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Welche Symptome nehmt ihr bei Gefühllosigkeit noch wahr?Ich nehme hauptsächlich depressive Symptomatik wahr und auch Erschöpfung und Anspannung und je nachdem wie stark die Verzweiflung ist, auch Ängste, was alles sehr unangenehm ist. Jetzt merke ich aber folgendes: diese Gefühllosigkeit fühlt sich wie eine physische Blockade an, so als ob man auf die Toilette muss, aber nicht kann. D.h. ich versuche dann krampfhaft etwas zu fühlen, was die ganze Sache natürlich stärker macht. Ich merke auch, dass starke Anspannung und ein krummer Rücken die Gefühle auch stark blockiert, so als ob die Gefühle im Körper stecken aber nicht herauswollen. Zur Info: ich habe nie Antidepressiva genommen.

Diese innere Leere einfach zu spüren ist auch nicht einfach, da ich schnell ins Grübeln komme, also wieder in den Kopf und nicht in den Körper. Nachts ist es teilweise besonders unangenehm, die Leere ist dann komplett da und manchmal kommt extreme Anspannung dazu.

Seit ein paar Tagen mache ich auch einen Digital Detox, weil ich sonst immer Gefühllosigkeit weggescrollt habe bis ich sie quasi nicht mehr gespürt habe. Ich habe gelesen, dass dies zur völligen Reizüberflutung des Nervensystems führt, was auch Gefühle blockieren kann. Nun ist auch die Frage, ob jemand auch mit Digital Detox Erfahrungen hat, wenn man vorher quasi Stundenlang gescrollt hat? Für Entzugserscheinungen ist mir das alles zu krass, obwohl ich in englisch-sprachigen Foren schon ähnliches gelesen habe.

Ich werde mir therapeutische Hilfe suchen, da dies zur Zeit echt extrem ist. Natürlich steigere ich mich auch sehr stark da rein und der Fokus liegt nun mal auf der Gefühllosigkeit.

Danke für eure Antworten schonmal

Gestern 15:14 • 21.11.2025 #1


14 Antworten ↓


Zitat von trial:
Ich habe gelesen, dass dies zur völligen Reizüberflutung des Nervensystems führt,


Auf alle Fälle. Ich lese ZB nur, bevor ich ins Bett gehe. Gucke keine Nachrichten.

Gefühllosigkeit kenne ich sonst nur während einer Depressiven Episode - ich spüre nichts außer Hoffnungslosigkeit

A


Gefühllosigkeit und ihre Symptome

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@Luce1 danke für deine Antwort. Ich frage mich, wie stark dann meine Sucht sein muss, dass sich das Nervensystem so komplett ausschaltet.

Zitat von trial:
Ich frage mich, wie stark dann meine Sucht sein muss, dass sich das Nervensystem so komplett ausschaltet.


Das ist kein Signal dafür wie süchtig du bist, sondern dass dein Nervensystem die Schnauze voll davon hat, dich mit den Dopamin-Kicks vom Scrollen zu stabilisieren.

Es will und kann dich nicht länger mit Ablenkung kompensieren, sondern will sich entladen.

Das ist so, als wenn du dauernd mit dem Fuß aufm Gas vom Auto bleibst und dich wunderst, warum du nix mehr hörst oder fühlst, außer dass der Motor kreischt. Aber deshalb bist du nicht süchtig nach der Raserei, sondern du hast es eilig, wegzukommen.

Geh vielleicht mal vom Gas, spazier ne Runde, setz dich auf ne Bank, guck dir den Himmel ab. Wirst du total müde, hast du dich entladen. Das ist normal.

Nichts, nicht einmal Schmerzen ...

@Tekton Das klingt tatsächlich schlüssig. So als ob ich mich entladen muss, aber nicht weiß, wie es geht. So als ob ich mich emotional entladen will, aber nicht durch Wut, denn das erzeugt wieder nur Erschöpfung, sondern ambesten über Heulen , so dass sich das angestaute entlädt. Manchmal fühlt es sich auch wie ein Zusammenbruch an, der dann aber nie stattfindet.
Und ja, es klingt paradox. Das Nervensystem ist überlastet. Das macht sich vorallem körperlich durch Erschöpfung bemerkbar. Anstatt dann in die Ruhe zu gehen, habe ich gescrollt und vermeintlich eine Erschöpfung erfahren. Das Problem ist, dass in der absoluten Ruhe das Nervensystem trotzdem weiter angespannt ist.

@trial

Der Chokepoint ist - du weißt selbst wie du runterfahren kannst. Das hab ich dir nur geschrieben, damit du es im Text erwähnst, was du bereits weißt, aber verständlicherweise nicht sehen möchtest - das geht mir nicht anders als dir.

Hältst du den Zustand in Ruhe aus? Wenn Nein - warum nicht?
Weil dich die Leere in dir platt macht? Wenn ja. Das ist ein Gefühl. Und auch ein Therapeut kann dieses Gefühl nicht für dich aushalten.

Er kann dir nur helfen, indem er dir sagt, was du bereits weißt und auch auf ungesunde Art und Weise bereits getan hast. Das Loch in dir will leben und du brauchst etwas, was dir das Gefühl gibt zu leben, ohne dass es dich (oder andere) körperlich (oder mental) auffrisst.

Ja, die Leere aushalten ist nicht einfach. Vorallem, weil sich mit ihr alles so unbedeutend anfühlt.Liegt vielleicht auch daran, dass der Alltag manchmal eben so ist und man nicht ständig Dopamin-Kicks bekommt.

Zitat von trial:
Ja, die Leere aushalten ist nicht einfach. Vorallem, weil sich mit ihr alles so unbedeutend anfühlt.Liegt vielleicht auch daran, dass der Alltag ...

Ja. Alltag ist kein Belohnungsprogramm. Im Gegenteil. Der entlohnt lol Belohnung muss man suchen, Entlohnung schleift den Stein runter. Deshalb ist Popmusik so beliebt. Dopamin.

Die Frage ist, wie kannst du eine Balance finden, die okay für dich ist. Wie bei einer Waage.

Wenn du 20 alltägliche Dinge hast, die nur etwas von dir nehmen, weil sie Pflicht sind, hast du aus Gewohnheit der langweilig werdenden Dinge irgendwann den Dopamin-Crash.

Deshalb hast du gescrollt. Um das zu kompensieren. Dein Nervensystem will das aber nicht mehr. Die Verteilung stimmt also nicht mehr. Das bisschen Dopamin von so viel Aufmerksamkeit am Telefon etc rechnet sich nicht mehr.

Das heißt entweder veränderst du links der Waage, bei den Pflichten oder du veränderst rechts der Waage, bei der Belohnung.

Im Idealfall nimmst du links etwas weg oder veränderst es und packst rechts etwas rauf, das dich glücklich macht, ohne dass du dafür eine permanente Reizüberflutung erfährst.

Klingt einleuchtend. Wenn man andere belohnende Dinge macht auf natürliche Weise, fühlt sich das natürlich erstmal komplett lästig an, wenn der Dopamin-Kick ausbleibt.

Zitat von trial:
Das Nervensystem ist überlastet. Das macht sich vorallem körperlich durch Erschöpfung bemerkbar. Anstatt dann in die Ruhe zu gehen, habe ich gescrollt und vermeintlich eine Erschöpfung erfahren. Das Problem ist, dass in der absoluten Ruhe das Nervensystem trotzdem weiter angespannt ist.

Ja also ich kenn das auch und verfolge gespannt eure Unterhaltung.

Da gibts dann mal zuviel Gas oder zuviel öde Alltagssachen und dann immer diese Leerephase, mit unangenehmen Gefühlen und Gedanken....bzw manchmal ist es auch einfach ein abschalten, vielleicht dann auch mal nötig.

Wie meinst du das in der absoluten Ruhe? Also was ist für dich absolute Ruhe?
Und wieso ist da was angespannt, wenn du es Ruhe nennst?
Zitat von trial:
So als ob ich mich entladen muss, aber nicht weiß, wie es geht.

Manchmal kennt man auch nur die Anspannung, inneren Stress.
Hab ich auch mal gelesen dass das bei Leuten ist mit Traumahintergrund....dass da immer eine Wachsamkeit, ein bestimmter Zustand da ist an Anspannung (Flucht, Starre).

Und wenn man so einen Grundzustand hat, gewöhnt sich so ein System vielleicht auch da dran?
Also alles was ändert, macht erst mal Angst....oder mehr Entspannung macht auch Angst...denn war vielleicht früher mal gefährlich, das Alarmsystem musste an sein.

Zitat von trial:
die Leere aushalten ist nicht einfach. Vorallem, weil sich mit ihr alles so unbedeutend anfühlt.Liegt vielleicht auch daran, dass der Alltag manchmal eben so ist und man nicht ständig Dopamin-Kicks bekommt.

Ja, das unbedeutend kenn ich auch. Vielleicht weil man im Alarmzustand ständig so auf Tiger wartet und im Alltag kommen keine Tiger...aber man selber ist hoch gepanzert so innerlich.

Wäre vielleicht schon gut, wenn man dann auch entspannter unterwegs sein könnte und auch im entspannteren Modus ein paar schöne Momente haben.
Zitat von Tekton:
Geh vielleicht mal vom Gas, spazier ne Runde, setz dich auf ne Bank, guck dir den Himmel ab. Wirst du total müde, hast du dich entladen.

Hmm, funktioniert manchmal, wenn das Nervensystem bereit ist loszulassen, dann ist es auch so eine angenehme Müdigkeit; wenn nicht steht man dabei unter Strom und ist unschön.

Vielleicht hilft da deswegen bei manchen Leuten sowas aktives auspowern und Sport? Also ist ja eigentlich gegensätzlich, man treibt wieder alles hoch, aber manche können danach dann entspannen.
Zitat von Tekton:
Das Loch in dir will leben und du brauchst etwas, was dir das Gefühl gibt zu leben, ohne dass es dich (oder andere) körperlich (oder mental) auffrisst.

Zitat:
Im Idealfall nimmst du links etwas weg oder veränderst es und packst rechts etwas rauf, das dich glücklich macht, ohne dass du dafür eine permanente Reizüberflutung erfährst.

Toll, das könnte ein Titel für einen neuen Ratgeber werden. Das Loch in dir will leben...
aber hmm ja, also glaub ich inhaltlich auch....ich vermute mal, dass da verschiedene alte Defensivmechanismen am Werk sind...viel Starre....die Neigung zur Sucht wie @trial beschreibt, passt da m. E auch mit rein...das System erhalten und dabei dann noch irgendwas an lebenswert finden...Vielleicht müsste man irgendwie einen Weg finden, das System weiter runterzufahren und dort dann Dinge so zu entdecken/erleben. Für die man sonst gar nicht aufnahmefähig ist.

Zitat von Feuerschale:
Toll, das könnte ein Titel für einen neuen Ratgeber werden. Das Loch in dir will leben...


Hab schon Motive für den Kalender...

Zitat von Feuerschale:
ich vermute mal, dass da verschiedene alte Defensivmechanismen am Werk sind


Jup. Je nach Prägung unterschiedlich komplex. Manche Bewertungen lassen sich leicht umkonditionieren, andere nicht.

Kommt drauf an wie schwer verzogen die Bewertung ist und wie lange sie stabilisiert wurde.

Zitat von Feuerschale:
Hmm, funktioniert manchmal, wenn das Nervensystem bereit ist loszulassen, dann ist es auch so eine angenehme Müdigkeit; wenn nicht steht man dabei unter Strom und ist unschön.


Ja. Tired but wired. Kann ich ein Lied von singen. Aber ich kann nicht singen. Nichtmal bei der Polizei.

Zitat von Feuerschale:
Vielleicht hilft da deswegen bei manchen Leuten sowas aktives auspowern und Sport? Also ist ja eigentlich gegensätzlich, man treibt wieder alles hoch, aber manche können danach dann entspannen.


Pff, joar. Jeder wie er kann und braucht, ne.

Zitat von Feuerschale:
Vielleicht müsste man irgendwie einen Weg finden, das System weiter runterzufahren und dort dann Dinge so zu entdecken/erleben. Für die man sonst gar nicht aufnahmefähig ist


Mjo. Die eigene Komfortzone ist idR das größte Problem bei Begleiterkrankungen charakterlicher (dh persönlichkeitsstruktur bedingter) Ursachen.

Ja, das Nervensystem muss bereit sein loszulassen. Das geht nicht auf Knopfdruck. Manchmal passiert es aber von alleine wie von Geisterhand, quasi wenn der Kopf frei ist oder die Gedanken neutral sind.

Zitat von trial:
Manchmal passiert es aber von alleine wie von Geisterhand, quasi wenn der Kopf frei ist oder die Gedanken neutral sind.

Dann könnte man ja auch dort ansetzen... Gedanken lenken

Zitat von Tekton:
Hab schon Motive für den Kalender...


Zitat von Tekton:
Die eigene Komfortzone ist idR das größte Problem bei Begleiterkrankungen charakterlicher (dh persönlichkeitsstruktur bedingter) Ursachen.

Hmm also Depression bzw übermäßige Anspannung sind hier Begleiterscheinung?
Komfortzone meint das so ähnlich wie ich wie das System gewohnt eingestellt ist? Also z B unter Dauerdampf?
Zitat von trial:
Ja, das Nervensystem muss bereit sein loszulassen. Das geht nicht auf Knopfdruck. Manchmal passiert es aber von alleine wie von Geisterhand, quasi wenn der Kopf frei ist oder die Gedanken neutral sind.

So ähnlich erleb ich das auch....eigentlich heute noch, von Starre und anfangender negativer Gedanken zu
nach der Arbeit hinlegen, da kam so ne Müdigkeit dann raus und Schwere (gut, die langsam wieder in Migräne übergeht).
Bei mir war so das hinlegen und anfangen zu entspannen eher der Anlass glaub ich, mich da irgendwie erden.

Bei dir die neutralen Gedanken? Oder sind die neutralen Gedanken die Folge wie Henne Ei Sache?

A


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Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl
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