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R
Hallo,

Ich bin seit ein paar Jahren in einer Beziehung und leide gleichzeitig an einer Depression mit immer wieder kehrenden Schüben in denen ich allein sein muss/ will.

Seit kurzer Zeit ziehe ich mich aber immer mehr zurück, weil ich mich nur noch als Belastung sehe.
Zu meinem Geburtstag habe ich mehrere Leute eingeladen, am Tag davor ging es mir so schlecht, dass ich eigentlich die Leute ausladenden wollte. Auf Anraten meines Freundes und wegen einem schlechten Gewissen habe ich es dann durchgezogen, obwohl ich es nicht wollte.

Ich gebe immer wieder nach, sage dass es mir gut geht um keinen Ärger zu bekommen. Diesen Samstag war ein länger ausgemachter Termin. Ich war wieder am Boden und bot an nur für ein paar Stunden mitzukommen. Mein Freund war enttäuscht und wollte den anderen nicht erklären müssen warum ich wieder gehe.
Gestern war ein Treffen auf dem Weihnachtsmarkt ausgemacht, das habe ich dann trotz verweintem Gesicht ertragen.

Ich bin hin und her gerissen zwischen dem schlechten Gewissen, dem Wunsch Termine einzuhalten und meinem Bedürfnis alleine zu sein.

Es ist auch nicht so dass ich nicht für eine kurze Zeit abgelenkt bin und sogar lachen kann. Das ist was mein Freund sieht, er denkt dann geht es mir besser wenn er mich mitschleppt.
Aber zu Hause hasse ich mich nur noch dafür nicht Nein gesagt zu haben. Mir geht dann es eigentlich noch schlechter.

19.12.2022 08:34 • 20.12.2022 #1


14 Antworten ↓


E
Guten Morgen und willkommen im Forum.

Vorab ein paar Fragen:
Bist du in Therapie? Nimmst du evtl. Medikamente?

Bzgl. eigene Bedürfnisse: Ich glaube das ist die Königsaufgabe. Ich habe 2 Kinder, Haustiere, Job. Versuche alle Bedürfnisse zu erfüllen, nur meine vergesse ich, nehm sie nicht ernst.

Das erlerne ich gerade u.a. in einer Therapie. Ich bin wichtig. Meine Bedürfnisse sind wichtig.

Hört sich einfach an, ist es aber nicht.

19.12.2022 08:48 • x 2 #2


A


Sich selbst zum Opfer machen

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Lina60
Liebe @romina89a es kommt mir vor, wie wenn Dich Dein Freund ständig unter Druck setzt, fröhlich und sozial sein zu müssen, womit Du im Moment überfordert bist.

Hast Du schon einmal versucht, Deinem Freund klipp und klar zu sagen, wie es in Deinem Inneren aussieht ? So wie Du das uns hier beschrieben hast ?

Wir alle haben verschiedene Phasen im Leben. Manchmal brauchen wir die Möglichkeit , uns zurück zu ziehen. Wenn wir dann sozusagen gezwungen werden gute Miene zum bösen Spiel zu machen, und belastende Begegnungen durch zu ziehen, fühlen wir uns zusätzlich belastet.

Wenn Dir Verständnis für Dein zur Zeit lieber bei Dir zu Hause bleiben wollen versagt wird, kann das zu seelischen Verschlechterungen führen.

Deshalb rate auch ich Dir wie @Grace_99 sobald wie möglich Unterstützung von aussen zu holen. Therapeuten sind auf der Seite des Klienten, und er ist dann nicht mehr alleine mit seinen Bedürfnissen.

19.12.2022 09:37 • x 1 #3


moo
Hallo, hast Du Dich schon mal gefragt, warum Du diesen Widerspruch aufrecht erhältst?:
Zitat von romina89a:
Ich bin hin und her gerissen zwischen dem schlechten Gewissen, dem Wunsch Termine einzuhalten und meinem Bedürfnis alleine zu sein.

Es hat einen Grund bzw. es macht für Dein Unterbewusstsein in irgendeiner Weise Sinn, nicht nach Deinem Bedürfnis zu handeln. Diesen Grund, diese Logik zu erkennen und zu verstehen ist der erste Schritt hin zur Veränderung.
Kleiner Tipp: Ziehe Deine Spekulationen über mögliche Veränderungsfolgen bei der Sinnsuche mit ein.

19.12.2022 10:04 • #4


I
Warum meinst du, dass du dich zum Opfer machst ?
Ist es die Überredungskunst deines Freundes, die dich antreibt, etwas *dennoch* zu unternehmen ?
Ist es die Erwartungshaltung deines Freundes, die du erfüllen möchtest ?
Ist es dein eigener Kampfgeist ?

Bist du grad krankgeschrieben oder berufstätig ?
Wenn du mit verweinten Augen zum Weihnachtsmarkt gehst, ist das ja recht mutig...oder tapfer ?
Ja, man möchte immer nur in Ruhe gelassen werden, bis der Mist wieder vorbei ist (hoffentlich)
Wenn du partout nicht mit möchtest, dann lerne nein zu sagen ohne Diskussion.
Aber versuche, dich immer wieder aufzuraffen, solange es nicht zur Qual wird.
Ansonsten bin ich auch für psychotherapeutische Begleitung und evt. Medi.
Wenn das schon ein paar Jahre so geht, vielleicht auch mal stationär gehen.

19.12.2022 10:46 • x 3 #5


R
Zitat von Isalie:
[url=/post2771212.html#p2771212]/post2771212.html#p2771212[/url]

Vorab ein paar Fragen: Bist du in Therapie? Nimmst du Medikamente?

Guten Morgen,
Ich hatte eine Therapie und die Therapeutin meinte mir geht es gut genug und wusste auch nicht mehr was sie noch mit mir machen kann. In der Klinik war ich auch schon 2 mal. Da hat sich schon viel bewegt aber es hat noch nicht geholfen mein Selbstbewusstsein richtig aufzubauen.

Zitat von Lina60:
Hast Du schon einmal versucht, Deinem Freund klipp und klar zu sagen, wie es in Deinem Inneren aussieht ? So wie Du das uns hier beschrieben hast

Genau so noch nicht. Ich versuche mich immer zu erklären, bin da aber vielleicht zu vorsichtig um ihm nicht zu viele Vorwürfe zu machen. Weil er ist ein Mensch, der am liebsten nur Leute um sich rum hat und kann mich gar nicht verstehen.

Zitat von moo:
Hallo, hast Du Dich schon mal gefragt, warum Du diesen Widerspruch aufrecht erhältst?

Ich belaste meinen Freund schon genug mit meiner Depression und will ihm den Gefallen tun.
Mache ich die Sachen nicht habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich egoistisch war und das verfolgt mich die nächsten Tage. Ich tue alles um das Gefühl loszuwerden.
Mir ist klar, dass das nur kurzfristig hilft und ich auf lange Sicht wahrscheinlich erst recht keine Termine mehr wahrnehme oder fröhlicher werde.
Zitat von Isalie:
Warum meinst du, dass du dich zum Opfer machst ? Ist es die Überredungskunst deines Freundes, die dich antreibt, etwas *dennoch* zu unternehmen ? Ist...

Ich bin berufstätig, habe dort auch Ängste und bin froh am Wochenende manchmal niemanden sehen zu müssen. Ich bin meinem Freund unheimlich dankbar, dass er sich immer bemüht und will dass es mir gut geht. Opfer war vielleicht schlecht gewählt, ich meine damit ich gebe auf und mache mit, weil ich nicht enttäuschen will.

19.12.2022 11:12 • x 3 #6


Hotin
Zitat von romina89a:
Ich bin seit ein paar Jahren in einer Beziehung und leide gleichzeitig an einer Depression mit immer wieder kehrenden Schüben in denen ich allein sein muss/ will.

Guten Morgen romina,

es tut mir Leid, weil Du Dich aufgrund Deiner Depression oft schlecht fühlst.
Dass Du dann oft allein sein möchtest, kann ich gut verstehen.

Zitat von romina89a:
Ich bin hin und her gerissen zwischen dem schlechten Gewissen, dem Wunsch Termine einzuhalten und meinem Bedürfnis alleine zu sein.

Das ist nicht einfach.

Zitat von romina89a:
Ich gebe immer wieder nach, sage dass es mir gut geht um keinen Ärger zu bekommen.

Zitat von romina89a:
Aber zu Hause hasse ich mich nur noch dafür nicht Nein gesagt zu haben. Mir geht dann es eigentlich noch schlechter.

Nachgeben, um keinen Ärger zu bekommen kann Deine Depressionen eventuell verstärken.
Entscheidungen solltest Du jedoch treffen. Denn sonst wirst Du dich eher schlecht fühlen.

Zitat von romina89a:
Seit kurzer Zeit ziehe ich mich aber immer mehr zurück, weil ich mich nur noch als Belastung sehe.

Wenn Du Dich immer mehr zurückziehst, kann das eure Beziehung natürlich zusätzlich belasten.
Stell Dir bitte vor, Dein Partner würde sich immer mehr zurückziehen und das damit begründen,
dass er Depressionen hat.
Wie würdest Du dann reagieren? Enttäuscht, aggressiv oder hilflos oder wie sonst?

19.12.2022 11:23 • #7


moo
Zitat von romina89a:


Ich belaste meinen Freund schon genug mit meiner Depression und will ihm den Gefallen tun.
Mache ich die Sachen nicht habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich egoistisch war und das verfolgt mich die nächsten Tage. Ich tue alles um das Gefühl loszuwerden.
Mir ist klar, dass das nur kurzfristig hilft und ich auf lange Sicht wahrscheinlich erst recht keine Termine mehr wahrnehme oder fröhlicher werde.

Genau diesen Widerspruch meine ich. Ich glaube nicht, dass die wahre Ursache das Gefallenwollen Deinem Freund gegenüber ist. Das schlechte Gewissen ist m. E. nur eine Folge des Gefallenwollens, des Genügenwollens. Untersuche mal testhalber tiefere Ursachen für das Ungenügendfühlen.

19.12.2022 12:22 • x 1 #8


R
Zitat von Hotin:
belasten.
Stell Dir bitte vor, Dein Partner würde sich immer mehr zurückziehen und das damit begründen,
dass er Depressionen hat.
Wie würdest Du dann reagieren? Enttäuscht, aggressiv oder hilflos oder wie sonst?

Aus jetziger Sicht würde ich es vielleicht mehr verstehen aber ohne mein Vorwissen definitiv enttäuscht und hilflos.

Zitat von moo:
Das schlechte Gewissen ist m. E. nur eine Folge des Gefallenwollens, des Genügenwollens. Untersuche mal testhalber tiefere Ursachen für das Ungenügendfühlen.

Es ist eigentlich eine Wiederholung von dem was ich früher bei meinen Eltern erlebt habe. Vielleicht habe ich mir sehr früh das Bravsein angeeignet, weil immer wieder gestritten wurde und meine Mutter sowieso schon ohne uns Kinder belastet war.

19.12.2022 19:16 • x 1 #9


moo
Zitat von romina89a:
Es ist eigentlich eine Wiederholung von dem was ich früher bei meinen Eltern erlebt habe. Vielleicht habe ich mir sehr früh das Bravsein angeeignet, weil immer wieder gestritten wurde und meine Mutter sowieso schon ohne uns Kinder belastet war.

Ein Klassiker! Und ich kann das gut nachvollziehen. Aber Du musst dieses Erbe nicht an Deinen Freund weitergeben - d. h. Du musst ihm nicht gefallen. Fröhlichsein ist ja überdies etwas anderes als Bravsein. Ich habe eher den Verdacht, Du willst nicht auffallen.
Auffallen hat den Stamm fallen, also Fall und wir interpretieren dies gerne als Verlust, als Unvermögen, als negativ. Daraus folgt die Ablehnung, das Nicht-wollen. Da wir es objektiv sehen, bewerten wir dieses Objekt (in diesem Fall uns selber) negativ.
Man kann jedoch kein Objekt aufgrund seiner (vermeintlichen!) Eigenschaft bewerten. Wenn überhaupt, dann wäre die Eigenschaft zu bewerten und nicht diejenige, die diese Eigenschaft hat. Ein feiner, aber sehr folgenschwerer Denkfehler - und weit verbreitet, nicht nur in unserer Szene...

19.12.2022 19:27 • x 1 #10


Hotin
Zitat von Hotin:
Stell Dir bitte vor, Dein Partner würde sich immer mehr zurückziehen und das damit begründen,
dass er Depressionen hat.
Wie würdest Du dann reagieren? Enttäuscht, aggressiv oder hilflos oder wie sonst?


Zitat von romina89a:
Aus jetziger Sicht würde ich es vielleicht mehr verstehen aber ohne mein Vorwissen definitiv enttäuscht und hilflos.

Bedeutet das nicht, für eine Lebenspartnerschaft ist eine Depression oft eine große Belastung, weil
mindestens ein Partner mit Hilflosigkeit reagiert.

Zitat von romina89a:
Ich versuche mich immer zu erklären, bin da aber vielleicht zu vorsichtig um ihm nicht zu viele Vorwürfe zu machen.

Bitte sei mir nicht böse. Bedeutet das hier nicht. Aus Angst erzählst Du Deinem Partner an vielen Stellen
nicht die Wahrheit und nennst das gern Depression.
Wie soll Dein Partner Dich verstehen, wenn Du ihm manchmal an den wichtigen Stellen etwas erzählst,
was ihn gedanklich in die Irre führt?

Zitat von romina89a:
Ich bin meinem Freund unheimlich dankbar, dass er sich immer bemüht und will dass es mir gut geht.

Uns dafür belohnst Du ihn damit, dass Du ihm oft nur dass erzählst, was Du ihm zutraust?
Was passiert, wenn er das merkt? Wird er sich darüber freuen?
Filterst Du Deine Meinung aus Angst nicht zu oft?

19.12.2022 21:43 • x 2 #11


R
Zitat von moo:
Ein Klassiker! Und ich kann das gut Aber Du musst dieses Erbe nicht an Deinen Freund weitergeben - Du musst ihm nicht Fröhlichsein ist j...

Danke moo für deine Denkansätze.

Zitat von Hotin:
Uns dafür belohnst Du ihn damit, dass Du ihm oft nur dass erzählst, was Du ihm zutraust?
Was passiert, wenn er das merkt? Wird er sich darüber freuen?
Filterst Du Deine Meinung aus Angst nicht zu oft?

Ja da hast du Recht. Ich bin zu feige. Habe gestern alles erzählt. Das war wahrscheinlich zu viel. Es gab Streit weil ich zu wenig für mich tue und jetzt bin ich nur noch leer. Ich danke euch für die vielen Antworten. Ich werde mir einen Psychologen suchen, weil ich wahrscheinlich wieder auf einem völlig falschen Weg bin. Danke !

20.12.2022 06:25 • x 2 #12


Lina60
Liebe @romina89a ich finde es MUTIG von Dir, dass Du mit Deinem Freund ein offenes Gespräch hattest. Es ist schade, dass Du nicht mehr Verständnis erhielst. Und dass Du Dir eine Psychotherapeutin ( nicht Psychologin) suchst finde ich nach wie vor eine gute Idee. Viel Kraft dafür

20.12.2022 10:25 • x 2 #13


Hotin
Guten Morgen romina,

Zitat von romina89a:
Ich bin zu feige. Habe gestern alles erzählt. Das war wahrscheinlich zu viel.

das kann sein, dass es für Deinen Partner etwas viel war. Trotzdem finde ich es sehr gut,
was Du gemacht hast.
Depressionen entstehen vor allem auch dann, wenn man nicht wagt, seine ehrliche Meinung zu sagen.

Zitat von romina89a:
Es gab Streit weil ich zu wenig für mich tue und jetzt bin ich nur noch leer.

Dann habe kein schlechtes Gewissen. So ein Streit hilft euch zu zeigen, wo ihr gedanklich steht.
Ist es Deine Meinung oder seine Meinung, dass dass zu wenig für Dich machst?
Streit in einer Partnerschaft ist etwas sehr Wichtiges. es kommt allerdings darauf an, wie man
streitet, dass man fair streitet und dass man einen Streit nach einiger Zeit auch wieder mit einem
Kompromiss beendet.

Zitat von romina89a:
Ich werde mir einen Psychologen suchen, weil ich wahrscheinlich wieder auf einem völlig falschen Weg bin.

Warum sollst Du auf einem völlig falschen Weg sein?
Bestimmt reicht es, wenn Du nur hier und da ein wenig gedanklich veränderst.
In offenen Gesprächen mit einem Psychologen oder einem Therapeuten kannst Du Dir da bestimmt
gut selbst weiterhelfen.

20.12.2022 10:40 • x 1 #14


Icefalki
@romina89a , die Vorredner haben hier alles super Antworten geschrieben und ich hätte das auch schreiben können.

Aus eigenem Erfahren kann ich dir eines mitgeben, dass es auf Entscheidungen ankommt. Und die dürfen sogar falsch sein. Aber es geht darum, dass man nimmer dazwischen hängt. Dazwischen macht Stress, dazwischen ist nichts Halbes und nichts Ganzes.

Zudem geht es darum, was wir selbst wollen, und wie wir zulassen wollen, wie andere mit uns umgehen. Allerdings bedeutet das , dass wir die Konsequenzen unsere Tuns tragen müssen/wollen.

Dazu gehört auch, dass wir Selbstreflektion lernen und anwenden. Nur wenn du dich in allen Bereichen ehrlich kennst, kannst du für dich und auch andere gute Entscheidungen treffen.

Und natürlich ist die Kindheit immens prägend, allerdings machen Eltern auch Fehler und dann liegt es an uns, wie gut wird lernen, damit umzugehen.

Aber neurotische Erkrankungen wie unsere beinhalten ein enormes Potential zum Lernen neuer Sichtweisen und sind der Weg zu uns selbst. Manchmal spannend, manchmal frustrierend, aber langweilig wird uns nie.

20.12.2022 10:54 • x 1 #15


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