App im Playstore
Pfeil rechts

Hallo zusammen,

seit gut 10 Jahren lebe und leide ich mittlerweile, mal mehr, mal weniger, mal absolut beschwerdefrei unter Panikattacken, Ängsten und deren vielfältigen ungangenehmen Symptomen.

Habe 2 ambulante Therapien hinter mir - 2005 und 2009. Dazwischen ging es mir richtig gut und die Angst und Panik hat meinen Alltag kaum bzw, gar nicht eingeschränkt oder belastet. Aus den Augen, aus dem Sinn, oder besser: Aus dem Kopf, aus dem Körper, das trifft es wohl ganz gut.

In der Therapie habe ich gemeinsam mit meinem Theraputen die Ursache meiner Panikattacken erarbeitet und weitgehend aufgearbeitet. Es war der überraschende Tod meiner Mutter an einem Herzinfarkt als ich knapp 19 Jahre alt war. Sie war zwar zeitlebens recht schwer krank - ein Lungenproblem - aber sie war ein Stehauffrauchen und eine starke Persönlichkeit, die immer positiv dachte und uns beiden Kindern auch nicht ihre Ängste zeigte.
ABer ich habe sie wohl dennoch von kleinst auf wahrgenommen... War schon immer ein ängstliches Kind. Beispiel: bevor ich auf einen Baum kletterte, überlegte ich geraume Zeit, ob und wie, wenn ich dann oben wäre, ich wieder herunterkomme... Habe immer viel abgewogen und war dadurch die vernünftigere von uns beiden Mädchen.

Auch in der Schwangerschaft mit mir hatte meine Mutter viele Problme, ich bin etwas zu früh geboren, aber keine Frühgeburt, war aber so klein und hatte so wenig Gewicht, dass ich bereits im Kreißsaal eine Nottaufe bekam.
Im ersten Lebensjahr hatte ich sog. Ernährugnsstörungen, die mich schon in den ersten Lebensmonaten in die Kinderklinik zwangen, wo ich mehrere Wochen verblieb. BEsuch wie damals üblich nur am Wochenende und nur durch die Scheibe. Man wusste es damals eben noch nicht besser....
Hauptursache meiner Attacken und Ängste ist Verlustangst.

Nachdem vor 3 Jahren unser Hund ebenfalls an einem Herzleiden starb, kamen die Attacken umso heftiger zurück. Eine erneute Therapie brachte Besserung, aber richtig stabil war ich nicht - die KK genehmigte aber keine weiteren Stunden, so dass ich allein versuchte weiter daran zu arbeiten. Auch eine Kur wurde abgelehnt.

Seitdem habe ich Angst mich draußen frei zu bewegen, Angst vor Krankheiten, Herzinfarkt insbesondere und vor den Nebenwirkungen von Medikamenten (war nie ein Freund davon).
In Urlaub fahren ist gar nicht möglich, weil ich panische Angst vor einer Attacke im Auto habe - da hatte ich damals eine vom feinsten und die sitzt immer noch im Kopf fest. Das Schlimme ist, ich sehne mich nach einem Urlaub am Meer, könnte heulen, wenn ich das Meer sehe, aber ich habe so eine Wahnsinnsangst vor der Fahrt dorthin.
Auch plagt mich das schlechte Gewissen, dass ich meiner Familie den Urlaub vermiese, wenn es mir dort schlechtgeht...

Nun sind im Januar kurz hintereinander meine Tante und mein Onkel (Ehepaar) verstorben, beide waren nach dem Tod meiner Mutter diejenigen, die den meisten Kontakt mit uns gehalten haben und immer Ansprechpartner waren. Seitdem ist es noch schlimmer. Eine neue Therapie bekomm ich nicht, die Zeit ist erst im Winter um, vorher kann keine neue beantragt werden... Nun halte ich mich mit ein paar Beratungsgesprächen bei meinem Therapeuten über Wasser, damit ich nicht noch tiefer ins Loch falle...


Mein Problem ist, dass ich genau weiß, wie ich die Attacken in Schach halten, bzw. verschwinden lassen kann, mir aber dazu der Mut fehlt. Der Mut, rauszugehen, ich habe Angst vor jedem Schritt, vorm Autofahren, vor einer erneuten Attacke, einfach vor dem -sorry- schei. der Symptome. Ich kann mich nicht überwinden, diesen Schritt in die richtige Richtung zu tun, aus lauter Angst vor der Angst die kommen könnte...

Wie kann ich das schaffen? Vielleicht hat jemand den Tipp für ich, wie ich das erreichen kann ohne vor Angst zu vergehen... Ich habe es doch schon mehrere Male geschafft, warum nur diesmal nicht?


Vielen Dank fürs Lesen und für Eure Ratschläge...
Traurige Grüße

03.05.2011 14:48 • 17.05.2011 #1


4 Antworten ↓


Guten Abend Angsthase1965,

fahre ans Meer, mit der Bahn, einem Reisebus oder Dein Mann muss die ganze Strecke alleine bewältigen.

Oder beantrage eine Kur in der Nähe der Ost-/oder Nordsee. Tanke dort Kraft..

In meiner Heimatstadt hat mir meine Ärztin die sogenannte Häschenfahrschule empfohlen, für Leute wie mich, ehemals Bleifuß und irgendwann Autobahnvermeidungsfahrer.

Bei den vielen Trauerfeiern in der Familie kann Frau schon mal schwächeln. Das gehört doch alles zusammen...

Alles Gute und liebe Grüße

A


Panik, ich will Dich nicht mehr.

x 3


Hallo Angsthase, ich habe eben deinen Text gelesen und sehr viel davon wiedererkannt... Verlustangst ist bei mir sehr ausgeprägt, der frühe Tod meiner Eltern, kranke Kinder usw...
Ich bin auch ein Meider, zu fest sitzt im Kopf die Angst vor der nächsten Attacke, meine letzte hatte ich heute früh beim Orthopäden im Wartezimmer.
Ich weiss auch das man dagegen angehen soll und rausgehen zb. aber da wirds mir ja schwindelig, also geh ich in mein Bett und schaue fern oder so... ich weine sehr viel, hab mich heute dabei erwischt wie ich das Lied mama in mir gesungen habe.. es ist einfach gruselig...
Ich hoffe das ich meine Reha durchbekomme und meine Rente.
Stell einen neuen Antrag, immer wieder bis es genehmigt wird.
LG

Hallo Angsthase1965,

das hört sich wirklich nicht lustig an. Aber die ganzen Erlebnisse können einen
aber auch aus der Bahn werfen!

Und ich denke sehr oft an die Zeit, als alles noch ging…ich raus gehen konnte,
ohne vorher einen Schlachtplan zu entwerfen. Heute ist es so,
als würde ich den Krieg ziehen…und kaufe doch einfach nur Lebensmittel ein

Ich vermeide auch das raus gehen wo ich nur kann, suche nach Ausreden,
um es bleiben zu lassen. Bin auch sehr erfolgreich dabei, leider
Diese Aufregung, diese Übelkeit und diese Aufruhr der Gefühle schafft
mich einfach und deshalb vermeide ich es oft! ich bin irgendwie nicht
bereit zum Leiden … obwohl ich natürlich weiß, dass nur das der richtige Weg ist.
Ich hatte vor Jahren schon mal Panikattacken und hielt mich für geheilt…
welch ein Irrtum! Leider
Es hat bis heute sehr geschockt, dass dieser Müll vor 2 Jahren wieder gekommen ist.

Vielleicht sollten wir Vermeider ganz, ganz klein anfangen…

Im Moment habe ich die Theorie, dass ich überhaupt erst mal die Wohnung für
längere Zeit verlassen sollte, um den Tag nur mal im Garten zu verbringen.
Und mir dann zu merken ich war den ganzen Tag oder so und so
lange draußen…

Ganz kleine Sparziergänge machen…langsam steigern, ohne den Druck,
dass man an irgend einer doofen Kasse stehen darf. Ich fotografiere
viel und das lenkt mich dann auf solchen Spaziergängen ein bissl ab…
Bei
https://www.google.com/accounts/Service ... naui=8#s01

habe ich eine Seite und da stelle ich dann meine Bilder rein und kann sie auch meinen Bekannten/Familie zeigen. Es ist auch ein Beweis, ich war draußen.
Facebook oder WKW ist auch gut, einfach um ein bissl zu quatschen,
sich darzustellen und zu merken, dass man mehr ist als nur die ANGST.

Aber im Moment macht es mich aber auch einfach nur fertig, dass es so
ist wie es ist…Die Hänger bei mir werden länger und heftiger und die Geduld
mit mir und meinen Panikattacken schrumpft.

Ich wünsche dir und den vielen anderen Mitstreitern den
ersehnten und verdienten Erfolg!!!

lg
dieMITder-ANGSTtanzt

Hallo Angsthase (also so sprech ich dich wirklich ungern an , aber den Nick hast du gewählt)

Ich will dir was erzählen. Ich schreibe ein Tagebuch.

Da hatte ich kürzlich geschrieben (Auszug):

Den Körper aufzugeben, obwohl er noch funktioniert, ist nicht naturentsprechend. Darum gebe ich meinen Körper und seinen Geist noch nicht auf.

Was ich damit sagen will ist: Würde ich gleich sterben - wäre mir das 'egal'.

Nun, das bedeutet natürlich nicht, dass das jeder so sieht.

Bei mir ist es das Gefühl 'überflüssig' zu sein.

Angst davor (unvorbereitet) zu sterben ist glaub ich etwas, dass vielen Menschen wirkliche Panik bereitet.

In jüngeren Jahren hatte ich das auch und und auch durch ähnliche Umstände erzeugt wie bei dir. Ich hatte mich deshalb irgendwann mit dem Thema sehr tiefgehend auseinandergesetzt. Inzwischen ist mir klar geworden, dass sterben einfach nur dazu gehört und dass ich als einzelner gar nicht wichtig bin. Aber ich will es natürlich auch nicht heraus fordern .

Ich habe das zum Beispiel bei Flugzeugen: Ich bin überzeugt davon, dass das Flugzeug in das ich einsteigen würde, abstürzen würde . Der Hintergrund weshalb ich nicht in ein Flugzeug steige ist allerdings ein anderer: Ich weiß, dass Technik nicht unfehlbar ist, dass der Mensch nicht zum Fliegen gedacht ist und dass ein Flugzeugabsturz kaum Überlebenschance lässt und außerdem benötige ich keinen Flug. Darum gehe ich dieses Risiko ganz einfach erst gar nicht ein. Ein Auto zu fahren wäre dagegen kein Problem für mich, eben weil die Überlebenschance weitaus größer ist (obwohl ich auch schon lange kein Auto mehr fahre, aber eben aus anderen Gründen).

Ich glaube auch, dass wie du schreibst es besser wäre, wenn du dahingehend mehr unternehmen würdest, statt das zu meiden, was dir Angst macht, denn ich glaube, dass die Angst sich ständig steigert durch den ständigen Versuch etwas zu entgehen, von dem man nicht mal weiß, ob es einen überhaupt (so) treffen wird.

Was ich damit sagen will ist: Ich glaube dass es möglich ist einen Herzinfarkt an sich heran zu ziehen, indem man es versäumt, seine Angst davor abzubauen.





Dr. Hans Morschitzky
App im Playstore