Außen stark, drinnen zerbrechlich - Der Mann, der oft weint

Guten Abend liebe Leute,

ich heiße Michael, bin 32 - komme aus Nürnberg in Bayern - und habe ich mich nun endlich dazu entschlossen, mich hier anzumelden. Ich schreibe jetzt einfach ganz spontan, was mir durch den Kopf geht und was ich fühle. Vielleicht kennt Ihr das auch:

Ihr seid unter Menschen (Familie, Freunde, Arbeitskollegen) und an der Oberfläche ist alles ok. Jeder trägt seine Maske und alles ist ja sooo toll, ständig wird gelacht und über irgendwelche dummen, oberflächlichen Dinge geredet. Und trotzdem und vielleicht genau deshalb fühlt Ihr euch einsam und innerlich leer. Die anderen scheinen sich alle nur für sich selbst zu interessieren. Ich meide mittlerweile auch schon etliche Sozialkontakte und verbringe sehr gerne meine Zeit alleine mit meiner Musikproduktion, mit Krafttraining, mit dem Schreiben von Romanen und Songs, ich erstelle selbst Computerspiele (zwei sind schon veröffentlicht), zocke gern PC und PS4, lese gerne und viel, versuche mich ständig weiterzubilden (Persönlichkeitsentwicklung) und will mich selbst ständig optimieren und verbessern. Ich habe einige Defizite aufgearbeitet innerhalb der letzten 12 Jahre. An anderen muss ich noch arbeiten.

Nähe und echter Kontakt zu anderen Menschen?

Das konnte ich bisher immer nur, wenn ich in einer Beziehung mit einer Frau war.

Aktuell bin ich seit 7 Jahren single.

Dabei bin ich ein sehr emotionaler und einfühlsamer Mann. Nach außen hin zeige ich meist meine harte Schale, doch darunter ist ein Herz, welches am liebsten die ganze Welt umarmen möchte. Ich war damals ein Einzelkind, meine Mutter arbeitete in der Firma meines Onkels und ich war immer in ihrer Arbeit mit dabei. Später dann, haben wir auch dort in der Firma mit gewohnt. (Abschleppdienst- und Kranfirma).

Ich war schon damals sehr oft alleine, habe mich immer mit mir selbst beschäftigen müssen, da meine Mutter nie Zeit für mich hatte. Mein Vater ist kurz nach der Geburt abgehauen. Und meine Mutter ist ein Eisklotz, emotional betrachtet. Sie sorgte immer für mich, damit ich genug zu Essen und zu Trinken hatte, doch mit mir konnte sie nichts anfangen.

Sie nahm mich so gut, wie nie in den Arm, ich bekam nie Lob, wenn ich etwas gut gemacht hatte, ich bekam immer nur verbale Messerstiche, da sich meine Mutter nicht sehr gut unter Kontrolle hat(te). Sie hat mir nie wirklich gesagt oder gezeigt, dass sie mich liebt. Ich war immer eine Belastung für alle meine Leute, da ich ein scheinbar ein bisschen dumm bin und man sich oft über mich lustig gemacht hat.

Es kommt mir manchmal vor, als würde ich den Schmerz dieser ganzen Welt in meinem Herzen tragen.

So gerne würde ich eine Frau kennenlernen, die mich versteht und die wirklich Interesse an mir, an meiner Seele hat. Der ich meine Aufmerksamkeit und meine Liebe schenken kann. Mit der ich die Welt bereisen kann. Die ich beschützen kann. Mit der ich gemeinsam kochen und rumblödeln kann, die nicht immer nur schimpft und nur Probleme sieht.

Falls das eine (werdende) Mutter lesen sollte: Bitte zeigt Euren Kindern Liebe, Anerkennung und Wertschätzung. Sonst entwickelt sich sowas, wie ich mit den Jahren. Kinder haben ein warmes Nest verdient, selbst wenn sie behindert sind, oder nicht Euren Vorstellungen entsprechen. Sie haben sich das Leben mit Euch nicht ausgesucht, also behandelt auch die Kleinsten mit Respekt! Denn von Euch werden sie vieles lernen und übernehmen!

Vielen Dank fürs Lesen,

Michael

Servus Nembercher willkommen!

Ich denke, solche Eltern und insbesondere Mütter haben/hatten viele hier, aber irgendwann sollte man den Blick diesbezüglich nach vorne richten und die Eltern nicht mehr für alles verantwortlich machen.
Der Umgang mit Arbeitskollegen läuft oft so oberflächlich ab wie beschrieben, da sah ich persönlich nie ein Problem - im Gegenteil.
Wenn bei Freunden auch nur (!) Oberfläche herrscht, bietet sich doch an, sich neue Kontakte zu erschließen!
Eine liebevolle Partnerin wartet irgendwo bestimmt auf Dich. Hätte mir das seinerzeit auch nicht träumen lassen... Wenn hierzu die sozialen Kontakte fehlen, probier's doch mit einer seriösen Partnerbörse (z. B. Parship). Aus meiner Erfahrung gilt dort: Je ehrlicher man sich dort darstellt umso weniger Leute haben an einem Interesse. Aber: Diese wenigen haben dann auch Potenzial

Ich habe den Eindruck, Du willst einfach gesehen, wertgeschätzt und vielleicht gar a weng angehimmelt und gebraucht werden. Das ist völlig OK und steht Dir wie jedem Menschen auch gut zu Gesicht! Aber Du darfst auch gerne selbst die Möglichkeiten dazu herstellen.

Raus aus der Opferrolle, hin zum selbstbestimmten Leben! Deine kreative Seite muss nicht nur der Musik oder dem Gamen zugewandt sein.

Grüße dich...

Um Leute kennenzulernen muss man auf sie zu gehen.....das ist schwer aber letztendlich nur so möglich.

Hast du schon versucht eine Online jemanden kennenzulernen?

Das du ein lieber Mensch bist....Glaube ich dir.....das ändert aber an der Tatsache nichts..

Vielleicht solltest du weiter an dir arbeiten....mehr Selbstvertrauen aufbauen..und immer wieder den Schritt nach vorne wagen.....anders ist es nicht möglich.

Viel Glück

Hallo Ihr beiden,

vielen lieben Dank für Eure Antworten.

Ich werde mir das zu Herzen nehmen und wieder mehr an meinem (Selbst-)Vertrauen arbeiten.
Außerdem versuche ich nun, mein verletztes Ego etwas herunterzufahren und mich nicht mehr so um die Aufmerksamkeit von anderen bemühen.

Gestern, als ich diesen Post geschrieben hatte, war mal wieder eine kurze Downphase.

Heute bin ich wieder voll guter Dinge und positiv gestimmt.

Die Textpassage mit meiner Mutter soll sie keinesfalls schlecht darstellen. Sie ist ein guter Mensch, nur eben mit der Macke, dass sie Gefühle nicht zeigen kann. Damals habe ich sehr darunter gelitten, mittlerweile verstehe ich mich wieder super mit ihr. Auch wenn wir in zwei völlig unterschiedlichen Welten leben. Sie hat ihr Bestmögliches getan und dafür bin ich ihr dankbar. Sie konnte und kann halt einfach nicht anders, warscheinlich hat sie auch schon sehr schlimme Erfahrungen in ihrem Leben durchmachen müssen.

Aber genug davon.

Danke nochmal für die Ratschläge

Zitat von SkyWolf89:

Falls das eine (werdende) Mutter lesen sollte: Bitte zeigt Euren Kindern Liebe, Anerkennung und Wertschätzung. Sonst entwickelt sich sowas, wie ich mit den Jahren. Kinder haben ein warmes Nest verdient, selbst wenn sie behindert sind, oder nicht Euren Vorstellungen entsprechen. Sie haben sich das Leben mit Euch nicht ausgesucht, also behandelt auch die Kleinsten mit Respekt! Denn von Euch werden sie vieles lernen und übernehmen!

Hallo Michael,

dieses Zitat hat mich gerade an deinem Text besonders berührt..genau das sehe ich genauso und genauso wie du denke ich mir oft ich wäre anders geworden wenn ich einfach mehr Nestwärme erlebt hätte..aber man kann die Vergangenheit nicht ändern, alles wird schon irgendeinen Grund und Sinn haben warum wir gerade in diese Familie reingeboren wurden..das denke ich mir oft (vielleicht auch um meine eigenen familiären Probleme zu erklären).
Damit will ich aber keinesfalls das Verhalten deiner Mutter relativieren..es ist echt traurig, dass sie so mit dir umgegangen ist..

Und das mit dem optimieren und verbessern: uns wird in dieser Gesellschaft ständig eingetrichtert, dass wir nicht gut genug wären. Dass es immer noch besser geht..mittlerweile versuche ich umzudenken: sch*** drauf, ich bin schon gut genug wie ich jetzt bin. Ich muss nicht ständig noch besser werden. Denn wenn ich anders sein will, heißt das ich akzeptiere mich selbst nicht. Aber ohne Selbstakzeptanz wird es schwierig, wenn du verstehst was ich meine

Lieber Michael,

dein Tread hat mich sehr berührt..und ich finde es bemerkenswert, daß du, trotz der Kälte deiner Mutter, so ein herzlicher Mensch geworden bist.
Ich hatte eine schöne Kindheit. Meine Eltern wohnten im Haus meiner Großeltern...und so war immer jemand für mich da. Am meisten prägte mich aber mein Opa.
Mein Vater kann seine Gefühle auch nicht zum Ausdruck bringen. Ich habe bis heute (bin 43) fast keinen Kontakt zu ihm wenn ich mich nicht selber mal bei ihm melde. Ich kann mich nicht erinnern, daß er jemals ich hab dich lieb zu mir gesagt hat. Sogar jetzt, nach meiner Krebserkrankung scheint er sich keine Sorgen um mich gemacht zu haben...vielleicht täusche ich mich aber er hat nie ein Wort darüber verloren.
Da ich sehr harmoniebedürftig bin, setzt mir das natürlich zu. Aber ich würde es ihm nie zum Vorwurf machen. Aber auch ich hatte immer das Gefühl, daß ich für ihn nicht richtig, nicht gut genug bin.
Manchmal, da kommt er mit kleinen Geschenken um die Ecke. die mir dann doch zeigen, daß er sich doch Gedanken macht. Ich schreibe Gedichte und er schenkte mir ein Büchlein zum Festhalten meiner Gedanken..dann frage ich mich wieder, warum er nicht mal vorbeikommt wenn er meinen Bruder besucht (der wohnt nur ein parr Autominuten entfernt). Ich denke, in jeder Familie gibt es solche Menschen.
Deshalb ist es umso wichtiger, daß wir uns klar machen, daß ihr Verhalten nichts mit uns zutun hat...haben sollte. Als Kind versteht man das nicht...aber als Erwachsener ist es umso wichtiger, daß aufzuarbeiten und sich damit auseinanderzusetzten.
Ich finde es sehr gut, daß du an dir arbeitest und ich wünsche dir alles Gute. Lass dir niemals von jemanden sagen, daß du nicht genug oder nicht gut genug bist.

Das Thema Männer und Sensibilität interessiert mich schon seit langer Zeit. Und immer wieder bekomme ich mit, dass die Rollenbilder von früher nach wie vor eine Rolle spielen. Es macht mich traurig, dass du vor Freunden nicht so zu deiner Emotionalität stehen kannst. Und ich kann auch verstehen, dass deine Vergangenheit mit deiner Mutter dich immer noch schmerzt. Es ist ok, deshalb auch traurig zu sein. Es hat dich zweifellos geprägt. Aber man darf natürlich dort nicht stehen bleiben.
Jedoch habe ich nicht den Eindruck, dass du das tust. Du arbeitest an dir und damit zeigst du doch, dass du nach vorne und in die Zukunft gehen möchtest. Ich denke, es würde dir helfen, einen Schritt weiter zu gehen, und die Menschen zu finden, denen du dich wirklich öffnen kannst. Such sie aber mit Bedacht aus.
Alles Gute dir!

Meine Geschichte war ähnlich. Habe aber dann mit 31 meinen aktuellen Partner kennengelernt.
Inzwischen habe ich auch kein Problem mehr mit der Oberflächlichkeit der Menschen, solange sie
mich in Ruhe lassen. Wie du habe ich als Kind auch schon gelernt, alleine zu sein. Nicht nur deshalb
habe ich etwa so viele Hobbies wie du. Dafür kann man dankbar sein. Mein Partner ist 46 und hatte
eine schöne Kindheit und früh geheiratet. Diese Ehe war aber unglücklich und als ich ihn kennengelernt habe,
war er frisch geschieden und völlig ausgebrannt. Mach dir keine Sorgen, durch schwere Zeiten lernt man und
jeder hat diese schweren Zeiten früher oder später.