GegenwartZitat von moo: Wer gegenwärtig ist, ist voll im Hier und Jetzt, heißt es.
Wo bzw. in welchem Zustand ist dann jener, der nicht gegenwärtig ist?
Das ist eine gute Frage. Was meint man denn immer mit gegenwärtig sein, in der Gegenwart leben?
Weil im Prinzip ist das ja gar nicht möglich, nicht in ihr zu leben. Gegenwart ist immer, in jedem Moment und dennoch wird behauptet, wir leben nicht in dieser.
Zitat von moo: Wirken und Erleben sind zwei verschiedene Seiten der einen Medaille.
Ich denke, dass es auf das Verhältnis ankommt, auf welcher Seite wir uns mehr befinden. Vermutlich ist die Erlebensseite das, was man mit gegenwärtig meint.
Was verbinde ich mit welcher Seite?
Das Wirken sind unsere Gedanken Wir leben in der Vergangenheit, wenn wir uns
erinnern. Wir können uns nur über unsere Gedanken erinnern. Keine Gedanken, kein abgleichen oder keine willentlich herbeigeführte Wiederholung der Gefühle möglich.
Wir leben in der Zukunft wenn wir mit unseren Gedanken diese gestalten. Wir planen, gestalten, philosophieren, phantasieren..., wir malen uns verschiedene Szenarien aus. Auch Dinge, wo wir wissen, dass sie so nie eintreten können, würde ich darunter einordnen. Es ist einfach eine Gedankenwelt, die nur in unserem Kopf stattfindet. Ob es irgendwann mal so kommt oder nicht, ist dabei nicht wichtig, denn wir leben nicht im Hier und Jetzt, sondern irgendwo.
Warum wirken? Weil wir uns mit unseren Gedanken in eine bestimmte Stimmung versetzen, bewusst oder unbewusst. Wir wirken auf uns selber, auf unsere Gefühle ein.
Das Erleben ist unsere Wahrnehmung Sehen, hören, riechen, schmecken, fühlen (hab ich was vergessen?) Das funktioniert nur, wenn im Kopf
Stille ist. Man meint, dass man es auch gleichzeitig kann, aber der Wechsel der Seiten kann so schnell vonstatten gehen, dass wir den Eindruck haben, dass man es gleichzeitig macht, aber ich bin mir sicher, es ist nicht so.
Wenn wir eine Blume sehen und denken - oh wie schön, dann liegt zwischen dem Sehen, dem Wahrnehmen der Blume und den Gedanken dazu, eine Pause (und wenn sie noch so kurz ist). Das ist nicht gleichzeitig.
Im Grunde genommen nehmen wir irgendwas wahr und sofort sortieren wir das gedanklich gleich irgendwo ein. Bewerten es, stecken es in eine Schublade....., anstatt mal einfach in dieser Wahrnehmung zu bleiben. Und so wechseln wir fortlaufend zwischen den beiden Seiten.
Die Momente, wo in meinem Kopf Stille herrscht, die sind sehr kurz, fast nicht wahrnehmbar, da muss man sich echt darauf fokussieren, damit man sie überhaupt bemerken kann. Daher ist bei mir die Wirkungsseite (was nichts über die Qualität dieser aussagt) dominant. Und ich denke, dass dies bei den meisten so ist.
Gegenwärtig bedeutet für mich also, dass man sich Zeit nimmt für das Erleben, für das Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Beobachten... Nicht indem man es bewertet, sortiert, einordnet, sondern einfach nur wahrnimmt.
Man kann auch sagen: Man lässt das außen auf sich wirken. Man wirkt nicht selbst (also keine Gedanken), sondern gibt sich dem hin was ist.
Je stiller es im Kopf ist, umso gegenwärtiger sind wir.