feier war und der Urlaub?

Als ich dann aber die Diagnose hatte, habe ich das dann auch meinen Freunden erklärt und habe gesagt, ich brauch Zeit.

Das haben alle verstanden und sie waren für mich da.

Menschen, die niemals eine Depression hatten, können das schwer nachvollziehen.

Ich habe zB in meiner letzten Episode meine Wimpern rausgerissen. Aber nur während der Phase. Therapeutin meinte, das ist Stressabbau. Würde mir das jemand ohne mein Vorwissen erzählen, würde ich wahrscheinlich mit dem Kopf schütteln.

Wenn Dich Deine Freunde aber aufziehen, dann würde ich überlegen, ob du die noch in deinem Leben haben willst.

17.02.2021 15:59 • x 1 #12


Calima
Zitat von Sierra:
darf ich auf mich stolz sein?


Wer sollte dir das verbieten, außer dir selbst? Arik Brauer, ein ziemlich beeindruckender Künstler aus Österreich, singt in einem seiner Lieder: Im en a ni li mi li: Wenn ich nicht für mich bin, wer dann? Hat er Recht, wie ich finde .

Zitat von Sierra:
Auf das was ich bisher geschafft habe und dass ich immer noch weitermache?

Wenn du es nicht bist, warum solltest du dann weitermachen?

Zitat von Sierra:
ich finde es schade, dass keiner mein wahres Ich sieht und mich richtig versteht.

Nun ja. Das liegt nicht zwingend nur an den anderen. Es ist gar nicht so selten, dass Selbst- und Fremdwahrnehmung recht unterschiedlich sein können. Und in den meisten Fällen kommen wir in der Selbstwahrnehmung besser weg .

Zitat von Sierra:
Oder steckt nicht doch irgendwie Wahrheit in denen ganzen Vorwürfen..


Ein Körnchen Wahrheit findet sich in jedem Vorwurf. Und es kann sich lohnen, danach zu suchen. Das bedeutet nicht, dass man sich jeden Schuh anziehen muss, der einem vorgehalten wird - mancher passt auch einfach gar nicht. Nach meiner Erfahrung fährt man aber ganz gut damit, immer mal wieder einen Abgleich zwischen dem, wie andere uns wahrnehmen und dem, wie wir uns selbst erleben, vorzunehmen. Je ehrlicher wir das tun, umso besser.

Niemand ist nur doof. Aber ebenso wenig ist niemand nur prima.

17.02.2021 17:13 • x 1 #13


Südmama
Zitat:
Und dann muss ich mir auch noch dauernd anhören, dass ich ja immer so schnell beleidigt wäre und so faul und so schwach.
Zitat:


Braucht man solche Freunde wirklich?

Ich bin irgendwie zu doof zum Zitieren. Wie mach ich das wenn ich nur einen Teil Zitieren möchte?

18.02.2021 13:19 • x 1 #14


S
Zitat von Südmama:
Ich bin irgendwie zu doof zum Zitieren. Wie mach ich das wenn ich nur einen Teil Zitieren möchte?


Hey, ich habe mich trotzdem mal für deinen Beitrag bedankt

Eigentlich müsstest du, nachdem du unter meinen Beitrag auf zitieren geklickt hast, in deiner Antwort den Text bearbeiten können (also zb. Kürzen). Du darfst nur die ganzen Sachen die in den eckigen Klammern [] stehen nicht löschen oder ändern

21.02.2021 21:52 • x 1 #15


Südmama
Zitat von Sierra:
Eigentlich müsstest du, nachdem du unter meinen Beitrag auf zitieren geklickt hast, in deiner Antwort den Text bearbeiten können (also zb. Kürzen). Du darfst nur die ganzen Sachen die in den ...


Vielen Dank

21.02.2021 22:16 • #16


STELLA-G
Zitat von Sierra:
Ja, so scheint mir das auch. Früher konnten wir ja über alles lachen, aber das waren dann eben auch Witze, die ich wirklich als solche verstanden habe. Jetzt scheinen die das extra so zu verpacken, damit sie mich runterziehen können und gleich eine Ausrede dafür haben... Was ich mich jetzt aber trotzdem ...

Hey Sierra ! N a t ü r l i c h darfst du nicht nur , du s o l l t e s t sogar stolz sein auf das, was du geschafft hast ! NIEMAND ist *nur seine Krankheit* - Du scheinst mir sogar sehr stark zu sein : alleine auf weiter Flur sein und t r o t z d em weiterkämpfen, erfordert viel Stärke ( soviel, dass in einer Depression für Weiteres keine Energie mehr überbleibt- ich weiss das aus eigener Erfahrung , stecke selbst drin)
LG Stella

28.05.2023 19:49 • #17


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