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Inebiene
Hallo, all Ihr einsamen Seelen da draußen,

ich bin heute eher durch Zufall auf dieses Forum gestoßen.

Ich muss leider gestehen, dass ich (mal wieder) auf der Suche nach Suizid-Methoden war. Ich habe nämlich heute morgen erfahren, dass eine Freundin mit einer anderen gemeinsamen Bekannten in Urlaub fährt. Zugegeben, sie fahren in Ski-Urlaub, und ich fahre kein Ski. Aber es hat in mir mal wieder dieses Gefühl des Vergessenseins ausgelöst, mit dem ich mich schon mein ganzes Leben herum quäle.

Eigentlich bin ich nicht (mehr) besonders schüchtern und schaffe es auch, mit Fremden ein Gespräch anzufangen. Aber die Angst vor Ablehnung ist immer da. Wenn ich nur vermute, dass ein anderer mich ablehnt, ziehe ich mich in mein Schneckenhaus zurück. Dabei hat der womöglich nur einen schlechten Tag. Meine Unsicherheit verstecke ich hinter Zynismus und einer forschen Art, die mich bei anderen tough erscheinen lässt. Es gibt nur sehr wenige Menschen, denen ich meine Empfindsamkeit offenbare. Die Angst, verletzt zu werden, ist einfach zu groß.

Ich habe die Vermutung, dass die Ursache dafür in meiner frühen Kindheit liegt. Inzwischen weiß ich, dass ich unter einer leichten Form von Hospitalismus gelitten haben, und wahrscheinlich immer noch leide. Die Symptome passen auf jeden Fall.
Ich war zwar nie in einem Heim oder als Kind im Krankenhaus. Aber ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen und meine Mutter hatte häufig nicht die Zeit, sich so um ein Baby zu kümmern, wie es notwendig gewesen wäre. Sie hat mir selbst erzählt, dass sie manchmal noch im Kuhstall beschäftigt war, während ich in meinen Kinderwagen lag und weinte. Es ist ja bekannt, welche Ängste das bei einem kleinen Kind auslösen kann.
Diese Verlustängste habe ich heute noch. Der kleinste Schritt von mir weg scheucht mich zurück in mein Schneckenhaus....

Ich habe in den letzten Jahren hart an mir gearbeitet, z.B. mit Meditation und der Methode von Phyllis Krystal. Aber ich fürchte, es ist noch ein langer Weg.

Ich wünsche mir so sehr jemanden, der mir zuhört, mit dem ich lachen - und auch weinen kann. Kurz, jemanden, der mich sieht.

Das war ziemlich viel für den Anfang. Aber jetzt, wo ich es geschrieben habe, geht es mir schon wieder etwas besser.

Ich wünsche Euch einen schönen Tag.

Inebiene

02.11.2011 11:45 • 04.11.2011 #1


6 Antworten ↓


Marta
Hallo,
Das Problem der Angst vor Ablehnung ist mir nur zu vertraut. Ich habe auch oft Angst von Leuten abgelehnt zu werden und überlege nach Gesprächen mit anderen oft wie das und das wohl gemeint war, ob das auf mich bezogen war etc. Früher war das nicht so ,aber ich habe einige schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht. Ich denke dann auch, es ist besser keine neuen sozialen Kontakte zu haben, wer weiß ob die mich dann nicht irgendwann auf dem Kieker haben,wenn sie mich näher kennenlernen, oder so, obwohl das natürlich die falsche Denkart ist... Ich denke dann manchmal auch, ob ich wohl was falsch mache? Ich bin nett, hilfsbereit und nicht wirklich schüchtern, nur halt unsicher. Vielleicht ist das aber genau der Punkt?

03.11.2011 18:49 • #2


A


In diesen dunklen Tagen

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A
Hallo Inebiene, ich bin auch einsam. Kenne das, erst lange zu überlegen, ob man denn mal einen Schritt auf jemanden zugeht, und wenn die Person sich reserviert zeigt, geht mir das nicht mehr aus dem Kopf. andererseits will ich ja auch nicht mit jedem zu tun haben, ist ja legitim, jemanden abzulehnen. Bin auch total aus der Übung nach schußlicher Beziehung, finanzieller Katastrophe und 2 Kinder allein erziehen. Mir hat jemand New in Town empfohlen, kennst du das? Gibt es auch in DO.

Bin übrigens 43 und komme auch aus dem Ruhrgebiet .

LG Hanna

04.11.2011 00:51 • #3


RainerSkeptiker
Herbsttag

Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren lass die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten, voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin, und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.


Rainer Maria Rilke, 21.9.1902, Paris

04.11.2011 03:23 • #4


A
Hallo Rainer,

deine Signatur amüsiert mich. Wie findest du folgende?

Alk. gibt keine Antworten. Aber man vergisst die Fragen.

Gruß Hanna

04.11.2011 10:19 • #5


Inebiene
Hallo, Ihr Lieben,

vielen Dank für Eure Antworten.

Ja, ich denke, ich bin aus der Übung. Aber je weniger Kontakte ich aufnehme, desto schwerer wiegt die Ablehnung. Wenn mich von 10 Personen 4 nicht mögen, ist das egal, wenn mich aber von zweien einer nicht mag, ist das schon schwerwiegender. Wahrscheinlich ist es in den meisten Fällen auch gar nicht so, dass sie mich nicht mögen, sondern dass ich das nur glaube. Diese blöden, blöden Selbstzweifel. Ich bin wie ein hochfein justierter Sensor, der alle Schwingungen wahrnimmt, egal ob sie nun da sind oder nicht.

Ich kann Nächte damit verbringen, mir über die Gefühle anderer Gedanken zu machen, ob ich ihn/sie irgendwie verletzt habe, etc. Die betreffende Person liegt wahrscheinlich im Bett und denkt über mich nicht im geringsten nach, und fühlt sich möglicherweise auch keinesfalls verletzt.

Andererseits möchte ich aber auch keine seelische Flatline, wie ich es bei anderen manchmal beobachte. Weil ich die dunklen Tiefen kenne, kann ich auch das Licht besser sehen. Ich spüre genau, wann ich glücklich bin und genieße es. Das können auch ganz kleine Dinge sein, wie ein schöner Himmel, der Gesang eines Vogels oder der Geruch von feuchter Erde nach einem Sommerregen. Ich glaube, Achtsamkeit ist ein guter Weg zu einem besseren Lebensgefühl. Und auch im Umgang mit anderen.

Liebe Grüße und einen schönen Tag

04.11.2011 10:56 • #6


A
A propos Achtsamkeit. Ich lese gerade das Buch Gesund durch Meditation von Jon Kabat-Zinn. Da geht es auch um das Prinzip der Achtsamkeit . Klingt alles sehr vielversprechend, aber man muss die Dinge intensiv üben. Angeblich sieht man dann vieles klarer, seine Bedürfnisse, seine Probleme und bekommt viel mehr Gelassenheit und Energie, wird auch seine Ängste los. Bei vielen Leuten ist die Einsamkeit ja so ein Produkt aus verschiedenen Problemen.

LG Hanna

04.11.2011 11:43 • #7





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