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Hallo

Gestern habe ich am Telefon erfahren, dass mein Stiefvater nach langer Krankheit verstorben ist.

In meine Kindheit (im Alter von etwas 12 bis 15 Jahren) war er für mich weitaus mehr Vater als mein biologisch realer Erzeuger.
Er war im Dunstkreis meiner Familien (ich weiss nicht, wie ich es anders audrücken kann oder soll), immer der einzige Mensch, der sich mir gegenüber fair und loyal verhalten hat.

Zum Einen hätte ich ihn natürlich vor seinem Ableben gerne noch einmal gesehen/gesprochen, aber ich war aus der Familie ausgegrenzt, hatte also keinen Zugang.

Vorhin habe ich erfahren, dass bereits morgen Nachmittag die Beerdigung ist.

Die Familie wohnt in einem etwa 10 Km entfernten Nachbardorf, welches aber in einem anderen Landkreis liegt.
Ich selber habe kein Fahrzeug und kenne auch niemanden der eines hat.
Busverbindungen gibt es auch keine vernünftigen, und Geld für ein Taxi (hin und später wieder heim) habe ich (HartIV) auch keines.

Auf die naheliegende Idee, mich zu diesem Anlass einmal ausnahmsweise hier abzuholen und später wieder zurückzufahren, kommt keiner aus dieser Familie. Bitten werde ich nicht darum, ich möchte und muss mir den letzten Rest Würde dieser Familie gegenüber erhalten.

Als ich am Telefon von den Fahrproblemen und meinem Wunsch dennoch bei der Beerdigung dabei sein zu können erzählt habe, da kam nur die kurze Antwort: Ach so, nun ja, du weisst Bescheid.

Ich werde versuchen, mir bis Morgen noch etwas einfallen zu lassen, aber ich sehe keine realisierbaren Möglichkeiten ausser zu Fuss 2 mal 10 Km zu laufen, was ich aber nicht tun werde.

Diese Familie ist reich, jeder verfügt über ein oder mehrere Fahrzeuge. Einige Mitglieder dieser Familie wohnen sogar in meinem Wohnort, es wäre kein Umweg für sie, mir anzubieten mich auf ihrer Fahrt zur Beerdigung mitzunehmen.

So erlebe ich, genau in diesem Moment, wieder einmal den Begriff Familie.

Liebe Grüsse, omega

19.11.2009 10:33 • 19.11.2009 #1


7 Antworten ↓


C


ich denke mal dein ganz persönlicher Abschied von diesem Menschen hat bereits in deinen Gedanken stattgefunden...auf deine Art hast du diesen Menschen der in deinem Herzen ist, Lebe wohl gesagt...

meinst Du,Du wärst stark genug das morgen zu ertragen?
ohne es nicht für Dich wieder in mühevoller Kleinstarbeit verarbeiten zu müssen?
Und schaffst Du es ruhig zu bleiben?


Ich wünsche Dir auf jeden fall ganz viel Kraft dafür

lg.Eva

19.11.2009 10:54 • #2


A


Familie ?

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Danke Chaosfee

Rein praktisch müsste ich erst einmal dort hin kommen.

Und natürlich würde mich dieses Realerlebnis dort auch wieder verstärkt an meine Überflüssigkeit in den neuen Familien meiner ursprünglichen Erzeuger erinnern.

Aber ich habe aus vergangenen Tage damit auch etwas Erfahrung (zuletzt vor vier Jahren eine Hochzeit).
Normalerweise verkrafte ich so etwas, denn mir mangelt es nicht an Selbstwertgefühl gegenüber diesen Menschen, im Gegenteil sogar.
Aber im Moment bin ich, wohl wegen meinem erlebten Fehlstart zurück ins Leben, in einem Tief, und es laufen ja auch noch gleichzeitig viele andere Dinge, die nicht so enfach sind.

Schön der Reihe nach sehe ich Probleme als positive Aufgaben, aber wenn sie quasi alle gleichzeitig kommen (so wie jetzt), dann können sie in eine Krise führen.

Liebe Grüsse, omega

19.11.2009 11:13 • #3


G
Huhu Omega,

das ist natürlich ne blöde Sache, aber ich denke Du kannst auch so Abschied nehmen - man kann ja nix erzwingen.

Vielleicht ist es auch besser so mit der Familie erst mal nicht gross Kontakt zu haben (wobei auch immer).

Es wird Dir bestimmt mal möglich sein, später zum Grab zu fahren und dann Dir Deinen persönlichen Abschied nochmal nachzuholen.

Mein Vater liegt 120 km von hier und ich komme leider nicht oft hin , aber in Gedanken ist man ja bei den Menschen die man mag.

Alles Gute für Dich

LG
Gabi

19.11.2009 11:27 • #4


Christina
Zitat von omegaman:
Auf die naheliegende Idee, mich zu diesem Anlass einmal ausnahmsweise hier abzuholen und später wieder zurückzufahren, kommt keiner aus dieser Familie. Bitten werde ich nicht darum, ich möchte und muss mir den letzten Rest Würde dieser Familie gegenüber erhalten.
Ich persönlich finde ja ganz und gar nicht, dass du mit einer Anfrage/Bitte um eine Mitfahrgelegenheit in irgendeiner Weise deine Würde gefährden könntest. BTW ist es tatsächlich so, dass Menschen, die es gewöhnt sind, immer und jederzeit über ein Auto und genug Geld für ein Taxi zu verfügen, ganz einfach (und auch ohne Hintergedanken) gar nicht auf die Idee kommen, dass für andere eine 10 km-Strecke ein Problem sein könnte.

Liebe Grüße
Christina

19.11.2009 11:28 • #5


C
Ich weiss das Du auch das laufen in kauf nehmen würdest...das wäre wie gesagt das kleine Problem.

Durch den Tod meines Vaters? erfuhr ich damals durch einen Bekannten da war er schon 4 Wochen unter Tage.
habe auch erfahren das er monate lang unter Schmerzen gelitten hatte seine krankheit ihn qualvoll aufgefressen hat.
Habe mich oft gefragt warum Er nicht wenigstens amTodesbett den Mut hatte mir noch mal in die Augen zu schaun.
Er ging mit einer grossen Schuld in sich...

Meinen Kraft um soetwas zu verarbeiten habe ich im Buddismus gefunden.
Durch völliges in mich gehn durch meditation...finde ich auf jede Frage meine Antworten....

Hast Du keinen netten Nachbar mit einem Auto?
oder wenigstens jemand wo Du Dir eventuell ein Fahrrad borgen könntest?

19.11.2009 11:39 • #6


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Hallo

@Chaosfee:
4 Wochen später hast du erst von dem Tod deines Vaters erfahren?
Ehrlich gesagt, ich habe hier auch mit so etwas gerechnet, sollte also froh sein, dass mir dieses Volk wenigstens Bescheid gesagt hat.

@Christina:
Du kennst leider die Vorgeschichte, die ich mit meinen Familien erlebt habe noch nicht.
Es wäre für mich ein empfundenes Betteln und damit würdelos.
Ja, und mein Fahrproblem ist diesen Leuten sehr wohl bewusst, ich habe es ihnen erst vor wenigen Stunden am Telefon deutlich beschrieben.

@gajoko:
So denke und empfinde ich eigentlich auch.
Wirklich inneren und ehrlichen Abschied nehmen ist auch ohne die Teilnahme an dieser Beerdigung für mich möglich, eigentlich sogar besser und wahrhaftiger.

Liebe Grüsse, omega

19.11.2009 11:56 • #7


O
Kurzer Nachtrag:

Es geht eigentlich auch nicht so sehr um das Fahrproblem.

Es geht mir eigentlich im Moment mehr um das aktuelle und hautnahe Erleben, welchen Stellenwert ich in meiner Familie habe.

Noch einmal Danke an alle und allerliebste Grüsse, omega

19.11.2009 12:03 • #8





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