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C
Liebe Ice,
doch, die Parallelen sehe ich. Was mich wundert ist einfach, dass das Thema HIV ja auftauchte, als mein Vater damals den Test wollte und ich Angst bekam, dass meine Mutter das hat. Da war ja quasi eine reale Angst vorhanden. Doch auch als das Ergebnis dann negativ war, blieb die Angst und hat sich schon in meinem Kopf fest verankert gehabt.
Ich fühlte mich damals verstoßen (vielleicht jetzt in Bezug auf HIV auch wieder Angst, verstoßen zu werden, wenn man es hat), ich fühlte mich einsam, hilflos... Ja, das passt schon alles. Aber ich bin ja nun erwachsen, habe einen tollen Mann, einen guten Job. Ich habe viel geschafft. Warum ist die Angst noch da?

Sagt mal, nehmt ihr eigentlich Medikamente?
Das tue ich noch nicht, denke aber darüber nach. Wäre da nicht die Angst vor Krankheiten bzw Nebenwirkungen/Spätfolgen... Da stellt sich meine Angst wieder in den Weg...
Wie sind Eure Erfahrungen mit Tabletten? Geht die Angst weg?

14.08.2015 11:49 • #41


Vergissmeinicht
Liebe Conchi,

die Angst ist noch da, weil Du mit Deinen Eltern/Kindheit noch haderst. Sie geht nicht einfach so weg. Letztlich ist sie ein guter Ratgeber und sagt Dir, das in Deinem Seelenleben was nicht stimmt. Sehe sie als Freund an und nicht als Feind.

Wenn Du es bislang ohne Medis geschafft hast würde ich es auch dabei belassen. Ich bekam leider damals und voriges Jahr Benzos. Diese machen abhängig und der Weg daraus war sehr, sehr hart.

14.08.2015 11:53 • #42


A


HIV-Phobie und jetzt Kinderwunsch

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C
Liebe Vergissmeinnicht,
ja, damit hadere ich noch, das stimmt. Letzte Nacht hatte ich auch all die Bilder von damals wieder vor Augen. Ich möchte mit dem, was früher war, abschließen. Ich kann es nicht mehr ändern und auch meine Eltern nicht. Das muss man doch irgendwie auflösen können... Ich habe gesehen, dass es im Internet einige Bücher zum Thema Familienaufstellung gibt. Habt ihr dafür Empfehlungen?
Bzw macht so etwas überhaupt Sinn?
Das schlimmste an der Sache ist, dass mein Kopf es immer noch als begründete Angst sieht... Also dass es wirklich zu einer Infektion gekommen sein kann... Das alles zu 100% wahr ist, was ich denke. Woran liegt denn das bloß?

Noch mal zum Thema Babywunsch, der ja eigentlich vom physischen betrachtet ggf einfach zu erfüllen wäre, wenn die Angst nicht wäre.
Ich vergleiche es mit einem Hund, den man an einer dünnen Leine anleint und 5 cm vor seinem Kopf einen Teller mit einem Steak stellt. Egal, wie doll er es sich wünscht, sich anstrengt und sich bemüht, er kommt einfach nicht zum Ziel... Dabei bräuchte er einfach nur die Leine durchzubeißen... Das traut er sich aus Angst aber nicht...

14.08.2015 14:14 • #43


Vergissmeinicht
Liebe Conchi,

ich weiß nicht, ob eine Art Familienaufstellung hilft. Ich habe die Kinheit hinter mich gelassen und mit meiner Mutter und Schwester keinen Kontakt mehr. Ich kann das Gewesene nicht mehr ändern und meine Mutter schon garnicht. Leben muss ich und das im Hier und Jetzt.

Leb Dein Leben Conchi mit Deinem Mann und schau wie es passt mit einem Baby.

Ja, verstehe Dein Beispiel. Bist Du je mal der Angst entgegen getreten? Ich schon. Was war die Angsst hatte keine Lust mehr, war weg und ich habe nichts mehr verstanden. Mit Abstand schon.

Trotz allem lesen sich heute Deine Zeilen ruhiger und entspannter; mein Eindruck.

14.08.2015 14:20 • #44


C
So richtig entgegen getreten bin ich der Angst nicht... Klar, zum Arzt bin ich schon, das ist ja auch immer eine Herausforderung für mich, aber die Angst blieb und ist jedes Mal nach einem Arzttermin extrem hoch. Wenn da nicht alles hygienisch war...

Ich müsste laut meiner Therapeutin ja nun das Kond. weglassen... Damit ich in die Vollen gehe und mich der Angst stelle. Aber das schaffe ich nicht. Ich könnte mir nie verzeihen, meinen Mann zu infizieren... Das denkt ja mein Kopf, dass da was ist. Woher auch immer...

Ich habe mich mit meinem Mann geeinigt, dass ich erst zum Zahnarzt (Angst) und dann zum Impfen (große Angst) gehe. Da muss ich mich der Angst ja wieder stellen...
Dann gucken wir Schritt für Schritt. Und vielleicht wird es statt einem Kind auch erstmal nur ein Hund...

14.08.2015 14:45 • #45


Icefalki
Conchi, ich habe den Kontakt zu meinen Eltern abgebrochen, weil der Kampf nicht zu gewinnen war. Ich habe eingesehen, dass es mir nie gelingen wird, die Anerkennung oder Liebe zu bekommen, die ich mir gewünscht habe. Es war eine lange und wohlüberlegte Entscheidung.

Deine Kindheit, meine auch, war geprägt von Unsicherheit. Warum die Eltern so sind, wie sie sind, ist eigentlich egal. Tatsache ist jedoch, dass diese Probleme, rein von dir empfunden, dein weiteres Leben prägen.

Du traust keinen Ärzten, die die Macht über Gesundheit und Krankheit haben. Du glaubst es einfach nicht. Warum wohl?

Dir wird dort etwas zugefügt. Du wirst infiziert. Denen kann man nicht trauen. Die fügen dir Leid zu. Wie war es Zuhause? Wieviel Vertrauen hast du da gehabt?

Im Prinzip setzt du Ärzte, Therapeuten, (eigentlich Vertrauenspersonen, die helfen sollen), gleich mit deinen Eltern ( Vertrauenspersonen, die helfen sollen).

Darum ist dein Vertrauen futsch. Darum befürchtest du Angriffe von Bakterien, Inkompetenz, Fehler usw.

Deine Eltern haben dir das Vertrauen genommen. Darum musst du dich schützen.

Darum geht es bei deiner Angst. Du kannst nicht mehr Vertrauen, das ist weg.

Daran solltest du arbeiten. Dir dessen wirklich bewusst werden.

14.08.2015 15:51 • x 1 #46


C
Liebe Icefalki,
es ist sehr wahr, was Du schreibst...
Das müsste doch intensiv mal eine Therapeutin mit mir aufarbeiten und analysieren.
Macht es Sinn, nach den noch genehmigten 15 Std Verhaltenstherapie noch mal eine tiefenpsychologische Therapie, die ich ja eh selbst zahlen müsste, zu machen?

14.08.2015 16:01 • #47


Icefalki
Liebe Conchi, Therapie ist immer gut.

Du kannst das aber auch mal selbst mit dir besprechen.

Hast ja schon therapeutische Erfahrung. Kennst ja die ganzen Fragen.

Das Thema Vertrauen, wenn du in diese Richtung schauen willst, dann mach es ohne Stress. Hast du das Grundprinzip verstanden, darfst du dein Defizit auch mal so richtig akzeptieren. Dieses ich vertraue niemanden und nie mehr, nehme es einfach mal an.

Gesteh dir deine Unfähigkeit ein. Das ist dein Handicap, das ist Tatsache. Du kannst es einfach nicht. Das würde dir als Kind genommen. Fakt.

Dann geh weiter. Du bist jetzt kein Kind mehr. Und jetzt musst du gaaaanz langsam lernen.
Den Unterschied zur Kindheit erkennen. Jetzt bist du erwachsen. Du hast einen tollen Mann, tollen Job, und bist nicht mehr abhängig von deinen Eltern. Hast eine eigene Familie. Du entscheidest, du hast es in der Hand.

Deine Kindheit ist Vergangenheit, dort war die Prägung. Jetzt entscheidest du. Alles.

Diese Angstgefühle sind Stellvertreter von damals. Da hast du es gelernt. Aber es hatte was mit deinen Eltern zu tun. Die sind jetzt nicht mehr wichtig, du hast nämlich jetzt ein eigenes Leben. Nur schleppst du noch alles mit.

Mach dir den Unterschied richtig klar. Setz deinen Verstand ein. Dein kindliches Muster ist das, das dich hemmt. Jetzt darfst du selbst entscheiden, wem du Vertrauen entgegenbringen darfst.

Ich weiß genau, wie du dich fühlst, wenn du das innerlich zulassen (musst). Das geht so tief rein, dass dir schlecht wird, wenn du nur daran denkst.

Aber lass dich nur mal gedanklich darauf ein. Jeden Tag kannst du, anstelle deiner Krankheiten, dieses Thema verfolgen. Und irgendwann kannst du es zulassen, diesen Mangel an Vertrauen, dieses innere Gefühl der Hilflosigkeit. Wenn du das dann verstanden hast, probierst du kleine Schritte in Richtung Vertrauen haben.

In dich und in andere Menschen. Und du wirst feststellen, dass es immer leichter wird.

Ach noch etwas, deine Eltern waren so auf sich fixiert, dass sie unfähig waren, das ganze Elend bewusst wahr zu nehmen. Es liegt an dir, zu verzeihen, oder eben nicht. Aber auch da kannst du innerlich mal so richtig um dich weinen. Das muss nämlich auch mal raus..

14.08.2015 16:36 • x 1 #48


C
Liebe Icefalki,
tausend Dank für Deine Worte und Hilfe...
Ich bin total angewiesen auf Menschen wie Euch.
Ihr kennt Euch einigermaßen aus, versteht vieles und betrachtet es aus anderen Blickwinkeln als mein Mann und meine Freunde.
Meine Freundin, der ich sagte: ich möchte ein Baby, aber ich hab Angst vor HIV, guckte mich an wie ein Auto und meinte nur: Hä? Angst vor HIV? Woher sollst Du das haben?
Ich so: naja, vom Arzt oder so. Da meinte sie: Also für mich steht das Thema nur mit Geschlechtsverkehr und Dro. in Zusammenhang...
Ja, so denkt ein gesunder. Es wäre vermutlich dasselbe, wenn Sie mir erzählen würde, sie hat Angst vor Krokodilen im Garten... Keine Ahnung...

Das Thema kindlicher Teil und erwachsener Teil behandeln wir schon in der Therapie, aber ich lerne dort nicht, erwachsen zu werden.
Ich war als Kind unsicher, was kommt. Trennung? Selbstmord eines Elternteils? Tut mein Vater meiner Mutter etwas an? Klar, diese Unsicherheit habe ich beibehalten und zwar in Bezug auf Krankheit. Das ist zwar etwas, wovor man sich In einigen Bereichen schützen kann, in anderen jedoch nicht. Das ist ein großer Unsicherheitsfaktor. Vielleicht vergleichbar mit der Zeit aus meiner Kindheit... Es ist traurig, dass das aus mir geworden ist. Ich konnte vieles immer gut vertuschen...
Als ich meiner Mutter mal gesagt habe, dass ich so Angst vor Brustkrebs habe, fragte sie, ob sie in der Kindheit was falsch gemacht hat. Ich meinte dann: naja, es war schon nicht alles rosig in meiner Kindheit. Und dann meinte sie: naja, es gibt viel mehr Kinder, die eine viel schlechtere Kindheit hatten.

Manchmal, wenn sie mich, so wie gestern, am Telefon fragen, wie es mir geht, sage ich immer: ganz gut, und euch? Am liebsten würde ich ihnen sagen: mir geht's beschissen. Ich habe eine HIV-Phobie, deshalb kein Kind, bin ständig traurig, weine mich in den Schlaf, hab Psnikattacken... Und nun fragt euch mal warum... Ihr habt mich emotional missbraucht.

Aber ich habe es immer als Aufgabe gesehen, meine Eltern glücklich zu machen.
Da kann ich Ihnen doch nicht sowas sagen. Mein Vater würde mich missachten, nicht mehr mit mir reden... Meine Mutter vermutlich auch nicht. Mir tut es schon im Herzen leid, wenn ich so schlecht über sie schreibe... .

Ich hoffe, es kommt irgendwann der Tag, wo ich einfach zu meinem Mann sagen kann: komm Schatz, lass das Kond. weg. Es kommt, wie es kommt...

14.08.2015 17:20 • #49


Vergissmeinicht
Zitat von Conchi:
Ich hoffe, es kommt irgendwann der Tag, wo ich einfach zu meinem Mann sagen kann: komm Schatz, lass das Kond. weg. Es kommt, wie es kommt...



Liebe Conchi,

wenn Du auf dem aufbaust und anfängst was Icefalki Dir geschrieben hat, wird dieser Tag kommen. Ganz sicher.

14.08.2015 18:32 • #50


Icefalki
Darum liebe Conchi, weil du deine Eltern glücklich machen willst, weil du immer noch meinst, es wäre deine Aufgabe, für ihr Wohl einzustehen, trägst du diese Last.

Und sei mal ehrlich, als du das runtergeschrieben hast, dass es dir beschissen geht, hast du für einen kleinen Moment ein gutes Gefühl gehabt und dann sofort ein schlechtes Gewissen.

Hier geht es um deine innere Stimme. Deinen Zorn, deine negativen Gefühle. Stehe mal zu denen, du hast die doch. Und wenn du gefragt wirst, dann sage doch mal die Wahrheit, brauchst ja keine Schuldzuweisung machen. Dir geht es beschissen, ja.

Gefühle darfst du haben. Auch die negativen. Je ehrlicher du zu dir selbst bist, desto besser kannst du dich einschätzen lernen. Und desto leichter wird es, damit umzugehen.

Unsere Ängste sind doch nur Gefühle. In uns stecken zuviel, darum müssen die doch raus. Leider kennen wir die (noch) nicht.

Und keine Angst, aus dir wird kein schlechter Mensch, wenn du dir mal eingestehst, dass du eine verdammte Wut auf diesen seelischen Missbrauch hast, der dein Vertrauen in die Tonne getreten hat.

Und jetzt steht deinem Glück dieser blöde HIV Virus im Weg, den dein Vater heraufbeschworen hat, weil deine Mutter sein Vertrauen missbraucht hat. Und der Gipfel von allem, die sind immer noch zusammen, obwohl du als braves Kind dich auf die Seite des Betrogenen gestellt hast, und die vergiftete Mutter hast ablehnen müssen..

Mach dir da mal Gedanken darüber, wie das alles zu deiner Erkrankung passt. Und schön aus deiner Erwachsenensicht.

14.08.2015 18:48 • x 1 #51


C
Liebe Icefalki,
ich glaube, dieses Gefühle nicht zu lassen, liegt daran, dass ich als Kind oft dafür bestraft wurde. Wenn ich traurig war, hieß es: hör auf zu heulen, wenn ich bockig war, durfte ich aus dem Auto aussteigen und zu Fuß gehen, wenn ich Angst hatte, wurde es ignoriert (zumindest, als ich versucht habe, meinen Vater auf dem Handy anzurufen, wenn er nachts abgehauen ist oder wenn die Polizei kommen musste, weil er sich 2 Stunden im Bad eingesperrt hat und nicht auf: Papa, komm da raus, gehört hat)...
Ich wollte immer die Brave sein, das ist auch heute in anderen Bereichen noch so. Wenn ich brav bin, sind die Menschen nett zu mir. Wenn ich im Job zu allem Ja sage, bekomme ich keinen Ärger, etc.
Außerdem habe ich oft gelesen, dass man innerlich verzeihen soll und es einem dann besser geht... Manchmal kann ich nicht verzeihen, weil es mir psychisch doch so schlecht geht...
Ich habe mir heute 3 Bücher gekauft:
1) Lass die Kindheit hinter Dir
2) Selbstvertrauen gewinnen
3) keine Panik vor der Panik
Als ich gestern Nacht den Panikanfall hatte, hatte ich alle Bilder von früher im Kopf...
Ich hab es fast noch mal erlebt gestern. Das war total krass...

Von meiner Therapeutin fühle ich mich unter Druck gesetzt. Da hat mein Mann mir erstmal den Druck genommen heute. Er sagt, zum Sex ohne Kond. gehören ja schließlich 2 und er möchte nichts tun, was ich nicht ertragen kann...

14.08.2015 20:47 • #52


Icefalki
Conchi, du bist wirklich schon sehr weit. Ich habe in meiner Kindheit gelernt, dass man mit Leistung Anerkennung bekommt. Was macht man: eben, das gleiche wie du.

Was habe ich gelernt, es geht auch anders. Und genau diesen Weg wirst du jetzt gehen. Braucht natürlich seine Zeit. Aber genau an diesen Punkten setzt du an.

Und ganz, ganz wichtig! Du bleibst trotzdem ein freundlicher Mensch. Das wird sich nicht verändern. Aber du wirst merken, dass du irgendwann selbst entschieden wirst, was dir jetzt gut tut, oder was eben nicht. Und ohne Probleme lernst du das Nein sagen, das Vertrauen in dich und in andere Menschen.

Du wirst gelassener, zufriedener. Eine gewisse Angst wird bleiben, aber diese schützt dich dann vor den Rückfällen ins alte Muster.

Und nochwas. Ich habe auch so einen tollen Mann wie du. Irgendwas haben wir aber verdammt richtig gemacht.

14.08.2015 20:57 • #53


C
Icefalki, du hast recht mit allem, was Du sagst!
Zumindest mit fast allem. Leider denke ich, dass ich noch überhaupt nicht weit bin ...
Dafür, dass ich knapp 120 Therapiestunden hatte...

Ich habe diesen doch sehr interessanten Artikel über die Vergangenheit im Netz gefunden:
http://www.ipersonic.de/blog_files/Frie ... erden.html

Vieles finde ich passend. Wobei ich es nach wie vor schwer finde, inneren Frieden zu schließen :/...

14.08.2015 23:17 • #54


Icefalki
Conchi, diesen Artikel kann ich unterschreiben.

Glaubst du etwa im Ernst, dass ich das alles ruckzuck verarbeiten konnte? Im Gegensatz zu vielen hier, hatte ich das Glück, 20 Jahre mit Psychologen gearbeitet zu haben. Da lernt man viel. Ich bin Medizinisch ausgebildet, als Arzthelferin und habe dann 10 Jahre lang als Tierheilpraktikerin beim Tierart selbstständig gearbeitet.

Und wenn man Jahrzehnte lang, untherapiert mit einer Angsterkrankung rumläuft, dann betreibt man eben eigene Studien.

Also, die Suche ist dein Weg. Alte Verhaltensmuster müssen erkannt und verstanden werden. Da bist du doch dran. Und dieses Verstehen und die Veränderung dauern eben.

Darum, setz dich damit auseinander, als mit deinen vermeintlichen Erkrankungen.

Wenn dich die Gedanken quälen, dann überlege, warum reagiere ich so. Ok, Kindheit..

Wie kann ich das verarbeiten? Schreib doch wirklich mal deinen ganzen Frust als Brief nieder und verbrenn ihn dann.

Hab Geduld. Setze dich nicht unter Druck. Akzeptiere deine Ängste. Stell die Verbindung her. Immer und immer wieder. Wag mal einen superkleinen Schritt.

Z.b. Geh zur Mass.. Guck dir alles an. Sprich mit dem Masseur über deine Angst..lass dir alles zeigen. Wird es unbehaglich. Stopp. Du kannst gehen. Oder denke dann über das Vertrauen nach. Habe ich es, oder nicht. Will ich es, oder ist es noch zuviel..

Geh deinen Weg. So hab ich es gemacht. Zahnarzt, Oh Gott. Ich bin ausgeliefert, Schmerzen, Panik. Quatsch. Ich bestimme, ich kann gehen, ich trage dann die Konsequenz. Ich suche mir meine Ärzte raus. Ich rede über meine Angst. Und habe immer mehr Vertrauen bekommen.

Lass dir Zeit. Es sind alles Menschen. Wenn du freundlich um Hilfe bittest, wirst du sehen, dass du ernst genommen wirst.

Zeit, nimm sie dir. Hast du Panik. Ja, du hast eine Angsterkrankung. Die geht nicht so einfach weg, also akzeptiere sie.

Denk bei der nächsten Panik an das Forum hier. hundertprozentig leidet gerade ein User an seiner Angst.. Genauso wie du. Du bist nicht allein. Da quält sich gerade auch ein Mensch.

Früher hab ich mir vorgestellt,.dass jeder paniker ein Blinklicht auf seinem Kopf haben müsste, und Ich dann unter Gleichgesinnten wäre. Da war noch nichts mit Forum, bzw..Ich wusste nichts davon..

Naja, wie du siehst, hab ich wer weiß was angestellt, um irgendwie klar zu kommen.

Und geschafft habe ich es nur mit Medis. Du hast noch genügend Alternativen.

15.08.2015 00:03 • #55


C
Liebe Icefalki,
sorry, dass ich jetzt erst zurückschreibe. Ich war am Wochenende verreist und hatte kaum Handyempfang *grumpf.
Danke für Deine Tipps und Erklärungen. Mir hilft es zu verstehen, woran ich arbeiten muss.
Vertrauen ist glaube ich das Übel an der Wurzel. Ich merke es häufig, dass, wenn ich mich geborgen und sicher fühle,
keine Probleme habe... Sprich, manchmal kann ich zur Mass. gehen, weil ich z.B. eine freundliche, liebe Masseurin habe,
die auch für meinen Kopf “gesund“ aussieht (ich weiß, total bescheuert, man sieht jemandem nicht an, ob er HIV hat)...
Bei mir ist es auch leider oft in meinem Kopf, dass ich denke, jemand möchte mich mit Absicht infizieren. Ich weiß zwar nicht,
warum, aber ich denke dann, jemand will mir was böses und mir mein Leben versauen... Als hätte es jemand auf mich persönlich abgesehen.

In meiner Gedankenwelt läuft so viel falsch... Es sind so viele Phantasien da...
Z.B. müsste ich mich eigentlich impfen lassen gegen Masern und Tetanus, bevor ich ein Baby bekomme.
Dann denke ich: ich habe mal irgendwo gelesen, dass eine Masernimpfung ein HIV-Testergebnis falsch positiv ausfallen lassen kann.
Deswegen will ich nicht zum Impfen... Ich habe auch mal gelesen, dass eine Masernimpfung nicht bei HIV-Positiven ohne weiteres
durchgeführt werden soll... Da ich ja irgendwie schon Panik habe, was zu haben, traue ich mir die Impfung nicht zu.
Dann denke ich: Ok, dann eben vorher den Test machen. Aber jetzt hatte ich ja kürzlich vielleicht ein Risiko (beispielsweise bei der Mass.
oder weil ich denke, ich bin in eine Spritze getreten) und dann ist ein Testergebnis erst in 3 Monaten sicher...
Es dreht sich die ganze Zeit im Kreis. Die ganze Zeit dreht es sich nur darum...
bald muss ich zum Zahnarzt, da graut es mir schon vor. Ich habe jetzt schon 2 mal einen Termin abgesagt und
mir wieder eine neue Zahnärztin gesucht. Bei der letzten hatte ich nämlich bei der Zahnreinigung das Gefühl,
dass irgendwas benutzes verwendet wurde... Im Internet hat sie allerdings gute Bewertungen und es wurde auch
geschrieben, dass es dort sehr steril ist... Aber mein Kopf sagt: Stopp, da war was. Da gab es ein Risiko.
Deshalb gehe ich da nicht mehr hin.

Und dann denke ich, wenn ich von meiner Angst spreche, macht man etwas erst recht mit Absicht.
Also sozusagen: Sie hat Angst vor etwas unhygienischem, dann machen wir das jetzt extra...
Keine Ahnung, warum mein Kopf sich das überlegt...

Der Ansatz ist vermutlich, wenn wir aus der Kindheit kommen: Nichts im Leben ist sicher, du kann Dich
auf niemanden verlassen... Du kannst niemandem vertrauen...

Zum Glück ist mein Mann so geduldig mit mir. Für ihn ist es ja auch nicht toll, ihm zu unterstellen, dass er HIV hat (jetzt mal krass gesagt)...
Und manchmal denke ich eben: Sex ohne Kond.? Auf keinen Fall. Ich könnte nicht mit der Schuld leben, ihn angesteckt zu haben...
Das habe ich ihm auch mal gesagt. Woraufhin er sagte: dann wäre es halt so...

Ich finde es total bewundernswert, dass du durch deine Erfahrung anderen Ratschläge geben kannst, obwohl es Dir selbst nicht zu 100% gutgeht.

Ich habe kommende Woche wieder einen Termin bei meiner Therapeutin und sie wird mich sicher fragen, ob ich Sex ohne Kond. hatte,
weil es ja meine Hausaufgabe war. Und dann muss ich ihr leider sagen, dass ich es nicht hatte und auch so schnell nicht haben werde.
Was kann ich ihr sagen, wenn sie schimpft? Das macht sie nämlich ab und an...

LG
Conchi

16.08.2015 21:11 • #56


Icefalki
Ach Chonchi, du bist ja eine Süsse. Ich musste jetzt echt ein bisschen schmunzeln im Bezug auf deine Therapeutin. Was bist du aber böse, sollst sex ohne Kond. haben, und wer sagt, dass du überhaupt sex haben möchtest, wenn das von dir verlangt wird? Dann kann sie sich auch noch um dein Sexleben kümmern.

Spaß beiseite..

Alles was du geschrieben hast, hat nur ein Thema ich vertraue niemanden! Nie und nimmer!

Und das ist dein Thema.

Wenn ich nur wüsste, wie du das angehen könntest.

Vielleicht denkst du dir mal einen winzigen Schritt aus, den du ausprobieren könntest.

Und wenn du wieder in deine Gedankenkarusell - Infizierungsängste reinrutschen willst, dann versuche dir mal ein Stoppschild vorzustellen, das du innerlich siehst, damit diese Gedanken gestoppt werden.

Was bei mir noch etwas geholfen hat, ich habe mir gesagt, jetzt nimm dich mal nicht so wichtig. Wenn du jetzt sterben musst, dann soll es halt so sein. Ich hatte keine krankheitsängste, sondern Todesängste. War ein Weltmeister im jetzt Sterben müssen.

Egal wie du es anpackst, Vertrauen lernst du nur, wenn du was riskierst. Egal, ob du dabei stirbst.

16.08.2015 22:41 • #57

Sponsor-Mitgliedschaft

C
Icefalki, da rutsche ich vermutlich wieder in den Kindmodus, wenn ich Angst habe, dass meine Therapeutin schimpft. Das kenne ich nämlich auch von früher:
Immer schön brav sein, dann gibts auch keinen Ärger...
Und ich finde, es geht nicht, dass sie mir sagt: lassen Sie jetzt das Kond. weg!
Kein Test vorher, auf keinen Fall!
Aber das ist doch auch irgendwie fahrlässig? Die Angst sagt: was ist, wenn du zu den wenigen gehörst, die einfach nicht wissen, woher sie es haben? Und dann steckst du Deinen Mann an!
In meinen Gedanken geht es schon so weit, dass ich Bilder vor Augen habe, wie mein Mann und ich zur Ärztin gehen, um unsere Testergebnisse abzuholen und sie leider nur einem von uns sagen kann, dass er gesund ist :,(...

Ich würde dieses Thema gerne aus dem Kopf streichen!
Und ja, das Thema Vertrauen zusammen mit Kontrolle ist das, worum es geht.
Wenn HIV nicht da ist, ist es Krebs. Ich denke dann auch: ich kann erst im Februar wieder zur Krebsvorsorge! Da muss ich doch vorher hin, wenn es ein Baby geben soll... Was ist, wenn ich vor Februar schwanger werde? Dann wurde es gar nicht kontrolliert! Aber ich kann doch gar nicht immer alles kontrollieren lassen

Leider schaffe ich es noch nicht, immer zu unterscheiden. Also, was ist real, was nicht.
Wann ist die Angst begründet, wann nicht!

Bzgl einer Sache, die ich schaffen will: ich werde zum Zahnarzt gehen und diesen Termin nicht wieder absagen. Und meinetwegen gehe ich auch zum Impfen. Das wird mir schwerfallen. Sollte es nämlich zu Impfmasern kommen, denke ich vermutlich an eine Symptomatik für eine HIV Erstinfektion

16.08.2015 23:20 • #58


Vergissmeinicht
Zitat von Icefalki:
Egal wie du es anpackst, Vertrauen lernst du nur, wenn du was riskierst. Egal, ob du dabei stirbst.



Liebe Conchi,

das ist ein wahrer und entscheidener Satz. Es wird nicht anders funktionieren.

17.08.2015 11:43 • #59


Icefalki
Ok, das ist jetzt aber ein Versprechen. Dein Zahnarzttermin. Um deine Impfung kümmern wir uns nach dem Zahnarzttermin.

Deine was wäre wenn Aussagen, ignoriere ich frecherweise.

Jetzt ist ein kleines Tun angesagt.

Und zur Therapeutin: sag das doch mal zu ihr. Du hast Angst davor, dass sie schimpft. Aber hast es trotzdem nicht gemacht. Ätsch . Seh es als kleine Herausforderung an,
Du machst mal nicht, was du tun sollst.

Ist zwar irrational, weil sie ja Recht hat, aber in deinem Fall stellst du dich mal bewusst deinem NEIN. Mit der Konsequenz, dass sie das als nicht förderlich empfindet, (hat sie recht), du aber mal nicht das liebe Kind bist. Ich hoffe, du verstehst den Sinn dahinter.


Und dann berichtest du von deinem Zahnarzttermin, den du trotz Angst wahrgenommen hast.

17.08.2015 17:49 • #60


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