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G
Hallo,

Ich habe seit meiner Kindheit Probleme damit von nahstehenden Personen getrennt zu sein. Das fing mit Klassenfahrten an und hing damals auch stark mit dem getrennt sein von meiner Eltern ab. Schon wochen vorher bekam ich Angst dass ich diese Situationen nicht durchstehe, geschweige denn genießen kann. Ich fühlte mich dann verlassen und überfordert, konnte nicht schlafen und bekam ständig Panik. Manchen Situationen getrennt zu sein bin ich aus dem weg gegangen, andere musste ich durchstehen aber wurde dadurch auch nicht gefestigter in diesen Situationen. Als Folge von der ständigen Belastung in dieser Zeit und der Schwierigkeit zu schlafen entwickelte ich eine sehr ausgeprägte Angst davor, dass ich nicht selbstständig in der Lage bin meinen Schlafrythmus unter Kontrolle zu bekommen. Daraus hat sich langsam eine Angst vor der Ermüdung und Panik davor zu wenig Schlafen herausentwickelt. Ich habe heute immer noch Angst in Situationen in denen ich von vertrauten Personen entfernt bin nicht schlafen zu können und durch langanhalte Unruhe, Panik an Übermüdung sterben zu können.

Dennoch habe ich auch viel im Vergleich zu früher gelernt. Ich bin selbstständiger geworden, habe auch schon mit Freundin und Freunden Urlaube
unternommen. Mittlerweile bin ich erwachsen und lebe mit meiner Freundin zusammen 40 min von meiner Heimat entfernt, bin aber in regelmäßigen Abständen auch mal zu Hause - was ich auch genieße. Durch ein Studium davor bin ich auch ausgezogen (was anfänglich sehr schwer war - so dass ich bis heute nie wirklich in der neuen Umgebung angekommen bin.

Da ich vermutet habe dass mir wegsein vom gewohnten Umfeld sicher noch Probleme bereiten wird (außerhalb des abgesteckten Alltags) habe ich mich entschieden mit einem Komilitonen eine 4 Wöchige Backpacking-Reise durch Schottland zu machen. Wir haben ein Zelt dabei und viel Ausrüstung. Ich habe einfach gemerkt dass es wichtig wäre diese Erfahrung in eigener Planung durchzustehen um dabei für mein Leben zu lernen und reifer zu werden. Wir werden dort zwar auch ein Auto haben, dies dient aber nur dazu alle 3 Tage den Ort zu wechseln und dort von neuem mit dem Rucksack loszuziehen. Der Urlaub ist nicht billig und schon länger geplant.

Jetzt, 5 Wochen vor der Reise überkommen mich bereits gefühle die ich schon lange so nicht mehr kannte. Ich habe Angst vor dem Monat, nicht schlafen zu können, emotional nicht in diese Situation zu finden, zu Hause - meine Freundin und Familie nicht zu sehen und durch Unruhe und Schlafschwierigkeiten aus Angst irgendwann an Erschöpfung sterben zu können. Auch Heimweh empfinde ich bei dem Gedanken jetzt bereits und der lange Monat in diesem Land baut sich wie ein Berg vor mir auf. Ich hinterfrage alles und überlege jetzt schon wie ich aus dieser Situation wieder rauskomme.

Hinzu kommt dass es in Schottland starken Wind und Regen gibt, der einem Nachts im Zelt selbst bei innerer Ausgeglichenheit den schlaf rauben könnte. Auch ist es in dem Land häufig stark bewölkt und regnerisch, sowie sehr einsam.

Ich weiß nicht was ich jetzt tun sollte, oder wie ich am besten weiter machen kann.

Grüße

04.04.2016 11:04 • 06.04.2016 #1


4 Antworten ↓


Icefalki
Lieber Gidder, so schnell stirbt man nicht. Definitiv..

Und Schottland ist nicht das Ende der Welt, das vergisst du bei deiner Angst. Du kannst jederzeit alles abbrechen und heim fliegen und gut ist.

Man kann auch mit wenig Stunden Schlaf auskommen.

Auch ist einfach jede Reise mit normaler Aufregung verbunden, das verwechseln wir dann und machen uns unnötig einen Kopf.

Bleib im Hier und Jetzt. Bewerte Situationen erst, wenn du drin bist. Und dann hast du alles selbst in der Hand. Das ist sehr wichtig.

Geht's dir dort wirklich dreckig, wer will dich aufhalten, das Ganze zu beenden?

Diese Angst vor was alles schrecklich sein könnte, ich bei uns leider normal. Meistens ist es dann aber nicht wirklich so schlimm.

Gegen Geräusche gibt es Oropax, gegen Aufregung und Schlafstörungen pflanzliche Medis,
gegen Angst das Bewusstsein, selbstständige Entscheidungen treffen zu können.

Die Angst sperrt uns ein. Lass es nicht zu. Wäre doch echt schade, auf so einen Trip zu verzichten.

04.04.2016 13:36 • #2


A


Angst vor dem Reisen

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G
Vielen Dank für deine Nachricht. Du hast natürlich recht und ich versuche mir das immer wieder vor Augen zu führen. Was ich im Moment lerne ist dass ich mir selbst den Druck rausnehmen muss das auf Biegen und Brechen schaffen zu müssen. Rational habe ich immer die Möglichkeit das abzubrechen, auch wenn ich dann nicht weiß wie ich mit dieser Niederlage umgehen soll und was das für weitere Reisen bedeutet. Schwer bei diesem Gedankengang fällt mir auch dass im Stich lassen meines Freundes wenn es wirklich so kommen würde. Er könnte den Trip nicht alleine Fortführen und ich würde damit auch sein ganzes Geld verschwenden. Daher glaube ich, dass er das nie akzeptieren würde, weil er das ganze sicher nicht so tiefgründig versteht. Ich weiß dass der Trip eh anders wird als ich mir das gerade ausmale, daher ist es auch sinnvoll das erst zu bewerten wenn man da ist, ich weiß nur nicht ob ich das durchhalte so zu sehen. Für den absoluten Notfall hätte ich Bromazephan dabei, auch wenn ich der Wirkung da nicht wirklich traue - es soll einen beruhigen (und ich hoffe dass ich es nie nehmen werde) - vielleicht hilft es emotional aber so ein Joker dabei zu haben. Hat damit jemand Erfahrungen gemacht? - Gibt es pflanzliche Mittel die einen vielleicht vorher schon etwas stabilisieren, auch wenn die Wirkung da vielleicht umstritten ist? Ich dachte mal daran Baltrian auszuprobieren, aber bin mir unsicher ob das das richtige ist. Am wichtigsten ist mir das ganze ohne wirkliche medikamentöse wirkung durchzustehen, aber psychologisch kann so etwas natürlich auch schon helfen, wenn es einfach nur dabei ist.

Danke nochmal für die Antwort, sie hat mir schon geholfen mich dort etwas gelassener drauf vorzubereiten, auch wenn diese Angstgefühle natürlich kommen wann sie möchten - manchmal wechselt das täglich 4-5 mal- von freudig bis kurz vom Abbruch.

Grüße

06.04.2016 14:09 • #3


Icefalki
Weißt du, wenn ich es nicht selbst kennen würde, hätte ich dir das nicht geschrieben.

Ich sage dir folgendes: wenn du das tust, wird alles super. Mögen Angstmomente dabei sein, die vergehen auch wieder. Der Spaß wird überwiegen.

Dein Mittel kenne ich nicht, ich hatte nur mal ne ganze Packung Tavor zuhause. Für alle Fälle. Die hab ich im Gepäck gehabt und nie benötigt. Keine einzige davon. Aber es war beruhigend.

Und meine Trips waren immer so, dass ich zu Beginn am liebsten abreisen wollte, nach 2 Tagen aber alles relaxter wurde. Geht mir heute noch so, aber ich weiß das und akzeptiere das zwischenzeitlich.

Du wirst nicht abbrechen wollen, du kannst skypen, schreiben, hast immer noch Kontakt zu deinen Lieben.

06.04.2016 19:40 • #4


M
Du hast schon so viel geschafft, ich wäre so stolz auf mich, wenn ich Ähnliches von mir sagen könnte!
Mir geht es sehr, sehr ähnlich und ich bin seit Jahren in meiner Heimatstadt gefangen. Auch ich war Heimweh-Kind, konnte immer nur sehr schlecht schlafen (zumindest die ersten paar Nächte) und bin ohne eine vertraute Person erst vollkommen aufgeschmissen. Sogar zu Hause habe ich oft Angst davor ins Bett zu gehen, wenn ich am nächsten Tag einen Termin habe und zu einer bestimmten Zeit aufstehen muss. Ich hasse die Phase zwischen Schlaf und Wachsein; manchmal entsteht aus diesem komischen Gefühl auch eine PA.

Auch das Reisen an sich macht mir Probleme. Die Ausnahmesituationen lange Fahrt oder gar gefangen im Flugzeug meide ich gänzlich.

Eigentlich sollte ein Umzug 200 km weit weg zu meinem Mann ins Haus stehen, aber bei dem Gedanken daran überkommt mich die Angst.

Hast du deine vorangegangenen Trips denn genießen können? Konntest du schlafen oder war es in der Vergangenheit auch immer schlimm? Was war dein aufschlaggebender Punkt, dich zu überwinden? Ich bin mir sicher, dass du das schaffen kann und würde gerne von DIR lernen, wie ich anfangen muss

LG

06.04.2016 19:57 • #5





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