App im Playstore
Pfeil rechts
31

Hallo,
Ich bin momentan mit meinen Nerven ziemlich am Ende.
Ich habe meine Mama vor 3 Wochen an Krebs verloren. sie war neben meinem Partner der wichtigste Mensch in meinem Leben.
Ich komme aus sehr toxischen und narzisstischen Familienverhältnissen. Meine Mama war auch das was man in etwa eine verdeckte Narzisstin nennt. Aber sie hatte sie in den letzten 10 Jahren verändert. Ich bin 30 Jahre alt. Meine Kindheit und Jugend waren voll mit Ablehnung mir gegenüber, im Stich-Lassen und der Rolle des schwarzen Schafs. circa ab 20 änderte sich das Verhalten meiner Mutter. Ich glaube sie merkte, dass die Ehe mit meinem Vater sie belastet und mein Bruder emotional absolut nicht für sie erreichbar war. Also schmiss sie sie auf ihre Tochter. Mich. Die super emotioale und nach Liebe ringende Tochter. Mir ist bewusst, dass auch das alles nicht sehr gesund war, aber wir bauten uns trotzdem ein sehr enges Verhältnis auf und sie wurde wirklich liebevoll. wurden Verbündete. Telefonierten
Viel, unternahmen gemeinsame Mama-Tochter Dinge. Ich habe das Gefühl, sie hat es wirklich versucht. Als sie krank wurde war ich die ganze Zeit an ihrer Seite. begleitete sie zu Atztterminen, Chemo, hielt zerreissende Gespräche mit ihr über ihre Angst.
Nun ist ist nicht mehr da und meine Familie tut so als wäre ich nie da gewesen. Schließt mich aus der Beerdigungsplanung aus. Mein Bruder der während der ganzen Zeit nur Pflichtbesuche gemacht hat reißt alles an sich und präsentiert sich als stets dagewesenen Sohn. Unsere Geschichte wird einfach ausgelöscht und geleugnet. Ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll. Mein Körper reagiert stark. Ich habe eine Gastritis, weil mir das alles auf den Magen schlägt. Ich wache weinend und nach Luft ringend auf. Ich habe super viel Wut und Trauer in mir und weiß nicht wohin damit.

07.07.2025 11:16 • 12.07.2025 x 8 #1


16 Antworten ↓


@Pandilu Mein herzliches Beileid. Andere können die Geschichte zwischen deiner Mutter und dir versuchen zu ignorieren, doch du trägst sie im Herzen.
Das wird für immer bleiben und kann dir niemand nehmen.

A


Meine Mutter ist verstorben / meine Familie gaslightet mich

x 3


Das klingt alles so perfekt analysiert, wie von einem Psychologen, entspringt aber alles deinen Vermutungen, oder?
Du weißt nicht, warum deine Mutter sich so oder so verhalten hat....in deiner Kindheit und dann später.
Du weißt nicht, was dein Bruder gegenüber seiner Mutter empfunden hat...(warum ging er auf Rückzug) oder was da vielleicht vorgefallen ist.
Du nimmst viele Dinge nur an, vermutest.....das es so war.

Du solltest mal mit deinem Bruder sprechen und IHM erzählen, was Du uns hier erzählst.
Vielleicht wollten Sie dich auch entlasten oder schützen, in dem sie die Beerdigung ohne dich planten.
Vielleicht haben sie *eure Geschichte* gar nicht so wichtig gesehen, wie es sich für Dich anfühlte.
Wir wissen nicht, wie der andere fühlt....wenn man sich nicht mitteilt.

Auch von mir mein allerherzlichstes Beileid und eine ganz große Portion Kraft für dich.
Ich kann @NoNameUser nur beipflichten: Ich selbst merke immer wieder, dass auch hinter solch stark verletzend empfundenen Verhalten wie bei deinem Bruder und Vater nicht selten deren eigene Verletzungen und starke Missverständnisse stehen.
Im Idealfall kann man das klären durch Kommunikation.

Ist leider bei lang bestehenden umd fest gefahrenen Situation oft nicht einfach, manchmal auch gar nichts, und fast immer emotional sehr aufreibend.

Aber es ist möglich und vielleicht, hoffentlich (!) die Mühe Wert.
Eine Mediation könnte je nachdem helfen.

Alles Gute dafür.

@Pandilu

Oh Mann. Das ist so verdammt viel auf einmal – kein Wunder, dass dein Körper dichtmacht. Und das Schlimme: Nicht mal der Tod bringt in solchen Familien echten Frieden. Da geht das Schauspiel einfach weiter, nur mit neuen Rollen. Und du sitzt mittendrin, trauernd, verletzt, übergangen – und sollst irgendwie funktionieren.

Dein Schmerz ist real. Nicht nur wegen dem Verlust deiner Mutter – sondern weil gerade alles nochmal aufreißt. Diese jahrzehntelange Rolle als schwarzes Schaf, die Umkehr, die Hoffnung, die Nähe, die Kämpfe, das gemeinsame Durchhalten – und dann stehst du da, nach allem, was du getan hast, und wirst behandelt, als wärst du gar nicht da gewesen? Das ist keine normale Trauer, das ist emotionaler Verrat.

Und ja, dein Bruder reißt jetzt alles an sich. Klassisch. Der Typ, der nie da war, spielt sich plötzlich auf, weil’s nach außen besser aussieht. Und du sollst das bitte still ertragen, während dein Inneres brennt? Sorry, aber da darfst du wütend sein. Und zwar mit allem, was du hast. Diese Wut ist nicht unangebracht – die ist überfällig. Die kommt, weil dein Nervensystem seit Wochen, Jahren, Jahrzehnten versucht, nicht zu explodieren.

Und auch wenn das jetzt hart klingt: Deine Mutter hat versucht, etwas wiedergutzumachen – aber sie hat dich auch benutzt. Als Verbündete, als emotionale Stütze, als Projektionsfläche. Du hast ihr alles gegeben. Und vielleicht war’s das erste Mal, dass du dich wirklich gebraucht gefühlt hast. Und jetzt stehst du wieder da – ohne Halt, ohne Anerkennung, mit einem Körper, der rebelliert, weil keiner laut ausspricht, was passiert ist.

Was du brauchst, ist kein „gesunder Umgang mit Trauer“, sondern ein Raum, wo deine Realität nicht geleugnet wird. Wo du laut sagen darfst, wie beschissen das alles war. Wie sehr du gehofft hast. Wie sehr du enttäuscht wurdest. Wie viel du getragen hast, obwohl du selbst noch auf dem Zahnfleisch gingst. Und wie unfair es ist, dass genau diese Geschichte jetzt so getan wird, als hätte es sie nie gegeben.

Also bitte: Versuch nicht, das wegzumeditieren oder zu „verstehen“. Lass es da sein. Schreib dir alles von der Seele, schrei’s in ein Kissen, klatsch Wut in Ton oder Papier – aber schluck es nicht runter. Sonst kriegst du noch mehr als ’ne Gastritis. Dein Körper will, dass du endlich für dich einstehst – nicht gegen andere, sondern für dich. Und ja, das darf verdammt wütend sein. Und traurig. Und ungerecht.

Weil es genau das ist.
Und vn weg drücken wirds einfach nicht besser.

@WayOut
Danke für deinen Text ️
Ja der alte Schmerz spielt glaub ich auch eine Rolle. Es fühlt sich an, als hätte alles nichts gebracht. Ich habe vor 10 Jahren versucht den Schmerz fortzuschieben. Habe alles verziehen mit dem Wunsch endlich die Liebe zu bekommen, nach der ich mich gesehnt habe. Und wahrscheinlich war es für meine Mutter wie auch mich eine Projektionsfläche. Aber egal wie es auch war, diese Zeit möchte ich nicht missen.. Aber jetzt knallt die bittere Realität wieder rein. So wie ich damals nichts dran ändern kann, kann ich es jetzt wohl auch nicht.. Ich bin ein sehr kommunikativer Mensch. Wahrscheinlich weil ich schon früh versucht habe mit Worten nach Hilfe zu suchen. Versuche meine Ansichten zu erklären und versuche mein Gegenüber zu verstehen. Meine Familie schwieg meistens. Und auch jetzt ist jeder Versuch der Kommunikation hinfällig. Mein Vater verbietet mir sofort den Mund. Ich wäre manipulierend und egoistisch. Er möchte nichts von mir hören, sobald ich was sage was ihm nicht gefällt.

Und ja vielleicht wirke ich analytisch. Das ist mein Weg mit vielem umzugehen, damit ich vielleicht den Schmerz nicht so fühle. Aber momentan bricht er so aus mir aus, dass ich nicht weiß wohin..
Ich werde deinen Rat versuchen umzusetzen und mir diesen Raum schaffen. Es kostet mich nur noch viel Zurückhaltung, da die Beerdigung erst diese Woche ist.. Dort werde ich mir die Inzenierung noch einmal geben müssen..und es kostet sehr viel Kraft bei mir zu bleiben..

Hallo Pandil,

habe Deine Geschichte gelesen und kann sie nachvollziehen, denn ich erlebe ähnliches. Da kann man nicht viel machen, so sind die Menschen und ein Todesfall ist stets eine Anspannung für alle. Habe wochenlang einen Kumpel im Hospiz besucht, fast als einziger. Dann ist er gestorben und auf einmal tauchen verschiedene Menschen auf, keine Familienmitglieder, die die Beerdigung regeln wollen. Mich stößt das etwas vor den Kopf, war ich doch fast der Einzige, der sich zu Lebzeiten um ihn gekümmert hat. Ich vermute, es ist das schlechte Gewissen der Anderen, jetzt nach dem Tod ohne emotionale Bindung mit dem Lebenden, etwas zu unternehmen, er solle jetzt wenigstens eine pompöse Beerdigung bekommen. Der Tote hat nichts mehr davon, aber die Lebenden können sich einer intensiven Zuwendung rühmen, der aufwendigen Beerdigung wegen. Ich trage den Gestorbenen in der Erinnerung und habe mich verabschiedet, ich habe kein schlechtes Gewissen und somit brauche ich keine aufwendige Beerdigung, mir würde eine schlichte Zeremonie völlig ausreichen. Fühle mich von den Anderen überrumpelt, die nun auf einmal nach dem Tod aktiv werden und einen großen Aufwand betreiben wollen.
Es ist nicht mit der Beziehung zu Deiner Mutter vergleichbar, aber es ist mit dem Verhalten der Anderen vergleichbar, die auf einmal aus schlechtem Gewissen einen Aktionismus an den Tag legen so, dass bei einem selbst das Gefühl aufkommt ausgegrenzt zu werden.

@WayOut ,deine Zeilen sind wirklich großartig. Danke . Ich selber habe das vor acht Jahren mit erlebt . Die Wut wollte ich nicht spüren ,ich durfte sie nicht mehr spüren ,nach dem Tod meiner Mutter im März 2017 . Eine innere Stimme ,es war ihre Stimme , bestrafte mich immer und immer wieder ,bis heute . Meine Angehörigen hatten mich aus der Familie verbannt . All die schrecklichen Worte höre ich heute in meinem Geist und sie machen mich so müde und depremiert. Ich lasse sie leider auch noch zu ,so schnell laufen die Gedanken ab . So schnell das ich nicht den Hebel finde ,ihm umzukippen.

Da der Tod etwas unendliches ist und irgendwie schämen wir uns wenn wir dann wütend auf die Person ist die uns ,schmerzen zugeführt haben verdrängen wir weiterhin unsere Wut .

Hallo Pandilu,

auch ich sende Dir hier mein aufrichtiges Beileid. Die Mutter verlieren schmerzt häufig besonders stark.
Dir wünsche ich jetzt viel Kraft.

Zitat von Pandilu:
Meine Kindheit und Jugend waren voll mit Ablehnung mir gegenüber, im Stich-Lassen und der Rolle des schwarzen Schafs. circa ab 20 änderte sich das Verhalten meiner Mutter. Ich glaube sie merkte, dass die Ehe mit meinem Vater sie belastet und mein Bruder emotional absolut nicht für sie erreichbar war.

Dann hast Du mit Deiner Mutter ja noch viele schöne Zeiten verbringen können.

Wenn Dein Bruder für Deine Mutter kaum noch erreichbar war, dann haben die gefühlmäßigen
Probleme zwischen Deiner Mutter und Deinem Bruder, sowie Dir, ja bestimmt schon damals
angefangen.

Zitat von Pandilu:
wir bauten uns trotzdem ein sehr enges Verhältnis auf und sie wurde wirklich liebevoll. wurden Verbündete.

Zitat von Pandilu:
Telefonierten
Viel, unternahmen gemeinsame Mama-Tochter Dinge.

Bestimmt wirst Du Dich noch gern an die Zeit mit Deiner Mutter erinnern.
Dein Bruder wird da eine völlig andere Erinnerung für sich aufgebaut haben.

Zitat von Pandilu:
Nun ist sie nicht mehr da und meine Familie tut so als wäre ich nie da gewesen.

Das glaube ich eher nicht. Dein Bruder könnte sehr eifersüchtig sein. Neidisch darauf,
dass Du ein gutes Verhältnis zu Deiner Mutter hattest.

Zitat von Pandilu:
Schließt mich aus der Beerdigungsplanung aus. Mein Bruder der während der ganzen Zeit nur Pflichtbesuche gemacht hat reißt alles an sich und präsentiert sich als stets dagewesenen Sohn.

Würde er Dich nun versuchen in die Beerdigungsplanung versuchen mit einzubeziehen,
dann würde er sich meiner Meinung nach Deinen Wünschen eher gefühlt unterordnen.
Das scheint er nicht zu wollen.
Ich vermute, nun spielt er den Starken.

Zitat von Pandilu:
Unsere Geschichte wird einfach ausgelöscht und geleugnet.

Ich finde das Gegenteil ist der Fall. Er versucht Dir deutlich und leider etwas dumm zu zeigen,
dass er auch noch da ist. Und sich Dir nicht unterordnen möchte.

Zitat von Pandilu:
Ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll.

An Deiner Stelle würde ich die anderen alles machen lassen, und die Beerdigung organisieren lassen.
Ein Streit und Deine Wut, bevor Deine Mutter in Frieden beerdigt worden ist, ergibt für
mich jetzt wenig Sinn.

Was in den Monaten nach der Beerdigung geschieht, das muss man vermutlich jetzt abwarten.

Zitat von Pandilu:
Ich habe super viel Wut und Trauer in mir und weiß nicht wohin damit.

Deiner Trauer lass doch einfach freien Lauf. Du darfst traurig sein.
Was jedoch Deine Wut betrifft, so würde ich die Wut zunächst einmal gegen das Gefühl
Enttäuschung auswechseln.
Was Du später daraus machst, wirst Du dann immer noch entscheiden können.

Viele Grüße

Bernhard

Zitat von Pandilu:
damit ich vielleicht den Schmerz nicht so fühle. Aber momentan bricht er so aus mir aus, dass ich nicht weiß wohin..

lass ihn raus, so verarbeitetst du besser, weine, wenn du kannst, es hilft

@realo Das stimmt wir brauchen kein schlechtes Gewissen haben. Was du getan hast ist unbezahlbar. Und ein schlechtes Gewissen habe ich wirklich auch nicht. Nicht einmal minimal. Und ja das werden die anderen wahrscheinlich, wenn auch versteckt haben. Es kostet nämlich unglaublich viel Kraft jemanden in seinen letzten Monaten und Wochen zu begleiten. Mein Bruder ist auch den leichteren Weg gegangen und sagte ihr Für mich gibt es die Diagnose nicht. Er konnte nicht anders. Ich habe sie bei den Untersuchungen begleitet, habe mit Ärzten gesprochen, mit ihr zusammen geweint, ihren Ängsten zugehört, ihr Mut gemacht, sie abgelenkt während ich abends selbst geweint und gezweifelt habe. Sie hat oft auch wegen ihm geweint, dass sie nicht mehr viel Zeit und ihn vermisst. Die Wahrheit würde ihn zerfressen.. tief in ihm weiß er das vielleicht.. Ich hoffe mein Wunsch wird irgendwann leiser, dass er die gleichen Tränen wie sie weint.. Weil es vermeintlich gerecht wäre aber was ist schon gerecht.. und sie würde es nicht wollen.. hätte er sich weiter zurückgehalten wäre mein Verständnis größer gewesen. Hätte ihn einfach machen lassen. So sehe ich halt bei der großen Wiedergutmachung zu..

@Hotin

Hallo Bernhard,
Ganz lieben Dank für deine Nachricht. Ich nehme sie mir zu Herzen ! Und ich glaube das Wort Enttäuschung nimmt der Wut ihren Wind mehr aus den Segeln.. Ich werde mir es vor Augen halten, wenn sie wieder hochkocht.. Wut ist etwas verdammt Selbstzerstörendes.. Sie tut ab einem gewissen Maß nicht mehr gut.. Ganz im Gegenteil.. Ich hoffe, wenn die Beerdigung vorbei ist morgen, dass ich mich wieder mehr der Trauer und Verarbeitung zuwenden kann.. Ich vermisse meine Mutter mit jeder Faser und hoffe, dass ich das neue Leben auch ohne sie bald irgendwann auch wieder lieben kann.. Sie würde auch genau das von mir erwarten.. und wahrscheinlich sagen Du weißt doch wie die sind. Du bist doch meine starke Tochter. Steh drüber und kümmer dich um die wichtigen Dinge..

Vielen Dank für Deine Antwort.

Aus Deinen Worten klingt eine große persönliche Stärke.

Für euren letzten Gang mit Deiner Mutter wünsche ich Dir morgen ganz, ganz viel Kraft.
Begleite sie in Frieden. Das alles, was in einigen Monaten noch an Gedanken und Gesprächen
kommen wird, dass wirst Du dann später sehen.

Alles Gute für Dich.

Zitat von Pandilu:
So sehe ich halt bei der großen Wiedergutmachung zu..

So kann man es nennen, es hilft nichts, die mit dem schlechten Gewissen sind auf einmal agiler und reißen nun die Organisation an sich. Du erlebst morgen die Beerdigungsfeier, ich werde den Termin erst am Montag erfahren. Sollte die Organisation zu religiös ausgefallen sein, behalte ich mir vor, nicht daran teilzunehmen. Ich habe den Frieden mit dem Gestorbenen gemacht, ich bin auf eine pompöse katholische Beerdigung nicht angewiesen.

Berichte wie die Beerdigung abgelaufen ist und wie Du sie empfunden hast. Ich weiß, wie emotional solche Feierlichkeiten sein können und wie die Trauer durchbrechen kann.

Die Beerdigung war eine pietätlose Inszenierung. Dem Pastor kann man keinen Vorwurf machen, der musste mit dem was er wusste ja arbeiten. Es wurden alle erwähnt außer mir. Warum auch man fasste ein Bild über meine Mutter zusammen, dass ihr absolut nicht gerecht war und sie gar nicht wirklich beschrieb. Die Rede, der Blumenschmuck, die ganze Aufmachung waren so fade, wie die Beziehung meines Bruders zu meiner Mutter. Zu 80 % wurde religiöses Zeug erzählt. Sie wurde als große Katholikin dargestellt, weil sie und mein Bruder an Weihnachten zusammen in die Kirche gingen. Das war eine der wenigen Pflichtveranstaltungen zwischen ihnen und sie tat es ihm zu liebe, weil ihm das wichtig war. Ich war diejenige die wirklich mit ihr über Gott und den Himmel sprach in unseren verletzlichen Momenten. Auch ich habe oft versucht meinen Glauben in Gott zu finden und meine Mutter war diejenige die mir immer mit scharfen Ton sagte Wo ist dein Gott jetzt? Es kommt keiner der dich rettet, dass musst du schon selbst machen. Mich hat er auch immer hängen lassen. oder Glaubst du wirklich an den Himmel? Ich kann mir nicht vorstellen, aber es hilft mir dass du es tust. Es wäre ihr viel zu viel gewesen.

Mein Bruder kannte sie nicht. Mir wird für immer ein angemessener Abschied von ihr fehlen. Nach der Beerdigung ging es für die glorreiche Familie zum Leichenschmaus. Ich blieb mit meinem Partner. Wir zwei saßen bei ihr, als ihr Grab zugeschüttet würde. Mein Partner sagte : Jetzt warst du wirklich bei allem dabei. Bis zum Schluss. Wieder ohne Publikum. Aber da. Wie immer. Wir holten uns im Supermarkt in der Nähe ein B. und zwei kleine Flaschen Wildberry Lillet ( was wir selten aber gerne zusammen tranken) Eine stellte ich zu Mama, eine trank ich. Wir saßen eine Stunde dort. Ich konnte endlich weinen. Bei der Beerdigung ging gar nix. Eine Dohle flog direkt zu uns und saß neben uns und sang. Es war friedlich, als wir endlich wieder alleine zusammen waren.

Vielleicht kannst du dich ja auch etwas später verabschieden, auf eure Weise !

So ähnlich wird hier die Beerdigung auch ausfallen, danke für Deine Worte, denn ich bin mir nicht sicher, ob ich an so einer Beerdigung teilnehmen möchte, ich brauche das nicht. Ich habe mich gebührend verabschieden können und brauche keine Feier mit einem Pfarrer der fromme Sprüche macht, weil das sein Job ist. Ein wortloses Beisetzen ist für diesen gestorbenen Mensch die angemessenste Würdigung, jedes Lobpreisen wäre Heuchelei. Lieber gehe ich später alleine auf den Friedhof, um an meinen Erinnerungen ihm gegenüber teilzunehmen, ohne störende Einflüsse.

A


x 4





App im Playstore