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Modernland
Auch wenn ich es bereits gewusst oder zumindest geahnt habe bin ich doch erschrocken. Die letzten Tage waren aufreibend und zerrend. Einen Tag nach meinen Geburtstag habe ich erfahren das es meiner Oma (die mich großgezogen und so gerettet hatte) nicht gut geht.
Ich wohne mehrere 100km entfernt und bin am nächsten Tag losgefahren. Anbetracht der Situation war es mal ein Besuch mit nur wenig Unstimmigkeiten zwischen mir und meiner Tante (sie pflegte meine Oma). Wir wussten was passieren wird und begleiteten sie während der letzten Tage. Wenige Tage später war es soweit, sie tat ihren letzten Atemzug, ich war der erste der es mitbekommen und bei ihr war. Sie schlief friedlich und ohne Schmerzen ein.

Schon am folgenden Tag begann es wieder. Alles was ich sagte, Gedanken und Ideen die Ich äußerte wurden wieder niedergeredet. Auch wenn Besuch da war, mit denen ich gesprochen habe, wurden meine Sätze im Nachgang widersprochen und alles im Gegenteil dargestellt.
Die Krönung war dann als ich abgereist bin. Meine Cousine kam da noch zu Besuch. Als ich gesagt habe das ich nun losfahre, wurde ich von allen ignoriert. Ich habe dann noch zwei mal versucht eine Reaktion zu bekommen. Es kam keine Reaktion. Als ich dann durch die Tür ging kam mir ein: Achso, du kommst ja raus, oder?

Zur Beerdigung bin ich mit meinem Mann wieder hingefahren. Alle wurden umfassend verabschiedet. Als wir los wollten kam wieder nichts. Es gab dann zwar noch ne Umarmung aber mehr gezwungen. Und dann war es schon gut.

Mein Mann schaute mich an und fragte was das den war? Normal laufen Verabschiedungen bei unserer Familie lange und voller Worte und Umarmungen.
Auch das restliche Verhalten war ihm genau so fremd, wie mir. Wobei ich dies schon von vorherigen Besuchen kannte.
Wir gehen davon aus das es das wohl gewesen ist. Ich möchte da auch keiner Familie hinterherlaufen, von der ich augenscheinlich nichts mehr zu erwarten habe.

Letzte Nacht habe ich ihr noch geschrieben das wir gut angekommen sind, wie auch am Mittwoch. Bis jetzt keine Reaktion. Als Oma noch gelebt hat gab es immer noch umgehend, manchmal ein-zwei Stunden verzögert, eine Reaktion. Die Frage wie lange wir noch brauchen war ungewohnt nüchtern und mit einen ungewöhnlich ernsten Smiley versehen.

Meine Oma sagte mir bereits als Jugendlicher das ich alleine da stehen werde, wenn sie einmal nicht mehr ist. Sie sagte das meine Tante wohl eifersüchtig sei. Wir machten auch gemeinsame Urlaube und Ausflüge, ihr war es immer wichtig das wir uns verstehen und zusammen kommen.
Schon immer war es so das meine Tante alles was ich von mir erzählte abtat mit: „Ja, bei dir ist jämmerlich alles das beste.“ oder auch belehrend und versucht alles zu relativieren. Z.b. haben mein Mann und ich einen Gasthof mit Gastronomie und Ferienwohnungen. Immer wenn ich mal was erzähle unterbricht sie und erwähnt das ich ja garnicht wüsste was es heißt Eigentum zu haben und klagt ihr Leid. Kurz drauf erzählt sie von bekannten/Freunden, die eine Pension gekauft haben und dort alles renoviert haben und wie toll doch die Zimmer sind. Und wenn ich einwerfe das wir doch Ähnliches machen kommt wieder: „Ja, du musst es wieder übertreffen, ihr habt ja bestimmt ein Schloss, wenn du noch weiter erzählst“ Meinem Mann viel noch auf das sie uns beiden gegenüber sehr stark abgrenzt in ihren Formulierungen. z.B. sagt sie zu Meiner Cousine und ihrem Mann und in ähnlicher Form gegenüber Nachbarn, Verwandten und Freunden „Die Oma/deine Oma, hat. .“ während sie uns gegenüber so spricht: „Meine (extra betont und mit Nachdruck) musst du wissen hat… .) selbst Momente/Situationen bei denen ich dabei war „erzählt“ sie so. Und wenn ich sage das ich dabei war und erzähle wie es weitergeht blockt sie, widerspricht und erzählt exakt das selbe nur in anderer Formulierung und das ich es ja nicht wissen könne.
Ich kam mir lange blöd vor, bis ich begriffen habe das ich nicht blöd bin, es wirklich so ist, wie ich es wahrnehmen und es mir nicht einbilde. Schade das meine Oma so recht behalten musste. Aber ich denke ich muss damit abschließen und mich abgrenzen.


Geahnt habe ich es schön länger aber nun diese Gewissheit zu haben muss ich erstmal einordnen und verarbeiten. Man hört sowas öfters mal und weis das es das gibt. Es nun aber selber zu erleben ist etwas anderes und ganz schön sch***e.

22.11.2023 16:01 • 23.11.2023 #1


4 Antworten ↓


Perle
@modernland Hallo,

so ganz habe ich Deine Schilderungen nicht verstanden. Was ich meine heraus zu lesen ist, dass Du gekränkt bist und Dich von Deiner Familie nicht angenommen fühlst. Insbesondere Deine Tante spielt offenbar eine Schlüsselrolle und beeinflusst evtl. die anderen Familienmitglieder.

Da kannst Du leider wenig tun und je mehr Du intervenierst oder versuchst Dich zu erklären desto mehr verhärtet sich das Ganze. Es schmerzt, wenn die eigene Familie einem nicht genügend Halt gibt, man sich nicht angenommen und geliebt fühlt. Die Kernproblematik liegt irgendwo in der Vergangenheit begründet.

Die Frage wäre, was erwartest Du noch von dieser Familie? Der Mittelpunkt also Deine Oma ist nicht mehr da und vermutlich war sie die Einzige, die das Konstrukt noch zusammenhielt. Also war da seit Langem wenig Substanz. Ich kenne das zum Teil auch von meiner Familie.

Ich denke, es wäre für Dich das Gesündeste, auf Abstand zu gehen. Bleibe freundlich, wenn man Dich kontaktiert aber lasse Dich nicht mehr in Emotionales oder Abwertendes verstricken und vor Allem rechtfertige Dich nicht mehr. Eine Familie muss nicht unbedingt blutsverwand sein, um sich Liebe und Halt zu geben. Halte Dich an Deinen Mann und an gute aufrichtige Freunde. Manchmal ist das mehr Wert als sich Jahre lang für Nichts aufzureiben. Alles Gute Dir.

LG Perle

22.11.2023 23:06 • x 1 #2


A


Bruch der Familie - wer hat Erfahrungen?

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Reconquista
Wer den Kontakt mit Menschen hält, die ihn immer wieder verletzen, ignorieren und geringschätzen, ist selber schuld. Mit solchen Menschen Kontakt zu pflegen, ist Selbsterniedrigung. Man sollte zu sich stehen und sich von solchen Menschen fernhalten. Es gibt überhaupt keinen Grund, das nicht zu tun. Und: man muss es niemandem „erklären“. Einfach höflich „Ciao“ für immer.

PS: ich habe da eigene Erfahrungen in der Familie und mit anderen

22.11.2023 23:16 • #3


Modernland
@Perle, da hast du wohl recht. Meine Oma war der bindende Anker. Für sie, habe ich es immer wieder mal noch versucht. Versucht ein normales Verhältnis zu schaffen. Ich vermute auch mal das mir in der Sache persönlich das alte Thema des verlassen werden aufkommt und nachhängt. Ich habe da auch nicht vor selber noch etwas rein zu investieren.

@Reconquista, habe auch nicht vor mich zu rechtfertigen oder zu erklären. Ich habe schon öfters den Kontakt zu Personen aktiv und nachhaltig abgebrochen, wenn es mir nicht gut tat. Das Thema Familie ist da aber etwas „schwerer“ zumindest beschäftigt es mich. Und das obwohl ich genau weiß das es für mich besser ist. Ich möchte hierbei nur gerne für mich wissen ob ich abbrechen lasse oder wie ich selber abbreche bzw. den Abbruch für mich, von mir ausgehend, umkehre. Wie bereits erwähnt hängt mir da momentan sehr ein altes Thema nach.

22.11.2023 23:48 • x 1 #4


Peter61
Es nagt an einem und tut auch innerlich weh,
aber Menschen die einem nicht gut tuen, sollte man aus seinen Leben aussortieren.

23.11.2023 07:39 • x 1 #5





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