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Pusteblume8912
Guten Morgen,..

da dieses Thema in einem anderen Fred aufkam und ich darum gebeten wurde ein eigenes dbzgl zu öffnen, dachte ich mir.. gut. Begeben wir uns mal ans Reflektieren. Weiß auch gar nicht so genau, ob diese Rubrik dafür die richtige ist.. aber nun gut.

Schon öfter ist mir mittlerweile zu Ohren gekommen, dass gerade Frauen immense Probleme -nach- der Geburt haben. Panikattacken und Ängste zu sterben scheinen da doch weit verbreiteter, als man vielleicht glauben mag.
Zum einen - so, wie ich mich bislang unterhalten habe - lieben all diese Frauen ihre Kinder über alles. Wie es natürlich sein sollte - ohne Frage. Allerdings frage ich mich im selbem Atemzug dabei, ob wir nicht gleichsam 'zu viel' lieben? Eine der Mamis schrieb 'Ich liebe es, wenn mein Kind bei mir schläft. Könnte immerhin die letzte Nacht zum kuscheln sein.' eine andere sagte mir mal 'Ich ertrage es auch nicht, dass er in den Kiga geht. Das macht mir Angst.' und für mich ist es einfach so, dass ich wirklich nur dann völlig ruhig bin, wenn meine Flocke bei mir ist - ich sehen und hören kann, dass es ihr gut geht.

Dann brachte mich jemand auf die Idee, dass es evtl ein Geburtstrauma sein könnte.. nun. Dann fummel ich das mal auseinander.

Schwanger wurde ich mit 19. Eigentlich viel zu früh. Wenn mich heute jemand fragt, ob es geplant war, sage ich schlicht: Natürlich war sie geplant.. nur nicht zu diesem Zeitpunkt. Meine Ausbildung hatte ich gerade so fertig und ging arbeiten. Eine Tätigkeit, die ich gleich nach Gewissheit des schwanger-seins aufgeben musste. Mir fehlte ein bestimmter Schutz, den ich für die Arbeit mit Kindern brauchte. Das ich schwanger war wusste ich recht schnell.. ich meine mich zu erinnern, dass es gerade so angekratzt war. Noch nicht mal das Herzchen konnte man sehen. Bis dato kannte ich meinen Körper und hab ihm vertraut. Die ersten drei Monate waren grausam. Ich hasse es, wenn ich mich übergeben muss. Ich heule Rotz und Wasser.. und fange an überall zu zittern. Natürlich auch da. Zähneputzen - schlecht. Essen - schlecht. Kaugummi kauen - Oh Gott! Aus der Arztpraxis ging ich mit einem Koffer.. wo irgendwas über Babys -drauf- stand. Furchtbar! Ich war so jung.. und hab auf em Heimweg so gut es geht versucht, die Schrift zu verstecken. Die Ärztin beglückwünschte mich.
Das erste was ich tat, weil mein Mann zu Hause war und zwecks Arbeit schlief, war meinen Bruder anzurufen. Der hat mich schließlich abgeholt..
Zu dieser Zeit haben wir bereits unsere eigene Wohnung gehabt und standen, für unser Alter, wirklich fest im Leben. Beide einen Job, beide mit der Schule fertig, eigene Wohnung und endlich Freiheit. Tja. Denkste. Auch wenn ich mich da schon auf mein Baby gefreut hab, schränkte es doch ein. Von da an war ich halt jeden Tag .. zu Hause.

Eigentlich verlief bis dahin auch alles ganz gut, mal abgesehen von der Übelkeit und der ersten Angst, ich könnte mein Baby verlieren.. warum auch immer.
Angefangen haben die Problem-chen im zweiten Trimester. Ich hab auf einmal furchtbar viel zugenommen und hatte so viel Wasser im Körper, dass ich meine Hand auf meinem Bauch problemlos ab'pausen' konnte. Sah aus wie ein Golfball und tat mächtig weh. Genauso die Beine. Ich bin jeden Tag Rad-gefahren - selbst noch am Tag der Entbindung.
Nun.. bei einer Routine-Untersuchung im Geburtshaus, hat die Hebamme auf einmal keine Herztöne mehr aufzeichnen können. Daraufhin hat sie uns ins Auto verfrachtet und ist mit uns in die Klinik. Ich hab auf der ganzen Fahrt nur gebetet und geheult.. Die Olle hat mich völlig verrückt gemacht! Im Kh hieß es dann: Alles tutti frutti, dem Bauchzwerg gehts gut. Ist nur zu viel Wasser für alte Geräte.
Gut. Erste Beruhigung.
Danach gings weiter... Verdacht auf Schwangerschaftsvergiftung - Kh für zwei Tage. Diagnose: Ohne Befund, alles gut.
Verdacht auf Schwangerschafts Diabetes - Kh für zwei Tage. Diagnose: Ohne Befund, alles super. Ich soll aber doch mehr auf meine Ernährung achten. Ha ha. Essen ging zu dieser Zeit wieder kaum.
Danach hab ich mich geweigert zu irgendwelchen Ärzten zu gehen. Denn ich war der Meinung, dass es uns gut ging. Punkt. Natürlich lässt man sich schnell mal verleiten anders zu denken.. aber ich wollte nicht. Ich hab gespürt, dass es gut war. Und das genügte. Mir jedenfalls.
Bei einem weiteren Besuch nach dem Frauenarzt-Wechsel - Die übrigens sowas von dämlich war! - war ich dann mal wieder niedergeschlagen. Sie sagte irgendwas von 'zu klein, zu dünn.' naja. Hab ich dann auch erstma so hingenommen..
Im Endeffekt ging es gut. Der errechnete Termin war am 10.12. Auf die Welt gekommen ist sie am 13. Nach drei Tagen pausenlos Wehen und kein bisschen essen.
Zuerst ins Geburtshaus, weil ich schließlich dort entbinden wollte..
Und von dort aus dann ins Kh, weil sie das Risiko nicht eingehen wollten, bei dem, was die blöde Gyn in den Mutterpass geschrieben hatte.

Ich hatte, Gott sei Dank!, meine 'eigene' Hebamme dabei. Das war, so denke ich noch immer, mein wirkliches Glück.
Das, was um mich herum passiert ist, hab ich kaum mitbekommen. Ich war 6 Stunden in der Wanne (beginnend von Samstag Abend-Sonntag Morgen) Aber am Muttermund hatte sich wohl nicht so wahnsinnig viel getan. Naja. Eigentlich wollte ich einfach in der Wanne bleiben. Aber nein,.. die doofe Ärztin des KH's hat mich nochmal über den Gang geschickt, mit der Bitte, ich solle doch leise sein,.. immerhin schliefen noch alle. Lustige Olle.. das ich ihr da nicht die Augen ausgekratzt habe, war wohl alles.
Irgendwann, da durfte ich dann wieder liegen, wurde ich dazu gezwungen eine PDA zu nehmen. Obwohl ich nicht wollte.
Aber die Ärztin war der Meinung, ich muss die nehmen - sonst fährt sie mich sofort in den OP. Joa. Und wieso? Weiß ich bis heute nicht..
Also habe ich mich zwischen nicht enden wollenden Wehen dazu gequält still zu halten,.. denn die Drohung aller: Wenn sie auch nur Zucken, könnten sie im Rollstuhl enden! saß dann doch. Ich saß also auf der blöden Kante dieses unbequemen Geburtsbettes und hab versucht still zu halten. Die Anästhesisten haben sich Zeit gelassen. Schließlch haben sie mich ja schon vorher gefragt, ob ich eine will - was ich verneinte. Nun durfte ich ja ruhig ein bisschen leiden.
Nachdem das dann saß, hab ich eine gute halbe Stunde geschlafen.. kam mir länger vor. Aber egal, danach war ich wieder fit.
Dank PDA bekam ich dann noch einen Wehentropf. Also völlig sinnfreies Gegeneinander arbeiten.
Die bescheuerte Ärztin sagte dauernd nur noch was von: Nun müssen wir uns aber beeilen, draußen waren noch mehr, die gebären wollen. Ich dacht, ich bin im falschen Film. Wirklich. Also wurde mein Tropf noch höher eingestellt. Ging meiner Püppi scheinbar dann ZU schnell.
Sie steckte nämlich fest. Statt das dann mal ein wenig sanfter zu formulieren, kam von der Trulla nur ein: Nun aber los, sonst ist da nicht viel Chance.
Hätte ich nicht mit den Schmerzen zu kämpfen gehabt, hätte ich ihr wahrscheinlich in die beknackte Visage getreten.. Sorry. Aber dieser.. Oar!
Meine Hebi hat versucht mich zu beruhigen.. und schließlich war sie da. Sah zwar aus wie ein Schlumpf, dank der zweimal um den Hals liegenden Nabelschnur, aber sie war da. Und hat geschrien.
Da ich gerissen bin, wollte die Ärztin mich gleich nach der Plazenta nähen.. ohne zu fragen einfach zack, ran da. Tat weh. Ihr Kommentar? Ein Augenrollen und ein: Dann spritzen wir halt.
Als sie damit dann endlich fertig war, wurde ich zur 'getanen Arbeit' beglückwünscht - meinem Mann wurde gar keine Beachtung geschenkt.
Mit dem Zwergi war alles gut, also durfte.. oder nein, ich -musste- aufs Zimmer. Die Schwestern dort waren ganz okay. Aber eigentlich wollte ich nach Hause. Und das so schnell wie möglich. Abends hab ich was getan, wofür ich mich echt noch immer ohrfeigen könnte..
Ich hab mein Baby in den Schlafsaal zu den anderen Babys gebracht, weil ich durch die drei Tage schlaflos einfach fertig war.
Das Ende vom Lied: Zwei Stunden geschlafen, bis ich aufgeschreckt bin, weil ich dachte, sie würde weinen. Also bin ich mitten in der Nacht schön blutend rüber gejuckelt *g* War mir völlig schnuppe. Ich hab sie einfach wieder mitgenommen und dafür sogar noch 'Ärger' kassiert.
Ich wollte und habe gestillt. Was mir aber im KH auch verdorben wurde durch diese blöden Stillhütchen.. Plastik. Super. Es wäre auch so gegangen.. war ein hartes Stück Arbeit, was ich dank den tollen Hebammen aus dem Geburtshaus aber später auch noch gemeistert habe.
Mit zwei Monaten waren wir dann wieder im KH. Lungenentzündung dank verschluckter Milch.. Eine Woche. Im selben Krankenhaus. Gott, was hat mich das genervt. Mit 8 Monaten wieder im Kh, weil sie einen Stromschlag abbekommen hat. Zu der Zeit ist sie nämlich schon angefangen zu laufen. Wieder eine Woche dort. Und kurz nach.. ich bin gar nicht so sicher.. ich meine, es wäre kurz nach ihrem ersten Geburtstag gewesen.. da fingen die Panikattacken an.
Ich hatte Herzstolpern. .. und das steigerte sich schließlich immer und immer mehr. Zuerst hab ichs gar nicht wirklich wahr genommen.
Bis zum Kinobesuch vor..3 Jahren. Da hatte ich die 'erste' wirklich immense, bei der ich dachte, ich würde sterben.
Und seitdem.. ist es so geblieben. Mittlerweile ist es wesentlich besser. Aber ganz weg leider immer noch nicht..

Wenn ich abgelenkt bin, geht es mir gut..
Wenn ich zur Ruhe komme, 'sterbe' ich.
Um meine Tochter mache ich mir ständig Sorgen...
Ich versuche sie vor jeder Enttäuschung zu schützen, was eigentlich völlig schwachsinnig ist.
Ich versuche ihr alles zu ermöglichen, ja.. sie ist verwöhnt.
Und ich versuche meine Sache so gut wie möglich zu machen. Gegen jedes Vorurteil und jeden Widerstand.
Und ich würde sagen, dass es uns ganz gut gelungen ist.
Wir haben ein wundervolles, herzliches und höfliches Kind an unserer Seite..

Und wer das nun alles liest... Hut ab.

- Fazit,.. vllt stimmt die These, dass es mit Geburt und Schwangerschaft zusammen hängen kann... sicher bin ich aber nicht.

Liebe Grüße

25.09.2015 09:16 • 18.10.2015 #1


3 Antworten ↓


Vergissmeinicht
Liebe Pusteblume,

danke für das Niederlegen Deiner Zeilen. Nun, die Schwangerschaft und die Zeit danach waren ja mit vielen Auf und Abs verbunden. Denke schon, das da was in Deinem Unterbewusstsein hängen gelieben ist.

Sind die Panikattacken auszuhalten oder hast Du Therapie gemacht? Die Kleine kommt nun bald in die Schule, rechne ich zurück. Kannst Du loslassen?

25.09.2015 11:13 • #2


A


Nach der Geburt fing alles an !?

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Icefalki
Meine Diagnose für dich würde lauten: du willst alles super richtig machen. Kontrolle behalten, ein Leben gilt es zu beschützen und dir sind die Risiken, dass das nicht geht, auch bewusst..

Und im Krankenhaus wurde über dich bestimmt. Das magst du nicht.

Ergo stehst du unter Dauerstress und Angst..Angst vor Unbill, Angst vor dem Ungewissen, was deiner Kontrolle entgleiten könnte.

Verstehe mich nicht falsch.

Aber du hast das Heft in der Hand. Und im Hintergrund ist die Angst, dass dir das entgleiten könnte. Und das kannst/willst du nicht zulassen.

ich meine das alles nicht böse, verstehe mich bitte nicht falsch.

Aber da das evtl. deine Angst auslöst, wäre es vielleicht ein Ansatz, am Loslassen in Bezug auf Kontrolle, nachzudenken.

25.09.2015 19:28 • #3


Pusteblume8912
Nun schaffe ich es auch endlich mal hier.
Die letzten Wochen waren schon wieder... noja.

Was eure Ansätze angeht.. Da muss ich klipp und klar sagen.. ihr habt so Recht.
Ich hab es tatsächlich schwer, los zu lassen.
Ganz zu Beginn war es sogar so schlimm, dass sie niemand auf den Arm nehmen durfte, außer meiner Mutter. Und meinem Mann natürlich. So müde und platt ich war.. Ich konnte das nicht.
Genauso wie die 'ich möchte mal woanders schlafen' Sache..
Meine Püppi hat früh angefangen zu quatschen - und dementsprechend kamen da auch recht fix die Wünsche, mal bei der Omi zu übernachten. Selbst das fiel mir wahnsinnig schwer..
Ich versuche immer die Balance zwischen zu viel und zu wenig zu finden. Nur glaube ich, dass es mir manchmal nicht gelingt.
Einerseits ist meine Tochter super selbstständig mit ihren 5 Jahren - in meinen Augen.
Andererseits reicht das aber alles noch nicht - in ihren.
Wenn ich darüber nachdenke, was ich mit 5 so gemacht habe... Dann kann ich heute nur noch mit dem Kopf schütteln. Mit 5 sind wir schon allein durchs Dorf getingelt, zum Kiosk und zurück.. allein auf den Spielplatz, ect.
Und dann denke ich mir gleich wieder: In der heutigen Zeit dein 5 jähriges -Mädchen- allein auf den Spielplatz schicken? Niemals!
Wir wohnen in der Stadt.. hier ist immer viel los. Bla bla. So laufen die dafür/dagegen Listen in meinem Kopf ab.

Wenn ich mich manchmal mit anderen Müttern unterhalte, denke ich mir dann allerdings doch oft: Oh ha. Mein Kind ist zu schnell zu groß geworden.
Denn ja,.. andere Mamis sind teilweise schlimmer als ich.
Aber ich weiß, dass es bei mir dann und wann wirklich krass ist.. und es stört mich selbst.
Wenn sie woanders schläft, schlafe ich kaum bis gar nicht, aus Angst, ich höre das Telefon nicht..
Und mittlerweile habe ich Sorge, dass ich diese Angst auf sie übertrage - was ich natürlich eigentlich zu vermeiden versuche.
Sie äußert oft, dass sie Dinge allein tun will. Und ich lasse sie, solang ich es mit mir vereinbaren kann..
Sie darf (oh weia,.. klingt wie komplett Überwachung. ) allein in den Klavier-Unterricht, allein in den Sport. Bringen und abholen mache ich natürlich..

Eine Therapie habe ich gemacht, ja.
Da standen aber eher die Panik und Angst im Vordergrund.. und er hat mich immer liebevoll als Glucke bezeichnet. Seitdem versuche ich es.. es fällt mir nur echt schwer...

18.10.2015 21:57 • #4





Dr. Reinhard Pichler