Ich weiß nicht, das hilft zwar alles ein wenig, aber es beseitigt das Grundproblem nicht (zumindest bei mir nicht!). Es werden die Symptome behandelt. Sich mit Hobbies beschäftigen, sich mit anderen Menschen treffen oder Meditieren sind Werkzeuge, die man benutzt, damit das Gefühl der Eifersucht und der Ohnmacht nicht überhand nimmt - mich nervt aber tierisch, dass nach der Behandlung die Grunderkrankung immer noch da ist. Es ist ein ständiger Kampf gegen mich selbst und ich kann die unangenehmen Gefühle dämpfen oder mich von ihnen ablenken, aber ich heile nicht.
Deswegen: die Idee des Threads finde ich gut, aber ich habe die Befürchtung, dass eben wieder nur die Symptome behandelt werden. Damit ich aber nicht nur alles schlecht mache, gebe ich einen Denkanstoß: Ich glaube, dass Eifersucht viel mit OHNMACHT zu tun hat und dass das Mittel dagegen das Erlangen von Macht ist. Das würde auch mit den ganzen Ratgebern in Übereinstimmung gehen, die einem raten, man solle viel für sich tun und Selbstvertrauen trainieren.
Es geht nicht darum, die Ohnmacht dadurch loszuwerden, dass man den Partner völlig beherrscht und kontrollieren kann, das wäre sogar kontraproduktiv - hätte man den Partner irgendwann tatsächlich unter Kontrolle, wäre dieser evtl. nicht mehr reizvoll, da er kein Individuum, kein Gegenüber mehr wäre, sondern Teil von mir, da fehlte der Austausch, die Beziehung ZWEIER Menschen.
Ich glaube, es geht eher darum, genau das Gegenteil von dem zu tun, was einem scheinbar hilft: dem anderen erstmal, d.h. provisorisch zu glauben, einen Vertrauensvorschuss zu geben - zuerst einmal ist ja meistens noch nichts passiert in dem Moment, in dem man anfängt, am Rad zu drehen. Und wenn dann doch einmal etwas passiert, kann man immer noch durchdrehen.^^
Ich hab das ausprobiert und fühlte mich zuerst sehr ohnmächtig, nicht kontrollieren zu können, entwickelte dann aber eine Art Schei*-Egal-Einstellung. Es ist SEIN Problem, wenn er meint, hinter meinem Rücken sein Ego aufpushen zu müssen, dann kann ER nämlich nicht vertrauen - sonst müsste er es ja nicht hinter meinem Rücken machen.
Wichtig ist es auch, immer geradlinig zu bleiben, denke ich. Seine Bedürfnisse dem Partner klar und deutlich zu kommunizieren und nicht ihm zuliebe Bedürfnisse zu verschweigen oder aus Angst, abgelehnt zu werden, sich zu verbiegen. Immer sagen, was man will und auch einstecken können, wenn er es nicht so will. Die eigenen Grenzen wahrnehmen lernen. Wenn man sich seiner eigenen Grenzen bewusst ist, kann man seine Bedürfnisse auch besser kommunizieren und wenn man das kann, dann kann der Partner auch besser auf einen eingehen. Wenn man nicht mehr geradlinig ist, entwickeln sich erst diese ganzen Heimlichkeiten, dieses Aufpassen, dass man dem anderen nicht auf den Schlips tritt - und dann kann man das mit der aufrichtigen Kommunikation und dem Vertrauen vergessen.
Also nochmal als Kurzversion:
- Vertrauensvorschuss geben (und das anfängliche Gefühl der Ohnmacht aushalten)
- das Eigene (besonders die Bedürfnisse) deutlich kommunizieren und keine Spielchen spielen
Dabei würd ich noch ne Einschränkung machen: gewisse pathologische Ängste und Eifersuchtsanfälle würde ich dem anderen nicht vor den Latz knallen, da sie meist im Nachhinein betrachtet völliger Humbug sind und dem Partner nur signalisieren, dass man an der Partnerschaft und dem Partner zweifelt - und das lässt den Partner dann auch zweifeln, was in eine Abwärtsspirale führt.
Mit der Zeit erkennt man aber den Unterschied zwischen einem Anfall und begründeten Ängsten und Zweifeln.
Hoffe, es hilft jemandem. Ich bin die Eifersucht dadurch zwar noch (lange) nicht ganz losgeworden, aber einen klitzekleinen Fortschritt sehe ich schon bei mir. UND: Mein Partner hat mir meinen offensichtlichen Vertrauensvorschuss (in einer früher sehr kritischen Situation) mit überschwänglicher Liebe gedankt.
Das spornt mich an, weiterhin zu vertrauen.
Liebe Grüße
Fingerhut
20.01.2013 15:49 •
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