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In letzter Zeit habe ich viel darüber nachgedacht, wie andere Menschen auf Selbstmitleid reagieren – und warum manche es so stark verurteilen. Ich frage mich oft, woher dieses Urteil kommt.

Mir kam die Frage auf, ob es vielleicht damit zu tun hat, wie Menschen selbst gelitten haben. Könnte es sein, dass Selbstmitleid oft aus einer Art Not entsteht? also aus Momenten, in denen jemand sehr viel alleine gelitten hat, ohne dass es jemand gesehen oder gehalten hat? Dass es quasi eine Reaktion darauf ist, dass niemand da war, um den Schmerz mitzuertragen?

Mich interessiert sehr, wie ihr das seht: Warum reagieren Menschen so kritisch auf Selbstmitleid? Und was steckt vielleicht wirklich dahinter, das man von außen nicht gleich sieht?

Gestern 22:55 • 31.12.2025 x 3 #1


20 Antworten ↓


Selbstmitleid suggeriert, dass man sich mehr mit dem Akzeptieren(*) der Situation beschäftigt, als mit der Suche nach konstruktiven Wegen aus der Situation.

Eng verbunden sind bei den Reaktionen auch Vorwürfe, dass man die Schuld bei anderen sucht und nicht erkennt dass man selbst auch Verantwortung für sich und sein Leben hat.

A


Warum verurteilen Menschen Selbstmitleid?

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(*) mit dem Begriff Akzeptieren bin ich nicht ganz zufrieden... vermutlich meinte ich eher Anprangern oder Erwähnen oder vielleicht etwas abfälliger im Sinne derer, die es kritisieren: jammern über

Ich kann mir vorstellen, dass viele Leute Selbstmitleid als Zustand betrachten, der mit einer gewissen Resignation oder Passivität einhergeht. Ihrer Meinung nach wird dabei lieber herumgejammert und sich selbst bemitleidet, als aktiv Veränderung für sich selbst erreichen zu wollen.

Ich finde aber ehrlich gesagt, dass Selbstmitleid auch etwas sehr Tröstliches haben kann. Man muss eben nur aufpassen, nicht allzusehr darin zu versinken, sondern sich trotzdem noch der eigenen Handlungsfähigkeit bewusst zu sein.

Selbstmitleid könnte man auch einfach so sehen dass ein Mensch in der derzeitigen Situation (wie lange sie auch dauern mag) selber keinen Ausweg findet. Akzeptanz ist schon wichtig denn die Situation ist erst mal wie sie ist. Schuld gibt man sich ja oft selber. Manchmal auch anderen aber die Verantwortung trägt man selbst.

Wenn jemand im Selbstmitleid versinkt, nervt es ganz schön. Es kommt aber auch drauf an, was er oder sie hat.
Bei mir kann sich jeder ausweinen, aber wenn ich merke, das das Selbstmitleid ausartet, oder auch nicht so der Wahrheit entspricht. Manche Menschen wollen durch das Selbstmitleid sind in den Vordergrund stellen und widerum Mitleid erregen. Das mag ich nicht.

Kein Mensch ist ohne Last und Müh

Ich finde Selbstmitleid auch nicht besonders attraktiv.

Es sollte zumindest kein anhaltender Zustand sein.

Schwieriges Thema in einer Depression ist dieses „Jammern“ ja Teil des Krankheits Bildes. Und die Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit ist stark eingeschränkt.

@Hope25 Ich denke, man wirkt damit auf andere Menschen schwach und auf der Suche nach Aufmerksamkeit. Da reagieren viele Menschen irgendwie allergisch darauf.
Ich halte es für eine gute Taktik, mit bestimmten Situationen umzugehen.

Liebe @Hope25,

ich habe mich immer daran gestossen, dass Selbstmitleid so verpönt ist. Ich finde es ganz wichtig, dass Menschen sich selbst bemitleiden können. Es heisst, sie haben sich lieb, nehmen sich in die Arme, trösten sich.

Natürlich sollte man dann nicht ewig im Selbstmitleid verharren, sondern sich dann auch darauf konzentrieren, was man in der Situation verbessern kann.

Habe mich auch schon gefragt, wieso Aussenstehende Selbstmitleid verpönen. Vielleicht erlauben sie bei sich selbst dieses Gefühl nicht. Vielleicht haben sie es noch nie erlebt, dass jemand mit ihnen Mitleid hat. Vielleicht mussten sie ( deshalb ) mit sich selbst hart sein....und vertragen es deshalb bei anderen - die sich dieses Gefühl gönnen - nicht ?

Ich suhle mich ja persönlich im stillen Kämmerlein im Selbstmitleid und achte hier im Forum auf eine positive Formulierung. ... einfach aus Attraktivitätsgründen ...

[Kleiner Spaß am Rand]

Selbstmitleid hat meistens etwas damit zu tun, dass man sich im eigenen Leid verliert. Die positive Formulierung bzw. der positive Umgang mit dem eigenen Leid und den daraus entstehenden Gefühlen wäre das Selbstmitgefühl. Das Selbstmitgefühl ist eine Akzeptanz der negativen Gefühle und der negativen Situation, ohne sich der Negativität voll und ganz hinzugeben.

Am Beispiel: Der Partner bzw. die Partnerin macht mit einem Schluss.

Selbstmitleid: Ich bin nichts wert, ich bin selbst schuld, hätte ich xyz. Eine typische Opferrolle.

Selbstmitgefühl: Ich bin gerade traurig, verletzt und weine – das ist okay. Ich brauche das gerade, ich werde das mit der Zeit überwinden.

Selbstmitleid darf seinen Platz haben und darf zeitweise präsent sein. Auf Dauer sollte es jedoch durch Selbstmitgefühl abgelöst werden, denn viele Menschen verlieren sich im Selbstmitleid – dadurch wird es als rein negativ erlebt, obwohl es auch eine wichtige Signalfunktion haben kann.

Geht man nicht deswegen auch in Therapie um aus der Krise rauskommen, Wege zu finden um sein Leben so gut es einem möglich ist, in den Griff zu bekommen.

Zitat von Moonlight_74:
Kein Mensch ist ohne Last und Müh

Ich finde Selbstmitleid auch nicht besonders attraktiv.

Es sollte zumindest kein anhaltender Zustand sein.

...
Selbstmitleid haben ist etwas in Richtung Leid, also Leiden mit dem anderen: das ist falsch.

Richtig ist, Mitgefühl zu haben, Einfühlendes Verstehen und jedoch jederzeit zu wissen, dass ich selbst AUSSEN vor bin.. und nicht das Leid des anderen in meinen Körper lasse und das Leid damit übernehme, verstärke oder mich dieser Zustand dann unangenehm ergreift, sodass ich nicht mehr handlungsfähig bin..

sehr schleicht: ich habe niemals Selbstmitleid und schon garnicht mit mir selbst.

sich selbst bemitleiden ist Audruck des Gegenteils einer SELBSTGEFÄLLIGKEIT, die dann nicht mehr aufrecht erhalten werden kann .. und dann bemitleidet man sich selbst.. meist um zu manipulieren..

sowas geht nicht.

Wenn ich sage, tut mir leid .. hat es meist keine tiefe qualität.. - es kommt auf den tonfall dabei an..

Die Unterscheidung zwischen mir und dem anderen muss gewahrt bleiben, damit ich dem Betroffenen ein Gefühl der Zugehörigkeit geben kann.

Das Mitleiden verdoppelt den Zustand im anderen, statt ihn zu beschützen und zu behüten durch Anteilnahme.

..

ihr habt bestimmt schon mal von den Klageweibern gehört oder von diesem kim de yung aus nordkorea.. da müssen immer alle Selbst-Mit-Leiden, wenn es dem Herrscher schlecht geht oder einer stirbt..

Zitat von Samishi:
Selbstmitleid

Zitat von Samishi:
Selbstmitgefühl

Und basierend auf dem Selbstmitgefühl kommt die

Selbsthilfe: Wenn man aktiv Wege sucht, die angesprochene Situation zu überwinden.

Und passend auch noch ein gedanklicher Sprung zur Selbstliebe: post2856371.html

Zitat von Azure:
Sprung zur Selbstliebe:


ja, als Selbstfürsorge... das mache selbst ich

Ich fand Selbstmitleid bei anderen Menschen oft anstrengend, dennoch habe ich zugehört, ohne zu urteilen, ohne zu bewerten. Jetzt bin ich selber in der Position und ich wünsche es wirklich keinem. Das Gefühl handlungsunfähig zu sein ist erdrückend, es ist quälend und es ist demütigend. Dennoch will ich einen Weg da raus finden. Auch wenn ich viel weine habe ich Hoffnung, aber dieses Feiertags Gedöns macht es gerade auch nicht besser wenn man das ganze Jahr wirklich gekämpft hat um einfach nur zu „Überleben“ dann bin ich auch stolz, sehe aber ebenfalls dass es vom Überleben wieder zum Leben kommen muss.
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Zitat von Sonnenzauber:
Das Gefühl handlungsunfähig zu sein ist erdrückend, es ist quälend und es ist demütigend.


Zitat von Sonnenzauber:
sehe aber ebenfalls dass es vom Überleben wieder zum Leben kommen muss.

wahre Worte finde ich, also klingen nicht nur philosophisch, sondern von jemandem, der die Palette auch breiter fühlt glaube ich.

Ich denke, Selbstmitleid ist irgendwie auch eine Verengung....an Gedanken, Gefühlen, Optionen und ggf. auch Druck, der alles enger macht. Das macht sehr unfrei und begrenzt, ist aber in dem Moment dann wohl auch real.

Wenn es sich verfestigt, kann es auch zu einem Krankheitsbild führen bzw auch daher rühren.
Da braucht es mal mehr mal weniger Mittel und Maßnahmen, um überhaupt wieder in die Optionen zu kommen, Skills ect.

Von außen kenne ich auch oft die Ungeduld, für den anderen die Optionen zu sehen oder die Verengung zu sehen und in gewisser Weise auch ärgerlich zu werden, warum jemand da so feststeckt.

Also manchmal gibts ja auch so ein monotones fühlloses Kreisen bei anderen, da bin ich ungeduldiger.
Wenn jemand in einer akuten Krise steckt, bin ich mitfühlender.

Damals dachte ich ja, ich könnte Therapeutin werden, aber ich glaube heute, mir würde die Geduld fehlen, mir oft das immergleiche anzuhören, bzw ich bräuchte dann wirklich auch einen guten Koffer an Werkzeug und Erfahrung, um mit bestimmten Dingen umzugehen.

Eigentlich fühle ich mich wohler, wenn Dinge fühlbarer sind....also präsenter.
Selbstmiltleid zählt aber wohl als Problemtrance und ist oft nicht sehr präsent (glaub ich).

Und dann gibts ja auch noch Punkte und eigene Muster, wo man selber verengt ist und nicht fühlt....aber jetzt als Therapeut lernt man, das zu erweitern mit Supervision....als Mensch kann man das ja auch.

Selbstmitleid hat man doch oft im Stillen, somit „belästige“ ich doch niemanden. Das ist doch wohl erlaubt…

A


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