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Hallo,


kurz zu meiner Person: vor ca. 15 Jahren wurde bei mir eine Angststörung diagnostiziert, wobei sich meine Ängste vorwiegend auf medizinischen Problemen bezogen. Ich werde seitdem medikamentös behandelt und hatte meine Ängste recht gut im Griff.


Leider habe ich im Vorjahr die Diagnose Morbus Waldenström erhalten, eine indolente Form des Non-Hodgkin-Lymphoms, bei der entartete B-Zellen das Knochenmark infiltrieren und große Mengen eines Eiweißes namens Immunglobulin M (IgM) produziert. Heilbar ist diese Krebserkrankung nicht, aber prinzipiell recht gut behandelbar.


Jetzt zu meinem Problem; die Kontrolluntersuchungen der letzten 7 Monate waren sehr ermutigend, die Ärzte mit den Laborwerten immer sehr zufrieden. Die Probleme, die ich vor der Behandlung hatte (Schwindel, Schwäche auf Grund der Anämie) waren schnell weg und ich habe mich mit meiner Situation recht gut arrangiert. Zur letzten Kontrolluntersuchung bin ich auch bestens gelaunt gegangen, da es mir ausgezeichnet gegangen ist. Auf die erste Frage des Arztes, wie es mir geht, habe ich auch geantwortet: „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, ich bin gesund!“. Antwort des Arztes war sinngemäß, dass sich das auch mit den neuesten Blutwerten deckt; er bezeichnete die Werte sogar wortwörtlich als super (ein Begriff, den ein Onkologe/Hämatologe sicher nicht unbegründet verwendet). Lediglich ein Wert sei gestiegen, da brauche ich mir keine Sorgen machen, der wird seiner Meinung nach bei der nächsten Kontrolluntersuchung wieder sinken bzw. unterliegt bei meiner Form der Erkrankung auch leichten Schwankungen (Dr. Google sagt prinzipiell das Gleiche).


Leider war das Wissen um den angestiegenen Wert für mich als Angstpatienten verheerend; schon beim Heimfahren aus der Klinik fing das Grübeln und Zweifeln an. Seit knapp zwei Monaten habe ich Angstattacken, Schwindel, Müdigkeit und körperliche Schwäche, die stärker werden, je näher der Kontrolltermin rückt.
Alle signifikanten Laborwerte sagen aus, dass diese Symptome nicht von meiner Krebserkrankung kommen können, trotzdem dreht sich bei mir im Kopf alles um dieses Thema. Beim Gedanken an die nächste Kontrolluntersuchung drehe ich fast durch vor Angst.


Haltet ihr es für möglich, dass das Wissen um einen gestiegenen Blutwert, der laut Arzt noch überhaupt kein Anlass zur Sorge ist (alle anderen Werte haben sich seit Behandlungsbeginn bestens entwickelt, so wie dieser leicht gestiegene Wert eigentlich bis jetzt auch) schon als Trigger gereicht hat, um in eine extreme Angststörungsphase zu kommen, die eben die Symptome wie Angstattacken, Schwindel, Müdigkeit und körperliche Schwäche auslöst?


Die Zeit bis zur nächsten Kontrolluntersuchung und die Angst, was dabei rauskommen könnte, treiben mich fast in den Wahnsinn.


Liebe Grüße

10.09.2025 10:49 • 12.09.2025 #1


8 Antworten ↓


Zitat von Alysst1:
schon als Trigger gereicht hat, um in eine extreme Angststörungsphase zu kommen, die eben die Symptome wie Angstattacken, Schwindel, Müdigkeit und körperliche Schwäche auslöst?

Klar. Dein Kopf spielt alle Szenarien durch.
Ich habe zB Angst vor allen Arztbesuchen, es geht noch nicht mal um Krankheiten genau, es ist einfach diese Angst.

Die schlimmste Zeit sind die Tage davor. Bauchschmerzen und aufgeregt. Es nervt so unheimlich.

Sobald ich aus der Tür raus bin, ist es 50 % besser, bin ich dort, ist alles okay.

Ich kann Dir leider keinen Ratschlag geben … Einmal musste ich weinen, weil es Zuviel war. Die Arzthelferinnen waren super lieb

A


Angst vor der nächsten Kontrolluntersuchung

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Oh ja, das ist sogar sehr wahrscheinlich.

Versuche das mal zu Ende zu denken, da geht zwar nicht die Angst weg, aber die Gedankenkreise könnten aufhören, wenn du weißt, was im Fall, wenn der Wert Behandlung erfordert, auf dich zukommt.

Die Krankheit verläuft ja chronisch, nicht akut, sehr langsam, symptomarm, schmerzarm und erfordert erst nach längerer Zeit eine Behandlung und das Wichtigste, es verkürzt meist nicht die Lebenserwartung.
Behandlung wäre dann wahrscheinlich eine Chemotherapie und neuerdings so Medikamente, die ein Fortschreiten der Krankheit eindämmen.

Das Problem ist dabei, dass der Schwerpunkt im Abwarten liegt, bis Entzündungen auftreten und erst dann behandelt wird.
Das geht natürlich an die psychische Substanz und löst solche psychosomatischen Symptome aus, die auch den Krankheitssymptomen entsprechen.

Wenn du das alles weißt, fällt es dir hoffentlich leichter damit zu Leben.

Interessant wäre vielleicht noch, dass meine Frau an einer Chronisch inflammatorische demyelinisierende Polyneuropathie (CIDP) leidet und mit dem was dein Körper zu viel produziert (Immunglobulin) über Infusionen behandelt wird, um diese aufzuhalten.

Hallo,
behandelt werde ich seit etwa 9 Monaten medikamentös mit einem sg. BTK-Inhibitor (Zanubrutinib), Das scheint ja nach Aussagen der Ärzte auch gut zu wirken. Schließlich sind meine Beschwerden auch schnell weg gewesen.

Seit ich aber von dem einem gestiegenen Wert erfahren habe, hat meine Angststörung wieder voll zugeschlagen und ich habe mit den eingangs erwähnten Symptomen zu kämpfen.

Zitat von Alysst1:
Leider war das Wissen um den angestiegenen Wert für mich als Angstpatiente


Ich kenne mich jetzt nicht mit deiner Diagnose aus, verstehe aber, was du gerade fühlst. Ich bekam vor 2 Jahren Brustkrebs, alles ist soweit gut, allerdings habe ich vor jeder Untersuchung auch Angst.

Und wehe, da würde man auch über eine Unregelmäßigkeit reden.

Tatsache ist, bei schwierigen Diagnosen wird man IMMER Ängste vor negativen Ergebnisse haben, das ist auch vollkommen normal.


Zitat von Alysst1:
laut Arzt noch überhaupt kein Anlass zur Sorge is


Diese Aussage ist wichtig. Und wichtig ist auch, dass! man eine Erkrankung hat. Die Diagnose steht. Und nun kommt meiner Meinung nach etwas, daran denkt man nicht so schnell:

Wenn die Diagnose erstmals steht, man sich unter regelmäßiger ärztlichen Kontrolle befinden, hat man deutlich bessere Karten, als derjenige, dessen Krebs sich noch verbirgt, oder nicht erkannt ist.

Verstehst du, was ich meine?

Ich war letztens beim Radiologen, muss da einmal im Jahr die Mammographie durchführen lassen. Ich sagte ihm, dass ich den ganzen Mist einfach verdränge, natürlich vor jeder Nachuntersuchung Schiss hätte. Er meinte nur: Ja, verdrängen sie das, sie haben ja uns Ärzte.

Und wenn dein Arzt keinen Grund zur Sorge hat, dann belaste deinen Körper nicht mit Negativität. Wenn es Grund zum Handeln gibt, dann weiss der Arzt, was zu tun ist.

Und deswegen gilt jetzt für dich : Kein Grund zur Sorge.

Danke für die aufmunternden Worte.

Ich habe den Arzt ja gleich gefragt, ob ich mir Sorgen machen muss; er hat gesagt, dass er sich wegen des einen gestiegenen Werts keine Sorgen macht und davon ausgeht, dass der Wert bei der nächsten Untersuchung wieder sinken wird. Alle anderen Werte wären ja auch top und entwickeln sich bestens.

Für einen normalen Menschen würde so eine Aussage wahrscheinlich reichen. Durch meine Angststörung rechne ich natürlich mit dem Schlimmsten und habe dadurch mit den erwähnten Beschwerden zu kämpfen. Ein ewiger Teufelskreis.

Hallo,
tut mir leid dass du eine solche Diagnose erhalten hast.
Ich stelle mir vor dass es mit dem Gefühl von Hilflosigkeit einher geht, wenn man einfach nicht viel tun kann und dem Verlauf der Erkrankungen nur „zusehen“ kann .. Ich denke aber schon dass es vielleicht auch Auftrieb geben könnte um seine Gesundheit zu stärken . Vielleicht kannst du ergänzend zu deiner Behandlung was tun um diese Ohnmacht zu überwinden ? Es gibt soviel Bücher zu Lymphomen , Berichte von Langzeit remissiomem etc… Viel Gemüse ( alles was man finden kann , viel grünzeug .. den sch. ( Weißmehl , Zucker , schlechtes Fleisch streichen etc) in den Wald laufen gehen usw. .. Ich glaube nur dass man irgendwas tun sollte um nicht in Sorgen zu zergehen sondern ein wenig Verantwortung für seine Gesundheit zu übernehmen . Der Arzt ist nicht für deine Gesundheit verantwortlich, in erster Linie ist es jeder selbst. Der Arzt kann beraten , begleiten und unterstützen aber das war’s auch schon.
Buchtipp unter anderem:
Dr Nasha Winters : Krebs ohne Chance.. es gibt aber viele .. Geht immer mehr um
Lifestyle Faktoren ,die in den Fokus treten und an denen wir jederzeit einiges optimieren können ..
Alles Gute für dich

Guten Morgen,
Prinzipiell soll die Erkrankung ja gut behandelbar sein. Mein Arzt hat auch gemeint, dass man damit auch alt werden kann.
Als Angstpatient hört man halt so in seinen Körper, dass jede Änderung gleich die Ängste noch verstärkt

@Alysst1
Ja das stimmt und ich glaube nur Betroffene können da wirklich mitfühlen. Ich wollte nur deutlich machen dass man immer etwas für einen gesunden Körper tun kann , man kann immer Hebel in Bewegung setzen, auch mit solchen Diagnosen.




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