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A
Hallo zusammen,

war lange nicht hier, aber brauche mal etwas Input, weil ich über etwas grüble.

Zu mir / psychischer Lebenslauf:

Wahrscheinlich schon sehr lange nicht diagnostiziert Probleme, war immer unsicher, Problemkind. Meine Mutter hat mich extrem bemuttert / Helikoptermama, nix zugetraut, wie einen Behinderten behandelt. Vater extrem kühl, rational, hat mir viel Druck gemacht, sollte bei ihm nie Schwächen sehen, bla Karriere, Erfolg, kennt ja jeder.

Hab dann 2012 nachm Abi (nie was gemacht oder gut lernen können) ne Ausbildung bzw. duales Studium angefangen.

Während der Abitur-Zeiten schon ein legales Opioid (mag jetzt hier nix schreiben und triggern) konsumiert, anfangs hedonistisch und moderater, sowie kontrollierter.

Aber naja, im Endeffekt hats sofort klick gemacht, ich wusste, dass hab ich immer gesucht, war halt mein Ambrosia.
War ein Gefühl, als wäre ich in Embryonal-Stellung in meine Mutter zurückgekrochen, geborgen, wohlig, wattig, Gedanken frei, easy-Mode + motivierende Stimulierung.

Hat dann auch nicht lange gedauert, dass ich alle meine Abi-Prüfungen so geschrieben hab, Nervösität ist halt bei immenser Unsicherheit normal und mir hats Sicherheit gegeben bzw. allgemein im Leben.

Danach war halt Erwachsen werden, Verantwortung übernehmen, viel zu tun mit Ausbildung + Wochenende studieren, es lief so 2 Jahre extrem gut, Realitätsflucht mit oft weggehen, Konzerten und wenig schlafen hab ich trotzdem betrieben.

Und dann kam alles zusammen, negative Effekte der Sucht, Überforderung nach der Ausbildung, ein guter Freund hat sich umgebracht, Probleme zuhause (und noch keine Bereitschaft auszuziehen, war teilweise finanziell auch schwer, weil duales Studium viel gekostet hat).

Hab dann krasse Herzangst bekommen, Blutdruckgerät war mein treuer Begleiter, Betablocker teils auch. War quasi gut 1 - 1 1/2 Jahre zuhause, war echt hart und selbst im Safe Space zuhause, hatte ich natürlich oft Angst.

Ab und an rausgezwungen, da extremer Schwindel etc., kennt ihr ja.

2014 dann Finito, Entgiftung, stationäre psychosomatische Therapie (Stabilisierend, aber nicht deep tiefenpsychologisch, die kamen einfach nicht auf die richtigen Sachen), danach 1 Jahr oder länger Paroxetin, wegen sexueller Probleme (Kommen) abgesetzt.

Eigene Wohnung (mit der ich gerade große Probleme hab), erste große Liebe, neues Studium (nicht einfach, aber meine Wahl).

Wohnen, Haushalt, um mich kümmern, Kochen etc. wird mir so bei meinen Erfahrungen glaube nie schwer fallen.
Kann mich bisher so semi emotional von meinen Eltern lösen. Glaub bin noch teils rebellisch, also entweder ich entspreche nicht meinen Eltern oder entspreche denen, beides ist kacke - ein Zwiespalt.

Ambulant eine Gruppentherapie, war stabilisierend, auch nicht deep.

Eine Verhaltenstherapie, wo der Therapeut mir schon mit Ängsten half. Aber der auch so Sachen meinte, ich hätte einen Muttersöhnchenkomplex und ich weiß schon, wie Provokation in Therapie eingesetzt wird psychologisch, aber kam für mich weniger einfühlsam rüber.

Hat persönlich eher meine Druck und Anstrengungs, Stress Probleme vergrößert, irgendwann aufgehört und nach neuem Therapeuten gesucht.
Körperliche Ängste sind aber sehr verschwunden und ich lebe mehr, auch wenns natürlich Probleme und Rückzug gibt.

Bin jetzt bei meiner Gemeinschaftspraxis, wo ich die erste Gruppentherapie mache, bei dem ältesten Therapeuten und was soll ich sagen:

Beste Therapie bisher, der könnte in Rente sein, es kamen Sachen raus und hoch, die niemals Thema waren und ich fühle mich da mit der Gruppe sehr gut aufgehoben.

Mein Therapeut meinte, dass ich die Therapie sehr nötig hatte, dass ich Zeit brauche und Fortschritte mache.

Er hat sich so sehr für mich eingesetzt, dass er (ohne Kostenvorteil!) bei meiner Krankenkasse getürkt hat, damit ich nahtlos dort sein kann.

Too Long; Didn't Read / KURZFORM:

Ich bin rückfallig geworden, ich hab den Druck nicht mehr ausgehalten, bei einem Uni Job, wo ich mich überfordert hatte, pushe mich halt auch und bin relativ pflichtbewusst. Habs nicht mehr ausgehalten bzw. bin ein Muster zurückgefallen.

Eben F11.1 / schädlicher Gebrauch von Opiaten. (es gab ein paar Rückfälle, aber die waren nie so monatelang und ich war 2014 - 2016 komplett nüchtern, nichtmal Koffein und Alk.)

Und nunja, ich würde sagen, dass ich sehr ehrlich und aufrichtig bin, aber Scham, Verdrängung, Mechanismen der Sucht :/

Habs verneint, ausgespart (also in den Eingangsrunden und auch wenn ich Themen ansprach) und eben gelogen.

Das tut mir natürlich extrem Leid, ich fühle mich schlecht, schuldig, doof und ich habs verkackt. So ist Therapie weniger sinnvoll.

Wobei ich schon Fortschritte gemacht habe, das Zeug ist relativ subtil, ich hab trotzdem in Therapie geweint, emotionale Ausbrüche gehabt und es kam was an. Spielt aber keine Rolle, richtig ist es trotzdem nicht.

Wusste natürlich, dass das falsch ist und der Konsum an sich aus. Habs lange nicht geschafft aufzuhören, vor mir hergeschoben und Sucht-Ausreden halt.

Jetzt bin ich 1 1/2 Wochen clean, Entzug war kaum vorhanden, Verdrängung und Zustände kamen natürlich hoch. Aber mir gehts besser, ich fühle mich besser (psychisch) - das Zeug macht jetzt wie alle Opiate nicht so körperlich kaputt (ggf. hormonell).

Und ich möchte das beichten, mich da entschuldigen, mir das eingestehen, dass das falsch war, reinen Tisch machen.

Hab aber schon große Angst, da zu fliegen oder harten Ärger zu bekommen. Macht mich jetzt auch echt traurig.

Andererseits denke ich schon, dass besonders dieser Therapeut das versteht, wie groß meine Not und Verzweiflung / Druck gewesen sein muss.

Krieg demnächst noch einen MBSR / Entspannungskurs / Meditation. Hab dann 3 Stunden Gruppen-Therapie, 15 Minuten Pause und 3 Stunden Meditation. Wird mir sicher gut tun, tat es schonmal, aber das fiel mir in letzter Zeit sehr schwer wg. Rausch-Tinnitus etc.

Weiß halt, dass viele Therapeuten Leute mit Sucht-Problemen direkt ablehnen zur Behandlung, selbst wenn diese nicht drauf / akut abhängig sind.
Da weiß ich nicht, was ich davon halten soll, klar, macht das nur clean Sinn. Aber Sucht ist eben auch eine Krankheit und die Komorbidität ist hoch neben Angststörungen und Depressionen etc.

Jemand hier die Erfahrung gemacht? Kennt sich rechtlich aus?
Gerne auch allgemein dazu was schreiben.

Und naja, mein Text klingt nicht so, aber im Anbetracht der Situation gehts mir gut/okay, hab Fortschritte gemacht, ich lebe und erlebe schon viel. (gehe sehr gerne weg)

Leben ist halt nicht immer einfach, aber Hardships gehören dazu.
Suizidial oder super krass depressiv war ich nun nie.

Ganz egal, was morgen passiert, ich halte das Beichten und Gewissen erleichtern (das kommt jetzt erst hoch) für das absolut richtige.

Hab überlegt mich beim Therapeuten einzeln abzusichern, aber ne, da komme ich mir kindisch vor. Fühle mich in der Gruppe scho sicher, hab auch extrem schnell über intime / sexuelle Probleme geredet.

Danke fürs Zuhören!

Text ist jetzt was lang, aber ich hoffe doch verständlich. Schreib halt gerne.

Cheers Angstknauel.

02.09.2019 19:47 • 03.09.2019 x 1 #1


3 Antworten ↓


Mindhead
Hallo

Also ich habe mir gerade deinen ganzen Text durchgelesen. Deine Frage isst jetzt denke ich, was du machen sollst bezüglich der Lüge, oder?
Wurde bei dir denn gar keine körperliche Untersuchung gemacht?

Am besten ist es, dass du deinem Therapeuten eben die Wahrheit erzählst und auch, dass du aus Angst und Scham gelogen hast. Therapeuten verstehen das ja i.d.R. auch. Du hast kein extremes Suchtverhalten und du bist momentan clean. Das kannst du dazu sagen und auch angeben, welche Gründe es gibt für die Mittel, die du konsumiert hast -sprich die Überforderung z.B.
Dein Therapeut muss das wissen, um die Therapie so gut wie möglich auf dich abstimmen zu können.
Man muss nicht immer alles direkt erzählen Wirklich! Das wird auch niemand von dir verlangen, sogar bei solchen Fragen nicht. Aber ich denke, dass wenn du dir jetzt solche Gedanken dazu machst, jetzt der richtige Zeitpunkt für dich ist darüber zu reden.

Liebe Grüße

03.09.2019 14:44 • #2


A


In Therapie gelogen / einen Opiatmissbrauch verschwiegen

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E
Hallo,

Hast du schon Mal über dich ernsthaft nachgedacht?

Was dir fehlt?
Was du brauchst um glücklich zu ?

Was macht dich an?
Wie siehst du dich im Spiegel?
Eher hässlich oder hübsch?

Wie soll dein Leben in fünf Jahre aussehen?

Wie geht's dir heute?

Diese Frage ,solltest du dir jeden Tag stellen.
Deine Ängste aufschreiben nach Lösungen suchen und aufschreiben.
Jeden Tag zehn Minuten.
Ich habe das Gefühl das du dich erstmal kennenlernen solltest.
Dich akzeptieren

03.09.2019 15:05 • #3


Icefalki
Man kommt im Leben nur weiter, wenn man sich seinen Problemen stellt und die Konsequenzen dann trägt, auch wenn sie unbequem sein können.

Eigentlich überhaupt das Thema, mit dem sich jeder beschäftigen sollte, der eben Probleme hat. Als Therapeut würde ich dir das hoch anrechnen, wenn du die Wahrheit sagen würdest. Gleichzeitig würde ich klare Regeln aufstellen, evtl. Sogar Dro. anordnen, um das Cleansein zu überprüfen.

Wie ich schon schrieb, Entscheidungen treffen und die Konsequenzen dann auch tragen. Dann wird das was.

03.09.2019 19:18 • x 1 #4