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Ich hätte es nie für möglich gehalten, jemals in ein Forum zu schreiben, aber ich bin an einem Punkt angekommen, der für mich auswegslos erscheint.
Die Geschichte ist lang und zieht sich über mehrere Jahre.
Ich war schon immer ein extrem egozentrisches Kind, das wegen Faulheit und Egoismus, seit dem ich denken kann, jede erdenkliche Lüge verwendet hat.
Meine Eltern arbeiten in der Kirche und sind wirklich sehr gute Menschen, die aber nie in meine Vorstellung passten, wie Eltern zu sein haben, weswegen ich sie über Jahre, auch aus Unzufriedenheit mit mir selbst, extrem abartig behandelt habe.
Meine Mutter war eine Extrem grobe aber herzliche Person, und mein Vater Jähzornig aber total ängstlich.
Seit dem ich 13 war, habe ich kein einziges mal mit denen lachen können.
und bis zu diesem alter, habe ich Judo und Schwimmen als Sport betrieben, das wars dann auch bis jetzt.
Es fing ca. in der 6. Klasse an, dass ich heftig gemobbt wurde und wodurch ich so abgelenkt wurde, dass sich meine Hygiene und Sozialen fähigkeiten komplett zurück entwickelten und ich mir dann zuflucht bei Schüler VZ suchte, und dort Bekanntschaften machte.
Wahrscheinlich um es den anderen zu beweisen habe ich allerlei Mädchen angeschrieben, und dann auch mit jemanden eine Fernbeziehung gehabt.
Anfang der 9. Klasse wechselte ich dann die Schule, da ich geistig am Abgrund stand.
Ich ging dann auf eine Privatschule und habe mir mithilfe von Lügen, wie toll ich wär, wen ich kenne und mit welchem mädchen ich was hatte, echt beträchtlich viele Freunde dort gewonnen.
Das hielt mithilfe von Lügen und Verdrängung, wer ich denn wirklich sei, auch Jahre an.
Als ich so 16 war, entstand auch eine Gruppe, mit der ich, seit dem, eigentlich jedes Wochenende trinken war.
Ich sah sie als meine besten Freunde, aber im Grunde habe ich nie was anderes mit denen gemacht.
Ich hatte auch Menschen mit denen ich nüchtern was unternehmen konnte, aber das waren hauptsächlich Mädchen, wirkliche Kumpel hatte ich nie wirklich lange, da sie irgendwann gemerkt haben, was ich für ein Mensch bin und sich gegen mich gewendet haben.
Generell hab ich oft auf sehr brutale Weise die Abneigung anderer mir gegenüber mitbekommen müssen.
Ende der 10. Klasse wechselte ich auf Grund von extrem schlechten Leistungen erneut die Schule.
Ich kam auf eine Berufsbildende Schule, in der ich Psychologie als Fach hatte und dieses hat mich dazu bewegt mehr über mich nachzudenken, was zu starken selbstzweifeln und negativen Gedanken führte.

Ich habe gemerkt wie einfach es doch sei neue Leute kennen zu lernen und trotz einiger extrem schlechter Erlebnisse mit diesen Substanzen, hörte ich bis jetzt nicht auf zu Konsumieren.
Ich habe dadurch eine Zeit lang auch gute Freunde gehabt und meine jetztige Freundin kennen gelernt, welche das komplette Gegenteil von mir ist.
Sie ist die aufmerksamste und unvoreingenommenste Person, die ich je kennenlernen durfte und würde nie Dro. auch nur etwas sympathie entgegen bringen.
Inwiefern ich sie durch Dro. kennenlernte tut hierbei nichts zu Sache.
Sie war strickt dagegen, dass ich was nehme.
Ich habe jedoch immer weiter gemacht und sie etliche male angelogen, was ich denn an den Wochenenden unternommen habe.
Das hab ich auch meinen damals besten Freunden erzählt.
es hatte sich zwar reguliert, jedoch als vor einigen monaten, so 2 Monate Schluss war bei uns, ging es wieder los, mehr denn je.
Es ging soweit, dass ich irgendwann garnicht mehr richtig mit Menschen reden konnte, ohne was genommen zuhaben, und somit die Wochenenden die einzige Zeit waren, wo ich gesunden sozialen Kontakt hatte.
Mit den Dro. war ich extrem gesprächig und war leider immer noch jemand, der total durch geschichten über andere und dinge die einfach falsch waren, sich extrem profiliert hat.
Nur jetzt hat es einfach fast jeder mitbekommen, mit dem ich geredet hab.
Ich hab auch einen Kumpel kennengelernt, der anfangs fand, ich sei ein extrem entspannter Mensch, der aber irgendwann gemerkt hat, dass ich total kaputt bin.
Aufgrund fehlender Menschenkenntnis, fand ich ihn eben echt extrem korrekt, da er über all mit hin gekommen ist und sich perfekt mit meinen freunden verstanden hat.
Ich habe ihn vor allen Menschen extrem gelobt und gut gesprochen.
Letztes Wochenende war ich auf einem Festival mit 2 guten Freunden und der Gruppe, von dem eben erwähntem Kumpel.
Ich hatte das erste mal einen wirklichen Absturz, so dass ich extrem Schwitzen musste und letztendlich so gestunken hab, dass leute im Umkreis von 50 Meter Kommentare dazu abgaben.
Ich habe mich dann im Zug von all denen Weg gesetzt und musste mit anhören, wie meine guten Freunde jedes Detail über mich Preisgaben.
Und wie sie dafür sorgen wollen, dass alles zusammenstürzt, was ich mir erlogen habe.
Ich wurde als Sch... bezeichnet, weil ich diesen Typen vor allen so hochgelobt habe und meine Art einfach total Eitel und aufgesetzt ist.
Nach der Situation habe ich versucht sie drauf anzusprechen, aber ich soll mir das anscheinend eingebildet haben...
Das war vor einer Woche und seit dem fällt mir alles wie Schuppen von den Augen.
Meine Freundin hält, nachdem ich das meiste davon erzählt habe zu mir, jedoch fängt sie in drei Wochen zu studieren und sie will sich auf keinen Fall auf eine Fernbeziehung einlassen.
Ich habe meinen Eltern so ziemlich alles erzählt, was ich hier auch preisgab, sie halten auch zu mir, aber ich kann trotzdem nicht mit ihnen Umgehen.
Dieses Jahr soll ich Abitur machen, aber meine Klasse hält mich nun für den größten Schwachkopf, weil sie das alles mitbekommen hat.
Ich habe mir selbst dieses Loch geschaufelt und keine Ahnung, wie ich hier raus soll..
Ich bin 19 Jahre alt und weiss nicht, wie es mit mir weitergehen soll.

Vielleicht war jemand von euch in einer ähnlichen Situation und will mir weiterhelfen.

14.08.2016 14:22 • 17.08.2016 #1


2 Antworten ↓


Hotin
Hallo Lamaro,

sei herzlich willkommen hier im Forum.

Zitat:
Ich habe mir selbst dieses Loch geschaufelt

Diese Sichtweise hört sich schon mal klug an.

Zitat:
Ich war schon immer ein extrem egozentrisches Kind, das wegen Faulheit und Egoismus, seit dem ich
denken kann, jede erdenkliche Lüge verwendet hat.


Wenn Du das erlaubst, lasse ich den Begriff Faulheit erst mal unter den Tisch fallen.
Lustlosigkeit und die sich häufig daraus ergebende Faulheit, sind oft
nur das Ergebnis jahrelangen falschen Verhaltens.

Zitat:
Meine Eltern arbeiten in der Kirche und sind wirklich sehr gute Menschen, die aber nie in meine Vorstellung
passten, wie Eltern zu sein haben, weswegen ich sie über Jahre, auch aus Unzufriedenheit mit mir selbst,
extrem abartig behandelt habe.


Erstaunlich, wie klar Du das beschreibst. Wenn Du das wirklich so sieht und empfindest sage ich mal folgendes dazu.

Die Grundlage für eine psychische Störung, also eine Verhaltensstörung entsteht sehr oft aus den Anfängen
der Erziehungsphase. Da findet fast immer ein Rangkampf zwischen Eltern und Kindern statt.

Vor vielen Jahren habe ich einmal folgende Aussage gemacht.

Kinder haben ein Problem. Wenn sie in der Erziehungs- und Findungsphase gegen ihre Eltern gewinnen,
dann haben sie für das Leben verloren.

Und Du scheinst meiner Meinung diesen Rangkampf gewonnen zu haben.
Schade, jetzt kannst Du nur noch mit ganz viel Umdenken und neues Verhalten lernen zufrieden werden.

Zitat:
Ich ging dann auf eine Privatschule und habe mir mithilfe von Lügen, wie toll ich wär, wen ich kenne und
mit welchem mädchen ich was hatte, echt beträchtlich viele Freunde dort gewonnen.


Lügen sind so etwas wie ein Beschleuniger auf dem Weg ins Unglück.
Irgendwann weißt Du nicht mehr, wer Du überhaupt bist.

Zitat:
Generell hab ich oft auf sehr brutale Weise die Abneigung anderer mir gegenüber mitbekommen müssen.


Weil die anderen erkannt hatten, das Du nicht ehrlich warst.

Zitat:
Ich habe meinen Eltern so ziemlich alles erzählt, was ich hier auch preisgab, sie halten auch zu mir, aber
ich kann trotzdem nicht mit ihnen Umgehen.


Weil Du schon frühzeitig die Machtverhältnisse auf den Kopf gestellt hast. Du kannst und willst sie auch heute
nicht als Respekt-Personen anerkennen.
Deine Eltern wissen vermutlich weder was sie damals, noch was sie heute bei Dir falsch machen.

Da Du offensichtlich ernsthaft Deinem Leben eine neue Richtung geben möchtest,
empfehle ich Dir schnellstens eine intensive Beratung durch psychologische Fachkräfte zu besorgen.

Zitat:
Dieses Jahr soll ich Abitur machen, aber meine Klasse hält mich nun für den größten Schwachkopf, weil sie
das alles mitbekommen hat.


Was Deine Klasse denkt ist nicht das wichtigste für Dich. Schaffst Du es, jetzt noch einmal so viel Gas zu geben,
dass Du einen Abschluss erreichst?


Wünsche Dir, dass Du mit viel Geduld und Ehrlichkeit die Kurve bekommst.


Alles Gute und viele Grüße

Bernhard

15.08.2016 22:09 • x 1 #2


7th Galahad
Hey und herzlich willkommen,

hm... das kommt mir bekannt vor (nicht 1:1, da ist deine Geschichte sehr viel krasser... aber im Groben...)

Naja. Du fragtest, ob jemand eine ähnliche Situation durchgemacht hat und - ja - dazu gehöre ich. Eingangs schrieb ich in einem meiner Threads, dass ich 75-90% der Zeit maskiert bin, also den Menschen Gefühle vorspiele, wo ich sie für angebracht halte. Das hat einen sehr förderlichen Selbstschutz- und Anschluss-Effekt - wenn auch einen sehr selbstzerstörerischen obendrein. Und ehrlich gesagt - aber das ist keine Empfehlung - hat mein Trauma einen Teil meiner schlechten Angewohnheiten zerstört, mir aber auch einen geringeren Teil dazu geliefert.

Du aber hast dir Fakten ausgedacht, die durchaus nachprüfbar und als falsch entlarvt werden könnten. Die Erziehung seitens deiner Eltern besteht aus mehreren Schritten, bei denen ein Problem den nächsten Schritt verschlimmert haben mag. Die Probleme aus dem Threadtitel bekommst du damit nicht mehr komplett los, denn sie sind nun Teil deiner Persönlichkeit. Aber du kannst einigen Dingen davon entgegen wirken, indem du deine Egozentrik überwindest und dem Urteil einer Fachperson vertraust.

Es gibt beispielsweise Lernmodelle nach denen dir Handlungen und Denkweisen leichter fallen und deine Faulheit ein Stück weit überwinden. Falls du sie dir aneignest... nutze sie bitte nicht für weitere Lügenkonstruktionen. Du bist jung, da kann sich vieles noch ändern. Dinge werden geschehen und dich vor harte Zerreißproben stellen - aus denen du hoffentlich stärker wieder hervor gehen wirst. Dein Charakter wird sich noch anhand von solchen Zeiten ändern... gib dich also nicht jetzt schon auf, wenn noch so viel vor dir liegt.

17.08.2016 08:21 • x 1 #3





Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl