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A
hallo,
ich habe seit über 20 Jahren diese Angst vor geschlossenen, engen, fensterlosen, mit Menschen gefüllten, überwärmten, dunklen Räumen und Behältnissen. Anfänglich war ich dieser Angst hilflos ausgeliefert und wie jeder Mensch begann ich, etwas dagegen zu tun. Zunächst versuchte ich dem Problem selbst auf den Sprung zu kommen, in dem ich mich nach diesen Situation gedanklich damit auseinander setzte. Das klappte ganz gut. Aber ich begann dieser Angst auszuweichen. Ich baute mein Leben nach dieser Angst aus.

Zwischen durch begann ich eine Therapie bei einem Psychiater und wurde auch medikamentös eingestellt. Leider aber verschärften diese Medis meine Ängste dadurch, daß ich sie nicht vertrug und ständig überall eine Toilette aufsuchen mußte. Dann meinte der Arzt, versuchen wir es doch mit autogenem Training. Nach einer Probestunde allerdings setzte der Arzt diese Maßnahme aus, weil ich nicht in der Lage bin, mich gedanklich auf solche Therapie einzustellen. Die Behandlung endete mit der Rücküberweisung zu meiner Ärztin.

Ich erinnere mich an mehrere schlimme Begebenheiten: weinkrampfartige Zusammenbrüche beim Nach-hause-kommen, angstvolle Wahrnehmungen auf der Straße,
Panikanfälle im Supermarkt, Wut über mein eigenes Unvermögen.
Inzwischen hat sich mein Leben nach der Angst ausgerichtet. Ich benutze definitiv keine öffentlichen Verkehrsmittel und fahre selten in anderen Autos mit. Ich setze keinen Fuß in ein Kino, Schwimmbad, Theater, Restaurant, Konzert. Bei Familienfeiern sitze ich immer abseits, wenn möglich draussen auf Balkon oder Terrasse oder eben dicht beim Ausgang und gehe für einen Spaziergang sehr oft raus. Wenn ein Wartezimmer zu voll mit Menschen ist, dann sag ich der Anmeldung, daß ich draussen bin und flüchte. Immerhin kann ich nach jahrelangem Kampf wenigstens Rolltreppe und Fahrstuhl fahren, wenn ich alleine bin.
Eigentlich ist es inzwischen so, daß das alles nicht mehr mein Problem ist, weil ich es nach der Angst für mich ausgerichtet habe. Einige Mitmenschen sehen das natürlich anders.

Über diese Mitmenschen kocht meine Wut, denn sie zwingen mich zum Lügen und anderen Verzweiflungstaten. Sie können sich nicht vorstellen, daß man mit Klaustrophobie einigermaßen fast normal leben kann, trampeln deshalb auf einem rum und provozieren Druck. Ich weiß dann manchmal nicht, wie ich mich verhalten soll, so daß ich natürlich dann in sehr fantasievollen Ausflüchten reagiere.

Geht es irgendwem hier auch auch so?

liebe Grüsse

26.09.2010 09:52 • 19.10.2010 #1


11 Antworten ↓


L
Du bist für dich selber Verantwortlich

Versuche dein Leben zu Leben und nicht zu denken was andere denken

du kannst nur dein Leben ,leben und nicht das der anderen

Ich denke das viele Menschen Angst vor der Angst haben und das bestimmt unser leben

Wen ich schon vorher denke ohh mann da kommt gleich die angst wieder ,dann kommt Sie auch

Ich weiss es ist leider nicht so einfach wie mann es sagt

Aber ich habe Gelernt das die PA dursch angesammelte Negativen gedanken kommen

Wir müssen halt mehr positiv denken

26.09.2010 13:23 • #2


A


Viele Jahre Angst und am Ende bleibt die Wut

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A
danke Labbi,
leider kann ich deine Worte so nicht annehmen. Ich habe die Verantwortung nicht nur für mich allein-niemand ist nur für sich selbst verantwortlich. Und ich habe ja ein fast normales Leben, wenn es nach meinen Spielregeln abläuft. So läuft es aber nicht immer.

Eines zum Beispiel beschäftigt mich jetzt enorm:
Meine Chefin hat mich für die Besetzung von Lehrkursen mehrmals zurückgestellt. Sie weiß, daß ich keinen Schulungsraum mit 30 Personen und zugezogenen Fenstern betrete und auch nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln reise. Die Geschäftsleitung hat mich nun allerdings angemeldet für einen Kurs, der lautet Aggression im öffentlichen Raum. Es geht konkret um den Umgang mit aggressiven Menschen in Bus und Bahn, öffentlichem Raum und in Alltagssituationen. Aggressive Menschen gehören zu meiner Arbeit, die sind für mich überhaupt kein Problem, damit gehe ich gut um.

Seit Donnerstag bin ich zum Kurs bestätigt und ich streike, alles in mir streikt. Man stelle sich vor, ich komme mit Beruhigungsmittel gedopt in den Kurs und beim Rollenspiel fragt der Kursleiter: Sie fahren Bus, eine ihnen bekannte Linie und plötzlich fängt ein Fahrgast einen Streit an, spuckt und pöbelt um sich. Wie reagieren sie?
Meine Antwort: Ich fahre niemals öffentliche Verkehrsmittel und kann ihnen deshalb nicht darauf antworten. Außerdem benutze ich gelegentlich Rud***l, sollte dieser Fahrgast auch mal versuchen, dann wird er ruhiger.

Wahrscheinlicher wird es aber sein, daß mein Auto auf dem Weg dahin eine Panne haben wird, ich akut erkranke oder ich einfach mal so verschlafe, wie noch nie in 16 Jahren. Ich habe tatsächlich noch nie in den letzten 16 Jahren verschlafen. Glaubt mir dann wohl keiner.

Ich mag nicht Lügen und Ausflüchte suchen oder Beruhigungsmittel schlucken-ich fühle mich ganz böse unter Druck gesetzt, so daß ich momentan gar nicht darauf reagieren kann.

Grüsse

26.09.2010 16:08 • #3


O


Steht schon in der Bibel

26.09.2010 16:34 • #4


G
Zitat von Anna10:
beim Rollenspiel fragt der Kursleiter: Sie fahren Bus, eine ihnen bekannte Linie und plötzlich fängt ein Fahrgast einen Streit an, spuckt und pöbelt um sich. Wie reagieren sie?
Meine Antwort: Ich fahre niemals öffentliche Verkehrsmittel und kann ihnen deshalb nicht darauf antworten. Außerdem benutze ich gelegentlich Rud***l, sollte dieser Fahrgast auch mal versuchen, dann wird er ruhiger.

Musst du denn so trotzig reagieren?

Es geht in dem Kurs doch nur darum, das für diese Situation optimale wünschenswerte Verhalten herauszufinden und evtl. vorzuüben. Die meisten anderen Teilnemer werden so eine Situation im ÖV ebenfalls noch nicht selber erlebt haben, also bist du da nicht in einer benachteiligten Lage. Jeder wird froh sein, wenn er/sie dieses Wissen und Können niemals wirklich anwenden muss.

Vielleicht befürchtest du, dass dein Vorgesetzter von dir anschließend erwarten wird, dass du in ÖV fährst. Aber warte doch erstmal die Wirkung des Kurses auf dich ab und schließe nicht von vornherein aus, dass er dir wirklich ein neues Souveränitäts- und Sicherheitsgefühl geben kann und du womöglich tatsächlich deine Phobie ganz oder teilweise verlierst.
oOer willst du das etwa gar nicht?

26.09.2010 18:24 • #5


T
Hallo, liebe Anna10,

ich kann mich gedanklich in Deine Lage hineinversetzen und vielleicht auch erahnen, wie Du Dich fühlst.

Ich habe Angst und Panikattacken ebenfalls bereits seit über 20 Jahren, einige Therapien bereits (mehr oder weniger erfolgreich) hinter mich gerbracht und Phasen mit wenig, aber auch mit ganz viel Angst hinter mir. Ähm, naja, hinter mir nicht wirklich, denn sie begleitet mich seit einigen Monaten wieder täglich. Ich habe ständig Angst vor der Angst, Angst vor Kontrollverlust und Angst davor, einen Herzinfarkt zu bekommen.... vor Angst zu sterben. Einsätze über RD und Notarzt, eilige Besuche§ im KH oder beim Arzt kenn ich alles ebenso wie den Versuch, mich mit Tabletten einigermaßen ruhig zu bekommen (eine Zeit lang Antidepressiva - mäßig erfolgreich; seit Anfang des Jahres tgl. 1/2 Betablocker und im Notfall - immer wieder bewährt - Taf*l).

Ich bin glücklich verheiratet, habe einen guten Job (sogar in leitender Funktion), ein schönes Zuhause und bin gesegnet mit noch allerei schönen Dingen und lieben Freunden... und TROTZDEM ist sie dauernd da, diese SCH .... ANGST und ich kenne das auch, dass ich manchmal furchtbar wütend werden kann über all die Mühen und Qual, die das mit sich bringt, über all die erfolglosen Versuche und Anstrengungen, das endlich alles loszuwerden....

Mir graut ebenfalls davor, ÖV zu benutzen... der Gedanke daran läßt mich schauern. Leider habe ich aber auch zu Hause öfter Angst.. eigentlich gibt es kaum einen Platz, an dem ich mich richtig sicher fühle (ok, von der Notaufnahme im KH, dem Psychiater und dem Internisten mal abgesehen

Ich muss am Dienstag zu einem Workshop in eine ca. 50 km entfernte Stadt, ich fahre zusammen mit Kollegen mit dem Auto dorthin. Beim Gedanken an einen möglichen Stau krieg ich jetzt schon die Krise, mir wird ganz anders... Also, was werde ich machen: mich vorher mit ner Tablette ruhig stellen und hoffen, dass der Tag bald zu Ende ist.
Ich denke mal, du wirst es bei deinem Lehrgang nicht anders machen? Klar, ich könnte auch einfach verschlafen am Dienstag oder mich krank melden, aber letztlich ist dieser workshop doch wichtig für mich und es wäre doof, wenn ich dort nicht gewesen bin. Also werde ich den Weg mit den Tabletten wählen, eine andere Möglichkeit sehe ich für mich nicht.

Lieben Gruß
ich drück Dir die Daumen für eine gute Lösung des Problems!

26.09.2010 18:47 • #6


A
hallo,
es tut gut, hierzu die verschiedenen Sichtweisen zu lesen. Es ändert zwar nichts an dem Dilemma, aber ich kann dadurch überhaupt erstmal reagieren auf das Problem.

Fakt ist, wenn ich Tabletten nehme, werde ich nicht Auto fahren. Also werde ich keine Tabletten nehmen, denn ich muß Auto fahren. Anders komme ich dort nicht hin. Ich werde die Aufmerksamkeit der Kursteilnehmer auf mich ziehen, denn ich werde pumpend, schwitzend und zitternd abseitig sitzen, evtl. zwischenzeitlich den Raum verlassen. Ich werde auf Anrede gar nicht in der Lage sein, so locker vom Hocker irgendeinen zusammenhängenden Satz von mir zu geben und wenn ich dann wieder in meinem Auto sitze, werde ich heulen und die ganze Welt hassen.

Ich gehe nicht davon aus, daß ich etwas aus dem Kurs mitnehmen werde, denn ich heule ja jetzt schon, bin wütend und fühle mich so richtig daneben.

liebe Grüsse

26.09.2010 19:54 • #7


T
ok, ich wusste nicht, dass du selbst mit dem Auto fahren wirst. Dann sind Tabletten sicher nicht das richtige Mittel, da hast du vollkommen recht!

Hm, einen lockeren Spruch krieg ich auch net raus, wenn ich Angst habe, da würdest du auch zu viel von Dir verlangen.

Wenn es eben gar nichta anders geht, dann bleib am besten doch vielleicht zu Hause. Zumal der Kurs nicht so wichtig zu sein scheint. Manchmal muss man einfach für sich selbst sorgen und man muss auch nicht jede Konfrontation suchen.

Lieben Gruß

26.09.2010 20:53 • #8


A
hallo TinaLina,
also bis zu diesem Kurs sind noch fast 3 Wochen Zeit. Ich werde versuchen, mich auf diesen Tag mehr als sonst einzustellen und vorzubereiten. Wenn es gar nicht anders geht, werde ich zu Hause bleiben müssen. Dumm ist nur, daß ich nun jeden Tag fast ausschliesslich daran denken werde. Schon die Gedanken daran machen mich krank.

liebe Grüsse

27.09.2010 13:32 • #9


A
...noch 4 Tage.
Ich crashe Kann kaum noch schlafen und laufe unheimlich offensiv durch die Zeit. Ich esse kaum noch und power den Tag durch. Eigentlich wollte ich auch mal aufhören zu rauchen, rauche nun aber das Doppelte. Ich trage keine Armbanduhr, um diesem Zwang zu entgehen. Bisher war das auch in Ordnung, aber nun giere ich ständig nach der Uhr und denke oft: wie schnell die Zeit vergeht. Anhalten!

Gewichtsverlust ist für mich Gift. Ich habe seid letzter Woche 3 Kilo verloren und habe emotionale Spontanausbrüche, wenn ich alleine bin. Es ist fürchterlich. Jede Nacht ist wie ein doppelter Tag. Mein Tag morgen beginnt um 5 und ich kann nicht schlafen gehen, weil ich die Zeit irgendwie anhalten möchte.

Aber was jammere ich-ich werde bei dem Kurs höchstwahrscheinlich nicht aufschlagen-ich bin wütend.

Grüsse

13.10.2010 21:58 • #10


T
Hallo Anna10,

wie ist es Dir ergangen bzw. wie geht es Dir?

Ich kenne das auch mit der Wut.... und für mich ist es ein toller Antreiber, mich der Situation doch zu stellen, wenn ich sie spüre, Viel besser, als wenn ich nur Angst spüre.

Grüße
TinaLina

17.10.2010 22:03 • #11


A
hallo,
am letzten Wochenende war ich ganz neben der Spur. Irgendwo in mir war ja das kleine Stück Kampfansage gegen die Angst, aber am Montag morgen ging hier nichts mehr. Ich kam nicht aus dem Haus. Ich nahm Beruhigungstabletten und ging zum Arzt. Den Rest des Tages war ich ungenießbar.

Letzte Nacht habe ich zum ersten mal nach Wochen wieder 10 Stunden durch geschlafen ohne aufzuwachen und scheinbar auch ohne einen Fetzen Traum aus meinem Leben zu träumen.

Meine Ärztin riet mir wie immer, mit allem kürzer zu treten.

Heute gehe ich nicht raus und werde nur tun, was ich mag. Nachmittags kommt mein Enkelsohn zu besuch und abends, wenn Mama ihn abholt, essen wir noch gemeinsam. Für heute ist mal kein Kampf vorgesehen und ich darf auftanken.

liebe Grüsse

19.10.2010 08:41 • #12


A


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