Pfeil rechts

B
Zitat von SunSea:
Einsamkeit entsteht, weil wir alle zu Egoisten erzogen werden. Weil wir in einer Konkurrenzgesellschaft leben und jeder schöner und besser als die anderen sein möchte.
Klar hast du dann niemanden um dich, wenn du einigermassen gut aussiehst und auch noch erfolgreich bist. ist es nicht so?
Du musst immer nur geben, geben.. und die Mitmenschen nehmen und nehmen ..irgendwann denkst du: jetzt gebe ich mal nichts, mal schauen, wer sich meldet.
und wer meldet sich?
Niemand.
Prima.
Keiner gönnt dir was...die Gesellschaft ist bekloppt... null Sozialkompetenz.


Ich kann das, was du schreibst aus eigener Erfahrung teilweise bestätigen. Trotzdem fühle ich mich aus irgendeinem Grund dazu berufen, unsere Gesellschaft mal ein wenig zu verteidigen.

Unsere Gesellschaft ist egoistisch? Gemessen an bestimmten Idealen, vielleicht. Doch schau dich doch mal in der Welt und in der Zeitgeschichte um.
Unsere westliche Gesellschaft hat eine lange Tradition, Menschen zu versklaven, auszubeuten und sich an ihnen zu bereichern. Nicht, dass wir nicht auch noch heute noch von der Ausbeutung von Armen profitieren - aber es ist im Großen und Ganzen meiner Meinung nach deutlich weniger geworden.
Bei uns ist zumindest Skla. verboten, alle Menschen dürfen wählen, sogar Frauen, und jede Stimme zählt gleich viel. Jeder hat die gleichen Rechte. In der Praxis mag das nicht immer 100%ig klappen, aber es ist geschichtlich gesehen doch ein enormer Fortschritt, dass sich prinzipiell die allermeisten Deutschen darüber einig sind, dass jeder Mensch die gleichen Rechte haben sollte.

Aber man muss ja nicht einmal in die Vergangenheit schauen. Betrachten wir doch zum Beispiel Nigeria. Das ist eines der reichsten Länder der Welt wegen seiner Diamanten. Doch der Großteil der Bevölkerung ist bitterarm, weil sich eine Elite das Geld für sich scheffelt. So arm muss in Deutschland keiner sein und selbst der gierigste Investmentbanker ist in der Regel hier dafür, dass Arme mit dem Nötigsten versorgt werden. Wir leben nicht in einem Utopia, aber ich würde nirgendwo lieber wohnen als in einem europäischen Sozialstaat des 21. Jahrhunderts. Wir sind vielleicht nicht im sozialen Schlaraffenland, aber es könnte deutlich schlimmer sein.

Ich will damit deine Ansicht gar nicht disqualifizieren, aber es kann helfen, die Dinge in Perspektive zu sehen.

Schließen möchte ich mit einem Zitat aus meiner Lieblingsfernsehserie LOST:

Man in Black: They come. They fight. They destroy. They corrupt. It always ends the same.
Jacob: It only ends once, everything that happens before that is just progress.

22.03.2012 00:56 • #21


B
Und noch ein positiver Aspekt der Sache:

Niemand von uns allen hier ist so krank, ist im Herzen so einsam
und hat in Gedanken so viel Angst, wie ein Hedgefondsmanager.

Im Gegensatz zu diesen armen Geschöpfen besteht bei uns noch
grosse Hoffnung auf Besserung.

22.03.2012 13:07 • #22


A


Egoistische Gesellschaft

x 3


P
Was ich an diesem Tread sehr auffällig finde ist, dass einzelne Schreiber ihre persönlichen Erfahrungen als allgemeingültig betrachten und es auch so kommunizieren. Wenn du dich nicht gemocht und wertgeschätzt fühlst von deinen Freunden weil sie sich nicht bei dir melden, warum erhältst du die Fraundschaft dann aufrecht? Es ist doch deine Entscheidung mit welchen Menschen du Kontakt haben willst ud mit welchen nicht. Einsamkeit ist ja ein sehr subjektives Gefühl. Der eine fühlt sich auf eine Party einsam auch wenn er die ganze Zeit mit anderen Menschen spricht und der andere fühlt sich sehr wohl, wenn er 1 mal in der Woche soziale aussenkontakte hat. Ich persönlich kann in keiner weise bestätigen, dass mein Umfeld, ob privat oder beruflich, sich nur oder überwiegend egoistische Menschen befinden. Ich erlebe größtenteils sehr hilfsbereite Menschen die sich auch um ihre Mitmenschen kümmern.

22.03.2012 16:55 • #23


C
Hallo Leute,

ja, es war in der Tat nur ne rhetorische Frage. Ich erwarte nicht sofort von jemandem, dass er sich bei mir meldet und mache ihm das unterschwellig zum Vorwurf. Ich halte mich da sogar für relativ geduldig und gutmütig und nehme es gerne in Kauf, mich anfangs immer zu melden und nicht darauf zu warten (manchmal mach ich das wohl viel zu lange mit, ich kleiner Idiot ). Bzw. gibt es einfach auch Typen, die so chaotisch sind, dass sie sich nie melden. Aber bei keinem, ohne dass es böse ist. Mit so einer Art kann und könnte ich sogar leben. Ich meine vielmehr die Menschen, die einfach so oberflächlich sind, dass sie gar kein Interesse an Freundschaften haben und es daher nicht für nötig halten, sich bei anderen zu melden. Klar, auf die kann man gerne verzichten, aber enttäuschend ist es dann, wenn man dachte, jemand würde nicht zu dieser Gruppe gehören und gehört es dann letztendlich doch. Damit habe ich Probleme. Mein persönlicher, rein subjektiver Eindruck ist nur, dass es immer mehr von letzterem und immer weniger von dem Typ Mensch gibt, der bemüht ist, eine Freundschaft aufrecht zu erhalten oder überhaupt entstehen zu lassen. Dazu gehören immer zwei. Viele haben vermutlich auch eine andere Definition von Freundschaft. In meinem Bekanntenkreis gibt es zig, dich mich eine Freundin nennen würden, von denen ich aber sage, dass dazu mehr gehören würde. Man scheint mit dem Begriff Freundschaft lockerer umzugehen als ich es mir wünschen würde. Nun weiß ich allerdings nicht, ob das Problem nicht einfach an MEINER Definition liegt. Kann ja auch sein, dass ich einfach zu empfindlich bin und das genau so locker sehen sollte. Was meint ihr?
Grundsätzlich würde ich unsere Gesellschaft aber auch nicht komplett verurteilen und als egoistisch betrachten. Eher etwas oberflächlich. Man kann ja durchaus hilfsbereite Bekannte haben, die aber eben einfach Freundschaft anders definieren. Ohne es sogar böse zu meinen. Mit dieser Einstellung erkennt man das Problem, das ich habe, ja sogar gar nicht. Man denkt, alles ist in Butter und wir sind Freunde.

Langsam geht es ja schon ins Philosophische Auf jeden Fall fühlt es sich nicht gut an, fast nur noch Leute zu kennen oder kennen zu lernen, die gar keine Notiz davon nehmen würden, wenn ich auf einmal weg wäre, weil sie es nicht bemerken, weil sie sich nie melden.

Nachdenkliche Grüße!
Cammy

04.04.2012 14:10 • #24


M
Was SunSea und Cammy hier beschreiben, kenne ich nur zu gut. Ich habe mich auch längere Zeit darüber beschwert, dass viele Kontakte in der heutigen Zeit einfach zu oberflächlich sind und mir das nicht gefällt. Deshalb gibt es auch nur sehr wenige Menschen in meinem Leben, die ich als echte Freunde bezeichne.

Ich habe mich häufig über Leute aufgeregt, die sich nur melden wenn sie etwas brauchen und sonst nie Zeit haben. Ich war genervt von unzuverlässigen Menschen, die nicht zurückgerufen sowie meine Mails und SMS nicht beantwortet haben. Es hat mich geärgert, wenn mir irgendwelche Leute bei zufälligen Treffen gesagt haben, wir müssten unbedingt mal etwas zusammen unternehmen oder dass sie mich zu einer Feier bei sich einladen würden und am Ende doch nichts gewesen ist.

Ich kann euch nur raten, das Ganze nicht zu nah an euch heranzulassen. Im Laufe der Zeit erkennt ihr, wem ihr wirklich wichtig seid und auf welche Personen ihr locker verzichten könnt. Momentan habe ich viel Schreibkontakt mit einem 15 Jahre jüngeren Mann, der ca. 230 km von meinem Wohnort entfernt lebt. Wir haben aufgrund des Altersunterschieds nur freundschaftliches Interesse aneinander, aber dieser Mann bemüht sich weitaus stärker um den Kontakt zu mir als z. B. meine Ex-Partner. Ab und zu telefonieren wir, und er schreibt mir derzeit jede Woche ca. 2-3 längere Mails. Einerseits machen wir viel Blödsinn zusammen, andererseits kann ich mit ihm auch über Privates reden. Er erzählt mir eine ganze Menge über seinen Alltag und möchte auch wissen, wie ich meinen Alltag gestalte. Wir tauschen uns über gemeinsame Interessen aus und machen Pläne bezüglich der nächsten Treffen.

Andere Menschen hingegen, die alterstechnisch viel besser in mein Umfeld passen würden, pflegen keinen so innigen Kontakt mit mir, sind weitaus verschlossener und möchten auch nicht so viel über mich wissen. Ein Großteil von ihnen gibt sich mit zufälligen Begegnungen zufrieden. Woran das liegt, weiß ich nicht... vielleicht weil dieser junge Mann und ich keine Deutschen/Mitteleuropäer sind und ursprünglich aus anderen Ländern stammen. Ich weiß es nicht. Auch er beklagt sich derzeit häufig bei mir über Leute, die unzuverlässig sind, nicht auf seine Kontaktwünsche reagieren und sich nur melden wenn sie was brauchen.

Ich habe es mir angewöhnt, niemandem hinterherzulaufen. Das Wichtigste ist doch, dass es mir gut geht. Und wenn ich jemandem nachrenne und ignoriert werde, geht es mir nicht gut. Das ist Fakt. Wenn ich jemandem schreibe und keine Rückmeldung erhalte, kommt von mir auch nichts mehr. Ich habe dem jungen Mann empfohlen, es genauso zu machen. Sonst wird er ständig enttäuscht werden. Wir haben beide festgestellt, dass viele Leute ein Problem mit Nähe haben. Könnte auch an der Mentalität liegen. Die Freunde meiner Familie z. B. sind alle keine Mitteleuropäer und melden sich wirklich häufig, sind keinesfalls verschlossen und teilen sowohl Freud als auch Leid mit uns. Die meisten Menschen in meinem Umfeld sind anders gestrickt. Ich habe es schon mehrmals aus der Zeitung erfahren, wenn irgendwelche Familienmitglieder von Freunden gestorben sind. Eine Freundin von mir wird demnächst zum ersten Mal Mutter, wahrscheinlich hat sie schon entbunden. Aber sie macht keinerlei Anstalten um mich darüber zu informieren, ich erfahre es entweder per Zufall oder wenn ich sie direkt danach frage. In meiner Familie wird der Freundeskreis kurz nach der Geburt darüber in Kenntnis gesetzt. Aber ich kann und will die Menschen nicht ändern.

04.04.2012 17:23 • #25


M
Und noch zum Thema ich muss immer nur geben:

Niemand muss ständig geben, während andere nur nehmen. Jeder entscheidet freiwillig, wie viel Zeit, Geld und Mühe er in soziale Kontakte investiert. Allerdings sollte man sich dessen bewusst sein, dass Engagement in den seltensten Fällen belohnt wird. Meistens verhält es sich so, dass sich eine Person stark engagiert und der Gegenüber das nach einer gewissen Zeit als selbstverständlich betrachtet, sich darauf ausruht und die engagierte Person sich ausgenutzt fühlt.

Mir ist das in der Vergangenheit schon mehrmals passiert, und mein junger Bekannter macht diese Erfahrung gerade auch... ich kann verstehen, dass er damit nicht glücklich ist. Ebenso wie ich ist auch er ein Typ Mensch, der gerne plant und organisiert. Wir haben beide wirklich Freude daran. Doch auch wir haben im Leben unsere hektischen Phasen, in denen uns einfach die Zeit für so etwas fehlt. In solchen Phasen habe ich mir die Unterstützung anderer Leute erhofft und bin damit gewaltig auf die Nase geflogen. Wer immer und ständig für die Organisation zuständig ist, kann in stressigen Zeiten keine Entlastung von anderen erwarten. Darum ist es wichtig, dass man von Beginn an nicht zu viel in eine Bekanntschaft investiert. Selbst wenn man sich mit großer Freude engagiert, sollte man sich anfangs zurückhalten. Ansonsten erlebt man eines Tages eine böse Überraschung.

04.04.2012 17:31 • #26


Dubist
ist mir auch schon aufgefallen, man ruft an, unterhält sich, ist nett, freundlich und aufgeschlossen.. und wenn man dann nicht mehr anruft, kommt nie wieder was.
Was denkt Frau in dem Moment?
Die ist froh, dass sie mich loshat, die war eh nur angenervt. Kein Interesse und kein Bedarf.
Die scheinen alle jemand zu haben, so kommt es mir dann immer vor.
Das die ausgefüllt sind und nicht bedürftig, aus welchen Gründen auch immer.
Wunder mich darüber. Irgendwann hab ich es akzeptiert, akzepieren müssen, warum da nichts mehr kam.

20.04.2012 20:04 • #27


M
Idioten muss man einfach links liegen lassen. Für mich persönlich sind nur die Menschen wichtig, die ein gutes Herz haben und die wissen, was Leben wirklich bedeutet.

Leider ist es so, dass die meisten Personen in meinem Alter, -wenn die nicht gerade ernsthaft krank sind,- erst im Alter merken werden was am wichtigsten im Leben ist. Von daher halte ich mich nur an Leute, die das Prinzip des Lebens schon früh genug verstanden haben. Bei den Oberflächlichen werde ich gar nichts versuchen denn das bringt einfach nichts da man einfach nicht auf einer Wellenlänge ist.

Ich habe mich damit abgefunden, dass ich nichts für die tun kann, und die nichts für mich. Von daher bin ich aber auch sehr glücklich darüber weil ich gelernt habe, dass es viel wichtiger ist einen echten Freund zu haben, als tausend falsche. Das ist aus meiner Sicht nur Zeitverschwendung mich an Menschen zu halten, für die ich nicht viel Wert bin.

Denn was bringt ein riesiger Freundeskreis wenn die Leute dort keinen Verstand haben?

Viele Leute denken wahrscheinlich einfach, dass es sehr wichtig ist, einen riesigen Freundeskreis zu haben, um sich damit vor anderen abheben zu können. Die menschlichen Werte werden dabei völlig in den Hintergrund gerückt und es juckt den falschen Freunden dann nicht die Bohne was mit einem gerade los ist.

Ich gebe nur den Menschen etwas, die es sich verdient haben. Ich werde auf diese Weise zwar niemals meine Millionen Freunde vorzeigen können, aber das muss ich nicht. Ich dachte als ich gesund war auch immer, dass ich jemand bin wenn ich möglichst viele Freunde sammele (wie Trophäen). Aber jetzt merke ich, dass diese falschen Freunde für mich genauso wertlos sind, wie ich für sie bin.

Es gibt sehr viele tolle Menschen zwischen den ganzen oberflächlichen Ausschuss (ja es klingt hart, aber es ist leider auch so). Wenn man sich an diese Menschen hält merkt man nach einer Weile, dass man bestimmte andere Leute gar nicht braucht, um zu erkennen dass man trotzdem sehr wichtig ist.

Ich hatte früher genauso gedacht wie die. Nun weiß ich, dass diese Denkweise einfach falsch ist. Man muss diese Menschen allerdings trotzdem als wichtig betrachten, auch wenn es Idioten sind. Früher oder später brauchen die nämlich auch mal die richtigen Freunde. Auch die egoistischen Menschen sind wichtig weil sie eben Menschen sind. Ich denke aber auch, dass diese Leute einfach ernsthaft dumm sind und deshalb nichts für ihr Verhalten anderen gegenüber können.


Ich bin ohne meine falsche Freunde nun viel glücklicher. Habe zumindest keine Verpflichtungen und kann meine Zeit sinnvoller verwenden als in irgendwelchen Discos rumzuhängen und blöde Gespräche zu führen über Themen, die mich sowieso nicht interessieren. Das hat mir wertvolle Lebenszeit gekostet und das mache ich nicht noch mal.

Grüße!

29.04.2012 00:07 • #28


B
Zitat von frederick:
Einsamkeit entsteht durch ein schwach ausgeprägtes Selbstwertgefühl, mangelndes Selbstbewusstsein und unklaren bis fehlenden Lebenszielen.

Es liegt daran, wie man mit der Gesellschaft interagiert / interagieren kann.

Sich selbst kann man ändern, die Gesellschaft nicht. Es wäre sehr schlimm, wenn Einsamkeit wirklich an der egoistischen Gesellschaft liegen würde, weil dann könnte man gar nichts ändern.

Genau. Und weil man auch ein Teil der Gesellschaft ist, ist man ebenso egoistisch wie sie selbst. Man fordert und klagt an. Immer ist der andere ein Egoist. Die gute Nachricht ist - den Egoisten in sich selbst kann man auf jeden Fall ändern.... z. B. indem man den richtigen Wolf füttert...

http://www.das-eselskind.com/2011/10/fu ... r-die.html



LG Bird

29.04.2012 00:45 • #29


D
Dass es Egoismus ist, glaube ich auch nicht. Selbst habe ich schon erlebt, dass einige Personen sich dann alle 3-6 Monate dann melden udn etwas unternehmen möchten, manchmal kommen dann abwertende Kommentare, weise ich darauf hin, sagen sie mir ich solle nicht so empfindlich sein, sage ich ihnen sie sollen mir bitte nicht von oben sagen, was ich zu tun oder zu sein habe und dass sie bitte meine bedürfnisse respektieren sollen, also mir grundlegende achtung entgegenbringen, dann bin ich anstrengend oder kann es nicht gut sein lassen. So, so. Wenn ich mich dann mal melde, was ich durchaus auch gerne tue oder getan habe, ist keine Zeit oder. M.E. geht es da schlicht um Dominanz. Es ist für viele nicht möglich auf einer Ebene ohne die Wertung besser-schlechter auszukommen. Ist auch klar, sie haben nichts außer Arbeit über die sie sich definieren. Von Herzen sich für etwas zu interessieren oder stark zu machen ist nichts. Arbeit-Fernsehen-Fressen-Fi**en. Das wars. Alles ohne innere Beteiligung. Denn wenn diese vorhanden wäre, fühlten sie sich genauso wie einige hier. Und das muss tunlichst vermieden werden. Die bleiben lieber in der Matrix statt mal etwas vom Glibberschleim der Realität zu kosten.
Und das man nur sich ändern kann ist falsch. Was ist mit Revolutionären? Gab es die nicht in der Geschichte? Wir alle können etwas ändern und jeder für sich. Immer wieder kämpfen. Es ist gut zu kritisieren und auch auf Missstände aufmerksam zu machen. Ist ziviler Ungehorsam - ein großes Wort für das bisschen Gegenwind was ich meine, das man ruhig mobilisieren kann - so aus der Mode? Sind wir so von braven sozial-konformen Psychologen weichgespült, dass wir nur noch bei uns selbst nach den Ursachen suchen statt im Außen, das es ja auch gibt? Ist Einsamkeit und ihre Herkunft nicht mindestens ein relationales Phänomen (also eines zwischen Subjekt und Objekt (anderem Subjekt))? Sind andere nicht des Denkens, Fühlens, Hörens und Sprechens mächtig und teilen sie nicht die Eigenschaft, ein Mensch zu sein, so dass ich durchaus Einfluss auf ihre Überzeugungen nehmen kann? Haben das andere Menschen nicht vor mir auch schon immer getan udn tun es noch? Wieso sollte ich es unterlassen? Ist miteinander in Austausch zu treten über Missstände so unmodern? Ach, nein, unmodern ist es nicht, aber auch da müsste man ja wieder das gegenüber grundlegend anerkennen und man müsste in Beziehung treten, aber das fällt ja heute so schwer. Wir präsentieren und leiber mit Daumen hoch in Steno mit schicken Bildchen bei Facebook und Co. Das reicht an Sozialem. Die anderen sind ja doch alle komisch und könnten meine vornehmlich medial geprägten Überzeugungen in Frage stellen, die so schön kuschelig und sozialkonform sind und mich in der vermeintlichen Sicherheit halten. Und jedem dem das nicht reicht, der ist ohnehin suspekt, mit dem kann was nicht stimmen, der muss an sich arbeiten, dass er oder sie so tickt wie ich und die anderen. Beziehung und Austausch und Sätze die mehr als 7 Worte haben? Uuhh, das ist doch Schnee von Gestern. Kalter Kaffee, wir sind hipp, modern und so cool und unabhängig und wissen eh schon alles. Neugierde? Pah! An anderen? Was haben die mir schon zu sagen?!
Naja, so zumindest mein Eindruck. Und um dem Vorwurf zuvor zu kommen: Ich habe viel gefragt, war offen, neugierig auf Sichtweisen, Lebenskonzepte, Träume, Ziele, Visionen. Das traurige Ergebnis: Die meisten habe das alles nicht. Sie machen halt, was man so macht - das Bewusstsein fehlt. Deshalb geht es ihnen besser. Sie sind einfach nicht so sensibel. Und sensibel ist eben nicht gesund in einer lärmenden und hektischen Welt. Da ist man schnell überreizt und überfordert. Den meisten fällt das alles nur leider nicht auf.

11.05.2012 16:32 • #30


B
Richtig, und meine Beobachtung dazu:

Die Bevölkerung unserer Industrienationen verbringt ihr
Leben zunehmend in einer Art Wachkoma.
Ignoranz und Dessinteresse folgen hierbei keinem bös-
artigen Vorsatz, sie sind nur die Folge dieses Komas.

Liebe Grüsse, Der beobachter

11.05.2012 16:40 • #31


D
Ok, diese Beschreibung/Metapher kann ich teilen. Anzumerken ist aber: Dass man für das Versinken-in oder das Nicht-Aufwachen-aus dem Wachkoma durchaus etwas kann und für das Aufwachen daraus und das Wachbleiben kann auch jeder etwas. Daher hat Fromm recht: Glücklich der, der ein Symptom hat. - Und Einsamkeit möchte ich mal dazu zählen ob tatsächlich oder nur als Gefühl (das ja nicht nur ein Gefühl ist, weil es Wirklich-keit und Wirk-sam-keit) hat). Das Symptom verweist darauf das etwas nicht stimmt - und mit etwas ist hier ausdrücklich nicht das Individuum gemeint! Es könnte auch sein soziales oder ökologisches oder ökonomisches Umfeld sein oder die Relation zwischen ihm und seinem jeweiligen Umfeld - vermutlich eher letzteres. Aber auch so eine Sicht ist zu unmodern, eigentlich deshalb schon wieder progressiv.
Aber die Therapeuten von heute gehen eben auch nur funktional mit Menschen um. Für Watzlawick wäre das ein Fall von Mehr desselben. Funktionalismus von zwischenmenschlichen Beziehungen hat uns dahin gebracht - Funktionalismus soll uns auch wieder heraus bringen. Was ist eigenlicht aus der humanistisch orientierten Psychologie geworden? Oder gar aus der Philosophie? Die beschäftigte sich ja dereinst auch mit der Frage nach dem guten oder ge-gelückten Leben, der Ethik, in der es nicht nur um Moral, sondern auch um die Frage nach der guten Lebensführung ging? Die Psychoanalytiker wie Fromm und Watzlawick sind davon ja nicht weit entfernt - im Gegenteil. Watzlawick selbst geschulter Philosoph udn Fromm viel rezipierter Humanist. Da ließe sich auch mal nach Antworten udn Perspektiven suchen auf unsere ach so schöne soziale Welt - ohne gleich alles wegzuerklären und pauschal der individuellen Verantwortung anheim zustellen.

11.05.2012 17:03 • #32


P
Basis einer Freundschaft ist ja Sympathie und gemeinsame Wellenlänge. Wenn sich jemand nicht meldet, dann fehlt das Interesse am anderen. Derjenige würde auch sicherlich nicht von Freundschaft reden zu jemandem wo kein Interesse bestehst zeit miteinander zu verbringen oder die Person näher kennenzulernen. Mit Freundschaften ist es wie mit Beziehungen, jemanden zu treffen wo alles stimmt, den man gerne um sich hat, mit dem man Super reden kann, Spaß haben kann,auch gut streiten kann, dass ist einfach sehr selten. Und dass es dann auch noch auf Gegenseitigkeit beruht eben auch. Ich glaube es wird von den Menschen, die sich darüber beschweren immer nur zu geben und von sich aus den Kontakt suchen zu müssen, falsch eingeschätzt wie der gegenüber von einem denkt und zu einem steht. Denn es ist dann ja offensichtlich das von der anderen Seite eben nicht die gleiche Sympathie besteht und das Interesse an einem Kontakt. Und statt dann das eigene Interesse aufzugeben an der Person wir versucht daran festzuhalten um nicht erkennen zu müssen, dass der andere einen nicht so mag wie man ihn mag. Das führt natürlich zu dem Gefühl ausgenutzt zu werden oder Freundschaften hinterher zu laufen. Aber der andere kann ja nun auch nichts dafür, dass er einen nicht so mag wie man ihn.

11.05.2012 17:23 • #33


B
Huhu

Je länger sich ein zivilisierter Mensch in solch einem Wachkoma befindet,
um so mehr entwickelt er unbewusste Ängste vor einem möglichen Aufwach-
en.
Dies bedeutet in der Praxis dann oft, dass selbst in kurzen Wachphasen der
erworbene Stupor (med. Bezeichnung für absolute mentale Teilnahmslosigkeit)
beibehalten wird.

Würde ein Mensch tatsächlich während eines Fussballspieles, einer Shopping-
tour, einer Smaltalkbegegnung oder eines ähnlichen Zustandes wach werden,
dann wäre er mit den anschliessend folgenden Sinneseindrücken und Wahr-
nehmungen völlig überfordert.
Daher versucht das Unterbewusstsein dieses Wachkoma um jeden Preis, quasi
als Selbstschutz, aufrechtzuerhalten. In Extremfällen werden sogar Dro. oder
exzessiver Mediengenuss (TV) für die Aufrechterhaltung dieses Komas eingesetzt.

Eine vorsätzliche Schuld für dieses Verhalten besteht aber nur bei Menschen, die
zu irgend einem Zeitpunkt einmal wach waren, und sich später per freier Willens-
entscheidung der Verantwortung vor sich selber und der Welt entzogen haben.

Liebe Grüsse, Der Beobachter

11.05.2012 17:53 • #34


B
Wachkoma-

in der Subjektivität verfangen zu sein, der Weg daraus geht nicht über das Begriffliche Denken - je mehr man strampelt, desto mehr wird man zum Gefangenen sich selbst.

Gesellschaft-

ist eine Abstraktion und Generalisierung - was es tatsächlich gibt, sind unendlich viele Menschen, und sie haben viele gemeinsame Baustellen

http://www.studiengesellschaft-friedens ... /da_49.pdf

Egoistisch ist man selbst, wenn man sich ein Feindbild Gesellschaft zusammen träumt und darauf eine Illusion der Erhabenheit baut. Die Währung, in der für den noblen Kick gezahlt wird, heißt das Gefühl der Isolation.

lg Bird

11.05.2012 17:54 • #35


D
Hallo Prinzessin,

leider ist es nicht so einfach. Ich habe auch schon nach mangelndem Interesse gefragt, ist nicht so, nur viel zu tun etc.
Stimme Dir zu, dass das selten ist, nur leider, leider geben viele dem gar keine Chance zu wachsen, indem sie jeden tieferen Austausch - dazu gehören auch Auseinandersetzungen und Konflikte - aus dem Weg gehen und es gerne auf so einer Halbdistanz schmoren lassen. Für mich ganz persönlich ist das Traurige und Enttäuschende daran nur, dass ich immer voller Eurphorie und auch offen bin und mich einbringe, aber da, wie schon geschildert einfach nichts oder nur sehr wenig, ein paar Almosen quasi, zurück kommt. Die Menschen wissen es einfach nicht zu schätzen, das andere an ihnen interessiert sind, sind nicht dankbar dafür, ihnen geht es schlicht zu gut oder sie halten es aus Verblendung für selbstverständlich. Und im Alter merken sie dann, manche kurz vor ihrem Tod (gibt es inzwischen interessante Studien von sog. Weisheitsforschern drüber), dass sie mal besser weniger gearbeitet und sich mehr um Freunde und Familie gekümmert hätten. Leider kommt die Einsicht im Verhältnis zur verbleibenden Lebenszeit dann doch etwas spät. Vorher tröten sie aber alle ins selbe Horn Arbeitsethos und alle Skeptiker daran werden glatt gebügelt.
Ja, Du hast recht, da scheint nicht das selbe Maß an Sympathie zu bestehen, ganz richtig. Mir fällt es dann nur leider sehr schwer, das einfach völlig abzublasen und auf Eis zu legen, weil aus der Einsamkeit heraus ja doch jeder Kontakt wertvoll ist. Da nimmt man dann solche Asymmetrien leider, leider viel zu leicht in Kauf.
Andererseits muss ich sagen, dass ich solche Sympathieurteile auch kaum kenne. Ich finde alle Menschen interessant und im Grunde liebenswert. Da differenziere ich nicht groß. Ich schätze jede Unterhaltung und jede Anregung und Idee. Daher fällt es mir leider sehr schwer diese (vor)schnellen Sympathieurteile nachzuvollziehen. Von mir bekommt auch jeder Hilfe und Unterstützung (beruflich oder privat), wenn ersie sie braucht. Ich habe kaum solche schnellen Urteile über Menschen, ob sie interessant oder uninteressant sind und das alles? Wo soll das herkommen? Was sind das für (vor)schnelle (Ab)Wertungen? Das ist doch den anderen gegenüber unwürdig, sie ständig auf ihrere Brauchbarkeit im Hinblick auf meine Interessen abzuschätzen. Ich könnte doch auch was Neues udn Inspirierendes von ihnen erfahren, das ich gar nicht kenne. Etwas völlig anderse. Wenn mich etwas nicht interessiert, dann liegt es doch an mir, dass da keine Assoziationen in meinem neuronalen oder ontologischen Netz verfügbar sind. Das liegt doch nicht am anderen und ist schon gar nicht an einem Moment fest zu machen. Sonderbare Haltung, die Du da erklären und entschuldigen möchtest. Ein schönes Zitat, das mir dazu einfällt: Wenn Du lange genug wartest, überrascht Dich jeder Mensch positiv.
Prinzessin, sag mal, Du schreibst hier so souverän? Bist Du denn selbst betroffen oder warst es udn bist aus der Misere wieder herausgekommen?

11.05.2012 17:54 • #36


B
Zitat von Beobachter:
Eine vorsätzliche Schuld für dieses Verhalten besteht aber nur bei Menschen, die zu irgend einem Zeitpunkt einmal wach waren, und sich später per freier Willens-
entscheidung der Verantwortung vor sich selber und der Welt entzogen haben.

Meine Rede. Ein Guru, der Filme schaut, nach Frauen sucht und Tiere quält.
Ich wette jetzt versteht mich wieder KEINER!
Bin auch schon wieder weg.


Euer verrückter Vogel

11.05.2012 17:58 • #37

Sponsor-Mitgliedschaft

B
@ :

Ich schaue nicht nach Frauen (aus Angst)
und quäle keine Tiere (aus Achtung).

11.05.2012 18:11 • #38


D
Hallo Beobachter und hallo Bird,

mit Verlaub, ihr seid beide Klasse! Danke für den Input!


@ Beobachter: Bist Du also nicht der Auffassung das man zu seinem Aufwachen etwas beitragen kann? Darüber muss ich selbst noch mal ausführlich nachdenken. Vielleicht stößt es einem auch zu, durch widrige Lebensumstände. Aber wird denn die Metapher nicht auch überstrapaziert, wenn man hier Wachsein und Traum unterscheidet? Tatsächlich unterstelle ich, dass sich mein empirisch feststellbarer Bewusstseinszustand nicht wesentlich von dem meiner Mitmenschen unterscheidet - aber vielleicht bin ich ja auch im Wachkoma. Aber im Vergleich zu Dir glaube ich das auch nicht. Aber Du müsstest ja wach geworden sein, um hier unterscheiden zu können.

Unabhängig von dem Begriff Wachkoma habe ich mich zumindest schuldig gemacht hinter meine Erkenntnisse wieder zurücktreten zu wollen zwecks Wohlfühleffekt. Funktioniert leider nicht. Ich glaube ein wirkliches Zurück gibt es nicht. Um nochmal in der Metapher zu sprechen: Daher sagt Cypher nachdem er Neo und Co. verraten hat, er möchte zurück in die Matrix, reich sein blabla UND alles andere VERGESSEN haben.
Vergessen wird bei uns ja nicht so positiv betrachtet, eher das Gedächtnis gelobt. Die Griechen kannten aber auch eine Göttin des (heilsamen) Vergessens: Lethe. Vielleicht ist sie doch auch zu würdigen?

@ Bird: Ich bin mir nicht sicher ob das Wachkoma nicht zu einem großen Teil zumindest über diskrusives Denken (im Gegensatz zur Intuition) mindestens erkennbar gemacht werden kann. Ein Stück des Weges ist auch intuition oder was sonst so an einschneidenden Lebenserfahrungen hilft: Scheidung, Trennung , Tod, Krankheit, Arbeitsplatzverlust, finanzielle Not etc.

Beim Begriff Gesellschaft stimme ich Dir zu. Danke für das PDF. Werde mir das später noch zu Gemüte führen. Hier erliege ich auch einer Verallgemeinerungs- und Vergröberungs- oder Aggregationsheuristik, wenn es sowas gibt. Es stimmt auch wenn ich mich besser träume als die Gesellschaft oder andere Feinde, das stimmt. Das ist wirklich ein gehltvoller und kritischer und sehr interessanter Kommentar. Das möchte ich mir gerne häufiger bewusst machen. Danke! Ob ich mich wirklich erhaben fühle, wage ich zu bezweifeln, aber vermutlich rettet es wirklich mein Ego, vor dem vermeintlichen Zerbrechen. Das glaube ich sofort. Hast Du einen Tipp, den Egoismus, die Ich-Bezogenheit in diesem Sinne, also das ständige Bedürfnis nach Identitätsstiftung zu überwinden? Paradoxerweise darf diesem Wunsch nicht das Bedürfnis nach irgendeiner Art von Überlegenheit innewohnen oder vorausgegangen sein. Also nicht dass man dann doch die Identität wieder durch die Hintertüre bloß errettet. Oder ist der Wunsch nach Überwindung des Bedürfnisses nach Idetitätsstiftung verfehlt, da unerreichbar oder einigen tibetanischen Mönchen in 30 Jahre langer Meditationspraxis vorbehalten?

Nobler Kick ist gut. Es kickt leider nicht so. Es lindert nur manches, der Preis ist eindeutig zu hoch. Ich denke wirklich sehr für Deine interessanten Kommentare, die mir auch schon andernorts aufgefallen sind.

Herzliche Grüße
DP

/Edit:

Ich bin kein Guru. Ich schaue nach Frauen - aus Liebe. Ich quäle keine Tiere - aus Liebe.

11.05.2012 18:21 • #39


B
@
süß! - danke schön.

11.05.2012 18:22 • #40


A


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