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yecey91
Hallo Leute,

ich wurde 3 Jahre lang von meinem Ex gestalkt. Es war eine belastende Zeit für mich. Vor allem weil es für ihn keine Strafe gegeben hat und ich mich immer als Opfer schuldig gefühlt habe. warum auch immer.
Als wäre es meine Schuld gewesen, dass er mich so toll fand, ich ihn so anzog, ich ihm aus seiner Sicht zu viel Zuwendung gegeben habe, er total verschossen war. Er wurde mit der Zeit so anhänglich, dass ich keine Nerven mehr hatte und den Kontakt zu ihm abgebrochen habe. Dann fing der Horrortrip an.

Hat jemand Stalking erlebt oder lebt immernoch damit? Mich würde interessieren, wie es euch heute geht? Wir ihr mit den Geschehnissen umgegangen seid? Vielleicht mögen wir uns ein wenig austauschen oder uns gegenseitig stärken?

Ich freue mich von euch zu lesen.

Viele Grüße

30.07.2020 19:19 • 05.08.2020 #1


21 Antworten ↓


S
Hallo,
drei Jahre sind eine lange Zeit und hinterlassen ohne Frage Spuren. Wie hast du die Geschehnisse verarbeitet? Warst du in Therapie? Und warum ging er straffrei aus? Hattest du ihn denn nicht angezeigt?
Ich wurde von meinem Ex mehrere Monate nach der Trennung böse gestalkt und auch die Beziehung verlief dramatisch, da er zeitweise unter Schizophrenie litt. Unsere Beziehung war eine typische On-Off Beziehung. In den Trennungsphasen stalkte er mich immer wieder. Leider war ich emotional von ihm abhängig und es dauerte Jahre, bis ich mich endgültig aus dieser toxischen Beziehung befreien konnte. Aufgearbeitet habe ich diese traumatische Zeit mit Hilfe einer Psychotherapie. Es dauerte allerdings Jahre, um einigermassen darüber hinweg zu kommen. Schuldig fühlte ich mich allerdings nie. Heute lebe ich in einer glücklichen Beziehung, die getragen wird von gegenseitiger Liebe, Toleranz, Achtung und Respekt füreinander. Bist du wieder in einer Beziehung?

31.07.2020 04:38 • x 2 #2


A


Opfer von Stalking - Erfahrungen

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yecey91
Ich habe diesen Menschen erst gerade kennengelernt gehabt und noch nicht viel von ihm gewusst. Mein Stalker hatte vermutlich auch irgendeine psychische Krankheit. Ich verstehe dich vollkommen, Schizophrenie hört sich auch ganz schlimm an, vor allem wenn man emotional abhängig ist oder sich auf eine Weise verbunden fühlt. Sich dann von seinem liebsten abzuwenden, muss sehr hart gewesen sein.
Ich habe ihn damals angezeigt, das Problem war nur, dass er nicht kontinuierlich gestalkt hat, sondern sich immer wieder Pausen gelassen hat und dann wieder mal plötzlich aktiv wurde.
Das ging dann immer so weiter, habe dann damit weitergelebt. Ich bin seit dem auch in Therapie, erst dachte ich, ich muss mich ausreden um alles so gut wie möglich zu verarbeiten aber wenn ich mir meine heutige Verfassung anschaue, habe ich es wohl nicht ganz verarbeiten können. Ich leide unter einer Angststörung und sonst plagen mich Selbstzweifel und Hoffnungslosigkeit. Eine glückliche Beziehung führe ich heute zwar, aber es ist derzeit nicht so einfach für meinen Freund und mich. Meine Panikattacken und Ängste belasten ihn auch...

31.07.2020 09:35 • #3


S
Hast du denn das Gefühl, dass dir die Therapie etwas bringt? Ich bezweifele, dass man so eine Geschichte jemals ganz aufarbeiten kann. Ich war lange Zeit trotz Therapie sehr ängstlich. Immer wenn jemand mit schnellen Schritten hinter mir gelaufen ist, bin ich total erschrocken und hatte auch lange Zeit Flashbacks. So eine Erfahrung prägt ob man will oder nicht. Ich war auch viele Jahre ohne Partner, da ich einfach die Schnauze bis oben hin voll hatte.
Hattest du die Selbstzweifel und Hoffnungslosigkeit auch schon vor dieser Beziehung mit dem Stalker oder erst danach? Ich glaube dir gerne, dass deine Ängste und auch die Panikattacken eure Beziehung belasten. Das ist ja für den Partner auch nicht einfach. Wie lange ist denn die Stalking-Erfahrung her?
Denkst du immer noch, dass du schuldig bist? Das bist du nicht, du hast doch keine Schuld daran, wenn der Ex mit der Trennung nicht fertig wird und dich stalkt.

31.07.2020 16:05 • x 3 #4


yecey91
Oh ja das mit den schnellen Schritten und dieses zu aufmerksam sein, kenn ich.
Ich war noch jünger und hatte schon immer mit mir zu kämpfen. Aber hatte halt nie Symptome, die mich gestört haben. Das liegt jetzt schon 5 Jahre her... aber ich glaube, die Angst ist noch da, dass er sich wieder irgendwie irgendwann melden könnte. So ganz abgeschlossen ist es nicht. Und man weißt ja nicht, was in so einem Menschen vorgeht...

01.08.2020 11:21 • #5


S
Die Angst, dass er wieder mit dem stalken anfängt, hat mich auch noch einige Jahre begleitet. Aber nach und nach hat sie sich dann gelegt. Es ist auch ziemlich unwahrscheinlich, dass er nach einer längeren Zeitspanne, sprich nach mehreren Jahren, wieder anfängt. Aber die psychischen Folgen für die Stalking-Opfer sind halt fatal und die Rechtsprechung ist da zu lasch wie ich finde.

01.08.2020 12:29 • x 4 #6


yecey91
Mir fällt es doch nicht so einfach darüber schreiben finde auch, dass es sehr schwer ist, stalking nachzuweisen. Wurde dein Stalker bestraft? Was hast du heute für Symptome, die vielleicht auf das Erlebte zurückführen...?

02.08.2020 16:29 • #7


S
Zitat von yecey91:
Mir fällt es doch nicht so einfach darüber schreiben finde auch, dass es sehr schwer ist, stalking nachzuweisen. Wurde dein Stalker bestraft? Was hast du heute für Symptome, die vielleicht auf das Erlebte zurückführen...?

Du musst nicht darüber schreiben wenn es dir schwer fällt.
Ja, er bekam eine Bewährungsstrafe.
Das Stalking ist viele Jahre her, daher habe ich heute keine grossen Symptome mehr. Es sind eher Momentaufnahmen im Alltag, die mich ab und zu an das Erlebte erinnern. Aber ich komme mittlerweile gut klar damit. Es ist auch in der Zwischenzeit anderes in meinem Leben passiert, das ich verarbeiten musste und immer noch muss.

02.08.2020 17:19 • #8


yecey91
Leben ist Leiden sagt der Zen-meister...

Ja genau so flashbacks habe ich auch, und manchmal wenn ich Männer sehe, die ihm ähneln, stockt mein Herz... ist das bei dir auch so?

02.08.2020 17:24 • #9


S
Ich habe ihn nach vielen Jahren des Stalkings zufällig in der Stadt gesehen und das gleich 3 Mal innerhalb einer kurzen Zeit. Da ging es mir dann hinterher echt nicht gut und vieles kam wieder hoch. Aber jetzt wohne ich über 200 Kilometer weg von ihm und da ist die Gefahr ihn zu sehen sehr gering bis ausgeschlossen. Jemand der ihm ähnlich sah habe ich ich noch nicht gesehen, aber es kann gut sein, dass mir das jetzt noch zusetzen würde. Ich denke restlos wird man über so eine Erfahrung nie hinweg kommen.

02.08.2020 17:29 • x 1 #10


yecey91
Boaa krass, ich habe echt angst davor ihn zu sehen, habe auch lange zeit die innenstadt vermieden. Und war oft zuhause, mit Freundinnen habe ich mich draußen auch nicht wohlgefühlt... war schon anstrengend alles... jetzt geht es mittlerweile aber bin nicht so der entspannte typ, der schlendernd durch die stadt läuft haha

02.08.2020 20:07 • #11


S
Zitat von yecey91:
Boaa krass, ich habe echt angst davor ihn zu sehen, habe auch lange zeit die innenstadt vermieden. Und war oft zuhause, mit Freundinnen habe ich mich draußen auch nicht wohlgefühlt... war schon anstrengend alles... jetzt geht es mittlerweile aber bin nicht so der entspannte typ, der schlendernd durch die stadt läuft haha

Ging mir lange Zeit auch so. Habe die Innenstadt gemieden, bin woanders einkaufen gegangen, weil ich wusste, dass er dort auch einkauft. Habe die ganzen Örtlichkeiten gemieden, an denen er sich oft aufhielt. Auch später hatte ich oft noch ein komisches Gefühl wenn ich durch die Stadt gegangen bin. Die Befürchtung, er könne um die Ecke kommen war gross. Als das dann tatsächlich passiert ist, war mir echt flau im Magen und ich bekam Flashbacks. Einmal stand ich an der Ampel und er lief auf mein Auto zu. Als es dann grün wurde, habe ich vor lauter Schreck den Motor abgewürgt und habe total gezittert und war durcheinander. Wohlgemerkt, das war nach vielen Jahren des Stalkings. Wie gesagt, ganz kommt man nicht darüber hinweg.

03.08.2020 07:28 • #12


yecey91
Omg ich wäre voll in Alarmbereitschaft, wenn ich ihn sehen würde... aber mein Therapeut meinte es wäre gut ihn zu sehen, dann hätte ich nicht Angst davor

03.08.2020 08:58 • #13


S
Zitat von yecey91:
Omg ich wäre voll in Alarmbereitschaft, wenn ich ihn sehen würde... aber mein Therapeut meinte es wäre gut ihn zu sehen, dann hätte ich nicht Angst davor

Die Aussage deines Therapeuten verstehe ich nicht so ganz. Wie hat er das gemeint?
Mir tat es auf alle Fälle nicht gut als wir uns zufällig gesehen haben. Ausserdem hatte ich danach immer Angst, er könne wieder mit dem Stalking anfangen. Das hat er aber zum Glück nicht gemacht.

03.08.2020 14:44 • #14


yecey91
Vielleicht dachte mein Therapeut dass ich dann endlich wüsste wie es ist ihn zu sehen und dass es doch nicht so schlimm sein kann? Ich weiß es nicht... weil ich ja die erwartung habe ihn sehen zu können und nicht weiß, wie ich darauf reagiere :-/ meinst du unsere stalker haben jetzt einen anderen Menschen gefunden, den sie ärgern können

03.08.2020 15:22 • #15


S
Zitat von yecey91:
/ meinst du unsere stalker haben jetzt einen anderen Menschen gefunden, den sie ärgern können

Ist anzunehmen, ja. Wir sind für sie zum Glück uninteressant geworden. Der Faktor Zeit spielt da eine grosse Rolle. Irgendwann verlieren sie das Interesse an uns und haben sie keine Therapie gemacht ist die Nächste iwann fällig. Leider.

03.08.2020 15:48 • #16


yecey91
Gruselig, meinst du die denken auch mal, dass bei ihnen was nicht stimmt... sie sollten sich auf jeden fall therapieren lassen.

03.08.2020 20:59 • #17

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S
Zitat von yecey91:
Gruselig, meinst du die denken auch mal, dass bei ihnen was nicht stimmt... sie sollten sich auf jeden fall therapieren lassen.

Dann wären sie schon einen grossen Schritt weiter und könnten dann ne Therapie ansteuern. Aber die meisten Stalker denken, sie wären im Recht und haben Null Unrechtbewusstsein.
Was mich noch heute triggert ist, wenn jemand nur in Grossbuchstaben und dann noch mit schwarzem Edding schreibt. Dann bekomme ich Gänsehaut. Das hat mein Stalker u.a. gemacht.

04.08.2020 08:00 • #18


yecey91
Ja das stimmt, der hat nicht mal gecheckt, dass er mich belästigt. Er dachte wirklich, ich würde ihn lieben, dass ich von äußeren Faktoren und Menschen beeinflusst bin und ihn deshalb abgelehnt habe. Alles zu kompliziert. Mit ihm konnte ich 1727282 stunden reden und er hat es nie verstanden... und hatte immernoch redebedarf. Irgendwann habe ich auch mal verstanden dass es keinen sinn hat ihm was zu erklären, dann habe ich alles was von ihm kam ignoriert. Hat er dir briefe geschrieben? Oder was hat er mit edding geschrieben?

04.08.2020 23:23 • #19


S
Zitat von yecey91:
Ja das stimmt, der hat nicht mal gecheckt, dass er mich belästigt. Er dachte wirklich, ich würde ihn lieben, dass ich von äußeren Faktoren und Menschen beeinflusst bin und ihn deshalb abgelehnt habe. Alles zu kompliziert. Mit ihm konnte ich 1727282 stunden reden und er hat es nie verstanden... und hatte immernoch redebedarf. Irgendwann habe ich auch mal verstanden dass es keinen sinn hat ihm was zu erklären, dann habe ich alles was von ihm kam ignoriert. Hat er dir briefe geschrieben? Oder was hat er mit edding geschrieben?

Die Geschichten von Stalking-Opfer ähneln sich in verblüffender Weise. Er fühlte sich auch im Recht. Als die Polizei bei ihm antrottete, bot er denen sogar einen Kaffee an und war die Liebenswürdigkeit in Person. Das hat die Kommissarin mir später erzählt. Der konnte Menschen blenden und täuschen, das hat die Welt nicht gesehen. Ja, ich könnte Bücher über diese verkrachte Existenz füllen.
Ja, er hat mir u.a. Briefe mit Edding gschrieben. Aber das ist nur ein Bruchteil von dem was er gemacht hat und auch von den eher harmlosen Dingen.

05.08.2020 06:51 • #20


A


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