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K
Hallo alle zusammen. Ich weiß nicht, ob ich das jetzt richtig mache, aber ich fange einfach mal an.
Ich bin 20 und litt schon seit ich weiß an Ängsten, welche immer an Stärke variiert haben. Seit zwei Jahren wohne ich nicht mehr bei meinen Eltern, da mein Vater eine schwierige Krankheit (dazu noch eine Chance hat sich zu vererben) hat, welche sich mit dem Alter verstärkt.
Meine Beziehung mit meinem Vater war schon immer sehr schwierig, da seine Krankheit diagnostiziert wurde als ich 8 war und ich es erfahren habe als ich 10 wurde. Obwohl die Krankheit damals nicht wirklich ausgeprägt war, hat sich mein Vater distanziert verhalten (wahrscheinlich aus Scham) und ich (als junges Kind) konnte mir nie erklären wieso mein Vater mich nicht mochte, aber meine Schwestern schon. Durch meine Jahre belastete mich diese Beziehung immer mehr und in mir wuchs ein Hass auf meinen Vater und wir wechselten höchstens ein Hallo oder Tschüss.
2015 schlug die Krankheit dann richtig zu, mein Vater bekam Depressionen (lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden) und wurde senil. In diesem Zustand hatte ich dann nur noch panische Angst, ich dachte er wüsste dass ich ihn hasste und würde es mir jetzt heimzahlen. Und als mein Vater in mein Zimmer kam, hatte ich Todesangst. Er kam allerdings nur in mein Zimmer um mir zu sagen, dass ich was essen soll (ich bin eine sehr knochige Statur, durch frühere Essstörungen). Die Realisierung, dass mein Vater mich liebte und sich Sorgen um mich macht traf mich immens.
Trotzdem konnte ich nicht mehr mit ihm Leben und wollte nur noch ausziehen. Da meine Mutter sowieso eine barrierefreie Wohnung für meine Vater suchte. Zogen ich und meine Schwester in eine andere Wohnung, aber noch in der gleichen Stadt. Und ich und meine Schwester besuchen jeden Sonntag unsere Eltern um Gesellschaftsspiele zu spielen.

Ok, ich hab das Gefühl, dass ich viel zu weit ausgeholt habe, aber ich mach mal weiter.
Seit dem Auszug und besonders dieses Jahr litt ich stark unter Hyperhondrie. Einmal hab ich probiert mich zum übergeben zu zwingen, da ich dachte ich hab schlecht Pilze gegessen. Einmal in der Nacht bin ich aufgewacht und hab mich fünfmal übergeben aus Angst. Und manchmal hatte ich das Gefühl einfach den Atem zu verlieren. Alles hatte ich Blutvergiftung, Lungenkrebs, Magenkrebs, Hautkrebs oder irgendetwas chronisches. Immer hat dann ein Telefonat mit Mami geholfen, die ich auch immer nachts anrufen darf.
Allerdings hab ich die Nase voll gehabt und mir vorgenommen daran zu arbeiten. Ich hab aufgehört zu Googeln (stattdessen Einträge hier gelesen , hab angefangen Gesund zu essen, Sport zu machen und sogar Glauben gefunden, der mir hilft meine Ängste zu bekämpfen.

Heute ist mir allerdings ein Rückfall passiert, und zwar von etwas was ich geglaubt hatte lange überwunden zu haben. Meine andere Schwester ist jetzt für eine Woche mit ihren Kindern bei meinen Eltern. Und ich möchte natürlich jeden Tag bei meiner Nichte und Neffen sein. Heute was der zweite Tag den ich da war und um 19:00 bin ich einfach zusammengebrochen. Ich bin alleine in ein anderes Zimmer gegangen und ohne Ankündigung kam dieser extrem starke Hass auf meinen Vater. Ich verstehe mich ironischerweise besser mit ihm seit die Krankheit fortgeschritten ist, da wir nun zusammen Brettspiele spielen. Aber trotzdem es waren so starke Gefühle, dass ich meine Zähne aufeinander biss und mir auf die Hand biss um mich zu entspannen. Für eine Stunde saß ich in diesem Raum und probierte mich zu beruhigen, bis ich aufgab und zu meiner Mutter, die natürlich sofort gesehen hat, dass etwas nicht in Ordnung ist. Ich habe, dass Glück das meine Mutter unglaublich verständnisvoll ist.

Jedenfall jetzt sitzt ich hier seit paar Stunden und als ich mich schlafen legen wollte (immer noch total unruhig) kamen die Krankheitsängste dazu, starke Unruhe, Übelkeit, dass Gefühl nicht mehr atmen zu können, Gefühl von einer angeschwollenen Zunge und einfach die Enttäuschung und Erschrecken, dass mir so etwas passieren konnte. Dass ich einen Zusammenbruch wie damals hatte, wo man nur weint und alles wehtut. Ich hab dann alles probiert was ich habe, beten, zeichnen, Gedichte schreiben, hier einträge lesen um mich irgendwie von der extremen Unruhe abzulenken. Und meine Mutter kann ich leider nicht anrufen, da ich nicht meinen Neffen und Nichte aufwecken möchte. Und dann jetzt bin ich hier.

Ich glaub ich hab etwas lang ausgeholt, tut mir wirklich leid. Aber durch das aufschreiben geht es mir schon um einiges besser.

05.12.2017 02:11 • 05.12.2017 #1


3 Antworten ↓


Infobob
Hallo kleiner Blitz
Man merkt dir an das du viel zu erzählen hast und vielleicht deine lieben nicht damit belasten Willst.

Vielleicht würde dir eine Therapie gut tun. Jemand dem du egoistisch alles an Vertrauen kannst und der dir zuhört und die richtigen fragen stellt.

Du bist noch sehr jung und dein Leben hat gerade erst angefangen.

Sport ist gut aber ich glaube dir fehlt noch etwas in deinen Leben eine Passion, ein zieh oder einfach was , was dich einfach entspannt. Meditation und Joga hilft vielen Menschen.

05.12.2017 02:54 • x 1 #2


A


Innere Unruhe loswerden - habe einen Rückfall

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Hurt
Hallo Kleiner Blitz,

es tut mir sehr leid, dass Dich Deine Familiengeschichte so beeinflusst. Ich glaube ich kann Dich ganz gut verstehen, weil ich das früher mit Anfang 20 auch absolut heftig erlebt habe. Mein Vater war auch psychisch sehr krank, und ich habe es in dem Alter von dem Du schreibst, auch mitbekommen. Es passierte ungefähr das, was Du auch schilderst. Und ich habe meinen Vater auch total abgelehnt, und ihm für Vieles die Schuld gegeben.
Einige Jahre später hatte ich ein paar Schlüsselerlebnisse, nachdem es mir selbst sehr sehr schlecht gegangen ist. Und ich habe da viel erkannt und erfahren. Seitdem hatte ich ein sehr inniges und liebevolles Verhältnis zu meinem Vater.

Ich denke dass Du in einem Prozess steckst, an dem die ganze Familie beteiligt ist. Irgendetwas will und muss sich unter euch regeln.
Ich habe z.B. mein Leben lang das Empfinden, dass alles was ich erlebe ein Lernprozess ist.

Die Liebe Deines Vaters zu spüren, wahrzunehmen ist bestimmt ein guter Anfang. Ausserdem ist es auch bestimmt hilfreich Dir klar zu machen, dass er aufgrund seiner Einschränkung in einer anderen Erlebniswelt regelrecht gefangen ist, als Du es wahrnimmst. Da ist auch Dein Erwachsenwerden gefragt. Das Denken vom ich zum du. Das Kind, was zum Erwachsenen wird, sich entwickelt und statt immer nur zu nehmen, auch gibt.

Ausserdem denke ich, dass Du Dich davon nicht so sehr beeinflussen lassen sollst. Gehe auf Abstand. Lebe Dein eigenes Leben. Mache das, was Dir gefällt!

LG

05.12.2017 07:13 • x 1 #3


K
Danke für die lieben Worten.
Ich glaub auch, dass das alles noch ein Prozess ist in dem ich drin stecke und manchmal dann doch mein inneres Kind rauskommt.
Ich werde mich wahrscheinlich nach einer Therapie umsehen, einfach um doch ne dritte Person zu haben.

Es hilft immer zu wissen, dass man nicht alleine ist und andere Leute, ähnlich Situationen überstanden haben. Gibt einen selbst Stärke!

05.12.2017 08:19 • x 1 #4





Dr. Christina Wiesemann