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Hallo zusammen,
immer wieder kommt bei mir das Thema Grenzen setzen auf.
Für mich ist das Ganze jedoch sehr abstrakt, weil ich im Grunde nie gelernt habe das zu tun.
Mich würde daher interessieren, was euch geholfen hat eure eigenen Grenzen zu erkennen und wie ihr es geschafft habt für diese auch einzustehen.
Für mich sind das schon mehrere Steps, die aufeinander aufbauen:

1) Was sind meine Grenzen?
2) Wie spüre ich meine Grenzen?
3) Was mache ich, wenn ich merke, die Grenze wird überschritten?
4) Wie kann ich mich das nächste Mal anders verhalten bei Grenzüberschreitungen?

Mir geht's da sehr um den zwischenmenschlichen Bereich. Ich werde in Konflikten oft abgefertigt a la stell dich nicht so an/ist doch gar nicht so. Ein Teil von mir hat das als Wahrheit übernommen aus jahrelanger Erfahrung und Gewohnheit und doch stelle ich immer wieder fest, dass es natürlich für mich selbst am meisten von Nachteil ist, wenn ich andere auf meinen Grenzen rum trampeln lasse - deswegen hier gerne Tipps, Anregungen und so, was bei diesem Lernprozess helfen kann - sowohl an die gerichtet, denen es wie mir geht, als auch an diejenigen, die es bereits schaffen sich abzugrenzen und für sich einzustehen.

Heute 08:56 • 10.07.2025 x 2 #1


15 Antworten ↓


Hallo,
vielen Dank, dass du deine Gedanken so offen teilst.

Das Thema Grenzen setzen ist wirklich eine Herausforderung, vor allem wenn man es nie gelernt hat oder es einem schwerfällt, die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und durchzusetzen.
Es ist mutig von dir, dich damit auseinanderzusetzen und nach Wegen zu suchen, um für dich einzustehen.
Deine Schritte sind sehr gut nachvollziehbar und zeigen, dass du dir schon viele Gedanken gemacht hast. Besonders der Punkt, wie du deine Grenzen spürst und was du tust, wenn sie überschritten werden, sind entscheidend.
Es ist ein Lernprozess, bei dem es hilfreich sein kann, kleine Schritte zu gehen: Zum Beispiel bewusst im Alltag auf deine Gefühle zu achten und dir selbst zuzuhören.

Das kann am Anfang ungewohnt sein, aber mit der Zeit wird es leichter.
Was mir persönlich geholfen hat, ist, mir klarzumachen, dass Grenzen setzen kein Stopp bedeutet, sondern vielmehr ein Akt der Selbstfürsorge ist. Es ist okay, für sich einzustehen – auch wenn das manchmal Mut erfordert. Dabei kann es hilfreich sein, klare Formulierungen zu entwickeln wie „Ich brauche jetzt eine Pause“ oder „Das fühlt sich für mich nicht gut an“. Diese Sätze kannst du in Konfliktsituationen vorbereiten und dann ruhig und bestimmt äußern.
Auch das Üben in kleinen Situationen kann viel bewirken. Wenn du merkst, dass jemand deine Grenze überschreitet, versuche ruhig zu bleiben und deine Bedürfnisse klar zu kommunizieren. Es braucht manchmal mehrere Versuche und Geduld mit sich selbst.

Für den Umgang mit Menschen, die deine Grenzen nicht respektieren oder dich abwerten („stell dich nicht so an“), ist es wichtig, dir bewusst zu machen: Deine Gefühle sind valide. Du hast das Recht auf deine Grenzen – egal was andere sagen. Manchmal hilft es auch, Unterstützung bei Freunden oder in einer Gruppe zu suchen, wo du dich verstanden fühlst.
Letztlich ist es ein Lernprozess – mit jedem Schritt wirst du sicherer darin, für dich einzustehen. Und je mehr du übst, desto natürlicher wird es.
Ich wünsche dir viel Kraft auf deinem Weg! Du machst das großartig, indem du dich diesem Thema stellst.

A


Grenzen setzen und wahren

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Huhu, mir geht es ganz genau wie dir. Ich habe nie gelernt Grenzen zu setzen, im Grunde war es bei mir im Elternhaus nicht gewünscht, sonst hätten meine Erzeuger nicht ständig ihren Willen bekommen, selbst als ich schon volljährig war.

Ich bin noch immer auf dem Weg einen guten Umgang mit Grenzen zu finden. Sie spüren und wissen wo sie liegen kann ich inzwischen halbwegs, möchte ich mal behaupten. Sie durchzusetzen ist eher schwierig. Ich habe für mich festgestellt, dass es keinen Sinn macht, sich auf Diskussionen einzulassen. Nein ist ein vollständiger Satz und bedarf weder einer Rechtfertigung noch einer Erklärung. Es ist einfach nein. Sehr nahe stehenden Personen wie meinem Mann erkläre ich schon noch, warum was jetzt nicht geht bei mir, aber alle anderen geht es schlicht nichts an. Je länger man sich in eine Diskussion verstrickt, desto anstrengender wird es, vor allem wenn das Gegenüber das nicht akzeptieren will, dann kommt es zu so Sätzen wie stell dich nicht so an... ich versuche dem gar keine Gelegenheit zu geben.

Wichtig ist auch, mich danach mit dem schlechten Gewissen auseinander zu setzen, dass mich dann regelmäßig befällt. Ein nein zu anderen ist ein ja zu mir selbst. Ist mir das Anliegen der anderen Person eigentlich egal, warum sollte ich mich da verrückt machen. Ist es mir tatsächlich selbst wichtig und ich möchte eigentlich helfen, der Bitte nachgehen oder sowas in der Art, kann es aber gerade nicht, weil meine Gesundheit es nicht zulässt, ist es ja keine echte Absage, ich kann später etwas tun, aber solange ich selbst nicht fit bin, kann ich auch anderen bei nichts helfen. Ganz im Gegenteil, dann falle ich ganz aus.

Ich lese erstmal mit...

Zitat von sandracookie:
immer wieder kommt bei mir das Thema Grenzen setzen auf.


Für mich ist das vielleicht das zweitwichtigste Thema, für uns Menschen.
Das wichtigste Thema ist für mich, wie wir mit unseren Ängsten umgehen.

Zitat von sandracookie:
Mich würde daher interessieren, was euch geholfen hat eure eigenen Grenzen zu erkennen und wie ihr es geschafft habt für diese auch einzustehen.

Ich vermute, so kann man die Frage nur schlecht beantworten.


Zitat von sandracookie:
Was sind meine Grenzen?

Was Deine Grenzen sind, entscheidest Du ständig selbst und neu.
Du darfst Deine Grenzen dorthin setzen, wo Du sie haben möchtest.

Wer jedoch nicht gelernt hat, anderen Menschen Grenzen zu setzen, der fühlt sich oft unsicher oder
empfindet auch sehr schnell etwas, was für andere ungefährlich ist, als ein Problem.

Zitat von sandracookie:
Wie spüre ich meine Grenzen?

Deine Grenze spürst Du meistens als ein Gefühl. Etwas wird Dir plötzlich sehr unangenehm.

Es gibt zwei Bereiche, in denen man anderen Menschen Grenzen setzen möchte.

Dies ist einmal die körperliche Grenze. Wenn man mit anderen Menschen redet, dann hält
man meistens wie automatisch einen gewissen Abstand zu dem anderen Menschen ein.
Freunde und gute Bekannte dürfen sehr nah an mich herantreten, ohne das ich mich unwohl fühle.
Meine Partnerin darf mich auch jederzeit anfassen und umarmen.
Wenn ich meine Nachbarin im Hausflur treffe, dann halte ich bei ihr einen größeren Abstand ein.
Und unter normalen Umständen würde ich es nicht erlauben, dass mich meine Nachbarin anfasst
oder sogar in den Arm nimmt.
Ich glaube, da kennen die meisten Menschen die körperlichen Grenzen von anderen recht gut.
Dann gibt es aber auch noch die körperliche Grenze, wenn man auf ein Stadtfest geht.
Dort kommt man anderen, fremden Menschen oft sehr, sehr nahe. Mir ist das nicht
unangenehm. Viele aber wollen diese Nähe und die unabsichtliche Berührung nicht haben.
Deswegen meiden sie Feste. Und sie haben auch eine Abneigung gegen Aufzug fahren.
Weil man auch dort anderen Menschen leider sehr, sehr nahe kommt.

Und dann gibt es die besonders wichtigen Grenzen, die sich jeder Mensch selbst setzt, was
seine Gefühle angeht. Diese Gefühlsgrenzen sind ständig in Bewegung. Wir setzen sie
oft neu. Sind wir gut gelaunt, vertrage ich Kritik meistens gut. Habe ich schlechte Laune
oder bin gerade sehr nervös, dann kann es passieren, dass meine selbst gestellte Grenze heute
keine Kritik erlaubt.
Meine Partnerin setzt bei mir und meiner Meinung oft eine deutlich engere Grenze, als bei
ihren Kindern. Die eigenen Kinder dürfen vieles sagen. Ich darf das Gleiche meistens
nicht sagen. Da setzt meine Partnerin eine vollig andere Grenze.

Wann Du Dich von einem anderen Menschen verletzt fühlst, entscheidest Du deshalb oft neu.
Ein Arbeitskollege darf Dir etwas Kritisches sagen. Ein anderer darf das nicht.
Also entscheidest Du auch mit dem, was wir Sympathie nennen, wo Deine Grenz gerade liegt.

Zitat von sandracookie:
Was mache ich, wenn ich merke, die Grenze wird überschritten?

Wenn Du merkst, Deine Grenze wird gerade überschritten, dann solltest Du möglichst zuerst mal
ein paar Sekunden nur ruhig überlegen, ob es für Dich überhaupt gerade wichtig ist darauf
hinzuweisen. Und vor allem, wie Du denjenigen darauf hinweisen möchtest, dass sie oder er
gerade Deine Grenze überschritten hat.
Weil ein anderer kann oft gar nicht wissen, wo Deine Grenze gerade liegt.
Und wenn Du es für Dich als wichtig ansiehst, dann darfst Du den anderen Menschen bitten,
sich zurückzunehmen. Also von Deiner Grenze zurückzutreten.
Weist Du den Menschen vorsichtig, also respektvoll darauf hin, wird sich derjenige eventuell
bei Dir entschuldigen.

Dabei hilft es auch vorher zu überlegen. Was denkt ein anderer Mensch, wenn ich sie oder ihn bitte
mehr Abstand von mir einzuhalten.
Erfreut wird der andere wohl nicht sein. Und manchmal gibt es auch sofort Streit.

Das bedeutet, wenn ich darauf hinweise, dass meine persönlichen Grenzen einzuhalten sind,
entscheide ich meistens auch darüber, ob ich mit anderen Menschen etwas gemeinsam haben
möchte. Oder ob ich lieber allein bleiben möchte.

Zitat von sandracookie:
Ich werde in Konflikten oft abgefertigt a la stell dich nicht so an/ist doch gar nicht so

Stell Dich nicht so an, ist für mich im Grunde eher keine Grenzüberschreitung.
Für mich fällt das noch eher in den Bereich der Meinungsfreiheit.
So etwas darf man mir sagen.
Allerdings zeigt mir das, dass jemand nicht besonders respektvoll mit meinen Empfindungen umgeht.
Solche Aussagen enttäuschen mich deshalb. Allerdings zwingen kann ich niemanden, für
mich und meine Gefühle Verständnis zu zeigen.

Zitat von Hotin:
Das wichtigste Thema ist für mich, wie wir mit unseren Ängsten umgehen.

Spannender Aspekt den du da ansprichst. Für mich hängt das untrennbar zusammen. Und die Ängste, zumindest meine, haben ihren Ursprung meiner Meinung nach darin, dass man nicht für sich selbst einstehen kann, Grenzen nicht setzen oder wahren kann und so zum Spielball von zumeist unerfreulichen Menschen wird. Klappt das mit den Grenzen, kann ich mich darauf verlassen sie zuverlässig setzen und durchsetzen zu können, kann ich entspannt sein und mich auch entspannt unter Menschen wagen.

Zitat von Hotin:
Also entscheidest Du auch mit dem, was wir Sympathie nennen, wo Deine Grenz gerade liegt.

Ganz genau das, das ging mir nach meinem Post noch eine Weile im Kopf rum. Um bei dem Beispiel stell dich nicht so an zu bleiben. Es gibt durchaus Menschen, die mir das sagen können, das setzt aber Vertrauen und ein gewisses Maß an Sympathie voraus. Normalerweise ist es mein rotes Tuch, sozusagen die letzte Aussage bevor es richtig kracht. Die Person muss mich gut genug kennen um zu wissen, ich will eigentlich, aber so richtig trau ich mir das nicht zu.

Ich glaube das macht das Ganze so unendlich kompliziert, weil es eben kein starres System ist, sondern viel Spielraum für unglaublich viele Faktoren lässt, die man berücksichtigen muss. Möglicherweise ist es leichter, wenn man das als Kind gelernt hat. Mir fällt es jedenfalls nach wie vor schwer zu erkenne, ist das jetzt ein Angriff oder eben nicht. Ich versuch es in nicht ganz eindeutigen Situationen mit durchatmen und denken. Klappt man besser und mal schlechter. Aber ich glaube das ist eine Phase, die zum lernen einfach mal dazu gehört.

@MalerWanne
Vielen lieben Dank für deine positiven und hilfreichen Worte!
Ich bin schon lange in diesem Prozess, weil ich mich aus meinen Depressionen heraus kämpfen will und mit der Erfahrung ist da auch ein gewisses Maß an Offenheit gekommen, wobei es in einem Forum wie diesem hier leichter fällt, als in der alltäglichen Umgebung. Da gibt es nur wenige Menschen, mit denen ich sehr offen reden kann, weil dazu auch viel Vertrauen gehört.
In kleinen Schritten nähere ich mich solchen Themen wie Selbstwert/Selbstfürsorge/Achtsamkeit und Grenzen setzen weil ich immer wieder feststelle, dass meine psychischen Probleme denselben Mustern folgen und damit zusammen hängen, dass ich eben bisher nur sehr wenig darauf geachtet habe, was für mich entscheidend ist und was nicht.

@Minime
Dankeschön für deine Antwort!
Das sind zwei sehr wichtige Punkte, dass es einmal nicht immer einer Rechtfertigung bedarf und man sich aber auch damit auseinander setzen muss, wenn man ein schlechtes Gewissen und Schuldgefühle hat, weil man nein sagen musste oder etwas abgelehnt hat.
Die kenne ich auch sehr oft und es ist wichtig sich da bewusst zu machen, dass man auch nur dann für andere da sein kann, wenn es einem selbst gut geht - so wie du es auch schon geschrieben hast.

@Hotin
Auch dir vielen lieben Dank für deine ausführliche Antwort!
Da sind immer so viele wichtige Aspekte drin, die mir sonst gar nicht bewusst werden und auch wieder gut erklärt.
Ja es ist schwierig Grenzen wahrzunehmen, da sie sich ständig ändern können. Das Thema ist insgesamt sehr komplex. Trotzdem gibt es ja viele kleine Situationen wo man ansetzen und üben kann und da hab ich zur Zeit trotz aller Individualität den Ansatz von jemandem lernen zu können, der das bereits geschafft hat bzw. dem sowas leichter fällt.

@Minime
Für mich hängt das auch sehr mit dem Thema Ängste zusammen.
Ich muss mir selbst immer wieder bewusst werden, dass meine eigene Meinung/Gefühle/Wahrnehmung wichtig ist und ich diese annehmen und nicht einfach übergehen kann.
Wenn ich mich selbst nicht für wichtig erachte, warum sollten andere dann mich und meine Ansichten für wichtig empfinden?
Deswegen nehme ich für mich öfter die Frage mit in den Tag: Tut mir das gerade gut?
Auch ein Ansatz, der hilft, sich der eigenen Bedürfnisse bewusst zu werden.
Der nächste harte Schritt ist, sich dann auch einzugestehen, dass man zB auch eine Pause/Auszeit nehmen darf, wenn man fest stellt, dass man eine braucht.
Das Thema hat auch ganz viel mit Selbstwahrnehmung und Fürsorge zu tun. Ich versuche mir das trotz schwieriger Startposition das beizubringen, weil ich erkannt habe, dass andere mir das nie geben werden können und nie erfüllen werden können.
Aber klappt natürlich nicht immer und wird ein lebenslanger Lernprozess - auch das zu wissen, ist wichtig.

Dass man unter Umständen beim Gegenüber auf Unverständnis stößt, wenn man sich für seine Grenzen einsetzt, ist eine der größten Hürden für mich, da die Angst vor genereller Ablehnung dahinter steht. Ein allgemein gültiges Gefühl nie genug zu sein, von dem ich mich bisher nicht lösen konnte.

@sandracookie Ein wirklich wichtiges und zentrales Thema. Ich würde sagen, ich habe es zu 80% geschafft, mich aus meinem alten Muster zu lösen und bin jetzt mehr und mehr in der Lage, für mich einzustehen.

Als erstes mal ein Buchtipp: Bis hierher und nicht weiter von Rolf Sellin
Das hat mir erstmals das ganze Ausmaß klargemacht, dass diese Thematik bei mir einnimmt. Danach habe ich zum ersten Mal wirklich Handlungsbedarf bei mir gesehen, weil mir klar wurde, wie tief das Ganze geht und das dem eine noch viel größere Problematik zugrunde liegt. Wenn man bestimmte Glaubenssätze in der Kindheit verinnerlicht hat, kann man das nicht so ohne weiteres lernen. Weil es dem gelernten Überlebensprogramm widerspricht. Mein Therapeut sagte am Anfang meiner Therapie zu mir: Erst wenn Sie lernen, Ja zu sich zu sagen, können Sie auch Nein zu anderen sagen.

Und hier kommt dann die Therapie ins Spiel. Ich glaube, sie ist essentiell, um sich die tieferen Muster klarzumachen, die dahinter stehen. Man muss verstehen, warum das so ist und dass man nicht einfach nur zu blöd und zu unfähig oder zu empfindlich ist.

Erst mit diesem Selbstverständnis im Rücken konnte ich anfangen, mir meine Räume so nach und nach in kleinsten Schritten zurückzuerobern. Und es waren wirklich Mini-Schritte. Und die habe ich erst stundenlang mit meinem Therapeuten in Rollenspielen geübt, bevor ich mit im realen Leben getraut habe,

Ein ganz wichtiger Satz, den er mir beigebracht hat: Ich sehe das anders. Wirkt banal. Ist aber unglaublich hilfreich in jeglichen Gesprächen und Diskussionen, die Du mit anderen führst und die meinen, Du sollst Dich nicht so anstellen oder es wäre doch nicht so schlimm. Nicht diskutieren. Sich nicht erklären. Nein, ich sehe das anders. Punkt. Das funktioniert wirklich super - wenn man denn an dem Punkt ist, dass man auch wirklich Dinge für sich einfordert.

Bei mir hat sich mittlerweile mein ganzes Denken geändert. Wo ich früher immer zurückgesteckt oder mich im Stillen geärgert habe (was dann im Inneren Druck macht und irgendwann zu körperlichen Symptomen führt), denke ich heute: Nö, will ich jetzt nicht. Nö, habe ich keine Lust zu. Nö, muss ich jetzt nicht machen. Nö, hab ich besseres verdient. Nö, soll sich jemand anders kümmern.

Es war ein langer Weg (ca. 5 Jahre insgesamt), aber er hat sich gelohnt.

Zitat von sandracookie:
2) Wie spüre ich meine Grenzen?


Ich spuere sie, wenn ich von bestimmten Personen immer genervter werde, ich setze dann Grenzen, es scheitert oft aber dadran, dass das Gegenueber meine Grenze nicht anerkennt, weil sie es nicht als schlimm empfinden.

Ich habe bei einigen Kontakt abgebrochen (obwohl ich das eigentlich nicht mag) aber ich fuehle mich danach besser.

@sandracookie Wie wenig ausgeprägt das bei mir war, hat mir mein Therapeut am Anfang eindrucksvoll demonstiert. Er kam mit einem Kissen vor der Brust auf mich zu und sagte: Stellen Sie sich vor, ich bin eine unangenhme Anforderung, die sie nicht wollen. Wehren sie mich mal ab. Erst als er mich quasi an der Wand plattdrückte, fing in an, gegenzudrücken. Danach war mir klar, dass ich da dran arbeiten muss.

Zitat von Minime:
Für mich hängt das untrennbar zusammen. Und die Ängste, zumindest meine, haben ihren Ursprung meiner Meinung nach darin, dass man nicht für sich selbst einstehen kann, Grenzen nicht setzen oder wahren kann und so zum Spielball von zumeist unerfreulichen Menschen wird.


Hier stimme ich Dir völlig zu.

Zitat von Minime:
Klappt das mit den Grenzen, kann ich mich darauf verlassen sie zuverlässig setzen und durchsetzen zu können, kann ich entspannt sein und mich auch entspannt unter Menschen wagen.

So sehe ich das auch.

Nur etwas sehe ich ein wenig anders. Unsere Angst steuert unsere Gefühle und unser Handeln.
Angst fühlt deshalb jeder Mensch mehr oder weniger.
Allerdings reagieren viele Menschen häufig sehr unterschiedlich auf ihr Angstgefühl.

Zitat von Minime:
Ich glaube das macht das Ganze so unendlich kompliziert, weil es eben kein starres System ist, sondern viel Spielraum für unglaublich viele Faktoren lässt, die man berücksichtigen muss.

Kompliziert finde ich es nicht. Allerdings lässt dieses System sehr viele Möglichkeiten zu.
Wir können, aber wir müssen die vielen Faktoren gar nicht unbedingt berücksichtigen.
Und das macht das Leben meiner Meinung nach durchaus interessant.
Sonst wäre vieles echt langweilig.

Ist es nicht ähnlich wie mit Musik?
Es gibt nur eine überschaubare Anzahl von Tönen. Aber unendlich viele Lieder. Wenn man jedoch
mal näher hinhört, sind viele Lieder gar nicht neu geschrieben.
Ich bin immer überrascht, wie viel sich da wiederholt, uns aber als neues Lied angeboten wird.
Und wir akzeptieren es gern als neues Lied.


Zitat von Hotin:
Nur etwas sehe ich ein wenig anders. Unsere Angst steuert unsere Gefühle und unser Handeln.
Angst fühlt deshalb jeder Mensch mehr oder weniger.
Allerdings reagieren viele Menschen häufig sehr unterschiedlich auf ihr Angstgefühl.


Ja das stimmt, wobei ein gesundes Angstgefühl und ja durchaus vor Gefahren warnen und uns im besten Falle davor schützen soll. Was wir als Gefahr sehen, macht den Unterschied. Jemand der Grenzen setzen und wahren kann, wird eine mögliche verbale Grenzüberschreitung nicht als Gefahr sehen, weil er damit umgehen kann.


Zitat von Hotin:
Kompliziert finde ich es nicht. Allerdings lässt dieses System sehr viele Möglichkeiten zu.

Vielleicht finde ich es nur kompliziert, weil eine meiner Macken ist, dass ich neu zu lernendes gern als starres System kennen lerne, mit festen Regeln an denen man sich festhalten kann und mit mehr Erfahrung dann flexibler reagieren kann. Dann nehme ich das kompliziert erst mal zurück und verbuche es unter Fallstricke meiner Persönlichkeit und meines Lernverhaltens.

Zitat von Kruemel_68:
Bis hierher und nicht weiter von Rolf Sellin

Vielen Dank! Hab mir das Buch gerade angesehen und finde es recht interessant. Ich glaube das gönne ich mir die Tage mal.

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