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P
Hallo zusammen,

ich hatte heute meinen 2. Termin bei einem Psychotherapeuten, weil es mir körperlich und seelisch immer schlechter geht und ich das Gefühl habe, das ohne professionelle Hilfe nicht bewältigen zu können.
Ich habe seit ca. 10 Jahren mit Angst- und Panikstörungen zu kämpfen und solange das mein einziges Problem war, kam ich damit einigermaßen klar.
In den letzten zwei Jahren kamen aber so viele Dinge dazu, das mir jetzt einfach nur noch die Kraft fehlt den ganz normalen Alltag bewältigen zu können.
Meine beiden Omas sind verstorben (eine davon war wie meine Mutter, da meine Eltern in Schichten Vollzeit arbeiten waren), dann ist mein Onkel an Corona gestorben und kurz danach bekam mein Vater die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs im Endstadium, mit 53 Jahren. Das passierte alles in einem Zeitraum von ca. einem Jahr und währenddessen gab es auf der Arbeit auch immer mehr für mich zu tun und ich bekam dort auch immer mehr Verantwortung. Die Arbeit allein wär für mich schon gefühlt das Maximum an Belastung gewesen.
Im September letzten Jahres ist mein Vater dann leider an seiner Krankheit verstorben und das riss mich in ein tiefes Loch. Eine Woche danach war ich auch schon wieder arbeiten, da meine Hausärztin der Meinung war, das mir ein geregelter Tagesablauf bei der Verarbeitung helfen würde.

Seit dem Tod meines Vaters ist das Fass scheinbar vollständig übergelaufen und es geht mir von Tag zu Tag schlechter und ich habe das Gefühl nur noch für die Arbeit zu leben. Stehe morgens auf (müde und schlapp), arbeite 8 Stunden und lege mich dann hin, weil ich einfach keine Kraft mehr für irgendwas anderes habe.

Meinem Therapeuten habe ich diese ganzen Dinge bereits geschildert und er sieht dort mehrere Baustellen, will sich scheinbar aber erstmal auf die Angst- und Panikstörung konzentrieren.
Ich sollte versuchen einen 30-minütigen Spaziergang in meinen Tagesablauf einzubauen, aber ich sehe da aktuell einfach keine Möglichkeit für, weil es mir einfach so dermaßen schlecht geht und die Energie, die ich habe, nicht mal dafür reicht meine Arbeit richtig erledigen zu können.
Am Ende des Gesprächs habe ich angemerkt, dass ich schon überlegt habe mich krankschreiben zu lassen, damit ich mich auf die Dinge konzentrieren kann, die dafür Sorgen das es mir besser geht. Er war der Meinung das dass nicht förderlich wäre.

Jetzt bekomme ich diese Aufgaben des Therapeuten, während ich es nicht mal schaffe meinen Alltag zu bewältigen.

Ich weiß auch gar nicht was ich von diesem Beitrag hier erwarte, aber ich musste das einfach einmal niederschreiben

22.03.2023 13:57 • 22.03.2023 #1


14 Antworten ↓


Marco2323
Hallo,
es scheint auf jeden Fall so, dass du mehrere Baustellen zu verkraften hast, was sicher nicht einfach ist. Die andauernde Erschöpfung macht die Lösung der anderen Probleme natürlich schwer.

Ich vermute dein Therapeut sieht in einer Krankschreibung in sofern ein Problem, dass du , sobald du mal aus dem Rad des Funktionierens aussteigst, es immer schwerer wird wieder reinzukommen bzw deine Probleme vielleicht sogar erstmal zunehmen weil du weniger Ablenkung hast und dich das vielleicht noch mehr in den Sog zieht.

Wenn du den Spaziergang nicht schaffst, dann versuch es doch mit kleineren Schritten?

Ich verstehe, dass du Probleme hast deinen Alltag zu bewältigen und keine Kapazität für noch mehr hast, aber vielleicht gibt es dir ja auch neue Kraft, ich denke dass ist was dein Therapeut da versucht.
Wenn du garnicht damit klarkommst, erkläre es deinem Therapeuten nochmal.

Die fehlende Kraft und Müdigkeit muss nicht unbedingt körperlich bedingt sein, sondern vermutlich ist es deine Psyche die keine Kraft mehr hat..

Viel Erfolg

22.03.2023 14:06 • x 3 #2


A


Total erschöpft - Krankschreibung? - Therapeut sagt nein

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Icefalki
Nun, wenn du eine Depression entwickelt hast, sollte die behandelt werden. Nimmst du irgendwelche Antidepressiva?

22.03.2023 14:33 • x 2 #3


Perle
Hallo @polytox ich sehe das anders als Dein Therapeut und rate absolut zu einer Krankschreibung - und zwar jetzt. Du benötigst Zeit und Ruhe, um überhaupt erst einmal wieder zu Kräften kommen zu können und Dich zu sammeln. Das tägliche zur Arbeit schleppen und ansonsten keine Kraft für gar nichts mehr zu haben, wird nach meiner Erfahrung sowieso früher oder später in einer Krankschreibung münden. Die Entscheidung liegt allein bei Dir. Dein Therapeut hat lediglich seine eigene Meinung geäußert und mehr nicht.

LG Perle

22.03.2023 15:12 • x 4 #4


JniL
Also bei mir ist es so dass ich den geregelten Tagesablauf zur Zeit überhaupt schaffe weil ich krank geschrieben bin.

Außerdem sollest du beim Hausarzt andere Leiden ausschließen lassen da Müdigkeit auch ein Symptom ernster Krankheiten sein kann.

22.03.2023 15:39 • x 3 #5


P
Danke euch allen für das Feedback!

Der Therapeut möchte natürlich auch erstmal körperliche Probleme ausschließen, deswegen habe ich am Montag auch noch einmal einen Termin bei meiner Hausärztin, da sie von dem ganzen noch nichts weiß. Ich denke da werden auch noch einige Untersuchungen auf mich zukommen. Mein Therapeut ist ein psychologischer Therapeut, das heißt er kann mich auch nicht Krankschreiben/Überweisen, das muss ich dann über meine Hausärztin einleiten.

@Marco2323 Ich habe das Gefühl das ich schon längst aus dem Rad des Funktionierens ausgestiegen bin, nur deswegen bin ich auch den Schritt Richtung Therapie gegangen bzw. muss ihn gehen.

@Icefalki Eine Diagnose gibt es noch nicht (darf ein Therapeut überhaupt Diagnosen stellen?) und da er kein Arzt ist, kann er mir auch keine Medikament verschreiben. Da müsste ich den Weg über Hausarzt oder ggf. Psychiater gehen. Würde es aber erstmal gerne nur mit einer Therapie versuchen.

@Perle Meine ganze Energie die ich aktuell noch habe geht eigentlich für die Arbeit drauf. Der Stress und der Zeitdruck geben mir langsam den Rest. Ich habe am Montag einen Termin bei meiner Hausärztin, bin gespannt wie sie darauf reagiert.

@JniL Meine Hoffnung ist es zumindest, dass ich durch den zeitweisen Wegfall der Arbeit, ich meine vorhandene Energie auf mich konzentrieren kann.

22.03.2023 16:06 • x 1 #6


E
Ich habe seinerzeit zu lang gewartet und bin dann gut 5 Monate krank geschrieben gewesen.

Bei mir ging nichts mehr und jetzt im Nachgang frag ich mich, warum ich so lang durchhalten wollte

Ich kann dir auch nur dazu raten jetzt auszusteigen und dich krank schreiben zu lassen.

Ich habe seinerzeit Antidepressiva bekommen und in Kombination mit Therapie, Vitamin D, Magnesium, Vitamin B Komplex geht es mir so viel besser.

22.03.2023 16:12 • x 4 #7


Perle
Ich würde Dir raten, parallel nach einem Psychiater zu schauen, der Dich langfristig begleiten kann. Meine Hausärztin konnte mich bei meiner damaligen Langzeiterkrankung nur eine gewisse Zeit krank schreiben, ein Psychiater hat da einfach mehr Spielraum. Außerdem wirst Du beim Psychiater sowieso einige Zeit auf einen Termin warten müssen, einige haben auch Aufnahmestop.

22.03.2023 16:20 • x 1 #8


E
Zitat von Perle:
Ich würde Dir raten, parallel nach einem Psychiater zu schauen, der Dich langfristig begleiten kann. Meine Hausärztin konnte mich bei meiner ...

Ein Hausarzt kann doch auch krank schreiben, auch für längere Zeit

22.03.2023 16:27 • x 1 #9


P
@Grace_99 Oh man, na ich hoffe das es bei mir nicht so lange wird, wenn es denn wird..
Ich warte jetzt bis Montag ab und hoffe das meine Ärztin vielleicht einen Vorschlag hat, der mir akut hilft.

@Perle Ich werde das mit dem Psychiater auch mal bei der Ärztin ansprechen, hört sich sinnvoll an.

Danke euch

22.03.2023 16:28 • #10


JniL
Zitat von Perle:
Meine Hausärztin konnte mich bei meiner damaligen Langzeiterkrankung nur eine gewisse Zeit krank schreiben

Mein Hausarzt schreibt mich seit einem Jahr krank ohne Probleme

22.03.2023 16:29 • #11


Perle
@Grace_99 bei mir war das über die Hausärztin zwar auch einige Monate möglich aber dann ging das ggü. der Krankenkasse nicht mehr und so musste ich zum Psychiater wechseln. Die Hintergründe weiß ich leider nicht. Ich war ja damals 2014 etwa 12 Monate krank geschrieben. Vielleicht ist das heutzutage anders.

22.03.2023 16:49 • #12


JniL
Zitat von polytox:
Meine Hoffnung ist es zumindest, dass ich durch den zeitweisen Wegfall der Arbeit, ich meine vorhandene Energie auf mich konzentrieren kann.

Das wird bestimmt auch so sein. Zumindest mir hat es unheimlich geholfen - und ich wollte zuerst gar nicht, ich mag meine Arbeit und meine Kollegen und ich hoffte das könnte mich gut leiten und auf Spur halten. Aber der Hausarzt meinte ich solle lieber Abstand nehmen und mich auf mich konzentrieren.

22.03.2023 16:57 • #13


Anijenije
@polytox Ich finde es immer wieder faszinierend wie unterschiedlich die Meinungen sind und wie unterschiedlich solche „Situationen“ gehandhabt werden.
Und das soll nicht ironisch klingen, finde es tatsächlich faszinierend

Du kennst dich selbst am besten und wenn du denkst das dir eine Krankschreibung gut tun würde: mach das.

Mir persönlich hat es überhaupt nicht gut getan als ich in einer ähnlichen Situation war. Ich hab mich zu Hause immer mehr zurück gezogen und musste mich am Ende sogar extrem überwinden überhaupt das Haus zu verlassen. Gut das ich ein Kind habe - so wurde ich quasi gezwungen aufzustehen und was zu machen.
Der Weg zurück in die Arbeit war trotzdem nochmal ziemlich hart. Obwohl ich „nur“ knapp 10 Wochen krank geschrieben war (muss aber dazusagen das ich zu der Zeit auch körperlich extrem angeschlagen war).

Ich für mich persönlich brauch die Struktur extrem. Erst recht in einer emotional fordernden Zeit.

22.03.2023 17:03 • x 1 #14


Marco2323
@polytox Klingt als wäre bereits alles wichtige in die Wege geleitet worden. Hoffe es wird dir richtig geholfen und deine Situation verbessert sich.

22.03.2023 17:50 • x 1 #15


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