@soh
Ich kann verstehen, dass du mit der Situation unzufrieden bist, und natürlich ist es auch verständlich, dass da bei dir schwierige Gefühle hochkommen.
Ich habe da absolutes Verständnis für, kenne das auch aus persönlichen Erfahrungen nur zu gut. Bitte behalte das im Hinterkopf, wenn du meinen Beitrag liest. Ich verstehe dich und kann deine Not nachempfinden.
Gerade in dieser Anfangszeit, in der man gerade anfängt zu lernen, um Hilfe zu bitte, Grenzen zu setzen, Bedürfnisse zu formulieren usw. , ist man oftmals besonders verletzlich, so habe ich es zumindest persönlich erlebt. Ich war sehr lange in einer speziellen Gruppentherapie, wo es darum ging, genau diese Dinge zu üben, und das ist mir sehr lange sehr schwer gefallen. Wir hatten da in der Gruppe aber eine sehr gute Therapeutin, die uns immer sehr deutlich gemacht hat:
Es ist gut und richtig, dass wir unsere Bedürfnisse kommunizieren, das bedeutet aber nicht, dass wir immer die Antwort bekommen, die wir haben wollen. Und damit richtig umzugehen gehört auch zum Lernprozess. Auch andere Leute haben Sorgen, Nöte und Probleme und haben auch ein Recht darauf, ihre Grenzen zu wahren. Das gilt für beide Seiten.
Für mich sieht es so aus, als wäre deine Freundin hier in unfairer Weise für etwas verantwortlich gemacht worden, wofür eigentlich andere Leute zuständig wären.
Deine Ärzte und Therapeuten haben entschieden, dass du wieder arbeitsfähig bist, das war nicht deine Freundin. Der Dienstplanschreiber hat deine Anfrage missachtet, nicht deine Freundin, die schreibt den Dienstplan nicht. Deine Therapeutin hat keine Ersatztermine und geht lange in den Urlaub, ohne eine Vertretung für dich organisiert zu haben, dass ist auch nicht die Schuld deiner Freundin und liegt außerhalb ihres Verantwortungsbereichs.
Nur weil sie die einfache Lösung deines Problems in dieser Sache ist, heißt es nicht, dass es richtig ist, sie zur Lösung zu machen und ihre eigenen Probleme mit der Situation beiseitezuschieben. Nur weil wir als „Kranke“ mit einer Diagnose und einer Therapie Probleme haben, heißt das nicht, dass andere Menschen keine Probleme haben. Und nur weil man eine Diagnose hat, heißt das nicht, dass die eigenen Probleme darum mehr Gewicht haben als die Probleme anderer Menschen. Auch andere Menschen haben ein Recht darauf, ihre Grenzen zu wahren und ihre Bedürfnisse zu formulieren.
Ich finde, dass du in der Situation deine Seite und deine Gefühle siehst, aber nicht wirklich die Probleme und Gefühle deiner Freundin, die lässt du etwas außer Acht. Du gibst zwar zu, dass es da die Sache mit dem Hund gibt, relativierst das aber sofort und schreibst danach direkt ein „aber“: Ja aber ich ... aber meine Probleme ... aber meine Gefühle...Das klingt für mich so, als würdest du glauben, dass in dieser Situation deine Probleme und Bedürfnisse wichtiger sein als ihre, weil du die Diagnose hast und lange krankgeschrieben warst.
Und wenn es sich für mich als unbeteiligte Leserin schon so anhört, frage ich mich wirklich, wie es sich für deine Freundin angefühlt hat, vor allem, nachdem du ihr Nein und ihre Grenzen ziemlich missachtest hast, indem du ihr Nein nicht akzeptiert hast, sogar nochmal nachgesetzt hast und sogar emotionalen Druck aufgebaut hast.
Du sagst über dich, dass du Probleme dabei hättest, um Hilfe zu bitten, aber warum hast du dann nach ihrem Nein erneut gefragt, sogar eine Rechtfertigung von ihr gefordert, obwohl sie Dir gar keine Rechenschaft schuldig ist, dann hast du ihre Argumente in den Wind geschlagen und als unwichtig hingestellt....Dieses Nachsetzen finde ich persönlich schwierig.
Glaubst du denn, dass deine Freundin gerade glaubt, dass du für sie eine gute Freundin bist?
Du fragst hier immer nur, ob sie dir eine gute Freundin ist, aber du fragst nie, ob du ihr eine gute Freundin bist.
Eine Diagnose berechtigt einen nicht dazu, nur noch die eigenen Probleme zu sehen und anzuerkennen.
Hast du denn mal darüber nachgedacht, wie belastet deine Freundin vielleicht ist? Nur weil du die Diagnose und die lange Krankmeldung hast/hattest, heißt das nicht , dass deine Freundin nicht vielleicht auch psychische oder anderer Probleme hat, sie hat sich vielleicht bislang nur noch nicht getraut, so wie du es dich getraut hast, zu einem Therapeuten zu gehen. Oder Dir davon zu erzählen, um dich nicht zusätzlich zu belasten.
Sie hat bestimmt, wie @Jozi schon geschrieben hat, sehr viel für dich getan, in der Zeit, wo du krankgeschrieben warst, ich habe hier nirgends etwas darüber gelesen, dass du das irgendwo anerkannt hättest.
Ich stelle mir gerade vor, wie sich die Geschichte wohl anhören würde, wenn deine Freundin hier darüber ein Thema eröffnen würde.
Du hast sie nach diesem Tausch gefragt, obwohl du wusstest, wie schwierig die Situation für sie mit ihrem schwierigen Hund ist. Sie hat sich getraut, dir eine Grenze aufzuzeigen, obwohl ihr befreundet seid, was ihr vielleicht auch nicht leicht gefallen ist. Du weißt, dass sie extra eine Hundebetreuung organisiert hat, und trotzdem hast du ihre Grenze nicht respektiert und bist trotzdem nochmal zu ihr hingegangen, hast sogar noch emotionalen Druck aufgebaut....Findest du, dass das von dir aus fair war? Du weißt doch gar nicht, wie schlecht es ihr gerade geht und unter welchem Druck sie gerade steht.
Und obwohl du sagst, dass du ihre Freundin seist, hast du trotzdem deine Probleme über ihre gestellt, obwohl du um einen Teil ihre Schwierigkeiten und Probleme wusstest.
Deine Freundin hat den Dienstplan nicht geschrieben, dass war die Person, die dafür verantwortlich ist, warum machst du dann deiner Freundin den Druck und nicht der Person, die den Plan geschrieben hat?
Ich habe in vielen Gruppensitzungen gelernt, dass man zwar um etwas bitten darf, dass man aber auch akzeptieren muss, wenn ein Nein als Antwort kommt.
Auch das gehört zum Lernprozess dazu. Nur, weil man fragt, bedeutet das nicht, dass man die Antwort bekommt, die man hören möchte.
Wie gesagt, bitte verstehe mich nicht falsch, ich kann nachempfinden, wie schwierig das alles für dich ist. Gerade jetzt, wo deine Therapeutin bald in den Urlaub geht, das ist ja eh oftmals eine besonders schwierige Situation. Es ist daher total verständlich, dass du da emotional in einer eher schlechten Verfassung bist.
Aus Erfahrung von jemandem, der auch mit schweren Diagnosen noch lange Zeit gearbeitet hat und ebenfalls Probleme mit längeren Therapeuten-Ferien hat, kann ich sagen:
Du wirst das mit den Ferien schaffen, ganz bestimmt! Und wenn du vier Wochen schaffst, schaffst du auch 5. Das ist zwar nicht schön, aber die Zeit geht vorbei. Und vertraue da auf deine Therapeutin, die hält dich offenbar für stabil genug, diese Zeit zu überstehen, ansonsten hätte sie mit dir über Alternativen für diese Zeit gesprochen. Vertraue auf deine Stärken, auch wenn du diese vielleicht gerade nicht sehen kannst. Du hast schon einiges gelernt, was dir helfen wird, diese Zeit durchzustehen. Und dein Verhalten zeigt, dass du schon so einige Kompetenzen aufgebaut hast. Du packst das!
Alles Gute für die therapiefreie Zeit!
Gestern 13:19 •
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