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Hallo, ich bin neu hier und erhoffe mir hier Rat bzw. vielleicht hilft es auch wenn ich mir einfach ein bissl was von der Seele schreibe. Ich bin 27 und Studentin, aber bald fertig. Seit fast 6 Jahren habe ich einen Freund (30). Er hatte in der Vergangenheit häufig Probleme mit Ausbildung und Job. Daher ist sein Selbstvertrauen auf dem 0 Punkt. Vor 5 Jahren hat er begonnen Geschichte zu studieren. Irgendwann wurde ich skeptisch bzgl. seiner erwähnten Studienfortschritte - ich verlangte Beweise, die Vorlage eines Zeugnisses. Nach ca 1 Jahr nachfragen (wollte es nicht ständig zum Thema machen) stellte sich heraus, er hat den 1. Abschnitt noch nicht geschafft, hängt an einer Prüfung mit 3. Antritt (danach darf man nur noch 1 mal). Als er mich noch auf später vertröstete gab es Aussagen wie ich schwöre Dir bei unserer Liebe dass es das Zeugnis gibt!. Ich weiß er liebt mich und ich weiß er ist kein Lügner, er geht seit 15 Jahren mit einer riesigen Angst durchs leben und hat vor seinen Problemen immer den Kopf in den Sand gesteckt.

Mein echtes Problem ist jetzt das, obwohl er kein Lügner ist, ist dies schon das 2. Mal dass er mich bzgl. seiner Karriere belogen hat. Nun habe ich ihn gebeten mir ein Zwischenzeugnis vorzulegen (für den Beweis dass er wenigstens die Prüfungen gemacht hat die er jetzt behauptet). Nun gibt es wieder jedesmal Gründe dass er es nicht holt - er meint er schafft es nicht es abzuholen, zu große Angst. Mein Vorschlag war ihn zu begleiten, zunächst meinte er ja und dann meinte er dass seine Therapeutin ihm als Hausaufgabe gegeben hat dass er es allein schaffen muss (die Therapie hat er begonnen nachdem die 2. große Lüge rauskam.

Ich bin momentan aber so misstrauisch, glaube jetzt er lügt wieder und will alles kontrollieren, dazu habe ich panische Angst vor unserer Zukunft, ich habe Angst dass alle finanzielle Verantwortung auf mir liegen wird etc. Ich habe solche Angst dass ich nachts schlecht schlafe, dass ich Panikattacken bekomme, mache jetzt auch Therapie. Jedes nachfragen, kontrollieren wollen zerstört unsere Beziehung noch mehr, Ich liebe ihn über alles und will ihn nicht verlieren aber wie kann ich ihm wieder vertrauen? Jedes winzige Schlupfloch, das er für weitere Lügen finden könnte ist für mich der Anlass zum misstrauen. Gleichzeitig ist er total fertig wenn er mitbekommt wie es mir geht, sagt Dinge wie ich hab den Leben zerstört.

Ich bin verzweifelt, weiß nicht wie es weitergehen soll, was wenn jetzt wieder eine Ausrede die nächste jagt und das Zeugnis nie daher kommt? Falls jemend Rat weiß wäre ich dankbar. Wie findet man wieder Vertrauen zu seiner großen Liebe obwohl sie mehrfach echt arg und lange gelogen hat?
Danke
mthp

19.04.2010 06:04 • 20.04.2010 #1


6 Antworten ↓


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Herzlich Willkommen hier im Forum!
Zitat:
, ich habe Angst dass alle finanzielle Verantwortung auf mir liegen wird etc.

Wenn Du Ihn so liebst, wirst Du Dich damit abfinden müssen, dass tatsächlich die finanzielle Verantwortung auf Dir lastet.
Ich kenne auch so Langzeitstudenten, da wird oft kein Beruf draus.
Kann Dein Freund sonst Verantwortung übernehmen?

19.04.2010 07:36 • #2


A


Wie kann ich ihm wieder vertrauen / will ihn nicht verlieren

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das Problem ist ja nicht eigentlich dass er nichts kann oder faul ist sondern dass er so massive Ängste hat dass er gar nichts tun kann. Ich weiß nicht wie ich ihm helfen kann. Kann man denn zuversichtlich sein dass eine Therapie (er hatte erst 3 Sitzungen) in wirklich in die Lage versetzt sein Leben in die Hand zu nehmen - wird er das schaffen?

Ich erwarte ja nicht dass er jetzt plötzlich die Megakarriere aus dem nichts macht, nur dass er jetzt halt einen Beruf ergreift und wenn möglich daneben sein Studium fertigzumachen - wenn er das möchte. Das er wenigstens irgentwas finanziell beitragen kann und auch er dadurch glücklich wird, er ist so unglücklich und traurig und sagt er hasst sich selbst etc.

Ist das unrealistisch zu glauben er wird keine Angst mehr haben und sein Leben in die Hand nehmen?

19.04.2010 10:40 • #3


P
Zitat:
Ist das unrealistisch zu glauben er wird keine Angst mehr haben und sein Leben in die Hand nehmen?

Unrealistisch nicht, aber es kann sehr lange gehen.
Kommt auch darauf an, wie Er in der Therapie mitarbeitet.

19.04.2010 10:43 • #4


Christina
Zitat von mthp:
Mein echtes Problem ist jetzt das, obwohl er kein Lügner ist, ist dies schon das 2. Mal dass er mich bzgl. seiner Karriere belogen hat. Nun habe ich ihn gebeten mir ein Zwischenzeugnis vorzulegen (für den Beweis dass er wenigstens die Prüfungen gemacht hat die er jetzt behauptet). Nun gibt es wieder jedesmal Gründe dass er es nicht holt - er meint er schafft es nicht es abzuholen, zu große Angst. Mein Vorschlag war ihn zu begleiten, zunächst meinte er ja und dann meinte er dass seine Therapeutin ihm als Hausaufgabe gegeben hat dass er es allein schaffen muss (die Therapie hat er begonnen nachdem die 2. große Lüge rauskam. Ich bin momentan aber so misstrauisch, glaube jetzt er lügt wieder und will alles kontrollieren
Naja, das ist schon irgendwie unwürdig, finde ich. Du weißt, dass er große Ängste hat und dass diese Ängste ihm bisher im Weg gestanden haben. Die Ängste und das Aufrechterhalten eines letzten Restes Stolz oder Selbstwertgefühls werden dazu geführt haben, dass er dich belogen hat. Und vielleicht jetzt wieder belügt. Letzteres finde ich ebenso wahrscheinlich wie verständlich. Misstrauen, Kontrolle, Beweise - das macht alles nur schlimmer. Den Druck auf ihn, sein Gefühl der Wertlosigkeit, dein Gefühl der Verantwortung und Überforderung, die zwangsläufige Schieflage eurer Beziehung... Lass es sein, du bist schließlich nicht seine Mutter! Sein Studium ist allein seine Sache und muss überhaupt nichts damit zu tun haben, ob und wie er in Zukunft seinen Teil zu eurem Lebensunterhalt beiträgt.

Zitat von mthp:
dazu habe ich panische Angst vor unserer Zukunft, ich habe Angst dass alle finanzielle Verantwortung auf mir liegen wird etc. Ich habe solche Angst dass ich nachts schlecht schlafe, dass ich Panikattacken bekomme, mache jetzt auch Therapie.
Ja, das sind überzogene Ängste. Kann ja sein, dass du in Zukunft deutlich mehr verdienen wirst als er. Das heißt aber längst nicht, dass er sich vollkommen auf dich verlassen wird. Jobben kann man auch ohne Studium oder abgeschlossene Ausbildung. Außerdem hast du als Akademikerin gute Chancen auf ein eher überdurchschnittliches Einkommen - jedenfalls wenn du etwas studiert hast, das der Arbeitsmarkt braucht. Wovon lebt ihr eigentlich jetzt?

Zitat von mthp:
Ich bin verzweifelt, weiß nicht wie es weitergehen soll, was wenn jetzt wieder eine Ausrede die nächste jagt und das Zeugnis nie daher kommt? Falls jemend Rat weiß wäre ich dankbar. Wie findet man wieder Vertrauen zu seiner großen Liebe obwohl sie mehrfach echt arg und lange gelogen hat?
Ich meine, diese Lügen waren lässliche Sünden. An deiner Stelle würde ich hochoffiziell auf die Vorlage dieses dämlichen Zeugnisses verzichten und ihm dazu noch sagen, dass es mir leid tut, ihn so in die Enge getrieben zu haben.

Zitat von mthp:
das Problem ist ja nicht eigentlich dass er nichts kann oder faul ist sondern dass er so massive Ängste hat dass er gar nichts tun kann. Ich weiß nicht wie ich ihm helfen kann. Kann man denn zuversichtlich sein dass eine Therapie (er hatte erst 3 Sitzungen) in wirklich in die Lage versetzt sein Leben in die Hand zu nehmen - wird er das schaffen?
Vorher weiß man's nicht... Aber grundsätzlich: Ja, das kann man schaffen. Wenn das Problem sich durch Vermeidung ergeben hat, lassen sich wahre Wunder erreichen, wenn man die Dinge endlich angeht. Nur sind drei Sitzungen natürlich noch nichts, so eine Therapie kann sich hinziehen und es kommt drauf an, was das zugrunde liegende Problem ist - eher eine sog. neurotische Störung wie die typischen Angststörungen oder mehr eine Sache der Persönlichkeit.

Zitat von mthp:
Ich erwarte ja nicht dass er jetzt plötzlich die Megakarriere aus dem nichts macht, nur dass er jetzt halt einen Beruf ergreift und wenn möglich daneben sein Studium fertigzumachen - wenn er das möchte. Das er wenigstens irgentwas finanziell beitragen kann und auch er dadurch glücklich wird, er ist so unglücklich und traurig und sagt er hasst sich selbst etc.
Dass aus einem chronischen Vermeider jemand wird, der neben einer vollen Berufstätigkeit ein Hochschulstudium durchzieht, würde ich jetzt mal ausschließen... Ich kann mir auch vorstellen, dass sich als sinnvolles Therapieziel herauskristallisiert, dieses Studium aufzugeben - es sei denn, das war immer sein Traum. Immerhin ist er schon 30, hat die Regelstudienzeit durch und noch nicht das Grundstudium. Wenn er sich jetzt reinkniet, die Therapie sofort greift und Erfolge bringt und wenn auch sonst alles glatt läuft, kann man da locker noch drei Jahre rechnen. Und das mit Geschichte. Was macht man damit eigentlich, wenn man's nicht fürs Lehramt studiert? Kann also sein, dass er sich umorientieren muss. Aber das muss er entscheiden. Du kannst ihn liebevoll unterstützen und ich finde es auch legitim, von ihm einen finanziellen Beitrag zu fordern und dass er an sich arbeitet. Aber versuch' nicht, an seiner Stelle seine Probleme zu lösen, ihm vorzuschreiben, wie er das zu machen hat, ihn zu kontrollieren etc.

Liebe Grüße
Christina

19.04.2010 18:08 • #5


V
Zitat von mthp:
Falls jemend Rat weiß wäre ich dankbar. Wie findet man wieder Vertrauen zu seiner großen Liebe obwohl sie mehrfach echt arg und lange gelogen hat?

Schwierig... die Schummeleien der Phobiker erscheinen den anderen unbegreiflich, überflüssig, im Grunde ist es manipulatives Verhalten und kann sich bis zur Arroganz steigern. Man versteht nicht, wie Angst, die man in dem Fall als Ego-Handlung ansieht, für die Betroffenen mehr Gewicht haben kann als z. B. das Vertrauensverhältnis in der Beziehung. Das ist wirklich oft bitter. Ich denke dein Freund sollte Gas geben in seiner Therapie, bzw. wechseln, falls diese nichts bringt.

Toleranz und Verständnis diesem Verhalten gegenüber kann am meisten der erbringen, der ein ähnliches Problem hat. Solltest du aber z. B. wegen Selbstwertproblemen in Therapie sein, ist es sicher ein zusätzliches Hindernis.

Trotzdem, man kann über sich hinaus wachsen, wenn man wirklich will und wenn beide sich Mühe geben, kann auch so eine Beziehung nach einer bestimmten Anlaufphase gut funktionieren. Wichtig wäre dabei die Einsicht deines Freundes wenn es wieder mal bei ihm mit der Ehrlichkeit nicht geklappt hat. Man sollte es nie schweigend übergehen, sondern offen darüber sprechen und nach alternativen Lösungen für vergleichbare Situationen suchen.

19.04.2010 20:12 • #6


M
Danke sehr für die Ratschläge, ich habe auch mit einer Verwandten von mir gesprochen und die hat mir auch sehr geholfen. Ich denke das Beste ist selber stark zu sein und eine Schulter anbieten. Und vor allem Geduld haben - was leider nicht zu meinen Stärken gehört.
Ich habe ihm jetzt auch gesagt er muss das Zeugnis nicht abliefern und er muss für mich das Studium auch nicht beenden, ich denke man bespricht das wenn seine Eltern aus dem Urlaub zurück sind.
Bei seiner Therapeutin habe ich ein gutes Gefühl weil er fühlt sich dort sehr wohl, er spricht gerne mit ihr und erzählt mir auch von selbst davon (normalerweise redet er gar nicht gern über sich und man muss ihm alles aus der Nase ziehen). Also das ist doch ein gutes Zeichen.

Leben tun wir momentan von der Unterstützung der Eltern und so ein paar kleine Jobs um das ein bissl aufzubessern. So geht es eigentlich momentan ganz gut. Ich hoffe dass ich halt nach dem Studium (dauert nicht mehr lang! Gott sei Dank) halt möglichst gut einen Job finde etc. - das was mir halt so Angst macht ist - was machen wir wenn ich versage? es sieht momentan nicht so aus, da ich was einigermaßen aussichtsreiches studier. nur manchmal fühle ich Tonnen von Druck auf mir lasten und da es jetzt keinen konkreten Plan für die nächste Zeit gibt - weder bei ihm noch bei mir - ist das eher beunruhigend. Und daneben kommen halt unsere Freunde alle so voran, arbeiten, heiraten bekommen Kinder - und bei uns: großes Fragezeichen. Ich lass mich halt von anderen Leuten viel zu schnell nervös machen, wahrscheinlich.

Auf jeden Fall danke für die Antworten waren sehr hilfreich - ich hatte einfach Angst dass es dumm ist bei ihm zu bleiben wo er doch gelogen hat (obwohl ich die Lügen auch verstehen kann) - ihm ist immerhin klar dass das falsch war. aber jetzt sollte ich nicht mehr drauf rumreiten (wir haben viel geredet darüber).

20.04.2010 17:41 • #7





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