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Hallo,

im Moment merke ich, was für Probleme ich damit habe, selbst einen Hilfsjob aufzunehmen, um ein Studium finanzieren zu können, nachdem ich schon länger keine Ferienjobs u.ä. mehr gemacht habe.

Auch sonst frage ich mich oft, wie viel Aufrichtigkeit man sich überhaupt erlauben kann. Bei Vorstellungsgesprächen sollen möglichst Leistungsbereitschaft und Optimismus ausgestrahlt werden, man soll sich bestmöglich verkaufen (was ich irgendwie perv. finde, Leute als Ware zu sehen), während bei Vielen in Wirklichkeit Zweifel im Bezug auf den Job, Ängste, darin überlastet zu werden und das allgemeine Gefühl der Unzulänglichkeit dominieren können. Zeigt man doch Schwäche und befindet sich außerdem zufällig im falschen Unternehmen (z.B. mit anstehendem Arbeitsplatzabbau), muss man unter Umständen mit Mobbing rechnen.

Glaubt Ihr, dass Ehrlichkeit an dieser Stelle fehl am Platze ist? Ich habe wirklich Angst, dass mich dieses Versteckspiel krank macht.

Grüße

pc

29.09.2009 11:57 • 14.10.2009 #1


8 Antworten ↓


Hallo Panicchief,

was für eine Art von Aushilfsjob stellst du dir denn vor? Etwas auf 400 € Basis? Auf solche Jobs bewirbt man sich am Besten durch persönliches Vorsprechen, und da brauchst du dich auch nicht großartig zu verstellen. Entweder es passt mit den Arbeitszeiten und der auszuübenden Tätigkeit, oder es passt nicht.
Ich mache selbst einen 400 € Job. Beim Vorstellungsgespräch ging es eigentlich nur darum, ob ich mir die Arbeit, die gemacht werden soll, zutraue oder nicht.
Was du in Bezug auf Zweifel und Ängste ansprichst, klingt für mich eher so, als ob du es dir selbst nicht zutraust, einen Aushilfsjob zu machen. Ist das so?

Gruß, Kenneth

A


Ehrlichkeit im Berufsleben

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Hallo Kenneth,

danke für Deine Antwort. Ja genau, eine geringfügige Beschäftigung, einen Teilzeitjob werde ich wahrscheinlich nicht hinkriegen. Nachdem ich einen Bürojob nicht bekommen habe, um den ich mich beworben hatte, und sonst nichts Passendes gefunden habe, bleibt wohl nur der Fastfood-Bereich. Und es stimmt auch, dass ich im Prinzip Bedenken habe, ob ich dafür belastbar genug bin, so hektisch wie es dort manchmal zugeht.
(aber auch erst recht dann, wenn es darum ginge, eine Festanstellung, z.B. nach einem Studium zu kriegen).

Ohne einen Bildungskredit wird es sowieso nicht gehen und falls es mir nicht gelingt, den Job hinzukriegen, dann müsste ich die monatlichen Auszahlungssummen ziemlich stark erhöhen, so dass ich Panik vor dem gewaltigen Schuldenberg hätte, der sich dann anhäufen würde. Das würde dann wiederum den Druck erhöhen, das Studium (wollte ich jetzt nach einem abgebrochenen Studium anstelle einer Rehamaßnahme beginnen) in jedem Fall und noch möglichst schnell zu schaffen.

Was Du in Deinem Vorstellungsposting erwähnst, v.a. das Gefühl der permanenten Überforderung, kommt mir auch bekannt vor, obwohl ich noch nie richtig im Berufsleben stand, obwohl ich Ende Zwanzig bin. Mittlerweile rausche ich zum Glück nicht mehr so richtig in die Depression, aber so kleinere Zusammenbrüche alle paar Tage, wenn ich unter Druck stehe, sind guter Durchschnitt.

Grüße

pc

Hallo Panicchief,

mit Druck und Hektik komme ich auch nicht so gut klar. Ein Job im Fast-Food-Bereich wäre da vielleicht nicht unbedingt das Richtige für dich, zumindest nicht, wenn du da an Mc Doof und Konsorten denkst. Ich denke, die Mitarbeiter dort stehen wirklich ziemlich unter Druck. Wenn es in dem Bereich sein soll, würde ich mir an deiner Stelle eher etwas bei einem kleineren Imbiss oder einem Pizzaservice suchen. Je kleiner ein Betrieb ist, umso menschlicher ist in der Regel auch der Umgang des Chefs mit den Mitarbeitern. Wie wäre es mit einem Job im Lebensmittelbereich? Also, Regale auffüllen im Supermarkt zum Beispiel? Ich mache so etwas, und es gefällt mir eigentlich recht gut.
Wie wäre es, wenn du Schritt für Schritt vorgehst? Also erst einmal einen Minijob suchen, schauen, wie es läuft, und dann, wenn es gut läuft, das Studium angehen. Eines nach dem Anderen, nichts übereilen ...
Ich finde es übrigens ganz toll, dass du den anstehenden Schuldenberg wegen dem Bildungskredit möglichst gering halten willst und deswegen über einen Minijob nachdenkst.

Gruß, Kenneth

Für einen sehr guten Hilfsjob, muss man sehr gut Lügen lernen.

Wie wäre es denn mit Zeitungen austragen? Ich mache das derzeit während der Elternzeit, da mein eigentlicher Arbeitgeber z.Zt. keine Einsatzmöglichkeiten für mich hat.
Ich gehe ein mal die Woche austragen. Das sind dann allerdings auch ca. 700 Zeitungen und man ist schon so 3-4 Stunden unterwegs. Aber da kannst du selber das Tempo bestimmen und auch noch Bewegung die ja wiederum gesund ist.
Ich bin was die Jobsuche angeht ähnlich gepolt wie du. Habe auch Angst, schon bei der leichtesten Aufgabe zu versagen oder ständig krank zu sein, wegen meiner Angststörung. (Schliesslich hat man ja immer was anderes.) Dabei weiss ich im Grunde, dass ich schon einiges geschafft habe und bestimmt nicht verblödet bin.Bin z.B. als Quereinsteiger ohne kaufmännische Ausbildung im Büro gelandet und habe dort schliesslich die gleiche Stellung und die gleichen Aufgaben gehabt, wie meine Kollegin. Als Stellenausschreibung wird für den Job sogar Abitur verlangt. Aber trotzdem, ich denke das hängt einfach mit der Angsterkrankung zusammen.

Ehrlichkeit im Sinne von Ich sage alles, was ich über Gott und die Welt und vor allem mich selber denke ist m.E. bei Vorstellungsgesprächen völlig fehl am Platz, wenn man Zweifel an seiner eigenen Leistungsfähigkeit hat oder/und unübliche, z.B. nicht kapitalismusfreundliche Einstellungen hat. Das kann man sich in einer Arbeitsmarktlage, wo die Arbeitsstellen extrem knapp sind, nicht leisten.

Es sollte da für einen selbst m.E. nur zählen, ob man bereit ist, sein Bestes in diesem Job zu tun. Mehr kann man nicht machen. Wenn es dann reicht, ist es prima, wenn nicht, kann man auch nichts daran ändern.
Falls man einen Job machen möchte und gefragt wird, ob man sich diesen Job zutraut, sollte man m.E. einfach ein überzeugtes Ja sagen.

Es kann nämlich durchaus sein, dass ein Bewerber mit Sebstzweifeln letztlich weit besser arbeitet als ein total selbstbewusster Bewerber, der gar nicht so viel kann. Selbstbewusstsein und Leistungsfähigkeit gehen keineswegs immer parallel! Also vergiss deine Selbstzweifel und sei einfach bereit, alles zu geben, was du geben kannst.

Grüße
GastB

@ Callisto:

Das mit dem Zeitungsaustragen finde ich zwar wegen der Umstände, die Du angesprochen hast (habe ich vor längerem als Schüler mal kurz gemacht), toll, würde aber finanziell nicht reichen.

@ GastB:

Zitat:
Es kann nämlich durchaus sein, dass ein Bewerber mit Sebstzweifeln letztlich weit besser arbeitet als ein total selbstbewusster Bewerber, der gar nicht so viel kann. Selbstbewusstsein und Leistungsfähigkeit gehen keineswegs immer parallel! Also vergiss deine Selbstzweifel und sei einfach bereit, alles zu geben, was du geben kannst.


Danke, hast recht. Auch ansonsten glaube ich, es ist nie vorhersehbar, wie einem ein Job liegt, selbst für einen Gesunden nicht.

Grüße

pc

Zitat von panicchief:
Auch ansonsten glaube ich, es ist nie vorhersehbar, wie einem ein Job liegt, selbst für einen Gesunden nicht.

Stimmt. Ich hatte schon Jobs, die ich für einfach gehalten hatte und die sich als für mich unausführbar herausstellten,
und andere, die ich für anspruchsvoll-schwierig gehalten habe und die dann für mich ein Kinderspiel waren.

Aber sein Bestes geben zu wollen ist immer eine wichtige Voraussetzung und Basis für die Zusammenarbeit und auch fürs eigene Selbstbewusstsein.





Dr. Reinhard Pichler
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