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Flyinggirl321
Hallo Zusammen

Ich leide an Prosopagnosie/ Gesichtsblindheit. Ich kann mir Gesichter nicht merken und daher erkenne ich die meisten Leute die ich nicht schon lange kenne und regelmäßig sehe, nicht wieder. Ausserdem habe ich keine Vergangenheit mehr, laut der Ärztin verknüpfe ich das erlebte an Personen, da ich diese aber vergesse, ist auch das damit erlebte wieder weg.

Die Prosopagnosie habe ich von Geburt an, mit 25 Jahren habe ich durch Zufall dann erfahren an was ich leide. Mit 30 habe ich mich im Forschungslabor in München die Diagnose geben lassen. In mittelschwerer Ausprägung habe ich die Gesichtsblindheit. Meine Familie erkenne ich, sofern es nicht eine plötzliche Frisuränderung oder sonstiges gegeben hat.

Ich hatte es schon immer schwer in meinem Leben, aufgrund meiner Problematik. Seit klein auf leide ich an Reizdarm Symptomen, die sich im nachhinein mit meiner Problematik erklären. Mit fremden Leuten, in Menschengruppen, in Prüfungssituationen, im Berufsalltag als Krankenschwester, der Alltag alles setzt mich einer hohen psychischen Belastung aus. Immer diese Angst sich wieder und wieder in eine peinliche Situation oder gar gefährliche Situation (als Krankenschwester) zu bringen.

Jetzt zu meinem Anliegen, aufgrund das ich mir Gesichter nicht merken kann und der Arbeitsalltag im Krankenhaus für mich extrem belastend war (war seit 6 Jahren im Erziehungsurlaub) möchte ich nicht wieder zurück in den Alltag eines Krankenhauses, Pflegeheim oder sonstigen Job im ambulanten Dienst, wo ich jeden Tag mit neuen Kollegen, Patienten, andere Berufsgruppen usw. ausgesetzt bin. Um meine Kollegen (20 Stück, ohne Ärzte und andere Berufsgruppen) im Krankenhaus auf Station kennen zulernen habe ich 2 Jahre gebraucht. Meine Patienten habe ich nie erkannt, geschweige denn auch nach dem 5. Tag der Versorgung wäre es mir nie möglich gewesen diese auf dem Flur zu erkennen. Es war selbst problematisch meine Stationsleitung oder die Krankenhausleitung zu erkennen. Ich möchte nicht wissen wie oft es zu Fehlern gekommen ist, weil z.B. verwirrte Patienten, schwerhörige Patienten usw. nicht richtig auf ihren Namen reagiert haben (ich habe jeden immer mit Namen angesprochen, der auf meiner Bettenliste stand). Ich habe mich immer gefragt wie die Kollegen es schaffen, ihre eigenen Patienten und sogar die von den anderen Kollegen auf dem Flur erkennen und sogar mit Namen ansprechen. Bei Teambesprechungen/ Fortbildungen und andere Aktionen z.B. Betriebsausflüge kam bei mir die große Panik und massive Reizdarmsymptomatik.

Ich fühle mich nicht mehr in der Lage als Krankenschwester weiterzuarbeiten und habe beim Arbeitsamt eine Umschulung angefordert. Die Dame vom Arbeitsamt versteht die Problematik und hat mich sehr dabei unterstützt. Ich brauche einen geregelten Job, bei dem ich immer die gleichen Kollegen um mich rum habe. Zusätzlich muss es noch den Kindergartenzeiten angepasst sein. Dies erschwert das ganze nochmals.

Jetzt hat mir der Amtsarzt vom Arbeitsamt aber eine Umschulung abgelehnt, ich könne in dem Job weiterarbeiten, darf aber keine Nachtschichten mehr machen (bei denen man aber die wenigsten Leute erkennen muss, weil die alle in ihren Betten liegen und man meist alleine in der Schicht ist und keine anderen Berufsgruppen oder Angehörige da sind) und muss ich mir laut Amtsarzt einen stressfreien Job suchen, das ist in der Pflege in keinem Bereich möglich, wie wir alle wissen. Und ich solle an einer Reha teilnehmen, aber für was? Verstehe ich nicht.

Meiner Meinung nach hat der Arzt mein Problem überhaupt nicht erkannt und völlig falsche Maßnahmen ergriffen :-/ Was kann man in dieser Hinsicht machen? Gibt es hier eine gesichtblinde Person die auch in der Pflege arbeitet und die mir von ihren Erfahrungen/ Problematiken berichten kann? Wie kann ich noch vorgehen um an eine Umschulung zu kommen?


Danke euch

18.06.2020 14:43 • 19.06.2020 #1


5 Antworten ↓


Sophie9
Kann man dagegen nicht eventuell Widerspruch einlegen?

18.06.2020 21:38 • #2


A


Umschulung vom Amtsarzt abgelehnt

x 3


heartstowolves
Hey,

mir kam gerade spontan der Gedanke, falls du noch in der Pflege bleiben möchtest, es gibt die 1:1 Betreuung bzw. Heimbeatmung. Das ist in der Art ein ambulanter Pflegedienst, aber mit dem Vorteil, dass du meist nicht mehr als 2 Patienten im Wechsel hast. Ich bin selber am Überlegen in den Bereich hinzuwechseln, da es mir im Krankenhaus mittlerweile zu stressig wäre, wenn ich wieder arbeiten könnte.
Vielleicht wär das was für dich? Ich habe Bekannte dir dort tätig sind und die sind richtig glücklich damit. Ich denke da wird es auch die Möglichkeit mit einem Mama-Dienst geben, ansonsten hat man 12 Stunden Schichten und kümmert sich aber nur um eine einzige Person.

Ansonsten kannst du Widerspruch einlegen zwecks dem Bescheid des Amtsarztes. Am Besten in Absprache mit deinen zuständigen Ärzten..zur Not auch mit einem Anwalt. Ich kann deine ganzen Bedenken gut verstehen...ich bin selber nicht Gesichtsblind aber ganz ehrlich bei dem Durchlauf an Patienten konnte ich mir auch öfters die Patienten nicht merken.

18.06.2020 21:40 • #3


Flyinggirl321
Danke für deinen Vorschlag. In der Heimbeatmung war ich schon als Nebenjob während der Krankenhausarbeit tätig. Allerdings bieten alle in unserer Gegend nur 12 Stunden- Schichten an Organisatorisch am einfachsten Leider ist es nicht möglich Widerspruch einzulegen. Ich versuche jetzt noch ein persönliches Gespräch mit dem Arzt zu bekommen, wegen Corona haben sie nur nach Aktenlage entschieden. Was ich in so einer Sache nicht angebracht empfinde, da sich die Ärzte mit dem Thema überhaupt nicht auskennen... Daher bin ich auch nicht in weiterer Behandlung. Für die Diagnose musste ich mehrmals in die Uniklinik München fahren (3 Stunden ohne Stau ) in die Forschungsabteilung.

19.06.2020 08:44 • #4


heartstowolves
Ach schade Das ist echt doof, dass es in der Hinsicht nur diese 12 Stunden Schichten gibt.
Wieso ist denn das nicht möglich? Das müsste es schon, du kannst jederzeit bei solchen Angelegenheiten Widerspruch einlegen. Eine Freundin hatte vor einigen Monaten so ein ähnliches Drama, da hat der Amtsarzt sie für 100% arbeitsfähig eingestuft, trotz Gehbehinderung, MS und psychischer Krankheit. Sie war mit mir in der Reha und da wurde ausdrücklich gesagt nur halbtags und den Rest Erwerbsminderungsrente. Sie hat dann auch Widerspruch eingelegt.
Ist es auch nicht...die Personen können sich ja auch kein richtiges Bild von dir machen und teilweise werden dann wichtige Informationen überlesen oder nicht als Problem angesehen oder sie kennen sich damit nicht aus.
Ich drücke dir ganz fest die Daumen, dass du nochmal mit dem Arzt reden kannst und ihr eine Lösung findet!

19.06.2020 11:57 • #5


Flyinggirl321
Danke dir

19.06.2020 12:02 • #6





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