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Hallo zusammen,

ich möchte mich einfach mal mitteilen. Das soll gut tun.

Mein Name ist Robert und bin 28 Jahre alt. Vor ca. 5 Jahren zog ich in meine erste eigene Wohnung. Kurz danach kam das Gefühl von Einsamkeit auf, das bis heute anhält und immer schlimmer wird. Heute zum Beispiel war wieder so ein Tag, wo ich das extreme Gefühl der Einsamkeit im Bauch habe und es stellenweise nicht mehr ertragen kann.

Woher kommt meine Einsamkeit? Ich denke, dass liegt daran, dass ich sehr wenig soziale Kontakte habe. Ich habe zwei Arbeitskollegen, mit denen ich mich gut verstehe. Das wars. Bei einem Arbeitskollegen kriselt es jedoch, da er nur über die Arbeit spricht, was mich nicht interessiert. Das enttäuscht mich, da er doch ein intelligenter Mensch ist, der auch Empathie zeigen kann. Mir gegenüber diese aber nicht erwiedert.

Warum habe ich so wenig soziale Kontakte? Ich bin häufig umgezogen. Nach meinem ersten Umzug habe ich alle Schulkontakte aufgegeben. Im Nachhinein eine der größten Fehlentscheidungen meiner Meinung nach, da ich mich gut mit denen verstand. Neue zu finden. ja, da stelle ich mich sehr dämlich an, einfach weil ich ein introvertierter Mensch bin und nicht auf fremde Leute zugehen kann. Meine Eltern leben alle sehr weit verstreut. Man merkt, dass auch sie älter werden und die Interessen einfach zu stark auseinadergehen.

Mein Job? Arbeite seit nun 8 Jahren bei meinem immer noch ersten Arbeitgeber. Gefällt er mir? Mittlerweile leider überhaupt nicht mehr. Es gibt zig Gründe dafür. Seien es die Mitarbeiter, die Kunden, die Prozessstrukturen innerhalb des Unternehmens, moralische Konflikte, die ich habe, da ich auf der Arbeit gewisse Tätigkeiten durchführen muss. (Privatunternehmen halt. ) Ich weiß nicht, wie ich mich beruflich umorientieren soll. Ein interner Wechsel, da denke ich mir, da ändert sich nichts. Neues Unternehmen? Ist es nicht überall der gleiche Mist? Ich weiß es nicht. Ein Studium habe ich abgebrochen, da ich nicht die Willenskraft dafür hatte. Beruflich sehe ich zurzeit keine Perspektive und das belastet mich sehr.

Ich habe mich mit dem Thema Selbstliebe und Selbstwertgefühl auseinandergesetzt. Ich denke, dass ist die Grundvoraussetzung für alles. Ich denke, man sollte mit sich im reinen sein, bevor man versucht, neue Leute kennenzulernen. Ich habe ein paar Bücher dazu gelesen und mir ist aufgefallen, dass ich eine Sache an mir einfach nicht akzeptieren kann und das ist meine Introvertierheit. Sie ist per se nichts Schlechtes, objektiv betrachtet eine völlig neutrale Eigenschaft. Das Problem ist aber einfach, dass Introvertierte es in der Gesellschaft schwerer haben. Jemand, der sich gern in den Mittelpunkt stellt und auf andere zugehen kann, hat es einfach viel leichter im Leben, werden gerne in Führungspostionen erhoben etc etc. Ich kann leider einfach meine Introvertierheit mit dem Hintergrund nicht akzeptieren.

Das Schlimmste in der letzten Zeit ist die Sache, dass ich Gefühle für meine Arbeitskollegin entwickelt habe. Vor Kurzem sagte sie mir jedoch, dass sie nun endlich wieder einen Freund hat. Ich kam mir einfach nur lächerlich vor, war aber gleichzeitig unfassbar niedergeschlagen, als ich das hörte. Komme damit natürlich nicht klar.

Das ganze hier klingt alles sehr nach mimimi, ich weiß. Ich weiß aber derzeit einfach nicht, was ich machen soll. Ich geh arbeiten um danach wieder nach Hause zu gehen, wo mich die Einsamkeit wieder erfasst. Häufig bin ich auch auf der Arbeit einsam und kann mich nicht konzentrieren. Das leere Gefühl im Bauch habe ich sehr häufig inzwischen. Auf der Straße blicke ich nur in verbitterte Gesichter oder Leute, die mindestens zu zweit unterwegs sind. Wenn ich sowas sehe, verstärkt sich meine Einsamkeit wieder. Es ist zum Verzweifeln.

Wenn Ihr irgendwelche Tipps habt, freue ich mich auf diese. Auch für das bloße Lesen bedanke ich mich. Ich würde mich auf Schreibseelen oder sogar Treffen freuen. Ich habe ein großes Bedürfnis einfach mit anderen Menschen zu sprechen. Nicht nur über sowas hier. Aber weiß halt derzeit nicht, wie ich das anstellen will. Ich versuche, an mir zu arbeiten. Es ist aber, oh Wunder, sehr schwierig alles.

Grüße

05.09.2019 21:35 • 08.09.2019 x 4 #1


2 Antworten ↓


Leilani
VeranoX, viele Menschen sind allein, das heißt aber nicht ubedingt, dass man einsam ist. Du hast ja selbst erkannt, dass Du wenig soziale Kontakte hast. Und das ist der Punkt, wie willst Du neue Menschen kennenlernen, wenn Du die Kontakte zu ihnen nicht pflegst. Auf die Schulkontakte würde ich nicht so das große Gewicht legen, meistens ist es doch so, dass alle irgendwann ihrer Wege gehen, sie ziehen des Studiums oder des Berufes wegen um, haben Partnerschaften, heiraten (oder auch nicht), bekommen Kinder und leben ihr Leben. Da verlieren sich solche Kontakte auf normalem Wege, es sei denn man hat einen Best-Buddy sozusagen. Aber auch der ist ja nicht immer verfügbar. Du bist Deinen Weg gegangen, wie ich finde, einen guten Weg mit Umwegen und auf und ab, so wie es eigentlich jeder auch erlebt.
Für mich ist Introvertiertheit nicht so wie für Dich, ich mag Menschen nicht, die sich immer in den Mittelpunkt stellen oder die angeblichen Macher und die Größten sind.
Und ich gehe auch nicht mit Dir, dass man nur Menschen trifft mit verbittertem Gesicht. das siehst Du vermutlich so, weil Du gerade so fühlst und denkst.
Ich sage Dir, komm raus aus Deinem Schneckenhaus, fang an, Menschen zu suchen, die zu Dir passen. Ich würde immer anfangen mit Sport. Da lernt man automatisch Menschen kennen. Keine Ahnung, was Du für Interessen hast, es gibt nicht nur Sportstudios. Oder lerne eine neue Sprache, fahr mit Singlegruppen in den Urlaub ... es gibt so viele Möglichkeiten. Nur klingeln wird niemand an Deiner Wohnungstür. Deine Stadt bietet sicher viele Möglichkeiten für Aktivitäten.
Und ich sag Dir, nicht alle Menschen, die zu zweit unterwegs sind, sind glücklicher als Du oder nicht einsam. Man kann auch in einer Beziehung sehr einsam sein ...

06.09.2019 11:03 • x 2 #2


Odradek
Hallo Robert,

ganz ehrlich? Wer so offen und intensiv über sich selbst schreibt, der kann auch Anderen von sich erzählen. Ist bestimmt auch Übungssache!

Ich wäre auch geknickt, wenn die Kollegin, die mir am besten gefällt, erzählt, dass sie einen Freund hat. Aber lassen wir uns davon nicht entmutigen. Sie einfach trotzdem zu etwas einladen. Muss nichts Großes sein. Auch verheiratete Menschen haben gerne gute Kontakte. Das kann ein zehn Minuten Spaziergang in der Mittagspause sein. Oder mal einen Kaffee trinken gehen. Falls sie auf diese Frage negativ reagiert, sollte man sich das nicht zu sehr zu Herzen nehmen. Manche Leute sind nicht immer offen für neue Kontakte.

Ich bin deutlich älter als du und habe mit ähnlichen Problemen zu kämpfen. Immerhin kann ich inzwischen halbwegs gut Frauen anquatschen. Aber man sollte sich den Fakt vor Augen führen, dass es normal ist, dass 80-90% der Versuche fehlschlagen. Also nur etwa jede zehnte Frau reagiert positiv. Die anderen neun nicht so guten Fälle darf man nicht überbewerten.

Von mir aus können wir gerne ein bisschen Schreibkontakt anfangen. Meine Sympathie hast du jedenfalls (ein bisschen).
Viele Grüße und Alles Gute

08.09.2019 15:55 • #3





Dr. Reinhard Pichler