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H
Liebes Forum,

zum Thema BINDUNGSANGST ist ja hier einiges zu lesen - streckenweise hoch interessant - an vielen Stellen erkenne ich meine Situation 1 : 1 wieder und habe den Eindruck, manchen Beitrag selbst geschrieben zu haben.
Ich selbst habe vor knapp 3 Monaten einen reizenden, sympathischen und sehr charmanten Mann kennengelernt - wir waren uns auf Anhieb einander sympathisch und haben einige schöne Wochen und sehr harmonische, teils intensive Stunden miteinander verbracht.
Nun bricht alles zusammen - er zieht sich vollkommen zurück. ABER : Immerhin spricht er darüber und kann sein Problem (Bindungsangst) klar benennen - er ist sogar schon so weit, eine Therapie zu machen.
Jetzt liest man an vielen Stellen, dass man Bindungsphobiker erstmal ziehen lassen soll - sie ziehen sich zurück, der Eine für 2, der Andere für 6 (oder ...) Wochen.
In der Regel kommen jedoch die meisten Betroffenen (angeblich) von selbst zurück - vielleicht, weil sie irgendwann dann doch die Sehnsucht überkommt ?
Es wird immer geraten, in der Rückzugsphase KEINEN Kontakt zum Betroffenen zu suchen sondern zu warten, bis er (oder sie) sich von selbst meldet. Dass es wahnsinnig schmerzt, über (eventuell) mehrere Wochen stillzuhalten und KEINEN Kontakt zu suchen, brauche ich hier wohl nicht betonen - das wissen alle Partner von Bindungsphobikern selbst ...

Nun interessieren mich Eure Erfahrungen ...

Ist es wirklich sinnvoll, KEINEN Kontakt zu suchen ? Was gibt mir denn (einigermaßen) Gewissheit, dass er sich wieder meldet ?
Zahlt es sich aus, ruhig zu bleiben ?
Wenn ich mich GAR NICHT melde - besteht dann nicht die Gefahr, dass er es irgendwann auch nicht mehr tut - in der Angst, dass ich die Nase voll oder keine Lust mehr haben könnte ?

Wie schätzt Ihr denn die Chancen ein, dass eine derartige Beziehung überhaupt eine Chance hat ... ?

An manchen Tagen kann ich mich zusammenreißen - an anderen Tagen wieder bin ich voller Schmerz und fix und fertig.

Vielleicht hilft mir der Austausch hier, um den Umgang mit dieser Situation etwas besser in den Griff zu bekommen ...

Herzlichen Dank und liebe Grüße

Hilmar G.

16.10.2015 17:20 • 16.10.2015 #1


5 Antworten ↓


Icefalki
Hallo Hilmar, ich selbst kenne diese Bindungsangst nicht. Daher sollte dir jemand antworten, der sich da auskennt.

Was die andere Seite der Medaille ist, was willst du selbst?

Das ist meiner Meinung nach sehr wichtig, denn das betrifft dich.

Psychische Erkrankungen sind sehr schwer für Außenstehende zu ertragen. Und da darf man sich die Frage stellen, ob man dem gewachsen ist..

Und ja, wenn man merkt, dass der Partner sich ernsthaft bemüht, dann merkt man ja auch, dass man selbst so wichtig ist, dass derjenige bereit ist, an sich zu arbeiten.

Man kann trotz Ängste oder Phobie noch reden und zuhören. Und könnte Regeln aufstellen, was jetzt in Ordnung ist, oder nicht.

In meinen hochakuten Angstzuständen war ich trotzdem in der Lage, meinem Mann mitzuteilen, was mir jetzt gut täte, oder nicht.

Es sind in einer Beziehung ja beide betroffen. Und wie man bei dir so liest, leidest du jetzt auch.

Also gehe du von deinen Empfindungen aus, wie er von seinen.

Beide habt ihr das Recht auf eure Empfindungen. Vorsichtig ist ok. Aber gar nichts?

16.10.2015 19:20 • #2


A


Bindungsangst - gibt es überhaupt eine Chance ?

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H
Hallo icefalki,

lieben Dank fuer Deine Nachricht ... Es ist in der Tat sehr schwer zu ertragen - in erster Linie diese Ungewissheit und dieses NCHT WISSEN, WAS KOMMT.

Die Frage, ob ich es ertrage, stellt sich derzeit nicht - ich weiß nur, dass ich ihn will. Das sage ich nicht, weil ich glaube, nun endlich einen gefunden zu haben - nein - dieser Mann ist mir seelisch nahe und erwaermt mein Herz - wenn ich nichts fuer ihn empfinden wuerde, waere er mir ja nicht wichtig. Dann wuerde ich ihn ablegen und mich weiter umschauen.

Ich bin einfach (noch) nicht bereit, ihn bzw. uns aufzugeben. Zum Einen ist die Beziehung (wenn man sie schon als solche bezeichnen kann) noch sehr frisch - zum Anderen kennt er sein Problem und hat (zumindest ansatzweise) auch schon offen darueber gesprochen - er ist auch (nach eigener Aussage) seit geraumer Zeit in Therapie.

Hier sehe ich eine Chance - in erster Linie natuerlich fuer IHN - im Allgemeinen natuerlich auch fuer uns beide.
Die Situation ist fuer mich psychisch sehr anstrengend, jedoch nicht, DASS sie so ist, sondern WIE sie ist sprich wie gesagt, dieses Unsichere, Ungewisse, dieses Auf und Ab.

Ich glaube, wenn das Ganze eine gewisse Bestaendigkeit haette, koennte ich mich (auf welche Art auch immer) mit der Situation arrangieren - ich wuerde es auf mich nehmen und ihm jede Hilfe, die ich (wenn ueberhaupt) leisten kann, zuteil werden lassen.

Ein bisschen verunsichert bin ich auch, weil in vielen Ratgebern, Foren o. ä. oft dazu geraten wird, den Betroffenen NICHT zu kontaktieren sondern zu warten, bis er von sich aus wieder Kontakt aufnimmt - in den meisten Faellen passiert das (angeblich) wohl auch - bei Einem nach 3 Wochen - beim Anderen nach 8 Wochen ...

Liebe Gruesse

Hilmar G.

16.10.2015 20:33 • #3


Hotin
Hallo Hilmar,

Zitat:
Icefalki schreibt:
Also gehe du von deinen Empfindungen aus, wie er von seinen.


Ich sehe das wie Icefalki.
Mach es erst mal ganz nach Deinem Gefühl. Könnte ja sein, das er auf Deinen Kontakt wartet.
Regeln gibt es im Leben wenige.
Höre einfach zu, welche Meinung er hat. Was möchte er? Hat er Dir schon etwas dazu gesagt?
Meldest Du Dich nicht, kann es sein, das er Dir das irgendwann mal vorwirft.
Meldest Du Dich zu oft, ist es genau so möglich. Zur Lösung haben wir Menschen
unsere Sprache kultiviert. Du magst ihn, also sage ihm, das ehrlich, aber bedränge ihn nicht.
Mach ihm kein schlechtes Gewissen.Das kann kaum jemand gebrauchen.

Ich denke es gibt immer eine Chance. Du brauchst aber für so eine Verbindung schon sehr viel Kraft.

Viele Grüße

Hotin

16.10.2015 20:51 • #4


H
Hey Hotin,

vielen Dank fuer Deine Zeilen.
Es gab in der Tat auch schon Leute, die mir rieten, meinem Herzen zu folgen, nämlich einfach zu tun, was mir gut tut - bspw., ihm zu schreiben, um ihm einfach nur einen lieben Gruß zu schicken.
Was er damit macht, wie er damit umgeht, bewegt sich ja außerhalb meines Einflusses - rechnen muss ich sozusagen mit allem.

Natuerlich will ich ihn NICHT bedraengen, darüber haben wir auch schon gesprochen. Gerade deshalb versuche ich gerade, mich etwas zurückzunehmen, damit dieser Eindruck nicht entsteht. Aber einen wirklichen Einfluss habe ich auch darauf nicht.
Es gibt Leute, die fühlen sich durch einen lieben Gruß schon belaestigt.

Extrem gesagt, kann ich eigentlich machen, was ich will - ich weiß nie, wie er es auffasst bzw. wie er reagiert.

Vielleicht sollte ich wirklich einfach tun, was mein Herz mir sagt.
Vielleicht sitzt er wie ich gruebelnd zu Hause und ueberlegt, ob er mir schreiben soll oder nicht ...

Ich fuehle mich so wahnsinnig hilflos ...

Liebe Gruesse

Hilmar G.

16.10.2015 21:36 • #5


Hotin
Hallo Hilmar,

Zitat:
Vielleicht sollte ich wirklich einfach tun, was mein Herz mir sagt.
Vielleicht sitzt er wie ich gruebelnd zu Hause und ueberlegt, ob er mir schreiben soll oder nicht ...


Kann sein.

Zitat:
Ich fuehle mich so wahnsinnig hilflos ...


Du bist nicht hilflos. Sei und handele so, wie Du bist.
Für Deinen Partner ist es am besten, wenn er Dich so erlebt, wie
Du wirklich bist.
Und wenn er etwas an Dir auszusetzen hat, soll er es vernünftig sagen.

Dies ist der beste Weg sich eng kennen zu lernen. In Schön Wetter-Zeiten
kannst Du kaum einen Menschen wirklich kennen lernen.
Dies geht immer erst, wenn einer mal ein persönliches Problem hat.
Dann zeigt sich erst, wie tragfähig eine Freundschaft oder eine Beziehung ist.

Niemand sagt, das Partnerschaft einfach ist und ohne Streit und Sorgen abgeht.

Wünsche Euch viel Glück.

Hotin

16.10.2015 22:43 • #6





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