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Hallo,
Ich hoffe, es passt in diese Rubrik.
Bin w, 29, unter anderem PTBS, Borderline, Fibromyalgie, Dysthymie;
Dieses Ekelgefühl habe ich schon ganz lange, erst recht diffus, dann vor mir selbst. Mittlerweile ist es kaum mehr aushaltbar. Seit ich erfahren habe, dass mein Partner mich betrogen hat, ist es noch extremer geworden; ich ekle mich vor mir selbst noch so viel mehr, vor ihm, vor Schmutz und Gerüchen, vor Berührungen eh, anderen Menschen, der Wäre und Luftfeuchtigkeit im Sommer, vor dem Kochen (anfassen von Lebensmittel), Haaren, Kleidung auf meiner Haut, der Rasur oder nicht Rasur meines eigenen Körpers, vor Cremes auf meiner Haut, der Bettdecke, Geräuschen, Schuhen, die ich selbst tragen muss. Es ist alles so unerträglich und auswegslos, ganz gleich was ich versuche, ich kann dem nicht entfliehen. Am liebsten würde ich den ganzen Tag putzen und mich waschen, schaffe das aber wegen meinen starken chronischen Schmerzen und der zunehmenden Erschöpfung kaum noch bis gar nicht.
Auch Gegenstände, insbesondere Einrichtungsgegenstände sind kaum ertragbar (WC Sitz, schnell bekomme ich Platzangst). Ein Bett und ein Schrank sind mir schon zu viel.

Ich spinne doch.

Entschuldigt bitte den ewig langen Text, aber ich musste mir das einfach mal von der Seele reden und habe kein anderes Ventil gerade.
Danke fürs Lesen

Vor 36 Minuten • 15.07.2025 #1


3 Antworten ↓


Liebe @Fennja,
vielen Dank, dass du so offen und ehrlich deine Gefühle und Erfahrungen teilst. Es tut mir sehr leid zu hören, wie schwer du dich fühlst und wie stark das Ekelgefühl dich belastet.

Das klingt nach einer enormen Belastung, die dir viel Kraft abverlangt.

Es ist völlig verständlich, dass du in deiner Situation nach Erleichterung suchst.
Deine Beschreibungen zeigen, wie tief diese Gefühle bei dir verankert sind und wie sehr sie dein tägliches Leben beeinflussen. Bitte sei dir bewusst, dass du nicht allein bist – viele Menschen mit ähnlichen Herausforderungen kennen dieses Gefühl der Überwältigung.

Es könnte hilfreich sein, diese intensiven Gefühle mit einem Therapeuten oder einer Therapeutin zu besprechen, die Erfahrung im Umgang mit PTBS, Borderline und den anderen genannten Diagnosen haben.

Sie können dir Strategien an die Hand geben, um besser mit diesen belastenden Empfindungen umzugehen und Wege zu finden, die Situation erträglicher zu machen.

Auch kleine Schritte in Richtung Selbstfürsorge können manchmal eine Erleichterung bringen – auch wenn es nur kurze Momente sind. Du hast bereits viel Mut gezeigt, indem du dich hier öffnest. Das ist ein wichtiger erster Schritt.

Bitte vergiss nicht: Es gibt Menschen, die dich unterstützen möchten und für dich da sind.
Du musst diesen Weg nicht alleine gehen. Wenn du magst, kannst du versuchen, Kontakt zu einer Beratungsstelle oder einem Psychotherapeuten aufzunehmen – manchmal kann schon ein Gespräch eine große Entlastung sein.
Ich wünsche dir von Herzen viel Kraft und alles Liebe. Danke, dass du dein Herz hier geteilt hast.

Alles Liebe
Tobias

A


Absoluter Ekel

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Ich kann dir spontan zwei ganz knappe Punkte mit auf den Weg geben:

1) Betrogen werden ist ein dummes Gefühl. Ich weiss aus eigener Erfahrung, dass der Kopf danach eine nicht enden wollende Achterbahn fahrt macht. Schreiben und Selbstliebe halfen mir. Für dich selbst musst du entscheiden, ob ein klarer Cut für dich eine Option ist. Das Vertrauen, wie es früher war kommt aus eigener Erfahrung nicht mehr... [kann aber auch bei Gutem Willen von beiden auf andere Art wieder wachsen]


2) Ich würde an deiner Stelle alle Punkte, die dich ekeln (angefangen mit der Selbstliebe zu dir selbst) bewusst, aktiv und über den Ekelgrad hinaus zu machen.

Du wirst merken: Der anfängliche Ekel wird von der Intensität her nicht schlimmer, wenn du einmal über eine Grenze hinaus gegangen bist. Lerne dieses Gefühl zunächst kurz und dann immer länger zu ertragen und mache dir dabei bewusst, was du dir nebenbei Gutes durch das Tun und durch das Erleben spürst. Nimm dir Zeit für dich, für die Natur, ggf. für Düfte, Farben, Malen, Haushalt und lerne langsam deinen Sinnen und deinem Verstand wieder zu vertrauen. Alles Gute

Es ist durchaus legitim, auch wenn vielleicht bereits etwas Zeit verstrichen ist, einem Partner zu sagen: ich schaffe es nicht mehr, Vertrauen aufzubauen, ich sehe keine Zukunft mehr in unserer Beziehung





Dr. Reinhard Pichler
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