Mein Freund nahm sich das Leben

Hey,

ich habe wirklich lange überlegt ob ich mich hier anmelden soll. Ich bin es mittlerweile so leid immer wieder meine Geschichte erzählen zu müssen, doch ich glaube anders, werde ich damit sonst nicht klar kommen. Doch erst einmal zu mir. Mein Name ist Marie, ich bin 18 Jahre alt und mache zur Zeit mein Abitur. Vor 5 Monaten nahm sich mein Freund das Leben. Er war mein erster Freund und ich habe nie gemerkt, dass es ihm schlecht ging... er hat mir als einzige einen Abschiedsbrief geschrieben, in dem er mir sagte, dass er mit der Situation bei sich zu Hause nicht mehr klar komme. Eine sehr schwammige Erklärung, mit der ich einfach nicht klar komme.... seine Freunde sagen mir immer wieder, dass er mich so sehr geliebt hat. Es zerreißt mich innerlich so sehr. Ich weiß einfach nicht ob ich jemals damit klar kommen werde oder ob man mir überhaupt helfen kann oder ich das mit mir selber vereinbaren muss? Ich habe ihn definitiv auch sehr geliebt und das ganze kam auch ziemlich überraschend. Er hatte sich gerade einen Nebenjob gesucht und stand kurz vor seiner Führerscheinprüfung. Zudem hatte er einen gemeinsamen Urlaub mit mir geplant und das alles nur 1 Woche vorher. Nie hat irgendwer etwas gemerkt... erst nach seinem Tod kam so einiges ans Licht. Ich kann einfach nicht aufhören das alles zu analysieren und immer wieder alles durchzuspielen. Es macht mich fertig... ich hatte nie Depressionen doch schlagartig ging es mir schlecht und ich stand regelrecht am Abgrund. Ich habe Angst dass ich irgendwann wieder da stehe? Seit kurzem nehme ich Antidepressiva und auf Rat meiner Freunde versuche ich mich auch wieder auf etwas einzulassen, also körperlich, ist das überhaupt richtig? Seit kurzem treffe ich mich mit einem Junge, sollte ich nicht eigentlich ein schlechtes Gewissen haben? Oh Gott, ich fühle mich so abgestumpft.. ich hab meinen Freund wirklich geliebt aber seither fühle ich mich einfach nur leer, das einzige was ich will ist, dass diese Leere aufhört..
Anfangs hatte ich sogar Panikattacken, wenn ich zur Schule musste, weil er da auch hinging..
und ja das ist eigentlich auch schon der Grund warum ich hier bin...

Hallo Marie,
Das hört sich alles nicht leicht an. An deiner Stelle würde ich es vielleicht mal mit einer Gesprächsterapie versuchen (wenn du das nicht schon machst...das kam nicht klar in deinem Text rüber.) außerdem, wenn es sich für dich nicht gut anfühlt, würde ich mich erstmal nicht auf was neues einlassen. Wenn es dir dadurch jedoch besser geht, finde ich auch nicht, dass du ein schlechtes Gewissen haben musst. Auf keinen Fall. Ich glaube das Beste was man machen kann ist darüber reden und die Schuld nicht zu sehr bei einem selbst suchen. Ich glaube das man nach so einem Vorfall wieder auf die Beine kommen kann, auch wenn es einem erstmal unvorstellbar vorkommt. Stell dir vor, das gleiche wäre dir im Alter von 40 oder 50 passiert. In deinem Alter hast du alles noch vor dir. Ich hoffe das konnte helfen.
Lg

Zitat von Nichtmeinname:

An deiner Stelle würde ich es vielleicht mal mit einer Gesprächsterapie versuchen (wenn du das nicht schon machst...das kam nicht klar in deinem Text rüber.)

Gehe seitdem Vorfall zu einer Psychotherapeutin, allerdings beschäftigen die sich anfangs ja auch eher mit der Familie und der allgemeinen Geschichte. Zudem habe ich auch Probleme im persönlichen Kontakt mit jemandem meine Gefühle zu zeigen.

Zitat:

außerdem, wenn es sich für dich nicht gut anfühlt, würde ich mich erstmal nicht auf was neues einlassen. Wenn es dir dadurch jedoch besser geht, finde ich auch nicht, dass du ein schlechtes Gewissen haben musst. Auf keinen Fall.

Da fühle ich mich tatsächlich ein bisschen erleichtert. Er tut mir gut aber nur auf körperlicher Ebene. So gesehen als ein Lückenfüller..

Also die Schuld suche ich auch gar nicht so stark bei mir, da er mir dieses Gefühl durch den Abschiedsbrief nehmen konnte. Doch das Hanze hat mich schon sehr aus der Bahn geworfen. Ich hab halt oft das Gefühl, dass ich nie wirklich über ihn hinwegkommen werde.

Danke für deine Lieben Worte, sowas hilft mir immer
Lg

Ich wollte noch einmal sagen, wie mutig ich es finde, dass du das alles schreibst, da es bestimmt viel Überwindung gekostet hat. Da kommen einem die eigenen Probleme auf einmal ganz nichtig vor. Also großer Respekt. Für mich hört es sich so an, als würdest du schon viel versuchen um aus deiner Situation etwas besseres zu machen. Auch wenn es nur langsam voran geht würde ich einfach das tun, was mir persönlich am besten tut, und dass du die Schuld nicht bei dir suchst finde ich total weit, da viele das ja tun, obwohl es absolut nicht der Fall ist. Kenne das Beipiel der Arbeitskollegin meiner Mutter, deren Mann sich umgebracht hat und obwohl sie wusste, dass er psychisch krank war und es nicht an ihr lag, die Schuld fast ausschließlich bei sich gesucht hat. Ich glaube es ist garnicht einfach das so wie du erstmal zu erkennen.

Es ist wirklich nicht einfach, darüber zu schreiben/reden. Doch das ist auch bei vielen Problemen wirklich schwer, erst einmal diese Überwindung zu finden und ich denke dass macht alle hier sehr mutig.
Ich bin definitiv auf einem guten Weg, auch wenn es Tage gibt die mich stark zurückwerfen. Ich weiß allerdings auch, dass ich weitermachen muss.. Er konnte mir durch seinen Abschiedsbrief wirklich viele Zweifel nehmen, in dem er mir sagte, dass er mich über alles liebt, dass ich glücklich werden soll und er mich niemals verlassen wollte. Das sind Worte, die mich einerseits glücklich machen aber auch zerreißen. Dennoch ist mir dadurch irgendwie klar, dass ich keine Schuld tragen kann. Niemand trägt schuld an sowas, wie du bereits meintest. Allerdings machen es diese Einsichten leider nicht einfacher darüber hinwegzukommen. Schätze deine Worte wirklich sehr!

Hallo Marie,

Das ganze hört sich für mich gar nicht leicht an,
Aber ich finde es gut das du wieder auf die Beine kommen möchtest.
Tue das was dir gut tut, wenn du dich bei etwas nicht wohl fühlst oder es zu schnell geht für dich dann mache es auf jeden Fall nicht, bis es sich für dich gut anfühlt.
Mir tut es sehr leid was du durchmachen musst.
Da dein Freund in seinem Brief geschrieben hat das er möchte das du glücklich bist, brauchst du dir keine Sorgen machen oder dich schlecht fühlen weil du dich mit einem anderen Jungen triffst.
Ich kenne das von meinem Onkel, als seine Frau gestorben ist, hat er sich auch oft unwohl gefühlt wenn es um andere Frauen ging und jetzt hat er z.b eine freundin.
Ich glaube schon das dein freund möchte das du irgendwann einen neuen Partner findest der dich glücklich macht!
Es ist sehr gut das du eine Therapie machst!
Würde dich gerne in den Arm nehmen!

Liebe grüße...