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L
Hallo,
Am Donnerstag war die Beerdigung meiner Mutter. Sie war seit Anfang 2017 pflegebedürftig und hat bis zum Schluss daheim gewohnt. Es kam natürlich ein Pflegedienst und zum anderen hat die Familie ( meine 2 Brüder und ich, jeweils mit Partnerin) die Pflege gestemmt.
Der Löwenteil der Aufgaben blieb nach und nach an mir hängen. Ich hab durch eine Angst/Panikstörung eh Probleme im Berufsleben und dadurch auch Zeit. Es hatte auch schöne Seiten. Ich konnte meiner Mutter helfen, hatte für mich selbst das Gefühl etwas wertvolles zu tun. Und trotz ihrer Demenz gab es viele heitere Momente.

Gibt es in dem Forum jemand mit ähnlicher Erfahrung?
Nun steht demnächst die Wohnungsübergabe an. Es ist bereits geräumt und gemalert.

Ich mach mir Sorgen, dass wenn ich keine Aufgaben mehr habe
Meine Probleme wieder überhand gewinnen. Bzw ich wieder vollends Durchhänge.
Das ist wieder eine große Veränderung die auf mich zu kommt

Sorry falls es hier nicht passen sollte

11.06.2022 21:21 • 12.06.2022 x 3 #1


7 Antworten ↓


C
Ich verstehe sehr gut, was gerade in dir vorgeht. Die Aufgabe, deine Mutter zu pflegen, hat eine geraume Zeit beansprucht. Dadurch waren andere Dinge wie z.B. Gedankenkreisen / Ängste im Hintergrund. Wichtig ist, dass du weiterhin eine oder mehrere Aufgabe/n hast, um dir auch die Möglichkeit zu geben, dich selbst zu verwirklichen. Wäre das Thema Pflege evtl. auch beruflich was für dich?

11.06.2022 22:14 • x 1 #2


A


Pflegebedürftige Mutter verstorben

x 3


psychomum
Hallo,

ich finde gut, was crazymic geschrieben hat. Vielleicht könntest du dir auch mit schönen Dingen die nun gewonnene Zeit füllen?

Meine Oma hat unter anderem Demenz und liegt momentan im Sterben auf der Intensiv, schlimm alles, ich hoffe sie muss sich nicht noch länger quälen.

Sie lebte zuvor in einem Heim.

Hut ab, dass du das mit der Pflege deiner Mutter so toll hinbekommen hast, trotz deiner psychischen Erkrankungen, sowas ist einfach toll.

Alles Gute und viele Grüße

11.06.2022 22:26 • x 2 #3


L
Ob ich das so toll hinbekommen habe, weiß ich nicht.

Aus Sicht meiner Mutter gewiss. Denn sie wollte nicht in ein Heim und der Wunsch wurde erfüllt - bettlägerig war sie nur die Zeit im Krankenhaus von Samstag früh bis Mittwoch abends.

Einerseits könnte ich mir auf die Schulter klopfen - aber tatsächlich hat dieser Erfolg auch einige Opfer gefordert in Form von Streitigkeiten zwischen mir und meinen Brüdern.

Ich wurde lange Zeit gemieden, Kontakte wurden abgebrochen - und sprichwörtlich am Sterbebett konnte man sich zusammen raufen. Es wurde viel Zeit verplempert

Bei meiner Mutter wars letztlich eine Sepsis. Und dadurch ein Oganversagen. Keine Ahnung was sie wirklich davon mitbekommen hat. Mitteilen konnte sie sich nicht mehr.

Ich wünsche Dir und vor allem Deiner Oma alles Gute und viel Kraft!

11.06.2022 22:47 • #4


psychomum
Doch ich finde das sollte gewürdigt werden, wenn sich jemand für die Pflege aufopfert.

Meine Mutter und Tanten sind auch deshalb zerstritten, das hört man sehr oft wie bei dir.

Ich hoffe das gibt sich alles wieder bei euch und auch in unserer Familie.

Vielen Dank, das wünsch ich ebenfalls.

Hast du denn Dinge mit denen du die neue Zeit jetzt füllen kannst?

lg

11.06.2022 23:32 • x 2 #5


Butterfly-8539
[url=/post2573923.html#p2573923]Zitat von lemmy[/url]
Hallo, Am Donnerstag war die Beerdigung meiner Mutter. Sie war seit Anfang 2017 pflegebedürftig und hat bis zum Schluss daheim gewohnt. Es kam natürlich ein Pflegedienst und zum anderen hat die Familie ( meine 2 Brüder und ich, jeweils mit Partnerin) die Pflege gestemmt. Der Löwenteil der Aufgaben blieb nach und ...


Habe mehrere Pflegefälle in der Familie gehabt und gepflegt. Als sie nach und nach starben war es sehr schlimm.
Leider kamen weitere plötzliche Sterbefälle noch hinzu, die keine Pflegefälle auf längere Sicht waren. Zwei Personen im engeren Familienkreis hatten auch Demenz. Eine sehr enge Bezugsperson hatte schwere Schlaganfälle, doch ich trainierte sie so gut, das es einigermaßen möglich war, sie für kurze Zeit auch mal allein zu lassen.
Leider verschlimmerte sich bald drauf durch weitere Schlaga.........................
Damals konnte das noch nicht behandelt werden, damit das erste Gerinnsel aufgelöst hätte werden können. Weswegen es anschl. zu weiteren kam. Es war sehr schlimm alles mitzuerleben, wie der Geist und das Wesen sich schlagartig veränderte. Am Ende erkannte sie mich kaum noch ...................

Die anderen Pflegefälle waren schwer Krebs erkrankt und die Pflege daheim zur normalen Arbeit war ein heftiger Hürdenlauf mit viel Verantwortung, Planung, Einteilung. Das waren jeweils 3 Jahre Fürsorge.
Rund um die Uhr auf Dauerstrom, auch durch die zusätzliche Arbeitsstelle.
Zu der Zeit gab es auch noch keine Pflegezahlungen, wenn man daheim hätte bleiben müssen. Somit mußte man sich abwechseln, doch auch bei mir blieb das meiste hängen, denn Geschwister habe ich keine und die anderen Angehörigen, oder auch Enkel von denjenigen interessierte es einfach nicht.
Der eine hat das Helfersyndrom, die anderen sind sich selbst am nächsten.

Da deine Mutter nun beerdigt ist, wäre es gut, wenn du versuchst dich etwas abzulenken, indem du öfters in die Natur gehst, Hobbys findest, wie z. B. Fahrrad fahren, Gartenarbeiten, oder vielleicht dich um Tiere kümmerst (ggf. Tierheim.........). Einfach was für die erste Zeit suchen, um etwas Ablenkung im Gedankenkarusell zu bekommen.

Leider bleibt natürlich der Schriftkram nicht weg und auch nicht die Auflösung der Whg. Es muß wohl renoviert werden, dann Erinnerungen, Gegenstände entsorgt werden, was natürlich auch nicht einfach ist. Man wird immer wieder damit konfrontiert . Ich fand es gar nicht einfach, in den Personlichkeiten der Angehörigen herumzuwühlen, da leider alles aus der Whg. mußte. Das fiel mir besonders schwer.
Ständig hörte ich bei den alten Holzböden irgendwo ein knarzen und bekam das Gefühl, jemand ist in der Whg. Somit vom Gefühl her, der eng verbundene Angehörige. Ein seltsames unwohles Gefühl.

Du siehst, du bist nicht alleine mit diesem schrecklichen Verlust. Es gibt hier einige, die das auch mitmachen mußten.
Wenn du denkst, nicht klar zu kommen, wirst du hier sicher Gleichgesinnte finden, die stets ein Ohr für dich haben und Tipps geben können.

Wünsche dir viel Kraft.

12.06.2022 01:56 • x 5 #6


L
Danke für eure Antworten. Tatsächlich hat meine Lebensgefährtin seit Februar 2021 einen Hund aus dem Tierschutz der mich auf andere Gedanken bringt. Ironischerweise ist der Hund selbst ein Angsthase und musste bzw muss von vielen Sachen lernen, dass sie ungefährlich sind. Manche Brücken bzw Geländer oder Bauzäune sind ihr immer immernoch
ein Graus, da wohl unsere Hündin an das Tierheim erinnert wird.

Die Wohnung meiner Mutter ist inzwischen leer bis auf den Rollator den ich morgen weg bringe. Dafür türmen sich bei mir Ordner mit Papierkram von ihr, von dem ich noch schauen muss was evtl noch benötigt wird. Vielleicht finden sich auch noch Erinnerungsstücke die ich gerne behalten würde.

Für mich ist derzeit selbst der Einkauf schwierig. Da bestimmte Artikel oder Lebensmittel etc mich an sie erinnern und ich dann heulen könnte.

Naja mal sehen was die Zeit bringt

12.06.2022 20:43 • x 3 #7


Butterfly-8539
Zitat von lemmy:
Danke für eure Antworten. Tatsächlich hat meine Lebensgefährtin seit Februar 2021 einen Hund aus dem Tierschutz der mich auf andere Gedanken bringt. Ironischerweise ist der Hund selbst ein Angsthase und musste bzw muss von vielen Sachen lernen, dass sie ungefährlich sind. Manche ...

Das dauert seine Zeit und du wirst noch an sehr vieles erinnert werden, da du eine sehr feste Bindung zu ihr hattest und dich um sie mit sehr viel Liebe und Zeit gekümmert hast.
Sie hinterläßt ein rießiges Loch, was nicht einfach wird, es gedanklich immer mal wieder zu verdrängen. Lasse deinen Tränen freien Lauf, denn es tut dir gut.
Der eine verkraftet es besser, indem er gedanklich völlig alles verdrängt und keine Träne vergießt, wobei die Bindung dann sicher nicht besonders eng war. Andere verkraften es weniger gut und trauern lange Jahre, da die Bindung auch besonders herzlich war.
Du kannst stolz sein, das du deiner Mama soviel Liebe und Zeit in diesen schweren Zeiten geschenkt hast und das wußte sie, auch wenn sie manchmal geistig nicht mehr völlig anwesend war. Manchmal kamen lichte Momente, wo sie auch mitbekam, wie du dich um sie gekümmert hast.
Leider werden heute viele Pflegebedürftige in Heime abgegeben, obwohl diese Leute auch zu Zeiten als die Kinder noch die Eltern brauchten, für sie da waren, z.B.wenn sie arbeiten gingen und noch anderes am Hals hatten. Aber umgekehrt sieht es oft anders aus. Die Zeiten haben sich gewaltig geändert.
Selbiges auch mit der Grabpflege. Bekomme es immer mal mit, wie enttäuscht manche Eltern noch zu Lebzeiten sind, wenn sie von den Kindern gesagt bekommen, sie können sich mal nicht um das Grab kümmern. Sie sollen sich verbr.............................lassen. Eine Frau, die ihre Angehörigen, wie auch ihren Mann das Grab richtete und eigentlich selber dort mal ihren Platz haben sollte, muß nun alles auflösen und sich um ein Urnengrab für sich kümmern, obwohl das völlig gegen ihren Willen ist. Das schockierte mich schon des öfteren.
Meist waren es Kinder, die auch noch Häuser uvm. in den Hi...... geschoben bekamen. Genau diese haben dann später gar nichts für die Eltern übrig.
Solche, aber die kaum was bekamen, kümmerten sich herzlich und auch ums Grab.
Noch amüsanter ist auch der Grabschmuck mit dem Text .wir vermissen dich so sehr, aber alles ist in kürzester Zeit total verwildert.

Ich bin im nachhinein auch froh, mich so gut es ging um alle gekümmert zu haben, obwohl es wirklich eine wahnsinns schwere und stressige Zeit war, da die normale Arbeitsstelle auch noch fusionierte und keine Rücksicht genommen wurde. Es hieß damals, entweder............. oder.

Ich versuchte alles zu stemmen, aber heute habe ich leider gesundheitlich meine eigene Rechnung serviert bekommen. Doch im innersten war ich beruhigt, da ich fast alle sogar in den Tod begleitet habe. Keine leichte Angelegenheit und nicht jeder verkraftet sowas, den Angehörigen nach dem Ende so zu sehen. Im Augenblick zieht es einem die Füße weg und man kann gar nicht mehr klar denken, geschweige denn schlafen. Dann noch der gesamte Papierkram, den ich am wildesten fand. Keinerlei Rücksicht................Eiskalter Behörden..........................

Finde es enorm toll, das ausgerechnet jetzt der Hund in dein Leben trat. Genau das brauchst du nun! Er braucht deine Hilfe, du kannst ihm viel beibringen, bist abgelenkt und hast fröhlichere Zeitabschnitte, bei denen du gut abschalten kannst. Tiere, ob Katzen, Hunde, Kleintiere, werden dir alles mit soviel Liebe zurückgeben und dich auf andere Gedanken bringen. Nun braucht dich dieser Hund und das ist gut so.

Bei mir dauerte die Trauer um meinen Vater, zu dem ich nun nicht gerade aus Kindheitstagen die besten Erinnerungen habe, sehr lange. Wir verstanden uns erst besser, als er so krank wurde.
Er schätzte es sehr, das ich mich um ihn so gut kümmerte, damit er eine einigermaßen gute Lebensqualität hatte. Seltsamerweise verkraftete ich sein Ableben sehr schwer. Brauchte viele Jahre, bis nun im innersten nach fast 14 Jahren die Narben so ziemlich verheilt sind. Vielleicht war es deshalb so schlimm, da ein Pflegefall den nächsten jagte und irgendwann man alles was in seiner Macht war getan hat. Dann aber feststellen mußte, das doch alles letztendlich tragisch endete und ich trotzdem keinen zurückhalten konnte. Ich mußte lernen loszulassen.

Tja, da muß irgendwann leider jeder durch. Doch wenn man soviel Zeit mit diesen Menschen, wie du auch mit deiner Mama verbracht hast, sie bis zum Ende begleitet hast, ist es nochmals schlimmer mit dem Verlust, als wenn man eh schon damit rechnete, indem man lange schon Abschied nahm, da der Angehörige in einem Heim lebte. Vom täglichen Gesundheitszustand bekommen diese Angehörigen nicht viel mit, aber einer der sich wie du derer annimmt, eben schon.

So, nun kümmerst du dich mehr um eueren Hund, der dir gut tun wird.

12.06.2022 21:50 • x 2 #8





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