Zitat von sandracookie: immer wieder kommt bei mir das Thema Grenzen setzen auf.
Für mich ist das vielleicht das zweitwichtigste Thema, für uns Menschen.
Das wichtigste Thema ist für mich, wie wir mit unseren Ängsten umgehen.
Zitat von sandracookie: Mich würde daher interessieren, was euch geholfen hat eure eigenen Grenzen zu erkennen und wie ihr es geschafft habt für diese auch einzustehen.
Ich vermute, so kann man die Frage nur schlecht beantworten.
Zitat von sandracookie: Was sind meine Grenzen?
Was Deine Grenzen sind, entscheidest Du ständig selbst und neu.
Du darfst Deine Grenzen dorthin setzen, wo Du sie haben möchtest.
Wer jedoch nicht gelernt hat, anderen Menschen Grenzen zu setzen, der fühlt sich oft unsicher oder
empfindet auch sehr schnell etwas, was für andere ungefährlich ist, als ein Problem.
Zitat von sandracookie: Wie spüre ich meine Grenzen?
Deine Grenze spürst Du meistens als ein Gefühl. Etwas wird Dir plötzlich sehr unangenehm.
Es gibt zwei Bereiche, in denen man anderen Menschen Grenzen setzen möchte.
Dies ist einmal die körperliche Grenze. Wenn man mit anderen Menschen redet, dann hält
man meistens wie automatisch einen gewissen Abstand zu dem anderen Menschen ein.
Freunde und gute Bekannte dürfen sehr nah an mich herantreten, ohne das ich mich unwohl fühle.
Meine Partnerin darf mich auch jederzeit anfassen und umarmen.
Wenn ich meine Nachbarin im Hausflur treffe, dann halte ich bei ihr einen größeren Abstand ein.
Und unter normalen Umständen würde ich es nicht erlauben, dass mich meine Nachbarin anfasst
oder sogar in den Arm nimmt.
Ich glaube, da kennen die meisten Menschen die körperlichen Grenzen von anderen recht gut.
Dann gibt es aber auch noch die körperliche Grenze, wenn man auf ein Stadtfest geht.
Dort kommt man anderen, fremden Menschen oft sehr, sehr nahe. Mir ist das nicht
unangenehm. Viele aber wollen diese Nähe und die unabsichtliche Berührung nicht haben.
Deswegen meiden sie Feste. Und sie haben auch eine Abneigung gegen Aufzug fahren.
Weil man auch dort anderen Menschen leider sehr, sehr nahe kommt.
Und dann gibt es die besonders wichtigen Grenzen, die sich jeder Mensch selbst setzt, was
seine Gefühle angeht. Diese Gefühlsgrenzen sind ständig in Bewegung. Wir setzen sie
oft neu. Sind wir gut gelaunt, vertrage ich Kritik meistens gut. Habe ich schlechte Laune
oder bin gerade sehr nervös, dann kann es passieren, dass meine selbst gestellte Grenze heute
keine Kritik erlaubt.
Meine Partnerin setzt bei mir und meiner Meinung oft eine deutlich engere Grenze, als bei
ihren Kindern. Die eigenen Kinder dürfen vieles sagen. Ich darf das Gleiche meistens
nicht sagen. Da setzt meine Partnerin eine vollig andere Grenze.
Wann Du Dich von einem anderen Menschen verletzt fühlst, entscheidest Du deshalb oft neu.
Ein Arbeitskollege darf Dir etwas Kritisches sagen. Ein anderer darf das nicht.
Also entscheidest Du auch mit dem, was wir Sympathie nennen, wo Deine Grenz gerade liegt.
Zitat von sandracookie: Was mache ich, wenn ich merke, die Grenze wird überschritten?
Wenn Du merkst, Deine Grenze wird gerade überschritten, dann solltest Du möglichst zuerst mal
ein paar Sekunden nur ruhig überlegen, ob es für Dich überhaupt gerade wichtig ist darauf
hinzuweisen. Und vor allem, wie Du denjenigen darauf hinweisen möchtest, dass sie oder er
gerade Deine Grenze überschritten hat.
Weil ein anderer kann oft gar nicht wissen, wo Deine Grenze gerade liegt.
Und wenn Du es für Dich als wichtig ansiehst, dann darfst Du den anderen Menschen bitten,
sich zurückzunehmen. Also von Deiner Grenze zurückzutreten.
Weist Du den Menschen vorsichtig, also respektvoll darauf hin, wird sich derjenige eventuell
bei Dir entschuldigen.
Dabei hilft es auch vorher zu überlegen. Was denkt ein anderer Mensch, wenn ich sie oder ihn bitte
mehr Abstand von mir einzuhalten.
Erfreut wird der andere wohl nicht sein. Und manchmal gibt es auch sofort Streit.
Das bedeutet, wenn ich darauf hinweise, dass meine persönlichen Grenzen einzuhalten sind,
entscheide ich meistens auch darüber, ob ich mit anderen Menschen etwas gemeinsam haben
möchte. Oder ob ich lieber allein bleiben möchte.
Zitat von sandracookie: Ich werde in Konflikten oft abgefertigt a la stell dich nicht so an/ist doch gar nicht so
Stell Dich nicht so an, ist für mich im Grunde eher keine Grenzüberschreitung.
Für mich fällt das noch eher in den Bereich der Meinungsfreiheit.
So etwas darf man mir sagen.
Allerdings zeigt mir das, dass jemand nicht besonders respektvoll mit meinen Empfindungen umgeht.
Solche Aussagen enttäuschen mich deshalb. Allerdings zwingen kann ich niemanden, für
mich und meine Gefühle Verständnis zu zeigen.