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Hallo an Alle,

was uns wirklich fehlt, ist die Anerkennung und Akzeptanz innerhalb der Familie und Gesellschaft. Viele von uns sind gerade durch diese Nichtbeachtung in die Erkrankung gerutscht. Durch den weiteren Umgang und Stigmatisierung der psychischen Krankheiten durch unsere Umgebung und der Behörden (AA,KK,BfA usw.) kommt durch das ständige Versteckspiel als quasi 2. Erkrankung die Isolation und Einsamkeit hinzu. Nun weiß man nicht mehr, was ist schlimmer? Die Angst? Die Einsamkeit? Die Nichtakzeptanz?
Gern würde ich hier einmal Eure Erfahrungen und Meinungen dazu hören. Was können wir dagegen unternehmen? Wir sind schließlich eine ziemlich große Gruppierung und müssten uns mehr Gehör verschaffen. Daran darf die Angst uns nicht hindern. Es sind viel zuviele junge Menschen betroffen, die das ganze Leben noch vor sich haben und denen die Chance auf ein erfülltes Leben durch Vorurteile und Ignoranz verwehrt wird. Ich freue mich auf gute Resonanz!!

Lieben Gruß, Elsa

22.03.2009 08:52 • 22.03.2009 #1


4 Antworten ↓


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Hallo Elsa,

so ist es. Viele Menschen mit psychischen Problemen kämpfen mit der Stigmatisierung. In einem bestimmten Bereich kämpfe ich mit anderen Betroffenen genau um diese Akzeptanz. Dabei fällt mir folgendes auf. Menschen, die solche Ängste nicht kennen, können sie nicht nachvollziehen und interessieren sich auch nicht weiter für dieses Thema. Interesse besteht nur bei Betroffenen und Mitbetroffenen, wobei letzteres meist Partner sind, die dadurch selbst leiden, weil ein normales Leben nicht möglich ist.
Dann ist es für Außenstehende leichter, Menschen mit sichbaren Behinderungen zu akzeptieren. Von ihnen wird nicht verlangt Unmögliches zu leisten. Psychische Behinderungen sieht man aber nicht. Dadurch erscheinen wir normal und wir haben das Gefühl normal funktionieren zu müssen. Können wir beispielsweise keinen normalen Beruf nachgehen, müssen wir in unzähliche Therapien und stationäre Aufenthalte quasi beweisen, dass wir eine Erkrankung haben. Einige gehen diesen Weg, andere versuchen durch Umwege irgendwie zu überleben und das sind die, die letztendlich vereinsamen und auf der Strecke bleiben.

Ich denke, es wird schwer in einer Gesellschaft, wo jeder der nicht funktioniert durchs Raster fällt, Akzeptanz zu erhalten.
Vielleicht wäre es viel wichtiger herauszufinden, wieso so viele Menschen an einer Angsterkrankung leiden....

LG Insomnia

22.03.2009 15:28 • #2


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Anerkennung und Akzeptanz

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Hallo Insomnia,

Dein Beitrag spricht mir aus der Seele. Das Warum so viele Menschen unter Ängsten leiden, ist sicher in der Gesellschaft selbst begründet. Hier kommen viele Faktoren zusammen: Es beginnt mit dem Zerfall vieler Familien (Verlust des Urvertrauens), danach dreht sich das Denken zuviel nur um die materiellen Dinge. Arbeitslosigkeit, Krankheit und Zuwendung haben in diesem Klima wenig Platz. Daher glaube ich, dass diese psychischen Erkrankungen ein typisches Symptom unserer hochentwickelten Industriegesellschaft ist. Selbst in den Pflegeberufen geht es nicht mehr primär um die Pflege, Aufmerksamkeit und Zuwendung. Die Bürokratie hat auch hier das Sagen und raubt den Pflegenden die Kraft und Zeit. Wir Menschen sind für dieses kalte Umfeld eben nicht konstruiert.
Eine Frage noch, in welchem Bereich engagierst Du Dich mit Mitbetroffenen?

Lieben Gruß

Elsa

22.03.2009 16:20 • #3


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Hallo Elsa,

ich engagiere mich für Menschen, die in ihrer Kindheit Opfer von Gewalt wurden und im Erwachsenenalter mit endlosen Folgeerkrankungen zu kämpfen haben. Darunter zählen auch Angsterkrankungen.

Diese Erwachsenen erlebten als Kinder/Jugendliche (meist durch die eigene Familie) physischen und psychischen Gewalt, sexueller Missbrauch oder aber auch Vernachlässigung. Sie konnten in Folge dessen kein Urvertrauen aufbauen, was es später schwer macht, überhaupt eine vertrauensvolle Beziehung einzugehen oder zu führen. Dadurch entstehen viele Ängst, so z.B. auch Beziehungsangst. Daneben fehlt natürlich ein gesundes Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl. Viele Betroffene fühlen sich anders, nicht integriert, oft schlecht und minderwertig.

Ich habe vorhin im Expertenforum eine Antwort auf eine Frage gelesen in der da sinngemäß entstand: Nimmt dein Leben in die Hand und höre auf rumzujammern und in Selbstmitleid zu zerfließen....

Puh, da ging mir fast die Hutschnur hoch und das ist das auch was die allgemeine Meinung bestätigt. Psychisch Kranke müssen nur ihren Hintern hochbekommen. Liebe Experten, wenn Menschen für sich entscheiden, dass sie lang genug gelitten haben, helfen diese Worte manchmal auch, die Konfrontation mit dem LKW zu suchen, denn nach diesen Aussagen sind sie es ja selbst schuld, dass ihr Leiden kein Ende nimmt.

Natürlich weiß ich, dass man für seine Heilung was tun muss und all die Menschen, die hier im Forum sind, sind hier nicht zum Spaß, sondern weil der Leidensdruck sie hierhin treibt.

Elsa, du hast die Pflegeberufe angesprochen und das ist ein wirklich gutes Beispiel wie unmenschlich und entfremdet alles ist.

LG Insomnia

22.03.2009 16:48 • #4


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Hallo Insomnia,

einen Beitrag ähnlichen Inhalts habe ich heute ja auch zur Diskussion gestellt. Ich hoffe, das noch einige Antworten auf den Thread: Anerkennung und Akzeptanz eingehen.

Eigentlich dürften nur Ärzte mit eigener Angsterfahrung zur Behandlung zugelassen werden. Denn die Lehrbücher können nichts weiter als die Theorie vermitteln. Das richtige Erleben dieses Elends kann keine Uni oder Seminar vermitteln.

LG Elsa

22.03.2009 17:00 • #5





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