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Papa-Fuchs
Ich möchte laufen. Loslaufen. Einfach so loslaufen.
Meinen Rucksack packen und für Wochen, oder Monate, nur laufen, laufen, laufen. Einfach gerade aus.
Hauptsache laufen.
Weg von hier.
Weg von kahlen Wänden, vom Staub der Wohnung, vom Müll, der sich schneller türmt als ich wegschaffen kann.
Weg von Augen, die einen argwöhnisch mustern, von Zungen, die hinter einen ablästern.
Weg von aggressiven Menschen, weg von dummen maßlosen Konsumidioten.
Weg von deren Müll und deren immerwährenden unerträglichen Lärm.

Am liebsten möchte ich so lange laufen bis ich vor Erschöpfung umfalle. Dann möchte ich was essen, etwas schlafen und wieder weiter laufen.  Ohne Ziel. Ohne Richtung. Nur laufen. Fortlaufen.

Ich weiß nicht, ob ich vor etwas weg laufe, vor mir vielleicht, vor euch vielleicht, oder zu etwas hin. Ins Licht, in eine andere Welt? Ich weiß es nicht. Ach, es ist mir auch egal.

Ich möchte an nichts mehr denken.
Nicht an die Zukunft, nicht an die Vergangenheit. Nicht an die Ärzte, die mich nicht ernst nehmen. Nicht an die endlosen Wege und Suchen nach Hilfe. Nicht an Ämter, Behörden, die mich  immerzu gängeln. Nicht an Anträge, nicht Formulare. Und nicht an Antworten auf befremdliche Fragen.

Ich möchte nicht an Geldsorgen denken, nicht an Probleme, nicht an Pflichten und nicht an Aufgaben. Nicht an den Druck, und nicht an die ständige Erschöpfung.

Mir ist als ersticke ich in all dem. Es raubt mir die Luft zum atmen. Meine Lunge ist wie aus Beton. Ich habe vergessen wie es ist tief Luft zu holen, wenn Sauerstoff zur Tankstelle wird, und wenn Zeit dein Geist befreit. Alles habe ich vergessen.

Die Erwartungen an mir sind so beklemmend als trüge ich Mühlsteine mit mir.
Mein Alltag ergibt kein Sinn mehr, das Abstrampeln nur um ein bisschen Anerkennung, ein bisschen Respekt, ich will es nicht mehr. Ich hab es so sehr satt.

Ich möchte laufen.
Einfach nur laufen, laufen, und laufen.
Frei sein.
Durchatmen können.


Ich meine das tatsächlich ernst. Ich plane daran schon seit Monaten. Handwagen, Schlafsack, ISO Matte, Kochzeug, Tarp, usw hab ich mir alles nach und nach zugelegt.

Irgendwann laufe ich los, für 3-6 Monate einfach gen Süden. Ich habe keine Ahnung wie weit ich komme. Vielleicht lege ich auch ein Stück mit Quer Durchs Land Ticket zurück. Oder mit Interrail EU  Ticket. Meine Knie werden nicht viel Strecke machen können am Tag.

Aber darum geht es auch nicht. Ich möchte alles hinter mir lassen können. Alles abschalten. Komplett loslassen. Abstand gewinnen. Klar sehen können. Klar denken können. Reisen, erleben, lernen und weiser werden. Das soll der Sinn der Reise sein. sch. auf alles was war. (Naja fast alles) 

Hat irgendwer auch Lust darauf? Will jemand mitkommen?
Bin 46,m, Thüringer.

30.04.2022 23:34 • 02.05.2022 x 4 #1


38 Antworten ↓


Perle
Deinen Wunsch kann ich verstehen und neue Eindrücke tun immer gut und erweitern den Horizont!

Schaue trotzdem, dass Du Deine Angelegenheiten mit Behörde, Vermieter und was es sonst noch so gibt vorher regelst, damit Du in Ruhe losgehen (oder laufen) kannst.

Viel Glück!

01.05.2022 08:48 • x 3 #2


A


Suche Begleitung für Selbstfindungstrip durch EU

x 3


Ela_33
Hallo,

vielleicht möchtest du dich ja einer Pilgergruppe anschließen. Dann wärst du nicht allein unterwegs. Da gibt es im Internet viele Möglichkeiten sich zu vernetzen. Ich denke nicht, dass du dafür unbedingt einen gläubigen Hintergrund brauchst. Zumindest macht ein Bekannter von mir das jetzt.

Viel Erfolg wünsch ich dir!

01.05.2022 08:56 • x 1 #3


Kruemel_68
Zitat von Papa-Fuchs:
Ich möchte laufen. Loslaufen. Einfach so loslaufen. Meinen Rucksack packen und für Wochen, oder Monate, nur laufen, laufen, laufen. Einfach gerade aus. Hauptsache laufen. Weg von hier. Weg von kahlen Wänden, vom Staub der Wohnung, vom Müll, der sich schneller türmt als ich wegschaffen kann. Weg von Augen, die ...

Wenn Dir das im Kopf rumschwirrt und Du meinst, dass es Dein Weg ist - mach es!

Aber ich gebe Dir mal zwei Dinge zum Bedenken:
1. Brich nicht alle Zelte hinter Dir ab, sondern lass Dir einen Rückkehrpunkt - falls Du merkst, dass es doch nicht das ist, was Du möchtest.
2. Du kannst alle im Außen ändern - Deine Wohnung, Dein Umfeld, Deine Arbeit, Deine Art zu leben - aber das Entscheidende, dass Dir psychische Probleme bereitet, nimmst Du immer mit - und das bist Du. Daher musst Du damit rechnen, dass es Dir unterwegs nicht viel anders geht als zu Hause.

Ich wünsche Dir alles Gute und dass Du das auf Deinem Weg findest, was Du suchst!

01.05.2022 08:57 • x 4 #4


E
Egal wo man hingeht - man nimmt sich immer mit. Man kann alle äußerlichen Brücken abbrechen, das innere ist aber immer da und lässt sich nicht abbrechen. Dies beziehe in deine Planung mit ein.

01.05.2022 09:10 • x 5 #5


Papa-Fuchs
Vielen Dank für deine lieben Wünsche, @Perle. Nach neuen Eindrücken sehne ich mich so sehr. Seit 15 Jahren lebe ich jetzt sozial isoliert. Ich muss raus jetzt. Sonst wird das mein Ende.

Der neue Vermieter hat das Mietshaus vor 3 Jahren gekauft, halb leer. Von 12 Wohnungen waren 5 belegt. Er hat nach und nach alle rausgemobbt, anders kann ich sein Tun nicht beschreiben. Ich bin der letzte alte Mieter. Alle Wohnungen wurden luxussaniert, meine Wohnung ist die letzte mit niedrigerem Mietpreis. Dementsprechend angespannt ist das Verhältnis mit dem. Der macht 3 Kreuze, wenn ich endlich weg bin.
Ja, Behörden werde, muss, ich größtenteils regeln, Sozialleistungen muss ich weiter beziehen. Sonst kriege ich meine Medikamente nicht mehr. Darum ist die Zeit der Wanderung auch leider begrenzt. Oder besser, erstmal gestaffelt auf 6 Monatszeiträume. Ich hatte die Idee, nebenberufliche Selbstständigkeit anzumelden, die das Reisen quasi beinhaltet (bin bzw war im Online Marketing und Mediendesign tätig), damit man mir keine unerlaubte Abwesenheit mit anschließender Sanktion aufsetzen kann. Muss halt nur alle 6 Monate Abrechnung (EKS und WBA) machen. Ob mit Gewinn oder Verlust ist nicht wirklich relevant.

@Ela_33, das gute Idee, wo kann man solche Pilgergruppen kontaktieren? Das wäre vielleicht eine Möglichkeit etappenweise nicht ganz allein zu sein. Danke für die Wünsche.

@kruemel:68, ich verstehe was du meinst. Leider hab ich hier keine wirklichen Zelte zum abreißen. Nur zwei Freundinnen, zu denen ich aber den regelmäßigen Kontakt aufrecht erhalten werde. Der Gedanke des Ausbruchs schlummert seit 3 Jahren schon. Nach einem Horrorerlebnis mit meiner geliebten Seelenhündin, die qualvoll sterben musste, will ich nur noch weg hier. Psychiatrie Aufenthalte, Tageskliniken, alles brachte auf Dauer keine wirkliche Linderung. Immer wieder musste ich zurück in meine alten Verhältnisse. Mittlerweile hab ich psychotische Symptome entwickelt. Danke auch für deine Wünsche.

01.05.2022 09:15 • #6


Papa-Fuchs
@Grace_99 Danke für deine Reply. Ich seh das etwas differenzierter: Das Innere ist wandelbar. Nichts ist in Stein gemeißelt.
Man kann sich verändern. Sein Denken hinterfragen, sein Handeln. Lernen und neue Denkstrukturen trainieren bis sie zur neuen Gewohnheit werden. Mit der Kraft des positiven Denkens zum Beispiel ist mir bewusst geworden, dass es Lösungen gibt, dass sich etwas ändern kann. Sofern man sich die Mühe macht und den Weg geht Verändern zu Wollen.

Ich habe viel gelernt seit dem ich mich reflektiere und mich ernsthaft mit Therapie und Heilung auseinandersetze. Und mitbekommen, dass einiges anders und auch besser wurde. Wenn auch im Kleinen. Man wird nie wieder völlig gesund, das dürfte uns allen bewusst sein. Aber man kann lindern, und lernen mit Leid zu leben. Wobei es auf leben wollen ankommt.
ich lag fast 3 Jahre lang zwischen 20 und 22 Stunden am Tag nur im Bett. Ich war seelisch und psychisch tot. Und jetzt stoße ich Dank des unmöglichen Gesundheitssystem an die Grenzen der Heilung. Jetzt muss ich raus hier. Laufen, laufen, laufen. (eher ein Humpeln zwar, aber Bewegung heißt Leben für mich)

01.05.2022 09:27 • x 6 #7


Ela_33
Zitat von Papa-Fuchs:
wo kann man solche Pilgergruppen kontaktieren?


Am besten Mal googeln. Ich kenn mich damit leider auch nicht aus. Wusste nur von dem Bekannten über die Möglichkeit. Aber Google spuckt da viel aus, da wirst du fündig

01.05.2022 11:11 • #8


S
Ich möchte Dir unbedingt das Buch von Hape Kerkeling ans Herz lesen, das ist super (geht uns Pilgern):
—————————————-
Ich bin dann mal weg: Meine Reise auf dem Jakobsweg by Kerkeling Hape
——————————————

Hier ist Dein Reisepartner, der sucht selber:

https://www.reisepartner-gesucht.de/rei...ex=19y=3

01.05.2022 12:17 • x 2 #9


Islandfan
Klar nimmt man sich überall mit hin, aber reisen verändert einen und tut auch gut. Ich finde dein Vorhaben wirklich super. Man lebt nur einmal und wenn du den Drang hast, dann mach dich auf den Weg. Scheitern kannst du nicht, denn zu irgendetwas wird deine Reise gut sein.
Mein Mann wollte früher auch mal so was machen, als wir eine Beziehungskrise hatten, er ist dann mit Fahrrad und Zelt durch Dänemark gereist, das tat ihm sehr gut.
Ich finde das interessant, bin aber kein Typ für eine Zeltreise, ich brauche immer ein Hotelzimmer mit eigenem Bad.

01.05.2022 13:00 • x 1 #10


S
Zitat von Papa-Fuchs:
ich lag fast 3 Jahre lang zwischen 20 und 22 Stunden am Tag nur im Bett

Dann ist Dein Vorhaben doch absolut klasse, wenn Du von fast 24/7 im Bett nun pilgern bzw. reisen möchtest.

Ja bitte mach es und Berichte, das Buch von Hape musst Du unbedingt lesen, sehr interessant, wie u was dich bei ihm verändert hat.

01.05.2022 13:07 • #11


moo
Tja, ich hatte einfach Lust, zu laufen... (Forrest Gump)

02.05.2022 15:15 • x 2 #12


florené
Zitat von Papa-Fuchs:
Ich möchte laufen. Loslaufen. Einfach so loslaufen. Meinen Rucksack packen und für Wochen, oder Monate, nur laufen, laufen, laufen. Einfach gerade aus. Hauptsache laufen. Weg von hier. Weg von kahlen Wänden, vom Staub der Wohnung, vom Müll, der sich schneller türmt als ich wegschaffen kann. Weg von Augen, die ...

Ja, verstehe ich absolut. Trotzdem klingt das anstrengend.
Ich finde es besser, wenn man einen Plan macht und verschiedene Campingplätze anpeilt.

02.05.2022 15:23 • #13


Mariebelle
Jacobs Pfad ggfs?

02.05.2022 15:24 • x 1 #14


Papa-Fuchs
Zitat von portugal:
Ich bin dann mal weg: Meine Reise auf dem Jakobsweg by Kerkeling Hape

Ja, das kenne ich. Hab schon öfters überlegt es mir zu holen. Aber dann immer davon Abstand genommen, weil ich dachte, seine Reise war anders, finanziell entsprechend ausgestattet immer Schlafplatz und Essen safe. Was bei mir nicht der Fall sein wird. Ich plane im Wald und Natur zu übernachten.

Da ich von 14 bis 25 schon auf der Straße gelebt habe, ist es mir ergo nicht so fremd draußen zu nächtigen. Vieles weiß ich noch worauf man so zu achten hat.

02.05.2022 16:17 • #15


Papa-Fuchs
Zitat von Mariebelle:
Jacobs Pfad ggfs?

Hab ich überlegt. Aber dann Statistik gesehen, dass auf dem Jacobsweg jährlich bis 350.000 Touristen zusammen kommen. Wo so viele Touristen zusammenkommen ist zwar die Infrastruktur entsprechend ausgereift, aber da werden Lebensmittel und so auch ihre Preise haben. Daher dann dagegen entschieden.

02.05.2022 16:36 • x 1 #16


florené
Zitat von Papa-Fuchs:
Ja, das kenne ich. Hab schon öfters überlegt es mir zu holen. Aber dann immer davon Abstand genommen, weil ich dachte, seine Reise war anders, finanziell entsprechend ausgestattet immer Schlafplatz und Essen safe. Was bei mir nicht der Fall sein wird. Ich plane im Wald und Natur zu übernachten. Da ich von 14 bis 25 ...

Worauf muss man da achten? Kenne mich nicht aus.

02.05.2022 17:20 • #17

Sponsor-Mitgliedschaft

Papa-Fuchs
@florené Oh da gibt's einiges. Schlafplatz etwas abseits wählen. Dass man seine Ruhe hat.
Wertsachen in Tasche am Mann haben. Größere Taschen mit Bindfaden am Körper binden.
Immer Schlafunterlage wie ISO Matte und Waldläufer Matratze (Tannenzweige, Blätter, aber nicht frisch vom Baum reißen). Kälte kriecht von unten.
Schlafplatz nach Witwenmacher absuchen. (Totbäume)
Urinieren um Schlafplatz herum. (hält Wild fern)
Rainfarn am Schlagplatz aushängen (hält Insekten fern) oder mit Autan einreiben..
Einmal trockene Wechselwäsche beiseite legen. In Schlafsack nur mit trockenen Sachen.
Vorm Schlafen gehen etwas Sport machen, um Körpertemperatur erhöhen. Ein Schlafsack produziert keine Wärme, er hält nur die Wärme.
Frühs Schlafsack erst auslüften, sonst bildet sich Schimmel.
Frühs komplexe Kohlenhydrate. Abends Eiweißhaltige Ernährung.
Regelmäßig über Tag verteilt trinken.
Spät einschlafen, früh losgehen. Den Aufenthalt so kurz als möglich halten, um Gefahr der Entdeckung zu reduzieren.
Usw. Gibt noch einige andere Regeln.

02.05.2022 17:46 • x 2 #18


Papa-Fuchs
Zitat von florené:
Ich finde es besser, wenn man einen Plan macht und verschiedene Campingplätze anpeilt. ...


Campingplätze kostet jede Übernachtung Geld. Da sind ganz schnell meine Mittel leer. Und planen tu ich es schon länger. Seit 2019 glaub ich wars. Die Planung muss langsam aufhören. Equipment ist fast vollständig.

02.05.2022 17:50 • #19


florené
Also, ich würde da lieber kürzer und einen günstigen Campingplatz.
Wie ein Landstreicher durch die Lande zu ziehen, halte ich für viel zu gefährlich.
Gibt ja auch abgelegene Campingplätze die günstig und ruhig sind.

02.05.2022 18:27 • #20


A


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