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O
Hallo liebe Leidensgenossen,

ich werd noch wahnsinnig: seit 2010 habe ich Panikattacken mit Atemnot in Form von einem starken Druckgefühl im Brustbereich. Das ist auch das einzige Symptom, was mir total zu schaffen macht. Dass mein Herz hämmert, als würde es jeden Moment aus der Brust springen, macht mir überhaupt nix aus und ist für mich in Panikmomenten auch absolut logisch. Aber diesen furchtbaren Druck auf der Brust, der mich am Einatmen hindert, kann ich einfach nicht aushalten. Ich habe schon jedes Buch über Angst und PAs gelesen, mache seit knapp einem Jahr eine Verhaltenstherapie und lese auch viel im Internet (v.a. hier im Forum) über die Erfahrungen von anderen Betroffenen. Aber nichts konnte mir bisher helfen.

Mein Hauptproblem ist, dass ich nicht alleine sein kann. Nicht Zuhause. Nicht im Büro. Nicht draußen. Wirklich nirgends! Wenn ich alleine bin, denke ich dann gleich darüber nach, was ich tun soll, wenn auf einmal diese Atemnot kommt. Was, wenn ich dieses Mal doch daran ersticke? Und niemand ist in der Nähe, der mit helfen kann... Und ich brauche euch ja nicht zu sagen, dass dann tatsächlich die Atemnot kommt. Und nein, in drei Jahren bin ich daran noch nicht erstickt. Aber ich kann mir das in den betreffenden Situationen einfach nicht bewusst machen. Ablenkung bringt leider nix. Es wird erst besser, wenn ich sofort meinen Freund nach Hause bitte, bzw. zu meinen Nachbarn gehe...
Aber das Kuriose an der ganzen Geschichte ist, dass es durchaus Tage gibt, an denen ich gar keine Probleme habe. Da denke ich nichtmal daran, dass ich Probleme mit der Atmung bekommen könnte. An diesen Tage freue ich mir dann ein Loch in den Bauch, weil mir bewusst wird, dass ich es problemlos durchgestanden habe, alleine Zuhause gewesen zu sein. Und damit geht natürlich auch die Hoffnung einher, geheilt zu sein. Und dann kommt's beim nächsten Mal aber wieder knüppeldick Mein schönes Erfolgserlebnis ist also wieder dahin. So langsam beschleicht mich das Gefühl, dass dieser Mist bei mir nie mehr weggeht.

Habt ihr vielleicht irgendwelche Tipps für mich, wie ich solche Situationen bewältigen kann, ohne mir gleich Hilfe bei anderen Leuten zu holen?

Schonmal vielen Dank für eure Antworten =}
Alex(andra)

01.04.2013 20:41 • 04.04.2013 #1


13 Antworten ↓


M
Hallo,
Hast du es schon mal mit Entspannungstechniken und Atemübungen versucht? Was auch helfen kann, ist irgendetwas ganz anderes zu machen, also z.B. schnell um den Block gehen, ein Kreuzworträtsel lösen oder Sport machen. Jemanden anrufen und mit der Person über etwas anderes als die Angst reden, kann auch helfen. Etwas essen und trinken kann auch hilfreich sein, auch wenn das in der Situation sehr schwer fällt.

01.04.2013 21:15 • #2


A


Warum kann ich meine PAs nicht aushalten?

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G
Hey Alex,

wie alt bist du?

Hast du schon mal daran gedacht, deine Problemtage in einem Kalender festzuhalten? Das könnte dir einen Überblick darüber verschaffen, ob deine Symptome einer Uhr folgen ... das ist sehr wichtig, um ein Muster erkennen zu können.

01.04.2013 21:25 • #3


O
@ muffin: Also Sport oder schnell um den Block gehen funktioniert bei mir leider überhaupt nicht, weil körperliche Anstrengung (wie z. B. Treppensteigen) die Atemnot überhaupt erst auslöst. Ich konnte es gar nicht glauben, wie viele Leute hier extra etwas Anstrengendes machen, nur um ihre Atmung zu normalisieren - und ich muss mich im Fitnessstudio und vor meiner Wohnungstür total zusammenreißen, damit ich nicht anfange, zu hyperventilieren
Aber das mit dem Kreuzworträtsel werde ich mal versuchen

@Gina68: Ich bin 26 Jahre alt. Hmm, nein, bisher noch nicht - aber das probier ich mal!

02.04.2013 10:58 • #4


HeikoEN
Werden denn die Angstsymptome allgemein MEHR (also nicht nur Atemnot) unter körperlicher Anstrengung?

Wenn ja, dann ist Dein Nervensystem so gereizt und überlastet, dass der Körper es nicht zulassen kann.

Du bist ja noch relativ jung.

Mit Deinem Therapeuten mal nachgeforscht, warum die Angst noch da sein könnte?

Klassische Frage, was war in der Kindheit los?

02.04.2013 14:41 • #5


C
hallo alexandra du hast dir deine angst über einen langen zeitraum antrainiert und tief in deinem unterbewusstsein verankert. zum einen gibt es viele methoden, um diese muster wieder zu verlernen und zum anderen kannst du dich ja mal fragen, was dir denn in einem leben die luft wegnimmt.

02.04.2013 14:56 • #6


O
@ HeikoEN: Nein, ich hab tatsächlich nur die Atemnot (klar, das Herzchen schlägt auch schneller, aber das soll es bei Anstrengung ja auch). Anfangs hab ich ja noch gedacht, dass mir einfach die Ausdauer fehlt und ich hab damals ja auch noch geraucht. Aber kein Mensch bekommt halbe Erstickungsanfälle, nur weil er zwei Etagen die Treppen hochläuft - und selbst wenn doch, dann sollte sich doch wenigstens eine leichte Verbesserung der Kondition einstellen Aber nö. Und genau so geht's mir auch in Ruhezuständen, wenn ich alleine bin.
Meine Kindheit? -Die war nicht so prall. hier ein kurzer Zusammenschnitt: meine Mutter war wegen Panikattacken Alk. (sie war nie besoffen, immer nur betäubt), oft hat sie mich und meinen jüngeren Bruder nachts alleine gelassen, mit 14 wurde ich von meinem Nachbar sexuell Missbraucht und als ich 17 war, ist mein Freund gestorben, mit dem ich drei Jahre zusammen war. Aber wenn meine Kindheit/Jugen daran Schuld haben soll, frage ich mich nur, warum ich meine erste PA erst mit 23 hatte?
Die Therapeutin sagt nur, dass ich mich überwinden und die Angst aushalten muss.

@cleo84: Ja, so hat es mir die Therapeutin auch erklärt. Aber leider hat sie mir nur eine Methode zum Verlernen angeboten: die Holzhammer-Methode, für die ich einfach viel zu sehr Weichei bin =\

02.04.2013 20:01 • #7


M
Hm, es ist normal, dass das Atmen bei körperlicher Anstrngung schwerer fällt. Das Problem, das ich selbst auch gut kenne, ist, dass man dann zu sehr darauf achtet, Angst bekommt und damit das Atmen noch schwerer fällt.
Ich würde vielleicht auch keinen Sport in einer akuten Paniksituation machen, sondern wenn es dir gerade besser geht.
Wenn du dich zu Hause besser fühlst, könntest du dir z.B. einen Hometrainer zulegen. Der Grund, warum Sport hilft, ist anscheinend, dass dabei Stresshormone abgebaut werden!
Kann es sein, dass du deinen Körper sehr lange geschont hast und deswegen so schnell außer Atem bist? War bei mir in abgeschwächter Form so...
Es kann gut sein, dass die schlimmen Erfahrungen deiner Kindheit/Jugend erst jetzt herauskommen. Vielleicht gab es in deinem Leben irgendeinen Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte. So war es bei mir damals...

03.04.2013 11:27 • #8


H
Hallo Alex,
Ich fühle mit dir! Mir geht es ähnlich wie dir. Ich habe auch Panikattacken und das auch meistens, wenn ich alleine bin. Mir kann da aber nur mein Freund helfen, ansonsten vertraue ich da keinen so sehr wie ihm... Meine Therapeutin möchte jetzt, dass ich opipramol nehme. Das soll die Angstzustände hemmen. Grundsätzlich bin ich total gegen Medikamente, aber mittlerweile habe ich einen Punkt erreicht, an dem ich nicht mehr alleine aus dem Haus gehen kann. Da muss ich wohl oder übel die Tabletten nehmen. Wäre das vielleicht auch eine Lösung für dich? Wenn dir die Tabletten die Angst nehmen, kannst du alleine deinen Alltag bewältigen, bis du so viel Selbstvertrauen hast, dass du die Tabletten wieder absetzen kannst und keine Angst mehr hast, alleine zu sein.
Du hast ja ganz schön viel mit gemacht in deinen Leben und irgendwann will dein Kopf das alles verarbeiten. Panik hat etwas mit Druck Unterdrückter Wut zu tun. Da ist irgendwas in dir, was unbedingt raus möchte und verarbeitet werden will.
Bei mir ist es ähnlich, ich musste auch schon einiges mitmachen, jetzt bin ich 25 Jahre alt und es kommt alles raus...
Ich drücke dir ganz fest die Daumen, dass alles wieder gut wird! Wir dürfen nie aufgeben, das alles ist kein Hexenwerk und es haben schon so viele geschafft, aus diesem Kreislauf aufzubrechen. Und Alex, schau mal, was du schon alles geschafft und über standen hast! Da schaffst du die Panik auch!

03.04.2013 19:04 • #9


O
@ muffin: Ja, das hab ich wirklich... Seit ich meinen Führerschein habe, bin ich nicht mal mehr die 50 Meter bis zum nächsten Zig. gelaufen Deshalb hatte es mich anfangs auch gar nicht gewundert, dass ich so schnell außer Atem war, wenn ich ein paar Stufen laufen musste. Aber irgendwann hat sich meine Atmung nicht mehr normalisiert und ~schwupps~ schon hatte ich meine erste Panikattacke. Und ab diesem Zeitpunkt habe ich Treppen - so gut es ging - vermieden und wenn ich keine andere Möglichkeit hatte, bin ich sie nur ganz langsam hinaufgestiegen. Und mit meiner Therapeutin habe ich das immer wieder geübt und es ist auch etwas besser geworden, aber weg ist es leider immer noch nicht.


@ her Dudeness:
Mir hilft es auch am besten, wenn mein Freund da ist Aber mit der Zeit habe ich zum Glück auch noch andere Menschen in der Nachbarschaft und im Kollegenkreis gefunden, denen ich es zutrauen würde, mir zu helfen, wenn ich Panik bekomme. Zum Glück. Mir tut es für meinen Freund so leid, dass er öfter früher nach hause kommen muss, wenn er mit Kumpels unterwegs ist, oder manche Sachen überhaupt nicht machen kann (z. B. Junggesellenabschied von seinem Kumpel in Düsseldorf feiern), weil ich nicht oder nur schwer alleine bleiben kann.

Welche Symptome hast du denn, wenn du Panik bekommst?

Also ich nehme z. Zt. Citalopram 30 mg, die mir aber nur wenig helfen. Aber wenn ich wieder zu meinem Neurologen muss, werde ich ihn mal fragen, ob diese Tabletten nicht auch was für mich wären. Vielen Dank für den Tipp!

03.04.2013 20:24 • #10


H
Für meinen Freund ist es auch schwer. Er kommt oft später zur Arbeit (Gott sei dank hat er gleitzeit) wenn er mich irgendwohin begleitet, oder wir müssen von einer Feier früher wegen mir gehen... Bist du oder dein Freund dann auch immer so in Erklärungsnot? Man muss ja irgendeine Begründung liefern, weshalb man früher geht oder gar nicht kommt. Ich kann ja nicht jedem erzählen, dass ich eine Angststörung habe. Viele können damit ja gar nichts anfangen... Ich hab ein ganz schlechtes Gewissen, dass er im Prinzip genau so leiden muss wie ich, aber er versucht mich immer aufzumuntern und gibt mir richtig Halt.
Ich finds toll, dass du dich da mehreren Leuten anvertraut hast, so hast du viel mehr Unterstützung!
Heute mittag wollte ich alleine zu einem Briefkasten gehen, weil ich dringend einen Brief weg schicken muss. Auf halben weg habe ich dann Herzrasen und ganz weiche Beine bekommen. Dazu kommt dann ganz furchtbares Zittern. Wenn es richtig schlimm wird, Kriege ich auch Atemnot und meine Brust fühlt sich ganz eng an, so wie bei dir. Und ich bekomme ziemlich dollen schwindel. So läuft bei mir Panik ab. hast du denn noch weitere Symptome? Hab auf halben weg meine Briefkastenaktion abgebrochen und bin ganz verzweifelt nach Hause. Jetzt bin ich mit meinem Freund nochmal hin und es hat geklappt. Bis auf puddingbeine war alles in Ordnung. Die Tabletten bekomme ich nächste Woche und werde sie dann zum ersten mal einnehmen, wenn du magst, kann ich dir ja berichten, wie sie wirken.
Wirst du von deinen Tabletten müde? Da hab ich ziemlich Angst vor, dass die mich noch mehr aus dem leben werfen...
Ach und wegen dem Junggesellenabschied in Düsseldorf mach dir keine sorgen, hier bei uns in Köln feiert man viel besser, da hat er in Düsseldorf nichts verpasst

03.04.2013 20:44 • #11


M
Ok, wenn das so stark bei dir ist, würde ich nicht gleich mit Sport anfangen, sondern mit was weniger anstrengendem. Vielleicht irgendwas, das du zu Hause machen kannst oder mit jemandem zusammen (z.B. spazieren gehen). Und halt nicht in einer akuten Paniksituation. Das hilft sicher. Wenn du das nicht machst, werden die Panikattacken nicht besser werden bzw. verschwinden! Ich habe es auch nicht geglaubt, aber mir hat Bewegung total viel geholfen!
Und das, was du da mit deinem Freund beschreibst, kenne ich auch sehr gut. Bei mir war das auch in abgeschwächter Form so. Pass aber gut auf, dass es ihm nicht zu viel wird und er sowas wie dein zweiter Therapeut wird. Das ist nicht gut und auch nicht gesund!

03.04.2013 20:48 • #12


O
@ her Dudeness: Hahaha.... Köln und Düsseldorf sind sich nicht so grün, gell?

Hmm, ich bin zwar schon oft müde, aber nicht schläfrig. Ich kann dir aber auch nicht sagen, ob das von den Tabletten kommt oder von meinem unruhigen Schlaf... Meine Mutter muss die Tabletten auch nehmen und sie ist immer fit wie ein Turnschuh

Wenn wir wegen mir weg müssen, sagt mein Freund eigentlich nur, dass es mir nicht gut geht (und so isses ja auch). Aber ich muss sagen, dass ich mich dann sehr oft schäme. Die meisten wissen ja, was mit mir nicht stimmt und ich bin mir sicher, dass einige insgeheim denken, dass ich nicht ganz dicht bin...

@muffin: Okay, das werde ich gleich mal beherzigen und ab morgen mit kurzen Spaziergängen beginnen (in der Hoffnung, dass die Temperaturen ENDLICH mal steigen )

03.04.2013 21:02 • #13


M
Ja, das finde ich super, dass du das versuchst

04.04.2013 11:35 • #14


A


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