Pfeil rechts
30

X
Hallöle!
Das ist mein erster Beitrag in diesem Forum, also tut es mir leid, falls ich etwas falsch machen sollte.

Ich wohne alleine in einer Wohnung. Ich musste für meine Ausbildung von meinen Eltern wegziehen, da diese Hartz4 beziehen und meine Ausbildung nicht in meiner Region verfügbar ist. Allerdings vermisse ich meine Eltern schrecklich. Ich habe auch Freunde hier, allerdings arbeiten diese schon und haben leider nie Zeit für mich. Freunde von weiter weg höre ich jeden Abend, da wir gemeinsam spielen und uns unterhalten. Aber mir fehlt einfach eine Umarmung und menschlicher Kontakt.

Meine schulische Ausbildung ist sehr sehr zeit- und lernintensiv und ich habe einen Anfahrtsweg von ca 1,5h. Wie schafft man es neben dem vielen Lernen noch Zeit für zB einen Verein oder so zu finden? Wie machen es vollwertige Erwachsene, die 8h am Tag arbeiten und noch Pendeln? Ich weiß es gibt das Wochenende, allerdings ist es sehr bedrückend, abends in eine leere Wohnung zu kommen.
Ich werde später in einer Apotheke arbeiten, also sind Zeiten bis 20 Uhr vermutlich ständig drin. Und meine Freunde arbeiten alle wesentlich kürzer und anders verteilt, also habe ich Angst, dass wir uns kaum noch sprechen, durch diese Umstellungen.
Ich bin eigentlich ein sehr offener Mensch. Ich bin bald in Therapie für eine Angststörung und möchte auf Menschen zugehen. Allerdings habe ich dann Angst sie durch meine Art zu verschrecken. Außerdem bin ich immer sehr dolle gestresst.

Ich weiß, dass ihr mir nicht so richtig helfen könnt, weil ihr mich ja nicht persönlich kennt. Und ich wirke bestimmt faul, weil ich auch Zeit für mich möchte und mich nicht nur auf Beruf und Bildung konzentriere.
Aber vielleicht ist hier ja jemand, der ähnliche Probleme und Ängste hat bzw hatte und diese überwunden hat. Vielen lieben Dank, falls ihr das alles gelesen habt!

05.09.2021 16:51 • 06.09.2021 x 1 #1


12 Antworten ↓


rednaxela
Zitat von xScareDoll:
Und ich wirke bestimmt faul, weil ich auch Zeit für mich möchte und mich nicht nur auf Beruf und Bildung konzentriere.

Schonmal vorab: Definitiv nicht !
Jeder braucht auch mal Zeit für sich. Der eine mehr, der andere weniger.
Das hat nichts mit faul sein zu tun.

Zitat von xScareDoll:
Wie schafft man es neben dem vielen Lernen noch Zeit für zB einen Verein oder so zu finden? Wie machen es vollwertige Erwachsene, die 8h am Tag arbeiten und noch Pendeln? Ich weiß es gibt das Wochenende, allerdings ist es sehr bedrückend, abends in eine leere Wohnung zu kommen.

Ich habe es zeitlich immer so legen können, dass der Verein nach der Arbeit dran kam. Sprich von der Arbeit aus direkt dahin. Man könnte es aber auch so regeln, dass man an dem Tag nur bis Zeitpunkt X arbeiten kann. Wenn der Chef da Verständnis für hat teilt er einen entsprechend ein, damit man selbst auch den Ausgleich zur Arbeit hinbekommt.

Danach erst nach Hause, ggf. noch kochen oder putzen/aufräumen, da ist der Tag dann schon echt gut gefüllt ^^
Und oft bin ich auch froh, wenn ich in meiner leeren Wohnung bin und einfach nur meine Ruhe hab, wenn die Arbeit mal wieder stressiger war.

06.09.2021 09:53 • x 1 #2


A


Einsamkeit in Ausbildung und später im Berufsleben

x 3


X
Hi!
Vielen lieben dank für deine ausführliche Antwort! Vielleicht muss ich mich wirklich erst an alles gewöhnen und kann später auch die Vorzüge des Allein seins genießen ... Danke dir!

06.09.2021 16:57 • #3


silverleaf
Zitat von xScareDoll:
Ich habe auch Freunde hier, allerdings arbeiten diese schon und haben leider nie Zeit für mich, Freunde von weiter weg höre ich jeden Abend, da wir gemeinsam spielen und uns unterhalten.

Zitat von xScareDoll:
Wie machen es vollwertige Erwachsene, die 8h am Tag arbeiten und noch Pendeln? Ich weiß es gibt das Wochenende, allerdings ist es sehr bedrückend, abends in eine leere Wohnung zu kommen.


Ich finde, Du machst schon ganz viel richtig und hast schon ganz viel erreicht!
Ich glaube, es ist bei Dir eher ein Problem der Perspektive.
Du konzentrierst Dich sehr auf all das, was Dir Deiner Meinung nach fehlt, das macht auf Dauer unglücklich.
Und Du übersiehst all die tollen Dinge in Deinem Leben.
Und vielleicht fehlt es auch noch ein kleines bisschen an Akzeptanz, was das realistische Leben angeht
(aber das ist auch nicht verwunderlich, Du bist ja noch sehr jung).

Nur um mal eine Außenperspektive zu geben:
Ich würde mal sagen, dass Du bereits ein sehr ausgefülltes Leben führst, viele vollwertige Erwachsene (ich übernehme hier mal Deine Formulierung) schaffen es nicht, jeden Abend noch mit Freunden zu reden, und sei es auch nur übers Telefon/Internet. Das füllt doch die empfundene Leere einer Wohnung ganz gut aus, viele schaffen das nicht oder haben nicht wie Du das soziale Umfeld, sich so zu behelfen. Da hast Du schon eine gute Lösung gefunden. Klar, die ist nicht perfekt, aber was ist schon perfekt?
Viele vollwertige Erwachsene haben nicht einmal am Wochenende die Kraft, sich noch in Vereinen zu betätigen, geschweige denn unter der Woche, einfach weil das normale Berufsleben unglaublich kraftraubend sein kann. Das siehst Du ja auch bereits an Deinen Freunden, die schon arbeiten. Das ist leider einfach völlig normal.

Viele Angsterkrankte schaffen es gar nicht, Freundschaften aufzubauen, schon gar nicht so viele, wie Du es beschreibst. Auch da hast Du schon sehr viel erreicht.
Dass man aktuell den persönlichen Direkt-Kontakt vermisst, geht wohl vielen so und ist völlig normal.

Ich denke, allgemein hat Deine Unzufriedenheit auch viel mit Erwartungshaltung und Perfektionismus zu tun.
Wenn man möchte, kann man sich alles schlechtreden, was man im Leben hat, und dieses immer mehr Wollen führt einfach nur zu Unzufriedenheit. Das hast Du gar nicht nötig, Du machst schon sehr viele Dinge sehr gut!
Du solltest Dich nur vielleicht etwas von Deinem Perfektionsanspruch lösen. Das Leben ist nicht perfekt.

Du konzentrierst Dich sehr stark auf die Dinge, die Du haben willst und die Dir fehlen. Das kann auf Dauer nur unzufrieden machen. Du beeinflusst Deine Stimmung durch Deine Gedanken. Wenn Du Dich jetzt also sehr stark auf das Negative konzentrierst, wird das dazu führen, dass Deine Laune sich verschlechtert.

Und ein bisschen Realitätsabgleich kann auch hilfreich sein. Wir realistisch ist es, dass man neben einem Fulltimejob noch viel Kapazitäten für Aktivitäten nebenbei hat, gerade unter der Woche? Viele schaffen das nicht, das ist einfach Normalität für viele Menschen. Das Leben kann anstrengend sein.

Konzentriere Dich doch stattdessen auf all die Dinge, die Du in Deinem Leben hast und die funktionieren.
Du hast eine Wohnung, Du machst eine gute Ausbildung, Du hast viele Freunde, mit denen Du täglich Kontakt hast....

Vielleicht könntest Du so eine Art Dankbarkeitstagebuch führen, vielen Leuten hilft das, ihre Ängste und Depressionen etwas abzumildern und ihre Perspektive neu auszurichten.
Und das meine ich jetzt gar nicht im Sinne von: Hey, sei' gefälligst dankbar, überhaupt nicht, so eine Haltung lehne ich ab.
Ich meine es so, dass es Dir inneren Frieden bringen könnte, diese Perspektive mit einzubeziehen und Dir etwas von dem inneren Druck zu nehmen. Du machst schon ganz viel sehr gut !

LG Silver

06.09.2021 17:32 • x 6 #4


X
Vielen lieben Dank für deine Nachricht!
Ja, die Realität habe ich leider noch nicht richtig raus ... ich bin zwar schon 20 aber so viel echtes Leben habe ich noch nicht kennengelernt und da fehlt es mir sehr viel an Erfahrung. Vielleicht ist es alles eine Sache der Gewöhnung? Ich bin bald in Therapie und du hast Recht: Ich schaffe es sehr dolle, mir alles schlecht zu reden. Und wenn ich dann versuche positiv zu denken, dann schieben sich die negativen Gedanken vor.

So nach dem Motto: Wenn du dich jetzt entspannst und von guten Dingen ausgehst, dann wirst du faul und am Ende geht alles schief und du bist ganz alleine. Und irgendwie kommt das immer wieder hoch.
Viele sind ja alleine auch glücklich, nur ich bin zu unfähig, alleine klar zu kommen. Das ist lächerlich, ich weiß.

Ich wünschte einfach ich hätte jemanden, der mich umarmt.

06.09.2021 17:36 • x 1 #5


silverleaf
Zitat von xScareDoll:
nur ich bin zu unfähig, alleine klar zu kommen. Das ist lächerlich, ich weiß


Überhaupt nicht ! Weder das eine noch das andere !

Zitat von xScareDoll:
Ich wünschte einfach ich hätte jemanden, der mich umarmt.


Das ist doch total verständlich und nachvollziehbar und völlig ok !
Und auch damit bist Du nicht alleine. Es ist völlig ok, sich das zu wünschen!

Nur macht es einen nur noch unglücklicher, wenn man darüber all das Gute im Leben aus den Augen verliert.


LG Silver

06.09.2021 17:42 • x 6 #6


silverleaf
Zitat von xScareDoll:
Vielleicht ist es alles eine Sache der Gewöhnung?


Ja, das ist es .

Man muss sich an das Berufsleben erst gewöhnen, das kommt mit der Zeit. Und dann verschieben sich auch die Wünsche und Bedürfnisse ein bisschen.
Irgendwann freut man sich darauf, auch mal nur auf der Couch abzuhängen .

Das kommt alles mit der Zeit. Und wie gesagt: Du machst schon sooo viel richtig, setz' Dich nicht so unter Druck .

LG Silver

06.09.2021 17:45 • x 5 #7


X
Das glaube ich alles gerne. Es ist nur schwer, nicht nur das negative zu sehen, vor allem, weil die Ausbildung ja so anstrengend sein soll. Dann die Einsamkeit, dann überhaupt einen Job zu kriegen und nicht bei der nächsten Möglichkeit gefeuert zu werden.

Das positive kann ich einfach nicht mehr sehen. Ich weiß nicht mehr wie.

06.09.2021 17:48 • #8


Icefalki
Zitat von xScareDoll:
und nicht bei der nächsten Möglichkeit gefeuert zu werden.


Wenn ich richtig gelesen haben, hast du keine grossen Vorbilder was regelmässige Arbeit anbelangt, da deine Eltern Harz 4 beziehen.

Jetzt nicht falsch verstehen, ist kein Angriff, sondern eine Tatsache, es nicht zu kennen, dass wenigstens ein Elternteil abends geschafft von der Arbeit nach Hause kommt und den Feierabend geniesst.

Auch wird man nicht so einfach gefeuert, so schnell passiert da nix. Und ja, jede Leistung fordert ihren Tribut.

Jetzt lass mal alles Routine werden, du willst diese Lehre doch durchziehen?

06.09.2021 17:57 • x 1 #9


X
Ja ich will die Lehre durchziehen, abbrechen wäre doch dämlich und dann breche ich später noch alles ab, wenn es zu einem kleinen Problem kommt.

Mein Biovater hat regelmäßig in Schichten gearbeitet und danach sehr viel getrunken. Tut mir leid, dass ich hier so naiv und realitätsfern rüber komme. Ich weiß es einfach nicht besser. Danke für deine Zeit!

06.09.2021 17:59 • #10


silverleaf
Vielleicht hilft es Dir, die Sachen weniger schwarz-weiß zu betrachten.

Meistens liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte.

Also z.B.: Ja, die Ausbildung ist anstrengend und ja, man wird auch sehr oft berufliche Ängste haben. Aber deshalb hat der Job trotzdem auch schöne Seiten, er ist zwar anstrengend, aber auch interessant, man hat vielleicht Angst in Bezug auf den Job, aber: In welchem Beruf ist das nicht so? In ganz vielen Berufen gehört eine gewisse Unsicherheit mit dazu. Aber auch daran gewöhnt man sich, und es ist ein Job, wo man sich gute Aussichten auf eine gute Stelle mit guter Bezahlung hat. Und er macht mir auch Spaß.

Oder z.B.: Ja, ich fühle mich abends oft einsam. Aber es ist nur ein Gefühl, ich habe Freunde, die kann ich telefonisch erreichen. Ich weiß, dass ich nicht alleine bin, auch wenn ich mich manchmal so fühle. Mein Gefühl ist nicht die Realität. Ich habe Freunde, ich bin nicht alleine.

Oder z.B.: Ja, ich wünsche mir ganz dringend einen Partner. Und das ist nicht schön. Aber: Ich bin noch jung, ich werde noch ganz vielen Menschen begegnen und irgendwann werde ich meine Partner bestimmt treffen. Ich bin in der Lage, mit anderen Menschen Kontakt zu haben, ich habe auch die Kraft und die Energie, einem Hobby nachzugehen, da werde ich irgendwann jemanden kennenlernen.

Das waren jetzt ein paar Beispiele, die ich so spontan runtergeschrieben habe, die sind sicher auch alles andere als perfekt, aber ich hoffe, der Grundgedanke konnte zumindest etwas klarer werden.
Jede Situation ist weder schwarz oder weiß, und im Leben verändern sich die Dinge ständig.

Ein sowohl-als auch Denken ist ein ganz wesentlicher Teil einiger Therapieformen. Also immer beide Seiten sehen, und vor allem auch alle Graubereiche sehen. Also wann immer möglich daran denken: Es ist nicht nur schlecht oder nicht nur gut. Alles hat mindestens zwei Seiten und ganz viele Graubereiche.


LG Silver

06.09.2021 18:06 • x 5 #11


X
Das ... hat mir unfassbar viel geholfen! Weil alle immer sagen: Denk doch einfach positiv!
Aber das sowohl als auch ist sehr viel einfacher für mich.

Ich habe auch immer Angst, dass mein beruf nicht der richtige für mich ist. Ich finde Medikamente und alles sehr interessant, aber für Medizin hatte ich einen zu schlechten Durchschnitt (1,5) und für die Pflegeberufe habe ich nicht die Kraft.
Ich habe Angst, dass ich in einer Apotheke schnell gelangweilt bin, obwohl ja genau das Gegenteil der Fall sein wird. Ich male gerne schwarz.

Aber ich werde jetzt jeden Abend ein Tagebuch führen und 3 gute Dinge reinschreiben. Und die Sowohl als auch Methode nutzen. Und versuchen, zukünftige Probleme auf mein Zukunfts Ich zu schieben. Wird schwierig, aber vielleicht wird das ja was.

06.09.2021 18:11 • x 1 #12


silverleaf
Zitat von xScareDoll:
Das ... hat mir unfassbar viel geholfen!


Das freut mich sehr , vielen lieben Dank für die positive Rückmeldung !

Ich bin auch wirklich ehrlich fest davon überzeugt, dass das funktioniert. Zumindest bei mir tut es das. Ich mache jetzt seit über 10 Jahren intensiv Therapie, und seitdem ich angefangen habe, diese Art zu denken hart zu trainieren (und ich musste mich anfangs wirklich dazu zwingen ), habe ich viele Fortschritte gemacht, meine Gefühle haben sich positiv verändert, ich bin manchmal (und immer öfter mal) schon sehr viel weniger verzweifelt.

Und das wünsche ich Dir auch ganz doll !

LG Silver

06.09.2021 18:16 • x 3 #13


A


x 4





Auch interessant

Hits

Antworten

Letzter Beitrag


Dr. Reinhard Pichler