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hallo zusammen,

bin ganz neu hier im forum und habe gleich mal eine frage.
leide seit plötzlichen tod meines ersten hundes vor zwei wochen wieder
an panikattacken.

dabei habe ich festgestellt, dass ich immer panikattacken hatte, wenn ich
jemanden verloren habe. beim ersten mal war es nach einer fehlgeburt 1999.
ich war zum ersten (und letzten) mal schwanger.
die angst ging jedoch irgendwann einfach wieder fort.

dann vor zwei jahren. meine mutter war unheilbar krank und ihre sinne und
körperfunktionen entglitten ihr immer mehr. irgendwann hab ich wohl realisiert,
dass ich sie verlieren würde. sie selbst hatte genauso große angst davor.
(inzwischen existiert sie noch, aber leben kann man das nicht nennen.)
jedenfalls hatte ich zu dem zeitpunkt, als klar war, dass sie ein pflegefall
ohne hirnfunktionen werden würde, panikattacken.
auch hier ging die angst nach ein paar therapeutenbesuchen fort.

der irrsinnige anspruch, mich permanent um sie zu kümmern und die permanenten gedanken an sie,
mein mit-leiden und aufreiben hat mich vor wochen zum burnout geführt.
ich war gerade dabei, mich davon zu erholen, als mein geliebter hund starb. nun bin ich wieder da, panik...

da fällt mir dieses muster ein: verlustangst, panik bei verlusten.

ist es wichtig, diese ursache oder so ein muster zu erkennen?
ich möchte diesmal nicht darauf warten, ob die panik von alleine wieder geht.
ich möchte gerne an mir arbeiten, da ich es zeitweise auch überhaupt nicht
mit mir aushalte bzw. nicht alltags- geschweige denn berufstauglich bin.
ich möchte ins leben zurück, so schnell wie möglich.

was fange ich mit der kenntnis über die ursache an?

19.11.2009 21:45 • 20.11.2009 #1


4 Antworten ↓


Christina
Zitat von rumo:
ist es wichtig, diese ursache oder so ein muster zu erkennen?
Jein. Um mit den Symptomen klar zu kommen, sind die Ursachen egal. Sie zu kennen, kann aber helfen, einen Rückfall zu verhindern. Eine Panikstörung bricht gerne unter Stress aus oder kommt bei Stress wieder, dabei ist es erstmal egal, welcher Art der Stress ist. Es könnte sogar positiver Stress sein, wie die Geburt eines Kindes, ein Umzug, der Start ins Berufsleben. Was wirklich die Panik auslöst, ist dann gar nicht mal die Situation selbst im Sinne einer Ursache, sondern wie man damit umgeht. Es scheint ja so offensichtlich, in deiner Situation Panik zu bekommen - dennoch wäre Trauer wahrscheinlich das angemessenere oder für dich gesündere Gefühl gewesen. Überhaupt ist das bei Verlusten so - eigentlich sind sie zu betrauern... Aber da fällt mir diese angsttypische Formulierung auf:
Zitat von rumo:
der irrsinnige anspruch, mich permanent um sie zu kümmern
Irrsinnige Ansprüche, Perfektionismus, Leistungen, die man beim besten Willen nicht erbringen kann - das alles löst Angst aus, um so mehr, wenn noch irrationale (aber menschlich verständliche), halbbewusste Phantasien dazu kommen, man könnte die Katastrophe, den Verlust verhindern, wenn man nur gut genug ist, keine Fehler macht, keine Pause einlegt.

Außer bekämpfenswerten Ursachen kann die Angst auch eine Funktion haben, v.a. bei Menschen, die geflissentlich alle Überforderungssignale bei sich selbst ignorieren und meinen, sie müssten mit privaten Katastrophen souverän umgehen können. Gerade Letzteres kann niemand - und muss es auch m.E. nicht.
Zitat von rumo:
ich möchte ins leben zurück, so schnell wie möglich.
Bist du sicher? Klar willst du die Angst loswerden, dich wieder auf dich verlassen können, lebens- und arbeitsfähig sein etc. Aber wenn das automatisch bedeutet, deine Gefühle, z.B. deine Trauer, gering zu schätzen, dich wieder zu überfordern etc., dann sorgst du u.U. besser für dich, wenn du ängstlich zu Hause sitzt. Und wenn du dir wegen der Angst nun vornimmst, besser und fürsorglicher mit dir umzugehen, kann es sein, dass dein Unbewusstes dir nicht glaubt (*In dieser Hinsicht bin ich stark von der Psychoanalyse beeinflusst und der Überzeugung, dass sie in diesem Punkt zumindest Recht hat.*)...

Worauf ich hinaus will, ist, dass bei der Ursache weniger die Verluste oder die Angst davor eine Rolle spielen, sondern deine - von mir hier unterstellte - Lebenserfahrung, dass bei solchen schlimmen Ereignissen kein Platz für dich und deine Gefühle ist. Und dann wäre es natürlich wichtig, künftig anders mit dir umzugehen. Das wird dir aber trotzdem nicht den verhaltenstherapeutischen Umgang mit der Angst ersparen, wonach du letzten Endes auch die Konfrontation mit der Angst üben musst.

Liebe Grüße
Christina

20.11.2009 01:02 • #2


A


Wie wichtig ist die kenntnis der ursache bei panikattacken?

x 3


G
Ich stimme Christina in allen Punkten zu....

Besser hätte ich es nicht schreiben können...

Alles Gute für Dich !

LG
Gabi

20.11.2009 09:31 • #3


Sunray
In dem Punkt, die Ursache zu erkennen, kann ich euch nur teilweise zustimmen. Denn es kommt ganz darauf an, durch was die Symptome ausgedrückt werden. Also welche Form von Angst vorliegt.

Ich erzähle euch dazu mal folgendes Beispiel:

Eine Bekannte von mir hatte ständig das Symptom Schwindel und die damit verbundene Angst umzufallen. Sie machte eine Verhaltenstherapie, aber es wurde nur teilweise besser. Irgendwann gab ihr jemand den Tipp, dass sie herausfinden müsste, was dieses Symptom auslöst und damit die verbundene Angst vor dem Umfallen. Sie sollte demnach die Ursache ausfindig machen und auf ihre Gedanken hören, um sich eventuell daran zu erinnern.

Sie fand heraus, dass sie vor sehr langer Zeit einmal einen Bericht in einer Zeitung gelesen hatte, von einer Frau, die an Aids erkrankt war. Diese Frau erfuhr von ihrer Krankheit, als sie eines Tages plötzlich in Ohnmacht fiel. Nie zuvor wurde in ihrem Blut etwas festgestellt.

Dann erinnerte sich meine Bekannte weiter zurück. Immer wenn sie zum Arzt ging, hoffte sie, dass alles mit ihr ok wäre, aber selbst wenn ihr der Arzt bestätigte, dass ihr Blut in Ordnung wäre, hatte sie einen Hintergedanken: Vielleicht habe ich aber Aids und die Ärzte können es einfach nicht feststellen, weil es noch nicht richtig ausgebrochen ist.

Diese Gedanken schleppte sie fast 10 Jahre mit sich herum, seitdem sie ihrem Freund einmal fremd gegangen war und fest davon überzeugt war, dass der One-Night-Stand an Aids erkrankt war.
Sie getraute sich jedoch nie einen Test zu machen, aus Angst ihr Alptraum würde wahr werden.

10 Jahre später lernte sie ihren jetzigen Freund kennen, dem sie von ihrem Problem zum ersten Mal erzählte. Niemand sonst wusste davon. Er redete so lange auf sie ein, bis sie mit ihm zusammen diesen Aids-test machte. Es kam heraus, dass sie negativ war und sie sich 10 Jahre umsonst mit schrecklichen Gedanken herumquälte.

Von einem tag auf den anderen verschwand ihr Schwindel und gleichzeitig ihre Angst vor dem Umfallen. Sie hatte ab diesem Tag ihre Angst vollständig besiegt.

Damit wollte ich euch nur sagen, dass man zunächst auf alle Fälle versuchen sollte eine mögliche Ursache zu finden und damit abzuschließen, denn siehe dem obrigen Beispiel gibt es auch dadurch die Chance die Angst zu besiegen.

20.11.2009 10:13 • #4


G
Huhu,

jo, das kann sein, ich denke es kommt immer auf den Einzelfall an.

Bei mir kann man z.B. gar nicht feststellen, was nun wohl der Ursprung war - das kann sogar vorgeburtlich schon passieren (ich wurde als Geschwür behandelt ) - meine Mutter hatte nur Angst in der Schwangerschaft, dass mit mir was passiert wäre (gab damals ja noch keinen Ultraschall).

Bei manchen passiert soviel - auch unbewusst.

Auf den Grund gehen kann man ja versuchen und das macht ja auch eine Therapie - nicht umsonst muss man da oft Fragebögen ausfüllen und eben viel erzählen.

LG
Gabi

20.11.2009 10:48 • #5





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