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Hallo,
ich lese normalerweise immer nur mit hier indiesem Forum, doch seit vier Tagen beschäftigt mich ein Thema dermassen, dass ich nicht richtig klar denken kann. Meine Oma ist vor 5 Tagen verstorben, das Verhältnis war nicht sehr intensiv....sie wäre gestern 83 geworden und war sehr krank. Sdie sah schon im Krankenbett sehr zerfallen aus und nicht so, wie man sie zu ihren fitten Zeiten gekannt hat.
Ich mache mir nun seither die Gedanken, ob ich sie nochmal sehen soll oder nicht. Nicht zum Verabschieden, denn sie hat mich letztesmal mit einem herzlichen Handkuss verabschiedet....sondern eher um die Erfahrung mit dem Tod zu machen und mir eventuell auch etwas die Angst davor zu nehmen. Ich bin eine Angstpatientin...male mir vieles schon vorher aus, bevor es überhaupt passiert ist....was wäre wenn usw.
da frage ich mich zum Beispiel, bringt es mich weiter, wenn ich das mache, sehe ich dann den Tod als etwas Natürliches, oder sogar dann als etwas Schönes, was mir dann schon wieder angst bereitet, denn der Tod ist ja nichts schönes....oder bekomme ich dann die Bilder nicht mehr aus meinem Kopf und bereue es vlt, das gemacht zu haben.....?Ich habe die letzten Tage kaum was gegessen, habe Durchfall und kann nicht schlafen, nur weil ich ir solche Gedanken deswegen mache....ich muss auch dazu sagen, dass ich bei der Urnenbestattung nicht dabei sein werde, da ich im Urlaub bin....vlt ist das auch noch ein Auslöser, warum ichmir solche Gedanken mache...
Morgen wäre die letzte Möglichkeit dazu, sie nochmal zu sehen oder die Erfahrung zu machen....
was sind denn eure meinungen, Erfahrungen...

25.08.2015 20:31 • 28.08.2015 #1


29 Antworten ↓


Hallo Yvonne,

Also bei mir sind im Moment zwei enge Familienmitglieder gestorben die ich innig geliebt habe. Meine Oma mit 73 Jahren an Krebs und meine Stiefmama mit 58 Jahren an ALS.

Oma hatte 2 Tage vor ihrem Tod eine Gehirnblutung. Wir haben ihr in der Dämmerphase (sie kam nie mehr zu Bewusstsein) den Schweiss abgetupft, ihr die Haut eingecremt mit Ölen, den Polster aufgeschüttelt. Obwohl ich auch ein Angstpatient war, war das für mich eine unglaublich wertvolle Zeit - ich konnte diesem geliebten Menschen noch etwas geben, konnte ihr beistehen und mich verabschieden.
Ich bin dankbar für die 2 Tage die wir noch hatten. Sie starb friedlich, auf einmal war die Atmung weg. Dann wurde sie immer kälter und man hat gemerkt - der Mensch ist weg. Das ist sie nicht mehr.


Bei Stiefmama war es genauso. Ein letzter Atemzug im Nahezu-Koma. Dann war es vorbei. Wir haben sie verabschiedet, und es war auch wichtig sie da noch zu sehen. Ihre Hände zu streicheln. Mit ihr zu sprechen. Es hilft einem auch selber. Niemals, niemals würde ich diese Stunden missen wollen. Ich hätte immer das Gefühl gehabt ich hätte sie im Stich gelassen. Niemand sollte alleine sterben.


Der Tod ist nichts schlimmes. Er war immer friedlich. So entgültig, aber irgendwie... befreit. Keine Sorgen und Krankheit mehr.


Ob es dir hilft deine Oma noch einmal zu sehen kann ich nicht sagen. Ich hatte das Bedürfnis bei meinen Sterbenden zu sein weil ich sie geliebt habe. Angst haben brauchst du sicher nicht.


Die katholischen Begräbnis-Rituale sind grausam an sich - es wird immer wieder aufgerührt, ein Grab ist für mich kein Platz der Andacht. Wenn ich die Namen auf den Steinen lese wird mir schwer ums Herz. Ich sehe die Menschen die ich verloren habe im Garten am Tisch sitzen, auf Fotos wie wir Spaß hatten und gelebt haben. Oma auf ihrem Lieblingsplatz in der Küche, an der Ecke neben der Spüle. Nicht in der Erde, begraben... Ich gehe nie auf den Friedhof, nicht weil ich Angst habe sondern weil er mich traurig macht. Zuhause denke ich nur an die schönen Erinnerungen.


Ich denke der Tod wird heute zu sehr tabuisiert, es ist nicht mehr natürlich. Früher war es anders. Meine Urgroßeltern wurden 36 Stunden daheim aufgebahrt, alle Nachbarn kamen und verabschiedeten sich. Da war es normaler als Heute. Das Ungewisse macht Angst.


Schau es dir mal an - du kannst ja jederzeit abbrechen wenn du willst?

LG
Bunnygucker

A


Meine Oma tot nochmals sehen oder nicht?

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vielen dank für die schnelle Antwort....ich habe schon immer Angst vor dem Tod gehabt...die meisten die vonmir gegangen sind, gingen zu früh oder eines unnatrülichen Todes.....aber meine Oma schlief friedlich ein....für mich kam es bisher nie in Frage, den Toten nochmals zu sehen, aber jetzt ist da irgendwie so ein gefühl....wie engelchen und teufelchen......engelchen sagt: tu es, du wirst sehen, es ist etwas ganz natürliches, du brauchst keine angst haben.....teufelchen sagt: pass bloss auf, die bilder werden dich dein leben verfolgen , du sirst vlt damit nicht klar kommen...
und das zerreist mich momentan...meine mama würde mit mirmitgehen, sie sagt, sie sieht nicht schlimm aus, als ob sie schläft....ich habe aber eben auch angst, dass es für mich nachher ein schöner anblick ist und ich den tod event. gar nicht mehr schlimm finde....
und dazu kommt noch, dass ich an der urnenbeisetzung nicht da bin...es keinen gottesdienst mehr gibt vorher...

deine Worte machen mir Mut...ich denke auch, früher war ich einfach zu jung...jetzt bin ich 39 und es gehört auch irgendwie zum leben dazu...und gerade weil es ein natürlicher Tod war denke ich,komme ich eher damit klar....wobei es wahrscheinlich immer anders sein wird...das ist mir schon bewusst...du hast recht, das ich nicht weiss wie es sein wird, das macht mir angst...

hör auf das engelchen.

mich verfolgen die bilder nicht. es ist irgendwie unwirklich - aber nicht beängstigend. denn der mensch ist nicht mehr da, nur die hülle. das merkst du sofort, ohne worte...

den tod nicht schlimm zu finden und denoch nicht sterben zu wollen ist doch zwei paar schuhe. das leben hat so viel zu bieten, das will man doch nicht aufgeben. ein natürlicher instinkt.

warum willst du es unbedingt wenn das verhältnis nicht intensiv war? als eine art konfrontationstherapie? mir hat es geholfen weil diese menschen säulen in meinem leben waren. ich hätte sie niemals gehen lassen ohne ihnen noch einmal meine liebe zu beweisen. das ist wirklich eine sehr individuelle entscheidung.

Hallo
Ich kenne dieses Problem sehr gut.
Auch ich habe vor 3Jahren meinen geliebten Papa verloren auch ich stellte mir die Frage ob ich ihn noch mal sehen möchte.
Ich muss dazu sagen das ich bei ihm war als er seinen letzten Atemzug machte.
Er war erst 74Jahre alt geworden,und er war immer einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben.
Als es darum ging wer ihn nochmal sehen wollte habe ich das aus dem Gefühl entschieden.
Ich habe ihn noch einmal gesehen aber es war nicht mein Papa es war nur seine Hülle mit diesem Gedanken habe ich es geschafft.
Selbst wenn ich jetzt auf den Friedhof gehe denke ich noch so sonst wäre ich dazu nicht in der Lage.



Lg

ehrlichgesagt, meine andere oma an der hänge ich nicht so. sie war nicht sehr nett zu uns, eigentlich hat sie ziemlich was auf dem kerbholz. hat mich geschlagen. ich denke ich würde ihr nicht beistehen wollen -sie nicht mehr sehen wollen. sie berührt nicht mein herz.

deswegen - sehr individuelle entscheidung. tue es nicht weil du das gefühl hast du MUSST, nur wenn du das BEDÜRFNISS hast.

weil es für mich eben jetzt die möglichkeit gibt, die erfahrung zu machen und da es ein natürlicher tod ist...ich habe meine oma bis zuletzt am krankenbett besucht, gefüttert, sie eingecremt....sie war halt doch meine oma, aber das verhältnis war eben nicht so intensiv wie man das vlt gerne hätte als enkelin...ich habe schon bei so vielen beerdigungen gesessen und mir gedanken gemacht, wie es davor ist...wie die situation in einer leichenhalle ist und immer angst davor gehabt....der tod hat mir immer angst gemacht, weil es eben mein onkel mit 39 und herzinfarkt war, meinopa viel zu früh mit 59, mein klassenkamerad ertrunken oder bei nem autounfall ums leben gekommen...ich weiss nicht wie ich es erklären soll...weiss auch nicht,ob man das versteht, was ich meine

...ich mache mir eher gedanken darum, ob mir das hilft, dem tod nicht mehr so ängstlich gegenüberzustehen....es einfach als etwas natürliches dann zu sehen...

dann geh hin und mache die Erfahrung. Berichte uns dann.

ich bin gespannt wie ich mich entscheiden werde....im moment habe ich so mit anspannung zu kämpfen...

das ist weil du dich noch nicht entschieden hast. die angst vor der entscheidung ist schlimmer als alles andere.

entscheide dich - und dann geh den weg. das ist eine große erleichterung.

ja da hast du wahrscheinlich recht...ich werde hingehen und dann sehen wie es ist...hab meine mama mit dabei
und sie sagte heute, als ich gefragt habe, wenn ich es dann doch nicht kann....dann gehen wir eben wieder...
ich denke sie wird mich da gut unterstützen...es ist ihre schwiegermama

vielen dank an euch beide...es tut gut sich mit irgendjemandem auszutauschen

Zitat von yvonne76:
ja da hast du wahrscheinlich recht...ich werde hingehen und dann sehen wie es ist...hab meine mama mit dabei
und sie sagte heute, als ich gefragt habe, wenn ich es dann doch nicht kann....dann gehen wir eben wieder...
ich denke sie wird mich da gut unterstützen...es ist ihre schwiegermama

vielen dank an euch beide...es tut gut sich mit irgendjemandem auszutauschen


Ich finde das prima das du gehen willst ,ich könnte mir sogar sogar vorstellen das du dir vielleicht Vorwürfe machst wenn du es nicht machst aber das entscheidest du ganz alleine und du hast ja auch deine Mama dabei das gibt Kraft ...egal wie du dich entscheidest -du schaffst das -achja schönen Urlaub

Yvonne, einen toten Menschen zu sehen, bringt sehr viel Gedanken hoch.

Einen Sterbenden in den Tod zu begleiten ist dagegen anders.

Ich kann das jetzt schlecht beschreiben, aber dabeisein, quasi den Übergang zu erleben ist ein Verabschieden, ein Begleiten, ein Loslassen..

Einen Toten zu betrachten hat mich mehr aufgewühlt, als das Sterben selbst.

Aber insgesamt gehört dieses Thema zum Leben dazu.

Wenn du du deine Oma nochmals ansehen wirst, kommen die Erinnerungen an sie hoch und dann das Bewusstsein, dass wir alle einmal gehen müssen und wie du mit diesem Thema umgehen kannst, weiß ich nicht.

Tote selbst sehen friedlich aus, es sind unsere eigenen Gedanken, die uns dann beschäftigen..

vielen dankan euch.....ich habe eigentlich keine angst, meine oma so zu sehen, denn sie schlief schon die letzten tage vor ihrem tod nur noch und so sieht sie anscheinend jetzt auch aus ....ich hab eher die angst, den tod zu spüren, zu erleben...mache mir so gedanken wie das sein wird...wie ich damit umgehe, etc....diese erwartungsangst...wie ist was wenn....vlt kennt ihr das....ich denke ich bin schon gefasst, aber wie vorhin schon geschrieben wurde....es ist die ungewissheit...aber ich denke ich werde es bereuen, wenn ich es nicht versucht habe, denn es gehört wie ihr sagt, dazu

Als mein Papa Damals gestorben ist, sind wir alle hingefahren, es war für mich daserste Mal einen Toten zu sehen. Aber das war gar nicht schlimm, weil er auch so aussah, als ob er schlief. Es war für mich ein schönes Gefühl, ihn nocheinmal zu sehen und bei ihm zu sein. Ich habe ihn sehr geliebt.
Ich glaube (so ist es bei mir) wenn ich mit etwas hadere, dann muß ich es machen. Ich werde dann immer ganz unruhig. Du wirst die Ruhe finden, wenn Du da warst, bei Deiner Omi. Wenn Du nicht gehst, wirst Du sagen, wäre ich mal gegangen, glaube ich.
Ich wünsche Dir alles Liebe und vielen Dank für die tollen Antworten.

Der Abendschein

Yvonne, eigentlich solltest du es wagen. Dann kannst du dich damit beschäftigen, und nicht mit dem was wäre wenn.

Und sich Gedanken über die Vergänglichkeit unseres Seins zu machen, es direkt zu sehen, könnte auch ein Schubs ins Leben geben.

ich war zuerst sehr unsicher, ob ich das Thema hier reinschreiben soll...aber ich habe die ganze zeit nur andere Threads über solche Erfahrungen gelsen, aber eben nicht mein Fall, jetzt bin ich ganz froh darüber.....ihr helft mir da schon sehr, muss ich schon sagen und ich glaube auch, dass es besser für mich ist, hinzufahren....ich bin erwachsen genug, um solche Erfahrungen zu machen...und wenn es dann doch nicht geht, bin ich stark genug um auch nein zu sagen...wenn ich es nicht mache, wird dann trotzdem die frage bleiben...so hab ich dann antwort

Vielen lieben Dank an euch
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Und wenn du es getan hast, oder auch nicht, wir sind gerne für dich da.

Wenn du Erfahrung mit dem Tod machen willst dann gehe lieber in die Pathologie und schau dir Unfall Opfer an. Das ist bestimmt nicht so schlimm die Erfahrung da du das Opfer nicht kennst. Anders als beim Familien Mitglied. Da wäre die Erfahrung schlimmer denke ich mir mal.

Meine Oma ist mit 82 bei uns zuhause gestorben, nachdem sie von meiner Mutter gepflegt wurde. So habe ich zwangsläufig ihren Verfall, ihr tagelang dauerndes Sterben miterlebt und sie tot gesehen. Ich hätte liebend gern auf all das verzichtet.
Jemand, der eines natürlichen Todes an Altersschwäche stirbt, sieht nicht aus, als ob er schläft. Der Kopf sieht aus wie ein Totenkopf, der Mund offen zu einem kleinen Loch zusammengezogen und total eingefallen. Es sieht genauso aus wie auf dem Bild Der Schrei von Munk. Und wenn die Person schon 5 Tage tot ist, trägt das nicht gerade zur Verschönerung bei, zumal die Verwesung schon im Gange ist. Ich würde mir das nicht antun.

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Dr. Reinhard Pichler
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