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Hadante
Zitat von Abenteurer:
Ich gehe auf die 50 zu und fand mein ganzes Leben eigentlich keine richtige Beziehung mit einer Frau. Vor Jahren noch hatte ich viele Dates über Singlebörsen, damals funktionierten diese ja noch so einigermaßen und man hatte zumindest mal Sex, eine gute Affäre. Seit aber so ca. 5 Jahren scheinen alle ...

Erstmal danke für diese Zusammenfassung der Probleme unserer heutigen Gesellschaft. Deine Erfahrungen sind - bei allem Ungemach - genau jene, die zu machen sind. Der größte Teil der Menschen ist in diesem im Grunde menschenfeindlichen System gefangen. Sie haben verlernt, Wichtig und Unwichtig zu unterscheiden. Sie haben über Jahrzehnte die bewährten Werte, Kutlur, Umfangsformen, Etiketten usw. für Fun, Spasss, schnell und schneller, Bequemlichkdit, einfach, für persönlicher Erbauung und die Befriedigung der vorzugsweise eigenen Bedürfnisse zu verwerfen. Von den Medien wurde und wird eine neue, angeblich tolle, digitale Welt vorgegaukelt. Doch was ist sie denn genau?
Sie ist nur Schein. Nicht echt, nicht real, nicht anfassbar. Und deshalb kann sie niemanden glücklich machen - sie verfliegt in einem Wimpernschlag. Und wenn es die Sicherung ist, die rausfliegt.

Ich habe gerade vorhin erst etwas sehr Weises von Wolfgang Grupp, Trigema-Chef, gehört:
Er sagte (sinngemäß): Zu Zeiten des Wirtschaftswunders - hat es da das Internet gegeben? Da waren alle glücklich! Heute sind sie alle unglücklich. Die Familie wird geoutet usw. Wir müssen endlich zurückfinden, zu den Werten unserer Gesellschaft. Und diese Werte kommen nicht aus Amerika.(Anm.: wie das Internet, der Supermarkt, die Krediktkarte, die Computerspiele usw.)

Warum waren die Menschen nach dem letzten Krieg, zu Zeiten des sogenannten Wirtschaftswunders so viel glücklicher? Was hatten sie, was wir nicht (mehr) haben?
Sie hatten einander. Real, anfassbar, riechbar, hörbar, sichtbar von Angesicht zu Angesicht.
Und sie hatten kaum Konsumgüter. Sie mussten improvisieren - das förderte Körper und Geist - sie mussten ein Land wieder aufbauen - auch das förderte Körper und Geist und beides förderte die Gemeinschaft.

Wenn sich eine Gemeinschaft für eine virtuelle Scheinwelt auseinanderdividiert, verlernen ihre Mitglieder das Menschsein. Zum Menschsein gehören unabdingbar menschliche Kontakte, Austausch, Berührungen, miteinander zu lachen, miteinander zu streiten usw. dazu. Wir haben verlernt, mtieinander umzugehen, einander zu verstehen und uns selbst im Umgang mit anderen zu üben. Insbesondere hinsichtlcih unserer Fähigkeit eigene Wünsche ggfs. zurückzustellen oder zumindest denen des anderen anzugleichen. Wir haben verlernt, zu verstehen, dass wir gemeinsam, wenn wir uns miteinander ergänzen und vervollständigen,mehr sind, als allein. Wir haben verlernt, flexibel zu sein und unsere persönlichen Prioritäten regelmäßig einer Aktualisierungsprüfung zu unterziehen.

Es gibt heute mehr Single-Haushalte als jemals zuvor. Man geht kaum mehr vor die Tür, außer für den Arbeitsweg oder zum Einkaufen. Ansonsten hockt ein Großteil nur noch in seinem 4 Wänden vor dem TV-Apparat oder dem Computer oder liegt auf dem Sofa und toucht der virtuellen Schein-Welt überflüssigerweise mit dem Handy zu, was er gerade gegessen hat.
Allein.

Ich glaube, es kann sich nur etwas ändern, wenn man ein Problem an der Wurzel packt und nicht nur die Symptome des Problems behandelt.
Das würde bedeuten... an deiner Stelle würde ich rausgehen. Menschen begegnen, egal wie. Man kann sich engagieren, ggfs. selbst etwas auf die Beine stellen - sofern die Zeit da ist.

Ich weiß, ich habe leicht reden. Bei mir verhält es sich allerdings auch etwas anders. Nach einer gescheiterten, auf einer Internet-Bekanntschaft aufgebauten Beziehung, habe ich nun seit einigen Jahren eine lose, feste Beziehung der komplizerten, aber beständigen Art. Auch über das Internet kennengelernt. Aber seit dem Kennenlernen nur noch real gelebt. Ich habe in der Zeit gelernt, mein Ego so weit zurückzunehmen, wie es der Gemeinschaft förderlich ist. Und dabei entdeckt, dass es eigentlich gar nicht nötig ist, mein Ego, meine Wünsche, meine Vorstellungen, meine Gewohnheiten usw. vorne an zu stellen. Der Gewinn der Zweisamkeit, des Miteinanders und der Innovationen, die das mit sich bringt - wiegt erheblich schwerer, als ich, ich, ich. Und ich bin dankbar für diese Erkenntnis. Man könnte das mit einem gewissen Grad an Demut beschreiben, die mir vorher definitiv fehlte.

Letztlich, ist auch das Internet nur der Begegnungsort.
Was beide daraus machen, ist vom Begegnungsort unabhängig.

Und wenn ich eines gelernt habe, in meinem Leben und 20 Jahren Internet - wenn etwas nicht klappt, dann sollte es nicht seinn. Oft wird einem erst später klar, dass es genau so laufen musste und auch genau so richtig war. Statt dem nachzutrauern, was nicht passte, fragte ich mich dann kurz, was mir wohl erspart geblieben sein mag und konnte damit nach vorn schauen.

Gib' nicht auf. Es gibt die weiblichen Gegenstücke, die es wert sind und mit denen ein Kontakt aufgebaut werden kann. Aber sie sind vermutlich seltener, als die anderen.
Und vielleicht wäre es hilfreich, die intensive Suche etwas zurückzufahren und sich zunächst auf nette, unterhaltsame, freundschaftliche Kontakte - vorrangig aus der eigenen Umgebung - zu konzentrieren. Dich zu entspannen und diesen Druck und die ständige Enttäuschung zu vermeiden.
Glück lässt sich nicht erzwingen.
Aber es kann einem begegnen.
Meiner Erfahrung nach tut es das dann, wenn man es am wenigsten erwartet.

Alles Gute für dich.

Gruß
Hadante

31.10.2022 19:56 • x 13 #321


Windy
Zitat von Rosa_pather:
Richard Lugner?

Oder Mörtel ...

31.10.2022 20:04 • x 2 #322


A


Vom Partnermarkt mit fast 50 als Mann ausgegrenzt

x 3


E
@Hadante

Den meisten Punkten in deinem Beitrag, insbesondere dem Fazit stimme ich zu.

Nur zu dem ersten Teil hätte ich mal eine Frage an dich bzw. eigentlich an deine Generation, denn diese Ansichten begegnen mir häufig vor allem dort: Welche Werte von früher sind uns denn konkret verloren gegangen? Woran denkt ihr denn, wenn ihr euch an diese Zeiten erinnert?

An die Zeit der 30er bis 60er Jahre vielleicht, in denen Frauen ohne die Erlaubnis ihres Ehemanns weder arbeiten gehen durften, noch ein eigenes Konto eröffnen oder selbstständig einen Vertrag unterzeichnen? In denen Vergewaltigung in der Ehe straffrei war?
Oder z.B. daran, dass gleichgeschlechtliche Paare erst seit 2001 in Deutschland staatlich als solche anerkannt sind?
Heute wichtige Werte in der Liebe wie ein uneingeschränktes Verständnis füreinander, oder Gleichberechtigung gab es damals nicht und das ist mit Müh und Not etwas mehr als 50 Jahre her, mitunter sogar weit weniger.

Um es dann doch mal ein wenig zu analysieren, auch wenn ich das wie gesagt für die Praxis nicht als notwendig erachte:

Bei all den negativen Auswirkungen darf man nicht vergessen wie viele unserer Werte eigentlich erst in genau dieser oft verteufelten Zeit des Internets entstanden sind. Ich behaupte, wir haben heute mehr Werte als je zuvor, allerdings gilt nicht mehr jeder für jeden. Man muss auswählen und ich meine MUSS, denn es wird einem keine Rolle mehr durch die Lebensumstände zugeteilt. Wer diese Wahl nicht trifft, bleibt nichts. Genau dieser Individualisierungszwang führt dann gerne in die krampfhafte Selbstverwirklichung und am Ende zu den unnahbaren Prinzen und Prinzessinnen, die hier auch schon erwähnt wurden.
Es gibt nicht mehr ein paar Dutzend bekannte Lebensläufe, es gibt in jedem Bereich des Lebens unzählige Möglichkeiten, aus denen man sich die für sich passenden heraussuchen muss. Diese Wahl überfordert regelmäßig, aber genau das ist eben die Herausforderung, der wir heute gegenüberstehen. Früher war die Herausforderung vielleicht sich mit der Lebensrealität abzufinden, die eben für einen möglich war. Heute muss man sie sich selbst schaffen, oder man hat keine.

La Rochefoucauld schreibt Wenige Leute würden sich verlieben, wenn sie nicht davon gehört hätten. Liebe ist demnach ein Begriff, unter dem wir eine bestimmte Verhaltensweise verstehen. Welche genau ändert sich im Verlauf der Zeit ständig.
Heute und auch in der nahen Zukunft sehe ich vor allem in der Gesellschaft, aber insbesondere in meiner Generation den Trend, dass die romantische Vorstellung von Liebe immer mehr verschwindet. Sie war seit je her eine Überhöhung, nach der Liebe, Verliebtheit und Sexualität in einer einzigen Paarbindung zusammenfallen sollten. Also der Zwiespalt von Halt und Stabilität gegenüber der Sehnsucht nach Aufregung und Leidenschaft und das dann auch noch bis dass der Tod euch scheidet. In die Welt gesetzt im späten 18. Jahrhundert von Goethe und Co. in Herzschmerzromanen wie Die Leiden des jungen Werther. Eine phantastische Vorstellung, um dem damaligen Alltag zu entfliehen, allerdings etwas, was in dieser Form wohl nur extrem selten wirklich existiert hat.
An meinen Mitmenschen und auch an mir selbst beobachte ich, dass man immer weniger gewillt ist den Versuch zu unternehmen das alles zwanghaft unter einen Hut zu bekommen. Oft hat man eher ein paar wenige sehr enge Freundschaften für Geborgenheit und Stabilität und sucht sich Aufregung im Kennenlernen neuer Leute und Leidenschaft und Sexualität vermehrt bei Tinder und Co. Ob man diese Entwicklung positiv oder negativ bewertet, obliegt jedem selbst. Ich würde sagen, sie ist beides. Wichtig ist hier nochmal zu betonen, dass im Einzelfall natürlich unabhängig davon ganz eigene Wege gefunden werden können.

Wir denken heute so viel über die Liebe nach, wie nie zuvor. Nur noch Weniges vermag uns wirklich zu überraschen, das meiste kennen wir schon, zumindest in der Theorie. Wie uns dieses Wissen langfristig beeinflusst, bleibt abzuwarten.
An dieser Stelle stimme ich auch deinem Fazit zu, nicht zu suchen, sondern allenfalls zu finden. Die Kalkulation so weit es geht außen vor zu lassen. Aber auch das ist nur ein Weg von vielen.
Was ich aber absolut nicht sehe, ist, wie oben beschrieben, ein Weniger an Werten. Das Gegenteil ist der Fall.

31.10.2022 21:12 • x 2 #323


Donnervogel
bin bisschen viel O.T. hier....

Zitat von Hadante:
Zu Zeiten des Wirtschaftswunders - hat es da das Internet gegeben? Da waren alle glücklich! Heute sind sie alle unglücklich. Die Familie wird geoutet usw. Wir müssen endlich zurückfinden, zu den Werten unserer Gesellschaft.



Die sogenannten Sozial-Netzwerke / Seiten bewirken eher das Gegenteil., dennoch sollte man
Das Internet soll nicht verteufelt werden sondern deren Umgang.

31.10.2022 22:03 • #324


engel12
So wenig Tiefgang, so oberflächlich und so abwertend aber selbst unrealistisch und Ansprüche die nur das eigene Ego erfüllen sollen, da wird es wohl auch scheitern. Wer das Falsche sucht wird das Richtige erhalten, auch wenn er am richtigen oder falschen Ort sucht, da in dem Falle das Falsche immer das Richtige sein wird um zu lernen.

02.11.2022 01:13 • x 6 #325


Obstsalat
Morgen zusammen,

Was mich gerade extrem nervt ist, sowohl @TXP, als auch @SadGuy.
Haben beide jeweils einen Beitrag geschrieben. Beide Beiträge ähneltem sich dem Beitrag vom Themenersteller oder kritisierten andere Beiträge hier.

Beide waren vor kurzem das letze Mal online. Daher vermute ich einfach Mal ganz stark, beide müssten gelesen haben was hier für Fragen oder für weitere Antworten auf deren Beiträge entstanden sind.

Und beide haben nicht die Eier um darauf zu antworten.

Da sehe ich dann nämlich einen kleinen Unterschied zum Themenersteller. Er hatte wenigstens die Eier um auf die Kritik die kam zu antworten. Zum mindest am Anfang, soweit ich das noch in Erinnerung habe.

Es gibt so feige Menschen. Man kann sich auch einfach Mal den Fragen stellen. Wenn man schon Kritik an anderen Beiträgen äußert.

(Oder ich tue den beiden jetzt unrecht und keiner von beiden hat hier irgendwas gelesen. )

Musste das nur Mal kurz loswerden.

Wünsche euch einen tollen Tag

02.11.2022 08:14 • x 5 #326


Hadante
@randUser
*weia
Ehrlich gesagt, habe ich nicht den ganzen Text gelesen. Soweit ich kam, reichte. Ich zitiere daraus und antworte darauf, damit soll es dann auch gut sein, ist schließlich OT und mir ist nicht nach philosophischen Diskussionen zumute. Ich bemühe mich, trotzdem ein wenig ontopic mit reinzubekommen.

Zitat.
Heute wichtige Werte in der Liebe wie ein uneingeschränktes Verständnis füreinander, oder Gleichberechtigung gab es damals nicht
Zitat Ende.
Wow. Es wäre interessant, zu klären, woher du das - mit solch einer unbedingten Überzeugung - wissen willst.
Also ich kenne nicht 2000 Jahre (Beziehungs-)Menschen in Deutschland und würde mir eine solch vermessene Aussage niemals anmaßen.
Das eine oder andere alte Foto, die eine oder andere Familiengeschichte belegen eindeutig, dass es schon immer auch Paare gab, in deren Beziehung - wie auch immer sie entstanden sein mag - uneingeschränktes Verständnis oder sogar Gleichberechtigung gab. Wie zwei Menschen miteinander umgehen, entscheiden in erster Linie diese beiden Menschen. Erst zweitrangig beeinflussen gesellschaftliche Normen eine Beziehung.
Gegenseiitiger Respekt, gegenseitige Achtung, über die Jahre gewachsene Liebe, einander zu ergänzen und zu vervollständigen, in einer Weise, dass jeder von beiden in seiner Rolle aufgehen und beide zusammen ihre Familie erfolgreich führen können - das gab es vielfach VOR unserer Zeit. Trotz Zweckehen, trotz harter Lebensbedingungen, trotz weniger Rechte für die Frau. Es gab schon immer Männer, die durchaus wussten und schätzten, was sie da an ihrer Seite hatten.
Heute wissen das immer weniger und das geschlechtsunabhängig. Weil immer weniger auch nur ansatzweise ein Pflichtgefühl, respektive Verantwortungsbewusstsein, eigene Genügsamkeit und das gegenüber den eigenen Wünschen höhere Wohl der Familie er-/kennen/-lernen.
Gerade in der heutigen Zeit, bzw. in den letzten Jahrzehnten sind diese absolut überlebenswichtigen Werte zunehmend verloren gegangen. Sowohl der ganzen Gesellschaft, als auch den Individuen.


Zitat:
und das ist mit Müh und Not etwas mehr als 50 Jahre her, mitunter sogar weit weniger.
Zutat Ende.
Also ehrlich, ich selbst kenne die Beziehungen meiner Eltern und Großeltern. Und das geht weit über 50 Jahre hinaus zurück.
Die (zwischen-)menschliche Geschichte beträgt ca. 100.000 Jahre, in denen immer wieder die Familie Stützpfeiler, Basis und Wurzel für den Baum des Lebens war. Die Keimzelle, aus der heraus Weiter- und Fortentwicklung möglich war.
Selbstverständlich gab es auch Ausnahmen, Fehlversuche und auch gescheiterte Familien. Aber in der Mehrheit waren sie - im Rahmen ihrer Lebensbedingungen und gesellschaftlichen Normen - erfolgreich.


Zitat:
Bei all den negativen Auswirkungen darf man nicht vergessen wie viele unserer Werte eigentlich erst in genau dieser oft verteufelten Zeit des Internets entstanden sind.
Zitat Ende.
Bei all den negativen Auswirkungen darf man vor allem die positiven Auswirkungen und Aspekte von Ehen, Familien und Werten, wie Liebe, Respekt, Wertschätzung und Achtung voreinander nicht vergessen.
Gesellschaftliche Werte, die die überlebenswichtige Basis des sozialen Tieres Mensch stell(t)en, sind nicht in der Zeit des Internets entstanden. Sondern durch eben diese Zeit vielfach zerstört worden. Die Flucht in die Virtualität fördert die Familie, die Ehe und zwischenmenschliche Beziehungen allgemein nicht, das Gegenteil ist der Fall.
Niemand kann den realen, sozialen Umgang im virtuellen Internet üben. Die neue Einsamkeit durch das Internet und diese sozialen Netzwerke schadet den Menschen und besonders den Kindern massiv. Einer unbekannten Masse von anonymen Fantasiefiguren jede Minute seines Lebens zu schreiben, hat nichts mit sozialere Interaktion zu tun.
Zu einer Beziehung gehören immer Mimik, Gestik, Stimme, die Art zu lachen, die Körperhaltung, der Geruch, ganz viele subtile Körpersignale, die vom anderen vielfach unbewusst aufgenommen und verarbeitet werden, dazu.
Drum prüfe, wer sich ewig bindet bekommt da eine wiederauferstandene, erhebliche Bedeutung, die heute in einer Zeit, in der die Verpackung mehr zählt, als der Inhalt und das wichtigste Programm - pardon: Applikation - die Bildbeabeitung ist, die meisten vergessen haben.


Zitat:
Ich behaupte, wir haben heute mehr Werte als je zuvor,
Zitat Ende.
Nein. Es sind weniger, als je zuvor.


Zitat:
allerdings gilt nicht mehr jeder für jeden. Man muss auswählen und ich meine MUSS, denn es wird einem keine Rolle mehr durch die Lebensumstände zugeteilt.
Zitat Ende.
Dieser Spruch galt so, ohne Begleitdefinition, noch nie.
Jeder für jeden macht nur in einer - funktionierenden - sozialen Gemeinschaft, wie z. B. eine Familie, Sinn.
Niemand musste je Werte wählen.
Werte sind die kulturellen Grundpfeiler eine sozialen Gemeinschaft. Man wird in sie hineingeboren und wächst mit ihnen auf. In der Jugend rebelliert man dann natürlicherweise gegen diese Werte und macht sich auf die Suche, sie selbst zu entdecken und ggfs. zu erkennen. Weisheit zu erlangen. Die einen mehr und die anderen weniger erfolgreich.

Und Rollen sind sowohl gesellschaftlich, als auch familiär grundsätzlich zugeteilt. Was man dann selbst daraus macht, ob man sie für richtig befindet, sie lebt oder sie aufgibt und somit - auch oft - dann die gewohnte, soziale Gemeinschaft verlässt, obliegt jedem Individuum selbst.
Allerdings sollte man dann seine mglw. in der Folge zu negativen Lebensabschnitten führenden eigenen Lebensentscheidungen nicht in die Verantwortung anderer abschieben, sondern zu seinen Fehlern stehen.


Zitat:
Wer diese Wahl nicht trifft, bleibt nichts.
Zitat Ende.
Nein. Wer die Rolle und die Wertegemscheinschaft, in die er geboren wurde, nicht verändert, wird vermutlich weiter darin leben. Das kann er sowohl glücklich (und damit zufrieden), als auch unglücklich, je nachdem, was er aus seinem Leben innerhalb dieses Rahmens selbst macht und welche Prioritäten er für sich setzt.


Zitat:
Genau dieser Individualisierungszwang
Zitat Ende.
Oh man...
Was bitte ist ein Individualisierungszwang...?
Jeder Mensch ist von der Zeugung an ein Individuum. Jeder Mensch entwickelt sich auf seine eigene Weise. Entwickelt eigene Gewohnheiten, eigene Gedanken, hat eigene Erlebnisse, Erfahrungen, Ansichten. Und jedes Individuum verändert sich sogar sein Leben lang immer wieder neu. Weil Menschen nicht nur durch ihre Familie geprägt werden, sondern vor allem auch durch das eigene Leben. Durch gute, wie schlimme Erfahrungen. Die Geburt eines Kindes verändert meist sehr. Der Verlust eines geliebten Menschen verändert wiederum. Die Zahl an (oft einschneidenden) Ereignissen, die Menschen erfahren und die sie beeinflussen und verändern, ist gigantisch.
Individualität ist Menschsein. Menschsein ist Individualität. Ganz ohne Zwang geht das Eine mit dem Anderen von selbst einher. Deshalb ist es ja so schwierig - und wird immer schwieriger, je älter sie sind - für zwei Menschen, die nötige Geduld, die nötige Genügsamkeit und die nötigen Prioritäten zu entwickeln, um das andere Individuum mit all seinen Gewohnheiten, Macken, Eigenarten und Vorstellungen nicht nur zu ertragen, sondern sich als die eine Hälfte auch mit ihm (als andere Hälfte) zu einem erfolgreichen Ganzen zu verbinden. Das zu schaffen, erfordert Erfahrung und Übung im Umgang mit vielen, verschiedenen Menschen/Individuen.

In Zeiten des alles beherrschenden Internets verlieren aber immer mehr Menschen diese wichtigen, realen, persönlichen Kontakte und damit auch die Erfahrungen und die Übung im realen Miteinander.
Dann wird - oft ob der hübschen Verpackung - mal schnell geheiratet und sich ebenso schnell wieder geschieden. Denn es passte die Realität dann doch nicht zur virtuellen Verpackung - und beide wussten nicht, wie sie damit umgehen sollen, weil sie es nie gelernt haben.


Zitat:
führt dann gerne in die krampfhafte Selbstverwirklichung und am Ende zu den unnahbaren Prinzen und Prinzessinnen, die hier auch schon erwähnt wurden.
Zitat Ende.
Krampfhafte Selbstverwirklichung...
Es stellt sich unweigerlich die Frage, was dich so irrational verbittert gemacht haben mag.
Jeder Mensch verwirklicht sich selbst im Laufe seiner Entwicklung, seines Wachstums und seiner Selbständigkeitswerdung immer wieder aufs Neue. Das ist ein ganz normaler, natürlicher Vorgang, der zum Erwachsen- und Eigenständigwerden eines Menschen automatisch dazugehört.

Mag sein, für den einen oder andere ist das krampfhaft - aber vielleicht sollte sich so jemand fragen, was er selbst dazu beiträgt. Und womöglich ändern kann, damit seine individuelle Fort- und Weiter-Entwicklung besser verläuft.

Unnahbarkeit entsteht duch fehlende soziale Kontakte. Und fehlende soziale Kontakte sind vor allem durch das sich massiv in alle Lebensbereiche ausgebreitete Internet - insbesondere durch die gerade nicht sozialen - sozialen Netzwerke entstanden.
Wenn schon Kinder sich schweigend nebeneinander sitzend irgendwelche künstlichen Mimikbilder zu-touchen und den ganzen Tag auf diese Smartphone-Minibildschirme starren, wenn Menschen auf ihre Smartphones starrend durch die Gegend stolpern, selbst Mütter ihre Kinder ignorieren, weil sie lieber mit virutellen Freunden tippen - dann läuft gewaltig etwas falsch.

Woher sollen solche Kinder und Menschen denn lernen, miteinander - real - umzugehen? Woher sollen sie lernen, real miteinander zu streiten, einander real zu berühren, die Lebensgewohnheiten des anderen zu tolerieren? Unsere Hände als unsere Erfahrungswerkzeuge und unsere Haut als unser größtes Sinnesorgan verlieren immer mehr an Bedeutung.
Und das zeigt sich in den Scheidungsraten, in den Zahlen der Single-Haushalte, in den Zahlen der im Leben scheiternden Menschen, in den immer knapper werdenden Terminen bei Therapeuten.

Unsere Gesellschaft hat leider viele, bewährte, kulturelle Werte verloren - oder auch verstoßen und sich lieber an sogenannte neue Werte angehängt, weil man das heute so macht und wer nicht mitmacht, wird halt ausgegrenzt.
Unsere Gesellschaft war noch nie so uneins, gespalten, entwurzelt, identitätslos, halt-los, einsam, dauer-scheiternd und damit noch nie so verletzlich - wie heute.

Früher war das Leben sehr viel härter, anstrengender, entbehrlicher, gefährlicher und fordernder, als heute, ja. Aber früher war eben dieses harte Leben das, was auch förderte, zusammenschweißte, mental und körperlich flexibel machte, erfindungsreich machte und die Menschen lernen ließ, dass sie einander brauchen und jeder seinen Teil dazu beitragen muss, damit es funktioniert. Früher lehrte das harte Leben Verantwortungs- und Pflichtbewusstsein. Heute finden die meisten lieber Auswege und Ausreden aus jeglicher Pflicht und Verantwortung.

Heute - so mein individueller Eindruck der letzten ca. 20 bis 30 Jahre - agieren die Menschen vor allem gegeneinander und jeder nur für sich selbst.
Ob es der Straßenverkehr ist, die einfache Begegnung auf dem Gehsteig, die samstägliche Einkaufsschlacht, die täglichen schulischen oder beruflichen Spießrutenläufe zwischen Mobbing, geforderter Leistung und realem Leistungsvermögen oder oder oder.

Talente - die jeder Mensch auf seine Weise von Geburt an hat - zählen nicht mehr. Ideen und Innovationen zählen nicht mehr. Können und Erfahrungen zählen nicht mehr. Es sind von oben vorgeschriebene Vorgaben zu erfüllen und Regeln einzuhalten, die nichts mehr mit einer natürlichen, sozialen Gesellschaft und ihren Werten zu tun haben. In der Folge werden die meisten Menschen heute von Kindergarten, Schule, Arbeitsplatz, Medien (Fernseher, PC-Spiele, soziale Netzwerke usw.) und von oben vorgegebenen neuen Werten - die oftmals den bewährten, tatsächlichen Werten völlig zuwider laufen - manipuliert, gesteuert und in gewünschte Denkmuster und künstliche Gesellschaftsschablonen gedrückt, die ihnen und ihrer natürlichen Individualität jedoch nicht passen.
Und das zeigt sich leider besonders im menschlichen Mit- bzw. heute mehr Gegeneinander, insbesondere bei Paaren oder solchen, die es werden wollen. Und es zeigt sich auch in dem seit 10-15 Jahren hohen und weiterhin steigenden Krankheitsstand, insbesondere bei seelischen/psychischen Erkrankungen.
Menschen sind nunmal individuelle Lebewesen, keine fernsteuerbaren Maschinen. Und dauerhaft gegen seine eigene Natur zu leben, macht irgendwann krank. Die Menschen und auch Gesellschaften.

Es liegt allein an den Menschen, diesen fatalen Trend weg vom übenden, lehrenden, realen, normalen Miteinander - doch wieder zu ändern.

Gute Nacht.

Hadante

18.11.2022 23:55 • x 1 #327


E
@Hadante Erstmal vielen Dank für deine Antwort! Natürlich bewegen wir uns hiermit OT. Deshalb und weil ich über vieles für eine detaillierte Antwort nochmal gründlich nachdenken müsste, erstmal ein paar grundlegende Dinge, die mir aufgefallen sind:

1) Ich sehe bei uns sowohl gemeinsame Punkte, als auch Differenzen. Bisher haben wir beide unseren jeweiligen Standpunkt dargelegt. Letztlich schauen wir vermutlich beide aus unterschiedlichen Richtungen auf die selbe Sache. Deshalb denke ich, dass sich eine weitere Unterhaltung über das Thema auf jeden Fall lohnen würde. Vielleicht lässt sich sogar ein Konsens finden, auf den wir uns einigen können. Oder es gelingt uns zumindest die Position des anderen besser zu verstehen. All das dann aber wirklich in einem separaten Thread und nur, wenn du auch Interesse daran hast. Das bedeutet schließlich Zeit und Denkarbeit, die nicht selbstverständlich ist.

2) Wir müssten im nächsten Schritt ein paar allgemeine Dinge klären:
2.1) Zuerst sollten wir für die Kernfrage Gibt es heute mehr oder weniger Werte als früher? ein paar Dinge definieren:
- Ab wann gilt ein Wert als vorhanden? Ab wann gilt ein Wert als nicht (mehr) vorhanden? (Wenn er von allen/keinem Menschen gelebt wird, oder gibt es bestimmte anteilige Grenzwerte, die über-/unterschritten werden müssen?)
- Was verstehen wir unter Familie? Im Laufe der Geschichte gab es viele verschiedene Familienmodelle und nicht einfach die Familie. Auf welches/welche davon beziehen wir uns in den jeweiligen Argumenten?
- Was verstehen wir unter Individualisierungszwang? (Dieser Punkt geht vor allem an mich, das hätte ich ausführlicher erklären müssen. Das was du darunter verstanden hast, habe ich nämlich nicht damit gemeint.)
2.2) Wir beide gehen abwechselnd von Einzelbeispielen und gesamtgesellschaftlichen Betrachtungen aus und vermischen in einigen Punkten auch beides. Das müssen wir zukünftig sauber trennen, sonst werden die Argumente schwammig.
2.3) Bezüglich des Internets müssen wir klar trennen zwischen dem Internet als technologisches Werkzeug und seiner Anwendung durch den Menschen. Sonst laufen wir Gefahr einer neutralen Technologie die Verantwortung für von Menschen durchgeführte Handlungen zuzuweisen.

In vielen Dingen reden wir meiner Ansicht nach bisher aneinander vorbei, vermutlich auch, weil wir völlig andere Erfahrungen gemacht haben. Ich bin 20 Jahre alt und mit dem Internet aufgewachsen. Für mich ist es ein fester Bestandteil meines Lebens und erfüllt darin auch essentielle Bedürfnisse. Auch reale soziale Kontakte habe ich schon über das Internet geknüpft und ich nutze es regelmäßig um bestehende Kontakte aufrechtzuerhalten und zu pflegen. Teils über Ländergrenzen hinweg und in nahezu Echtzeit und spätestens das ist eine neue Art mit Mitmenschen zu interagieren, die ohne das Internet nicht möglich wäre. Aber ich sehe natürlich auch die negativen Aspekte, die du beschrieben hast. Die meisten Onlinekontakte bleiben online und das frustriert. Man sieht sich nie, kennt sich irgendwie und irgendwie auch nicht.
Als junger Mensch ist für mich der Blick in die Zukunft wesentlich bedeutsamer, als der Blick zurück. Die Zeit, die vor mir liegt, ist (jedenfalls bezogen auf das statistische Durchschnittsalter) wesentlich länger, als der Zeitraum, der hinter mir liegt. Für mich ist also nicht allein entscheidend was früher anders, oder besser war. Für mich ist entscheidend was davon mir in meiner Zukunft helfen und wie ich es mit den aktuellen Gegebenheiten zusammenbringen kann. Ein einfaches Zurück hat es in der Geschichte noch nie gegeben. Aber es ist sicher lohnenswert aus den Erfahrungen der Vergangenheit zu lernen und sie in das Weiter einzuarbeiten. Wichtig ist, dass wir in der Grundhaltung bei all diesen Diskussionen bei diesem Weiter bleiben.

19.11.2022 02:38 • #328


reiner66
weil die Frauen die Schnauze voll haben werden täglich von zig Männern weis Gott wie viele angeschrieben mit den blödsten Sprüchen oftmals die können gar nicht alles lesen haben auch keinen Bock mehr scheren die Männer alle über einen Kamm Z.B : Wollen eh nur Sex arbeiten nix sind faul emotionale Inteligenz Fehlanzeige usw. das darfst alles nicht so eng sehen weil es alles nur virtuell ist . Versuche es doch mal mit einer internationalen Partnerbörse.Viele Frauen und Männer auch werden mit dem Alter immer anspruchsvoller finden nichts weil beide keine Abstriche machen wollen

01.01.2024 15:53 • #329


boomerine
Ich denke mit deinen @reiner66, Worten wirst du hier keinen großen Zuspruch bekommen.
Es ist doch umgekehrt genauso.

Fast jede ( r ) ( Frau oder Mann ) wurde dementsprechend über den Tisch gezogen
verarscht, beleidigt, misshandelt usw.

Und je nach dem die Schwere liegt, wird auch gehandelt / gedacht und alle unter einem Kamm gescherrt.

Ist eine ganz normale Nummer.

01.01.2024 17:47 • x 1 #330


reiner66
@boomerine ich brauch keinen Zuspruch wollte nur dem Fragesteller mitteilen was evtl.die Gründe sind dass er keine Antwort bekommt auf diesen Dating Seiten um das ganze sich so nicht zu Herzen zu nehmen

01.01.2024 18:36 • #331


Monolog
Zitat von Abenteurer:
Man ist wie unten durch mit 50

Der ursprüngliche Beitrag ist zwar schon ewig her, dennoch muß ich auch noch meinen Senf dazu beitragen, weil mich die Worte so sehr annerven.

Auch von mir bekommst Du kein Mitleid, denn genau das ist das, was für etliche Frauen Ü50 im Bezug auf Männer selbstverständlich ist! Immernoch. Leider!

08.01.2024 19:56 • #332


PQhope2023
Ich stelle gerade fest, dass der Ausgangskommentar ja sehr alt ist und ich hier unnötigerweise meinen Senf erneut beisteuern wollte; daher kürze ich ihn auf das Wesentliche zusammen:
Herumjammern ist manchmal verständlich, aber das Gegenteil von anziehend. Nicht die anderen haben Schuld an meiner Situation. Dafür bin ich allein verantwortlich.

08.01.2024 20:42 • x 1 #333


A


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