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40

Kruemel_68
Ich wollte Euch gern mal an meinen Erlebnissen der letzten Wochen teilhaben lassen - vielleicht ist das für die ein oder andere von Euch auch hilfreich.

Nachdem ich meine Ängste durch die Therapie eigentlich schon gut im Griff hatte und auf einem guten Weg beim Ausschleichen vom Mirtazapin war (das mir nie geholfen hat), sind im Oktober plötzlich meine Ängste komplett eskaliert. Wir waren zu Besuch bei Bekannten und morgens vor der Rückfahrt ging es los. Panik überrollte mich, mein Körper spielte verrückt, ich konnte mich kaum auf dem Beinen halten. Mein Mann hat mich mit Mühe und Not nach Hause bekommen.

Anschließend ging bei bei kaum noch was, ich hatte echt Probleme, das Haus zu verlassen und selbst zu Hause, wo es mir bisher eigentlich immer gut ging, überrollte mich die Panik. Das wurde dann bis in den November rein etwas besser, aber die Panik außer Haus blieb.

Dann bekam ich einen grippalen Infekt. Ganz normal, mit Schnupfen, Husten, erhöhter Temperatur. Und kurz danach brach bei mir alles zusammen - körperlich wie seelisch. Extreme innere Unruhe und inneres Zittern, das Herz ballerte wie bekloppt, Puls war permanent erhöht, ich habe nur noch gefroren, das Gehirn war permanent wie im Nebel, null Konzentrationsfähigkeit, ich kam kaum noch die Treppe hoch, Wellen von Übelkeit. überrollten mich, jedes Geräusch, jeder optische Reiz war zu viel für das Gehirn. Wenn ich was gegessen hatte, wurde es etwas besser, aber nur kurzzeitig.

Ich habe echt nur noch gedacht: Lieber Gott, wenn das jetzt so bleibt will ich nicht mehr leben. Ich sah mich schon in der nächsten psychiatrischen Klinik - mein Bauchgefühl sagte mir aber auch, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass meine Psyche derart entgleist. Ich fühlte mich wie jemand, der vor einem Buffet verhungert (komisches Bild, ich weiß, aber dass war die ganze Zeit in meinem Kopf).

Bevor ich jetzt neue schwere Geschütze mit einem weiteren Antidepressiva auffahre, wollte ich erst nochmal körperlich alles was geht abklären lassen. Die Hausärztin tippte auf einen entgleisten Blutzuckerspiegel und wollte nochmal ein Blutbild machen. Leider dauerte es 1,5 Wochen bis zum Termin für die Blutentnahme und dann nochmal eine Woche,, bis die Werte da sind (sind wohl auch spezielle dabei, die so lange dauern?) - daher bekomme ich das Ergebnis da erst nächsten Freitag. Ich habe auch eine Überweisung zum Kopf MRT bekommen - das wird aber Januar/Februar, bevor ich da einen Termin bekomme.

Ich bin dann auch nochmal zur Frauenärztin, ich hatte sowieso einen Termin für den jährlichen Check-up. Die hat dann mal einen kompletten Hormonstatus gemacht und festgestellt, dass mein Östrogen komplett abgerauscht war (ich bin jetzt 54 und hatte letztes Jahr im Juli meine letzte Periode und bin somit offiziell in der Menopause). Sie meinte, dass das durchaus in meine Angstgeschichte reinspielen kann und riet mir zu einer Hormon-Ersatz-Therapie mit bioidentischem Östrogen (Gel). Progesteron nehme ich schon seit einiger Zeit.

Dienstag Abend habe ich dann mit dem Gel angefangen. Es wird einfach auf einen Arm aufgetragen.

Eine Stunde später war das innere Zittern und die Unruhe weg. Am Donnerstag hatte ich das Gefühl, aus einem Nebelfeld aufzutauchen. Am Freitag konnte ich locker, ohne Ängste ins Büro fahren, konnte mich in der Besprechung konzentrieren und musste nicht mehr ständig aufs Klo rennen und konnte wieder lachen, so richtig, von Herzen. Am Samstag bin ich mit meinem Mann auf dem Weihnachtsmarkt gewesen, ohne Anstrengung, ohne ständig über das nächste Klo nachzudenken. Das wäre Montag noch nicht denkbar gewesen. Und ich schlafe wesentlich besser. Das Gedankenkarussel wird weniger. Das Gehirn ist ruhiger.

Ich bin echt völlig fassungslos.

Vielleicht ist es auch nur der Placebo-Effekt - keine Ahnung. Aber wenn es so ist, genieße ich das jetzt gerade ungemein. Es fühlt sich einfach nur toll an. Ich bin wieder ich, ich bin wieder in mir zu Hause. Und ja, es kann sein, dass bei der Blutuntersuchung noch was bei rum kommt - man kann ja durchaus Flöhe und Läuse haben. Dann habe ich jetzt aber wieder etwas Kraft, das anzugehen. Und ich kann mir gerade wieder vorstellen, spazieren zu gehen und Yoga zu machen - das war die letzten Wochen undenkbar. Ich bin gerade einfach nur glücklich,

Daher mein Rat für alle, bei denen die Ängste/Depressionen erst so ab Anfang/Mitte 40 losgegangen sind und die jetzt noch nicht allzu lange in den Wechseljahren sind - denkt da mal dran. Lasst Euren Hormonstatus checken und besprecht Euch mit dem Frauenarzt/ärztin bevor Ihr Antidepressiva ausprobiert. Ich hatte es nie für möglich gehalten, was die Hormone alles beeinflussen können.

Und vielleicht noch ein Buchtipp zu dem Thema - ich habe mir das Buch Fabelhafte Wechseljahre von Dr. med. Sheile de Liz besorgt und mir ging echt nicht nur ein Licht auf, sondern ein ganzer Weihnachtsbaum.

Euch noch einen schönen 2. Advent!

04.12.2022 18:53 • 08.01.2023 x 11 #1


25 Antworten ↓


koenig
Ich glaube auch manchmal, dass das beginnende Hormonchaos manchmal an diesen und jenen Symptomen bei mir schuld ist. Die Hormone sind doch sehr wichtig für das Wohlbefinden.

04.12.2022 18:56 • x 2 #2


A


Frauenthema - Wechseljahre, Ängste/Depressionen und Östrogen

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P
Zitat von Kruemel_68:
Ich wollte Euch gern mal an meinen Erlebnissen der letzten Wochen teilhaben lassen - vielleicht ist das für die ein oder andere von Euch auch ...


Klasse! Danke für diesen tollen Erfahrungsbericht! Ich bemerke bei mir auch einen Zusammenhang zwischen Hormonen und meinem Befinden und man liest immer mehr, wie krass die WJ auf den gesamten Körper aber auch die Psyche wirken.

Das sollten auch nicht nur Angst- und Depressionsneulinge ü40 in Betracht ziehen, sondern auch Frauen wie ich, die auch früher schon Angst und Panik hatten.

04.12.2022 19:03 • x 2 #3


kleiner
Vielen Dank.
Sehr interessant.

Ich bin ü40 und habe einen Hormontest machen lassen, da bei mir schon immer einiges im Argen war.
Allerdings bei einem Privatarzt,da normale Ärzte es nicht für nötig sehen in meinem Alter.
Das Ergebnis habe ich bekommen habe auch keine oder kaum Östrogen und auch kein Progesteron.
Dies war bei mir auch schon mit 30 so. Keine Ahnung inwiefern sich das bei mir auf Ängste auswirkt.

Ich habe nun auch Gels verordnet bekommen. Muss in 2 Wochen damit anfangen.
Zudem wurde noch ein starker Eisenmangel festgestellt.
Ich weiß gar nicht mehr was von was kommt.

04.12.2022 19:41 • #4


Perle
Habe ähnliche Erfahrungen gemacht. Bei mir wurde auch Einiges untersucht und u. a. auch der Hormonstatus. Nehme ein homöopathisches Komplexmittel, 2 x am Tag. Fühle mich besser, positiver gestimmt, zuversichtlicher.

04.12.2022 19:43 • x 3 #5


koenig
Zitat von kleiner:
Zudem wurde noch ein starker Eisenmangel festgestellt.


Hast du starke Blutungen?

04.12.2022 19:44 • x 1 #6


kleiner
@koenig ja massive Blutungen.
Das ist wahrscheinlich die Ursache.
Der HB wert ist auch unterhalb der Norm.

04.12.2022 20:29 • x 1 #7


koenig
Zitat von kleiner:
Das ist wahrscheinlich die Ursache.


Das ist so. Geht mir auch so. Deswegen nehme ich Eisen. Mein niedrigster Wert war 8. Das war schon unterirdisch.

04.12.2022 20:34 • x 1 #8


Sandra123
Hallo, ich will mich mal kurz einklinken. Ich war jetzt wegen einem grippalen Infekt 2 Wochen außer Gefecht und in dieser Zeit musste ich Antibiotika nehmen. Ich nehme auch noch die Pille, Desogestrel. Ich habe in diesen 2 Wochen Ängste und Schwindel entwickelt, unbegreiflich. Ich denke ich bin bekloppt. So wie hier beschrieben, kann es wirklich an fehlenden Hormonen liegen. Ich werde 48. Und das Antibiotikum unterdrückt ja die Wirkung der Pille. Oder denke ich falsch?
LG Sandra

04.12.2022 20:43 • x 2 #9


E
Zitat von Perle:
Habe ähnliche Erfahrungen gemacht. Bei mir wurde auch Einiges untersucht und u. a. auch der Hormonstatus. Nehme ein homöopathisches Komplexmittel, ...

Magst du sagen wie das Komplexmittel heißt?

04.12.2022 20:43 • x 1 #10


Perle
HSK Estriol Creme, je 2 Hübe morgens und abends, mit den Unterarmen gegeneinander verreiben. Heilpraktikerin begleitet mich dabei.

04.12.2022 21:06 • x 2 #11


kleiner
@koenig ah ok.
Mein wert war jetzt 6 bei Eisen und bei HB 10,5 oder 10, 9 . Weiß nicht mehr genau.
Habe Jetzt Ferro sanol.

Hast du die Werte wieder in den Griff bekommen?

04.12.2022 22:33 • #12


koenig
Zitat von kleiner:
Hast du die Werte wieder in den Griff bekommen?


Bei der letzten Messung im Mai war ich zw. 10 und 11. Da ist noch Luft. Ich werde Anfang des Jahres wieder testen lassen. Nehme auch Ferro Sanol, aber nur 50 mg. Die100er sind mir zu sehr auf den Magen geschlagen.

04.12.2022 22:44 • #13


Frühlingsblume2
Uih, das Thema für mich.

Bin seit 2018 nach der Hysterektomie nochmal voll drin in diesem Hormonchaos. Plus Depression ist echt super. Ätzend.

Ich trau mich einfach nicht, Hormone zu nehmen, wegen der Thrombosegefahr.

Ist denn das homöopathische Mittelchen frei von diesen Risiken?

Habe gerade gelesen, dass Estriol auch in (wenigen) Lebensmitteln vorkommt, wie z.B. Leinsamen.

Hat da jemand Erfahrung mit?

Hab echt zu kämpfen mit diesem Östrogenmangel. Dieses Zeugs war ja an so vielen Prozessen im Körper beteiligt - solange ich noch welches hatte.

Alles solche doofen Sachen haben wir Frauen.

04.12.2022 23:03 • #14


E
Zitat von Frühlingsblume2:
Uih, das Thema für mich. Bin seit 2018 nach der Hysterektomie nochmal voll drin in diesem Hormonchaos. Plus Depression ist echt super. Ätzend. Ich ...

Ich hatte auch Hormone bekommen. Thrombose ist recht selten, ich würde sie trotzdem nehmen, wenn es dir schlecht geht.

04.12.2022 23:05 • #15


Kruemel_68
Zitat von Frühlingsblume2:
Ich trau mich einfach nicht, Hormone zu nehmen, wegen der Thrombosegefahr.

Ich kann Dir nur raten, Dich einmal gründlich zu dem Thema schlau zu machen. Es gibt unglaublich viele Mythen und Halbwissen zu diesem Thema, die größtenteils auf eine Studie aus den 80er Jahren zurück geht, die aber inzwischen zurückgezogen wurde, da sie unter falschen Voraussetzungen durchgeführt und nicht korrekt ausgewertet (da abgebrochen) wurde.

Was wichtig ist zu verstehen: die ganzen Ängste bzgl. Thrombosegefahr und Brustkrebsrisiko beziehen sich auf künstliche Hormone wie sie noch bis vor einigen Jahren gegeben wurden. Diese wurden aus Stutenurin gewonnen und waren ein Fremdkörper für den menschlichen Körper, der auch noch mündlich eingenommen und damit über die Leber verstoffwechselt wird. Bei diesen Medikamenten (welche keine Hormone sind, sondern Medikamente!) treffen die o.g. Risiken zu. Ach die Hormonpille (die ja auch diese Nebenwirkungen hat) trägt einen missverständlichen Namen - es sind Medikamente, die auf unsere Hormone wirken.

Heutzutage verwendet man bioidentische Hormone (zwar künstlich hergestellt aber baugleich dem Hormon, wie es sich im Körper befindet) transdermal, d.h. es wird auf die Haut aufgebracht und geht dann direkt ins Blut, Damit muss der Körper das nicht mehr über die Leber verstoffwechseln. Diese Art der Anwendung birgt ein geringes Risiko, und man bringt auch nur das in den Körper ein, was im Körper eh schon vorhanden ist (oder eben in den Wechseljahren nicht mehr). Selbstverständlich kann es auch hier zu Nebenwirkungen kommen, die aber nicht auf das Hormon selbst, sondern auf die veränderte Hormonlage im Körper zurückzuführen ist. Der Körper muss sich erst an die veränderte Hormonlage wieder anpassen.

Daher macht es auch Sinn, hier NICHT auf homöopathische Rezepturen zurückzugreifen, die von Apothekern angerührt werden. Die Konzentration der Hormone ist hier nicht genormt und es kostet viel Geld. Gynäkologen oder Endokrinologen kennen sich auf dem Gebiet besser aus als Heilpraktiker, sie können regelmäßig per Blut und/oder Speichel den aktuellen Status checken und es gibt die Cremes auf Kassenrezept.

Frau muss heutzutage nichts mehr erdulden - zumindest nicht aufgrund von befürchteten Nebenwirkungen eine HET.

Als Buchtipps kann ich Dir folgendes an die Hand geben:
Woman on fire von Dr. med. Sheile de Liz
Nährstofftherapie von Dr. med Helena Orfanos-Boeckel

05.12.2022 13:07 • x 2 #16


Frühlingsblume2
@Kruemel_68

Vielen Dank liebe Krümel.

Das muss ich mir ganz in Ruhe zu Gemüte führen.

05.12.2022 15:58 • #17

Sponsor-Mitgliedschaft

Perle
Ich wollte noch ergänzen, dass ich ebenfalls einen Speichelhormontest habe durchführen lassen und Ergebnisse vorliegen habe, diese wurden von einem offiziellen Labor erstellt / ausgewertet. Ich denke, dass GynäkologenInnen auch keinen anderen Weg beschreiten.

Meine Heilpraktikerin hat mir nicht einfach die Creme aufgeschrieben ohne irgendeine Grundlage. Es war mir wichtig, dieses hier einmal klar zu stellen.

LG Perle

05.12.2022 16:59 • x 1 #18


kleiner
Habe auch einen Speicheltest gemacht über meine Heilpraktikerin. Meine Werte sind auch alles unten. Estriol Estradiol und Progesteron.
Bin damit nun zu einer Ärztin für ganzheitliche Medizin und die wird mir einen Behandlungsplan erstellen mit bioidentischen Hormonen erstellen.

Habe etwas Bedenken ob sich da was tut bzw. Hab ich auch etwas Bedenken ob sich dadurch auch was verschlechtern kann.. psychisch gesehen.

06.12.2022 21:19 • #19


Lissi-1107
@Kruemel_68 hab deinen Beitrag gelesen und finde ganz viele Gemeinsamkeiten.
Hab auch grad einen grippalen Infekt und bin nicht fit und genau wie bei dir eskaliert grad alles. Permanente Angst, weiche Knie, antriebslos und Watte im Kopf . Nächste Woche mache ich gleich einen Termin beim Frauenarzt und lasse die Hormone prüfen.

18.12.2022 15:38 • x 2 #20


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