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Hallo, ich bin neu hier im Forum und trage momentan eine sehr große Last mit mir herum.
Ich bin selbst seit einiger Zeit in Therapie, doch traue mich dort nicht mein Problem anzusprechen, zu sehr schäme ich mich dafür.

Knapp 2 Jahre bin ich jetzt in einer Beziehung. Sie lief nie wirklich gut (Wochenendbeziehung, viele Streits wegen Eifersucht usw) aber ich habe meinen Partner immer geliebt.
Meine Eifersucht war aber so groß, dass er nur schwer Sachen alleine unternehmen konnte und irgendwann reichte es ihm, da er sich zu kontrolliert fühlte.
Da ich ihn nicht verlieren wollte, versprach ich, ihm mehr Raum zu lassen. Wobei mir selbst klar war, dass ich damit nicht klar kommen kann.
Und dann fing es an..er vergaß sich bei mir am PC bei Facebook abzumelden und ich begann seine Nachrichten dort zu lesen. Einmal angefangen, konnte ich gar nicht damit aufhören.
Ich besorgte mir über seinen PC seine Passwörter um auch in Zukunft Mails und Nachrichten mitlesen zu können.
Ich fing an, alle seine Onlineaktivitäten mit dem was er mir erzählte abzugleichen. Auch vor seinem Handy machte ich nicht mehr Halt.
Minutengenau musste ich am besten alles mitverfolgen oder im Nachhinein kontrollieren.
Und jedes Mal, wenn ich merkte, dass er mich anlog oder mit einer Freundin schrieb, war ich unglaublich verletzt. Früher konnte ich ihm einfach sagen, dass ich verletzt war und konnte mehr
Aufmerksamkeit einfordern, doch da ich ihm versprochen hatte, mehr Freiraum zu geben, durfte er all das nicht mitbekommen. Also schwieg ich.
Und plötzlich verwandelte sich diese verletzte Liebe in Hass. Ich fühlte mich in solchen Situationen so hilf-und machtlos, dass ich irgendwann begann mich in solchen
Situationen zu rächen. Aber bloß nicht so, dass er es merkte. Ich löschte neue Nachrichten, bevor er sie sehen konnte, wenn mir die Person nicht passte. Ich löschte wichtige Unimails, wenn dort von Feiern die Rede war oder wenn ich einfach wütend auf ihn war. Ich löschte Freunde bei Facebook, wenn ich merkte, dass er mich irgendwo ignorierte...und das wirklich schlimme dabei;
ich fühlte mich im Recht. Es schien für mich das Einzige zu sein, wie ich mich wieder besser fühlen konnte, wieder etwas Kontrolle bekommen konnte.

Ich schäme mich unglaublich dafür. Natürlich ist mir bewusst, wie falsch das alles ist. Und ich habe schreckliche Angst, deswegen verurteilt zu werden.
Und gleichzeitig kann ich nicht anders. Obwohl ich kaum noch tiefe Liebe empfinde, kann ich die Beziehung nicht beenden und ich weiß nicht wieso.
Mein gesamter Tag, meine gesamte Woche dreht sich nur noch um dieses Kontrollieren. Pläne machen, wie wo und wann ich mich rächen kann. Es ist ein richtiger Zwang geworden.

Ich weiß einfach nicht mehr, was ich machen soll. Nur, dass es so nicht weitergehen kann..
Vielleicht findet sich ja jemand, der ähnliches durchgemacht hat und davon weggekommen ist?

02.02.2018 02:27 • 05.02.2018 #1


8 Antworten ↓


laribum
nimm am besten professionelle Hilfe in Anspruch. Am besten ganz schnell denn mit so etwas kann man andere Menschen in den Wahnsinn treiben. Da hilft auch nicht gutes Zureden von anderen Usern oder andere Ratschläge denn so wie sich das liest muss ein profi ran. So einfach kommt man aus Zwängen nicht raus....

02.02.2018 15:53 • x 1 #2


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Aus Liebe wurde Hass und Kontrollzwang

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Icefalki
Zitat von laribum:
nimm am besten professionelle Hilfe in Anspruch. Am besten ganz schnell denn mit so etwas kann man andere Menschen in den Wahnsinn treiben. Da hilft auch nicht gutes Zureden von anderen Usern oder andere Ratschläge denn so wie sich das liest muss ein profi ran. So einfach kommt man aus Zwängen nicht raus....


Das unterschreibe ich. Ist dermassen schädigend für ihn und für dich, dass du dringend Hilfe brauchst. Wie laribum schreibt, du machst durch dein Verhalten einen anderen Menschen mit kaputt.

02.02.2018 16:30 • #3


kopfloseshuhn
Absolut. Du musst deine Scham überwinden und deinem Therapeuten beginnen davon zu erzählen.
Wozu sonst die Therapie? Schönwetterplausch?
Du WEIßT dass du Hilfe brauchst. Also leg los!

02.02.2018 16:37 • #4


la2la2
Zitat von Fee44:
Ich besorgte mir über seinen PC seine Passwörter um auch in Zukunft Mails und Nachrichten mitlesen zu können.
Ich fing an, alle seine Onlineaktivitäten mit dem was er mir erzählte abzugleichen. Auch vor seinem Handy machte ich nicht mehr Halt.
Minutengenau musste ich am besten alles mitverfolgen oder im Nachhinein kontrollieren.

Und hatte er auch nur ein einziges Mal mit einer anderen Frau S*x oder mehr als nen Küsschen zur Begrüßung oder Verabschiedung?

Zitat von Fee44:
Ich löschte neue Nachrichten, bevor er sie sehen konnte, wenn mir die Person nicht passte. Ich löschte wichtige Unimails, wenn dort von Feiern die Rede war oder wenn ich einfach wütend auf ihn war. Ich löschte Freunde bei Facebook, wenn ich merkte, dass er mich irgendwo ignorierte...und das wirklich schlimme dabei;

Das wundert mich sehr, dass er noch nicht gemerkt, hat, dass was mit seinen Accounts nicht stimmt. Früher oder später wird er es jedoch garantiert merken - und falls er dann auf die Idee kommt, dass du dahinter stecken könntest, wird der wahrscheinlich von der Sekunde an mit dir kein einziges Wort mehr wechseln und dich komplett ignorieren.

Zitat von Fee44:
Ich bin selbst seit einiger Zeit in Therapie, doch traue mich dort nicht mein Problem anzusprechen, zu sehr schäme ich mich dafür.

Brauchst du dich nicht schämen. Für Therapeuten gilt eine sehr strenge Schweigepflicht. Sie dürfen noch nichtmal irgendwem was melden, wenn du einen Mord gestehen würdest. Nur schwerste Straftaten, die geplant sind und noch verhindert werden könnten (seine Mails zu lesen oder zu löschen zählt nicht dazu), darf und muss ein Therapeut der Polizei/Staatsanwaltschaft melden. Also einfach mal ansprechen.

02.02.2018 16:50 • #5


Hotin
Hallo Fee,
Zitat:
Ich bin selbst seit einiger Zeit in Therapie, doch traue mich dort nicht mein Problem anzusprechen,
zu sehr schäme ich mich dafür.


Wenn Du Dein Problem lösen möchtest, solltest Du Dich in Deiner Therapie mehr und
mehr dem Problem nähern. Schäme Dich nicht. Du hast vermutlich aus großer Angst irgendwo
einen Denkfehler gemacht, der zu diesem Verhalten geführt hat.
Zitat:
Da ich ihn nicht verlieren wollte, versprach ich, ihm mehr Raum zu lassen. Wobei mir selbst klar war, dass
ich damit nicht klar kommen kann.


Warum versprichst Du etwas, was Du nicht halten willst?
Zitat:
Natürlich ist mir bewusst, wie falsch das alles ist.


Wenn Du weißt, dass Dein Verhalten falsch ist, dann höre bitte mit der Kontrolle sofort auf.
Was Du danach machst, kannst Du dann in Ruhe entscheiden.
Zitat:
Und ich habe schreckliche Angst, deswegen verurteilt zu werden.


Wenn Du mit dem Kontrollieren aufhörst, zeigt dies schon mal. Du hast Deinen Fehler eingesehen.
Das ist dann der Anfang der Verbesserung.
Ob Dein Verhalten Folgen haben wird und welche das sein können, dies kannst Du in Deiner Therapie besprechen.
Auch wegen großen Fehlern wird man nicht immer verurteilt, wenn man seine Fehler einsieht
und die Fehler danach sofort abstellt.

Gute Besserung für Dich.

Bernhard

03.02.2018 12:44 • #6


F
Danke euch erstmal für die ganzen Antworten.
Ihr habt Recht, ich muss/werde es unbedingt in der Therapie ansprechen. Hoffe, mich dort etwas besser überwinden zu können, nachdem ich es hier auch getan habe.

Meine Angst ist dabei nur, dass ich etwas befürchte, in der Therapie nichts damit anfangen zu könnnen. Ich habe zur zeit Psychoanalyse und es geht immer darum, woher bestimmte Verhaltens-oder Denkmuster kommen. Nicht aber darum, was ich dagegen tun kann (Verhaltenstherapie). Ich weiß inzwischen meist woher mein Denken oder Verhalten kommt..aber das bringt mir einfach nichts.
Im Gegenteil, ich benutze es in solchen akuten Kontrollsituationen sogar mehr dafür um es mir gegenüber zu rechtfertigen.
Also im Sinne von Ich weiß, warum ich ihn so sehr kontrollieren muss (aus meiner Sicht, meinen Erlebnissen her). Ich weiß, dass es das einzige momentan ist, was mir Sicherheit geben kann. Ich kann es nicht alleine...usw
Deswegen weiß ich zwar, dass es prinzipiell falsch ist, in solchen Situationen erscheint es mir dann aber richtig und gerechtfertigt.
Deswegen hatte ich gehofft, hier vielleicht Tipps (außerhalb der Therapie) zu finden, von jemandem, der dort auch raus gekommen ist

05.02.2018 23:30 • #7


la2la2
Zitat von Fee44:
Meine Angst ist dabei nur, dass ich etwas befürchte, in der Therapie nichts damit anfangen zu könnnen. Ich habe zur zeit Psychoanalyse und es geht immer darum, woher bestimmte Verhaltens-oder Denkmuster kommen.

Ganz schlechte Ausrede..... Der Therapeut wird dafür bezahlt dir zu helfen - und das kann er nur, wenn er weiß was Sache ist. Vielleicht schafft er es so geschickt herumzustochern, dass er herausfindet, aufgrund welcher Erlebnisse in der Vergangenheit du so einen Kontrollzwang jetzt hast.

05.02.2018 23:36 • #8


BellaM85
Hi Fee!

Was ich an all dem irgendwie nicht wirklich verstehe ist, warum interessiert es dich überhaupt noch so sehr was und mit wem er schreibt wenn du doch eh nicht mehr wirklich Gefühle für ihn übrig hast?
Du denkst vielleicht das du durch die Zwänge die Situation irgendwie im Griff hast und sei es nur wenn es darum geht mit wem er schreibt usw aber eigentlich hast du leider gar nichts im Griff! Du traust dich ja noch nicht mal ihm diesbezüglich die Wahrheit zu sagen daß allein ist schon ziemlich unfair!
Ich kenne das Gefühl nicht von mir persönlich da ich da ganz anders ticke, aber einige Freundinnen va haben das Problem schon gehabt! Sie waren sich immer ziemlich unsicher wegen der Treue und meinten durch Kontrolle könnten sie dies verhindern, hat ab und zu geklappt. Manche litten auch selbst unter Minderwertigkeitskomplexen und kontrollierten deswegen vielleicht ist das auch dein Problem?

Ich würde es auch beim Therapeuten ansprechen und es auch deinem Partner sagen! Und ich hoffe das du das in den Griff bekommen wirst, weil so haut dir jeder irgendwann ab das steht fest


LG und alles Gute!

05.02.2018 23:59 • x 1 #9





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