MaedchenNr1
ich bin neu hier - habt bitte Nachsicht, wenn ich irgendetwas falsch mache.
Ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht so recht, wo ich anfangen soll.
Ich leide seit Jahren immer wieder unter Depressionen. Vor einigen Jahren wurde bei mir eine emotional instabile Persönlichkeitsstörung diagnostiziert - jedoch in verhältnismäßig schwacher Ausprägung. Auch Krankheitsangst war in meinem Leben schon seit Kindertagen immer wieder ein Problem, jedoch nie auch nur ansatzweise so massiv wie jetzt. Zudem hatte ich über Jahre (locker 10 Jahre) komplette Ruhe und die Ängste waren generell kaum ausgeprägt bis gar nicht da.
Ende letzten Jahres saß ich Abends auf der Couch und plötzlich bekam ich starkes Herzrasen. Das Herz schlug schnell und sehr kräftig. Nachdem das einige Minuten nicht wegging, bekam ich Panik und bat meinen Freund, mich ins Krankenhaus zu bringen. Dort hörte das Herzrasen kurz auf - ich entspannte mich schon - und dann ging es unvermittelt wieder los. EKG war ok, es wurde jedoch bei der Blutuntersuchung ein Kaliummangel festgestellt und das Herzrasen darauf geschoben. Zu allem Überfluss wollten die Ärzte unbedingt, dass ich über Nacht im Krankenhaus bleibe und erzählten mir in meiner Panik wenig einfühlsam, dass ich an einem Herzstillstand sterben könne, wenn ich nicht da bleibe (im Endeffekt hat in der kompletten Nacht kein Mensch auch nur einmal nach mir geschaut - so gefährlich kann es also eigentlich nicht gewesen sein). Am nächsten Morgen war der Kaliumwert nach Zugabe von Kalium am Abend vorher wieder ok und ich wurde entlassen.
Mit diesem Erlebnis hat eigentlich alles angefangen. Danach hatte ich unglaubliche Angst, dass irgendwas mit meinem Herz nicht stimmt oder ich wieder dieses Herzrasen bekomme. Weil die Angst nicht besser wurde, verschrieb mir mein Arzt Fluoxetin. Dieses Medikament hatte ich vorher über Jahre genommen und konnte es dann ca. ein halbes Jahr vor diesem Erlebnis absetzen, weil es mir über Monate richtig gut ging. Die Angst ging aber nicht weg - im Gegenteil, sie wurde schlimmer. Teilweise ohne Herzrasen, sondern einfach nur das Gefühl der allumfassenden Angst. Das ging so weit, als dass wir einen Urlaub, der wenige Wochen nach der Nacht im Krankenhaus geplant war, direkt am ersten Urlaubsabend wieder abbrechen mussten und wieder nach Hause gefahren sind. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt über 24 Stunden extreme Angst, Herzbeschwerden und depressive Symptome (hab nur noch geweint und war einfach nur fertig). Wir sind also aus dem Urlaubsort direkt nach Deutschland ins Krankenhaus gefahren und dort wurde ich wieder mal stationär aufgenommen. Die Ärztin in der Notaufnahme sagte mir, dass irgendetwas mit meinem EKG nicht stimme und das überprüft werden müsse - mehr nicht. Mit dieser Information war ich ca. zwei Tage allein, bis mir ein anderer Arzt sagte, die Notärztin habe sich da wohl vertan - die Kurven seien für Patienten mit Herzrasen nicht ungewöhnlich. Im Krankenhaus wurde ich auf Betablocker eingestellt. Außerdem wurde dort und im Folgenden ambulant mein Herz komplett untersucht und für absolut gesund befunden.
Jetzt könnte man meinen, alles gut. War es aber nicht. Die Angst blieb weiter da. Nur fokussierte sie sich nicht mehr auf das Herz - das war ja ok -, sondern jetzt kam der Gedanke auf, es könne ja ein Hirntumor sein. Ich konnte einfach nicht verstehen, dass ich von jetzt auf gleich plötzlich eine derart ausgeprägte Angststörung bekomme, die es vorher maximal in kleinen Ansätzen gab (das ist auch nach wie vor mein Problem - ich kann einfach nicht richtig glauben, dass es wirklich nur psychisch ist). In der Folge wurden die Ängste binnen Tagen derart massiv, als dass mein Hausarzt mir eine Einweisung in eine Psychiatrie gab und ich mich dort aufnehmen lies. Parallel dazu wurde ein MRT veranlasst, damit man mir beweisen konnte, dass in meinem Hirn nichts ist und um halt auch tatsächlich alles auszuschließen, was diese Symptome auslösen könnte.
In der Klinik ging es mir innerhalb weniger Tage deutlich besser - zum einen war das MRT positiv verlaufen und irgendwie gewann ich auch wieder an Sicherheit, gesund zu sein. So wurde ich nach einer Woche Krisenintervention wieder entlassen.
Ich nahm noch ein paar Therapiestunden (aus eigener Tasche, weil meine Langzeittherapie wegen der Borderline Störung wenige Wochen vorher ausgelaufen war) und mir ging es danach wirklich wieder ganz ok.
Leider ist die Angst seit zwei Monaten wieder da. Und sie fokussiert sich immer genau auf das, was gerade an Symptomen zu finden ist. Erst hatte ich mir beim Sport eine Muskelverletzung zugezogen - in meiner Realität waren die Schmerzen im Bein jedoch deutliche Anzeichen einer Thrombose. Weder ein Bluttest, noch die Versicherung dreier Ärzte konnten mich beruhigen, erst ein aufwendiger Ultraschall vom Bein, der die Thrombose zu 100 % ausschloss, machte mich wieder ruhig. Danach fiel mir plötzlich auf, dass ich auf einem Auge einen Fleck im Sichtfeld habe, der Buchstaben beim Lesen verdeckt. Dann ging es wieder los: Google, Panik, warten auf den Arzttermin, Arzt fand nichts, Beruhigung. Einige Tage danach kam wieder der Gedanke, dass die Sehstörung vielleicht doch ein Anzeichen für einen Tumor sei - plötzlich fiel mir auch auf, dass ich auf Displays ganz schnell Schwierigkeiten mit dem Sehen bekommen. Die Buchstaben werden unschärfer und irgendwie ist es anstrengend für das Auge. Je mehr ich darauf achte, um so mehr denke ich auch, das ich plötzlich Buchstaben überlese - Wörter öfter auf den ersten Blick falsch lese als früher. Dann fiel mir auf, dass ich Wortfindungsstörungen habe (ich habe meinen Freund gefragt - der sagt, ihm würde nichts dergleichen auffallen) - je mehr ich mich auf dieses Symtom konzentriere, umso häufiger fehlen mir Worte und ich werde immer panischer - denke, ich habe Alzheimer, einen Tumor, MS oder was weiß ich sonst noch. Jetzt denke ich, der Tumor könnte ja sein, weil das MRT ja jetzt schon wieder ein halbes Jahr her ist
Mich macht das alles so fertig, ich kann irgendwie nicht mehr. Und ich merke auch, dass es meine Beziehung belastet - mein Partner ist mit jedem Aufenthalt in irgendeiner Notaufnahme mehr genervt und das fördert dann zusätzlich auch noch die Borderline-typischen Verlustängste.
Ich weiß wirklich nicht mehr, was ich machen soll - ich glaube, diese ganzen körperlichen Symtome haben viel mit Stress, der durch die Krankheitsangst entsteht, zu tun. Aber ich kann es nicht abstellen. Eine Therapie bekomme ich erst in zwei Jahren wieder finanziert, sagt die Krankenkasse und ein weiterer Klinikaufenthalt würde dieses entstandene Trauma Kliniken und Krankenhaus nur noch mehr verstärken.
Jedes Mal, wenn ich eine Krankheit ausgeschlossen habe, bekomme ich vor einer neuen Angst und ich ertrage diese ständige Angst nicht mehr. Ich kann doch aber auch nicht ständig irgendwelche Beruhigungstabletten nehmen und vor SSRI habe ich seit der Erfahrung mit Fluoxetin unglaubliche Angst.
Wie schafft ihr es, mit diesen Ängsten umzugehen und kennt ihr das auch in dieser Form?
Ich weiß, ich hab viel zu viel geschrieben, aber ich wusste nicht, wie ich es kürzer fassen sollte...
Liebe Grüße,
MaedchenNr1
20.07.2015 18:14 • • 21.07.2015 #1